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sBBiGooi^le
sBBiGooi^le
sBBiGooi^le
D.qil.zMBlG001^le
LEHRBUCH DER CHEMISCHE^^
TECHI^OLÖGIE DER ENERGIEN
HANNS T.JÜPTNEE^.^ Joi^nto'
I. BAND:
DIE CHEMISCHE TECHNOLOGIE DER
WÄRME UND DER BRENNMATERIALIEN.
ERSTER TEIL:
WÄRMEMESSUHG, VERBRENNUNG UND
BRENNMATERIALIEN.
r ^ OFTHf ^
UNIVERSITY 1
X^MrOBN^^.^ MIT 118 ABBILDUNGEN.
LEIPZIG UND WIEN.
FRANZ DEUTICKE.
1906.
D.qil.zMBlG001^le
VerUgfr-Ni. 1108.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Vorwort.
Der Gedanke, welcher dem vorliegenden Buche zu. Grunde
liegt, ist im ersten einleitenden Kapitel ausführlich auseinander
gesetzt. Er ist dem Wunsche entsprungen, den Unterricht in der
chemischen Technologie an technischen Hochschulen möglichst so
zu gestalten, daß bei den Hörern der technische Geist und das
selbständige technische Denken entwickelt werde. Ob dieser Zweck
T— wie der Verfasser w&nscht und hofft — erreicht wurde, wird
am besten der Erfolg lehren I'
Der erste Band umfaßt die Technologie der Wärme : die Brenn- '
materialien, die Feuerungen und die Kälteindustrie. Erstere beiden
Themen wurden einerseits wegen ihrer hohen technischen Wichtig-
keit, anderseits aus dem Grunde ausführlicher behandelt, weil hier
besonders Gelegenheit geboten ist, den Geist durch Beurteilung
von Vor- und Nachteilen und Abwägung derselben für einen
gegebenen Fall, technisch zu schulen.
Möge das Buch seinen Zweck, die Heranbildung tüchtiger
chemischer Techniker, erfüllen, und eich auch unter den bereits in
der Praxis stehenden Fachgenossen Freunde erwerben,
Wien, im Juni 1905.
Der Verfasser.
^aovGoOt^lc
sBBiGooi^le
Inhaltsverzeichnis.
Einfuhrung.
I. Eapitd: AllffemNOM * 1
S. , Die Ener^en - 13
L Bnch: Die chemische Technologie der Wärme
ond der Brennstoffe. 3^
I. Teil: W&rmemeBSiing, VerbrenDan; nnd BrenDmaterialien 39
I. K^iitell Die Measimg hoher TempeT&tnxeii (Pjrometrie) 39
pTTometrie (Fortaetznog) 55
Pjrometrie (Schluß) 70
, VeibrennaugflirKnue und ihre BestimmaDg 94
Indirekte Methoden znr BeslimmnDp der VerbienDQOKBwKrlne 114
UnvallsUndig^ Yerbrennunp 122
VerbremiaDgateiupei'atni' ■ 131
Brenn msterialieo (AUgemeinea) 144
Holi 149
Koasile, fesle BieuoBtoffe (AUgemeinea) 16S
Torf 176
Braunkohlen ■ . . ISS
Steiokoblea nnd Anthruit 194
Künstliche feste Brennstoffe !14
Hotzkoble 218
Torfkohlen, Koke ond Briketts S42
Veikokongiapparate 268
niiBsige Brennstofle 269
Oaaflttmige Brennstoffe S7S
OeneratoT- oder Lnftgas 276
Wasaergas 301
Hiachgaa, Gichtgas und regenerierte VertirenDiuigsgsse . . . 323
Apparate xar technischen Gewinnang von Heizgasen .... 328
sasiGoOi^le
sBBiGooi^le
sBBiGooi^le
JJ Allg«meineB.
Werkzeuge (im weitesten Sinne genommen). Da handelte es
sich nun zunächst darum, aus den von der Natur gebotenen mine-
ralischen, päanzlichen und tierischen Stoffen das för bestimmte
Zwecke geeignetste Material auszuwählen, wodurch seine Kennte
nisse von der Natur eine wesentliche Erweiterung erfuhren. Da sich
aber nicht überall jenes Material vorfand, das für seine Werkzeuge
und Geräte, etc. besonders geeignet war, mußte der Mensch trachten,
dasselbe aus jenen Orten zu beziehen, an welchen es vorkam, und
damit entstand der Handel und Verkehr.
Einen ganz enormen Kultnrfortschritt bedeutete es, als der
Mensch das Feuer zu benützen lernte; es ist dies ein Fortschritt,
der für uns deshalb von besonderem Interesse ist, weil mit ihm
die chemische Industrie ihren ersten Anfang nahm. Hieran knüpft
sich dann weiter die Herstellung von gebrannten Tongefäßen —
also die Anfänge der Keramik — und die Metallgewinnung, die
Metallurgie, beide gleichfalls von hervorragendster Bedeutung
für die Entwicklung der Kultur, weil sie Materialien lieferten, die
zur Herstellung von Waffen und Geräten mannigfachster Art be-
sonders geeignet sind.
In anderer Richtung schlössen sich hieran — um nur bei den
chemisch- technischen Forischritten zu bleiben — die Zubereitung
von Speisen durch Kochen, Braten und Backen, die Herstellung
alkoholischer Getränke durch Gärung, die Anwendung der Gärung
beim Brotbacken, das Gerben, Färben u. s. w.
Anfangs lebte jeder Mensch allein oder höchstens zu kleinen
Familien vereint. Mit wachsender Kultur, namentlich mit dem
Auftreten von Viehzucht und Ackerbau, welche das Zusammenleben
mehrerer Menschen auf die Dauer gestatteten, weil sie denselben
die notwendigsten Lebensbedürfnisse sicherten, entstanden zunächst
durch das Beisammenbleiben verwandter Familien, die Stämme,
und aus. diesen allmählich die Völker. Hiedurch war aber auch
die Möglichkeit der Arbeitsteilung geboten, indem sich die
einzelnen Mitglieder solcher Familiengruppen oder Stamme, ihrer
Neigung und besonderen Geschicklichkeit entsprechend, der Lösung
bestimmter Aufgaben zuwendeten. So entstanden allmählich im
Verlauf der Jahrtausende die verschiedenen Stände und Gewerbe.
Diese Gewerbe aber waren der erste Keim, aus welchem sich die
heutige Technik und Industrie entwickelte.
Solange im Mittelalter die Scholastik herrschend war, gab
es zwar einzelne Gewerbe, welche meist nach alt vererbten, oft
geheim gehaltenen Rezepten arbeiteten; aber es gab noch keine
eigentliche Technik im heutigen Sinne; ja es konnte auch keine
geben, weil die damalige Art zu denken, die sich auf relativ wenige.
^aovGoOt^lc
oft recht mangelhafte und zusammenhangslose Beobachtungen stützte
und die von unserer heutigen, auf naturwissenschaftlicher Grund-
lage beruhenden Denkweise himmelweit verschieden war, einen
zielbewußten Fortschritt der Gewerbe, also die Entvricklung einer
rationellen Technik kaum möglich machte. Erst das Zeitalter der
Humanisten brachte da eine Wandlung, indem es uns zur Be-
trachtung der Natur zurückführte und so das Denken in moderne
Bahnen leitete.
Natürlicherweise konnte sich dieser Umschwung nur sehr
langsam vollziehen, denn einerseits gibt es für einen Menschen,
der nicht von Jugend auf daran gewöhnt ist, kaum eine schwie-
rigere Aufgabe als die, richtig beobachten und diese Beobachtungen
richtig überdenken zu lernen, und anderseits bildeten die Gelehrten
damals, ganz ebenso wie die Gewerbe, eine eigene, streng
abgeschlossene Zunft, und es mußte naturgemäß lange dauern,
bis die zwischen beiden gähneiide Kluft teils ausgefüllt, teils
überbrückt wurde, so daß Gewerbe und Wissenschaft Hand in
Hand gehen konnten.
Zunächst mußten sich die Wissenschaften selbst entwickeln,
bevor sie auf die Gewerbe befruchtend einwirken konnten ; doch
stellten sich — wenigstens in einzelnen Richtungen — gar bald
Wechselbeziehungen her, die wesentlich dazu beitrugen, die erwähnt«
Kluft zum Verschwinden zu bringen und Wissenschaft wie Gewerbe
zu fördern. Hieher gehören, um nur einige wenige Beispiele anzu-
führen, die Buchdruckerkunst, welche den geistigen Verkehr
förderte und wesentlich zur Hebung der Volksbildung beitrug, so wie
die Erfindung der Dampfschiffe undEieenbahnen, welche einen
regen persönlichen Verkehr der Völker hervorriefen und den Handel
zu einer Weltmacht erhoben, wodurch der Industrie auf der einen
Seite neue Absatzgebiete erschlossen, auf der anderen aber eine
Konkurrenz wachgerufen wurde, die zu Verbesserungen zwang. —
Diese Erfindungen selbst aber mußten schon eine Entwicklung
einzelner technischen Fächer hervorrufen, die wieder dem Ganzen zu
gute kam.
Auf diese Weise entstand im Verlaufe des vorigen Jahrhundertes
allmählich die moderne Technik, es entstanden die technischen
Wissenschaften, und was der Anfang des 19. Jahrhundertes
langsam entwickelt hatte, ent^tete sich am Ende desselben zu
einem stolzen Baume, unter dessen Schatten und von dessen Früchten
heute die ganze kultivierie Menschheit lebt. Der enorme Auf-
schwung der heutigen Technik aber beruht nur auf
der richtigen praktischen Verwertung der Natur-
wissenschaften.
^aovGoOt^lc
4 ÄUgemeinM.
Aber während es früher die WisBenschaften waren, welche die
Technik be&nchteten, hat sich heute die Sachlage bereits teilweise
umgekehrt! Freilich wird auch heute noch — und zwar in einem
Maße, wie in keiner früheren Zeitperiode — jede neue wissen-
schaftliche Entdeckung sofort von der Technik aufgegriffen und
praktisch verwertet; aber es mehren sich auch von Tag zu Tag
die Fälle, wo der Techniker selbst genötigt ist, zur Lösung einer
technischen Aufgabe wissenschaftlich zu arbeiten, zu forschen, ja
auch wissenschaftliche Entdeckungen zu machen.
Hieraus ergeben sich von selbst die Anforderungen, welche
man heute an einen tüchtigen Techniker stellen muß und auch
wirklich stellt.
Er muß gründliche wissenschaftliche Vorbildung besitzen und
selbständig wissenschaftlich arbeiten können; er soll aber auch
praktische Erfahrungen sammeln, wozu ein gut ausgebildetes
Beobachtungsvermögen gehört, und er muß die Fähigkeit besitzen,
die Lehren der Wissenschaft ins Praktische umzusetzen, d. h. sie
praktisch zu verwerten. Zu diesem Zwecke aber muß er nicht nur
wissenschaftlich, sondern auch technisch denken können
und das ist nicht ganz dasselbe!
Wir haben früher gesehen, wie sich die zünftigen Gewerbe
allmählich in die moderne Technik und Industrie umwandelten.
Wie alle großen Umwandlungen, konnten sich auch diese nicht
schmerzlos vollziehen und so entstand der Gegensatz zwischen
Kapital und Arbeiterschaft, der Kapitalismus und der Sozia-
lismus. Zwischen dem Kapitale, das die Möglichkeit schafft, große
Industrien ins Leben zu rufen und den Arbeitern, welche in erster
Linie die Kraft repräsentieren, die in der Industrie produzierend
auftritt, steht der geistige Leiter, der Ingenieur in der Mitte. Neben
der geistigen Leitung fällt ihm somit auch die Aufgabe zu, nicht
allein die Disziplin, also den geordneten Gang des Unternehmens
aufrecht zu erhalten, indem er tätig ist, sondern auch ausgleichend
und vermittelnd zwischen diesen Gegensätzen zu wirken. Das ist
weder eine leichte noch angenehme, aber eine sehr wichtige Auf-
gabe! Ihre Lösung erfordert festes Auftreten nach beiden Rich-
tungen, ja manchmal scheinbare Härte; daneben aber ein warmes
Herz und den eifrigen Wunsch, die Ursachen zu ergründen, die den
Bestrebungen auf beiden Seiten zo Grunde liegen.
Jeder Arbeiter, auch der geistige, der Ingenieur, will mit Recht
seinen Lohn und es ist begreiflich und völlig gerechtfertigt, daß
auch der Kapitalist, der einem Unternehmen sein Vermögen leiht,
davon einen Gewinn haben will und darin liegt die Hauptursache
der auftretenden Gegensätze. Aber auch das industrielle Unternehmen
^aovGoOt^lc
AHg^meinei. 5
ala solches soll und muß etwas erwerben. Es muß Kapitalien
sammeln, um gegen unvorhergesehene Ereignisse geschützt zu sein,
um Neueinrichtungen treffen zu können, wenn eine bedrohliche
Konkurrenz auftritt u, s, w. Jede Industrie muß daher bestrebt sein,
einen Gewinn zu erzielen. Soll daher die Leitung eines technischen
Unternehmens in der Hand des Technikers bleiben, so muß dieser
auch in kaufmännischen Fragen an Hause sein. Hiezu kommen
noch volkswirtschaftliche Fn^n von größter Bedeutung,
in denen er mitzusprechen nicht bloß befugt, sondern auch be-
Jede Industrie, also auch die chemische, braucht Gebände,
Apparate, Maschinen, Verkehrsmittel etc. und der rich-
tige technische Chemiker muß auch von diesen etwas verstehen.
Das liegt nicht allein im Interesse der Industrie, sondern auch in
seinem eigenen Standesinteresse, weil sonst nicht nur die oberste
Leitung in die Hand des Kau&nannes fallt, sondern ihm auch beim
Betrieb andere Techniker vorgezogen werden können. Letztere Ge-
fahr ist gar nicht unbedeutend, da gerade gegenwärtig — von
Amerika ausgehend — wo Mangel an Arbeitskräften und hohe Löhne
dazu zwingen, das Bestreben vorherrscht, durch gute mechanische
Einrichtungen die Betriebskosten möglichst zu verringern.
Ebenso, wie für die Erhaltung der Maschinen und Apparate,
ist aber auch für die Erhaltung des Menschenmaterial es — die
Arbeiter — Sorge zu tragen. Hieher gehören die verschiedensten
Wohl fahrt Seinrichtungen (Spitäler, Bäder, Schulen, etc.), die
namentlich bei der deutschen Industrie hoch entwickelt sind und
die wieder mancherlei spezielle Kenntnisse erfordern.
Hiezu kommt noch eine letzte wichtige Eigenschaft des Tech-
nikers : die Fähigkeit kaltes Blut zu bewahren, eine Eigenschaft,
von der oft nicht allein bedeutende Werte, sondern auch zahlreiche
Menschenleben abhängen können und die noch eine zweite wich-
tige Eigenschaft mit sich bringt, nämlich den Mut, der in Augen-
blicken der Gefahr nicht blindlings und tollkühn dreinfahrt, sondern
— alle Möglichkeiten rasch erwägend — rettet, was zu retten ist!
Wie aus dieser Übersicht hervorgeht, ist es ziemlich viel, was
heute von einem Techniker verlangt wird, und es entsteht nun
die Frage, in welcher Weise der technische Chemiker alle diese
Eigenschaften und Kenntnisse erwerben kann.
Kaltes Blut und Charakterfestigkeit sind Eigenschaften, die
sich jeder selbst erwerben muß, die also weiterhin außer Betracht
fallen. Aber auch praktische Erfahrungen kann keine Schule und
kein Lehrer, also auch kein Lehrbuch vermitteln, denn diese prak-
tischen Erfahrungen besteben nur zum kleinsten Teile aus Erfahrungs-
^aovGoOt^lc
tatsachen, die ja allerdings in Spezialwerken aufgeführt werden
müssen, sondern weit mehr in der Fähigkeit, diese Erfahrungs-
tatsachen anzuwenden und nutzbar zu verwerten. Das lernt man
am besten in der Praxis selbst und hiezu gehört in erster Linie
©in offenes Auge, Das was in dieser Richtung der Unterricht zu
leisten vermag, besteht in der Anregung zum technischen Denken,
worauf wir gleich nochmals zurückkommen wollen.
Hingegen ist es Aufgabe der Schule, den Hörern eine möglichst
gründliche wissenschaftliche Vorbildung zu geben, d. h.
ihnen, soweit es die Zeit erlaubt, eine gediegene theoretische
Basis zu bieten, auf der sie dann selbst weiter aufbauen können;
dieselben aber auch zu selbständigem wissenschaftlichen Arbeiten,
zum selbständigen wissenschaftlichen und technischen Denken
anzuleiten, das Beobachtungs- und Urteilsvermögen zu kräftigen
und — soweit es die Verhältnisse erlauben — an Beispielen zu
aeigen, in welcher Weise man die Lehren der Wissenschaft in der
Praxis nutzbar machen kann.
Freilich ist auch diese Aufgabe nicht so leicht zu lösen als
es im ersten Augenbhck vielleicht erscheint. Vor allem ist die Zeit,
welche beispielsweise an den Hochschulen für die Vorlesungen über
chemische Technologie zu Gebote steht, so kurz, daß es ganz un-
möglich ist, alle hieher gehörigen Industriezweige nur einiger-
maßen erfolgreich zu besprechen. Bei solchen Vorlesungen können
somit nur jene Zweige der chemischen Technologie eingehend be-
sprochen werden, die entweder von hervorragender industrieller
Bedeutung sind (wie Brennstoffe, technische Feuerungen, chemische
Großindustrie, Eisen, etc.) oder die zur Ausbildung der früher er-
wähnten Eigenschaften des Technikers besonders geeignet erscheinen.
Dabei wird es im allgemeinen gut sein, auf die Besprechung der
theoretischen Grundlagen der verschiedenen Prozesse das Haupt-
gewicht zu legen und sich bei Besprechung der Apparatur etc. auf
die wichtigsten Typen zu beschränken, wobei es manchmal vor-
kommen kann, daß als solche typische Beispiele nicht die neuesten,
sondern auch ältere Konstruktionen gewählt werden, wenn sie den
typischen Charakter deutlicher erkennen lassen.
Wenn diese Grundsätze auch für die Abfassung eines Lehr-
buches der chemischen Technologie gelten, so hat man hier doch
einen etwas weiteren Spielraum, da bei einem solchen gerade in
Bezug auf die Auswahl der verschiedenen Industrien kein solcher
Zwang zur Beschränkung besteht, wie bei Vorlesungen. Freilich
soll auch ein derartiges Lehrbuch, das ja in erster Linie zur Er-
gänzung der Vorlesungen bestimmt ist, nicht zu umfangreich werden
und es kann nie mehr bieten als eine Enzyklopädie.
^aovGoOt^lc
Ällgem eines. 7
Einem Buche gegenüber bietet aber der mündliche Vortrag
den großen Vorteil, daß der Lehrer an den Augen seiner Hörer
sieht, ob et verstanden wurde und — wenn dies nicht der Fall
sein sollte — nähet auf den Gegenstand eingehen kann. Ein Lehr-
buch kann daher auch den mündliehen Vortrag nie ganz ersetzen,
kann aber zur Ergänzung der Vorlesungen gute Früchtß tragen.
Aber weder der mündliche Vortrag noch ein Lehrbuch reichen
hin, alle jene Ziele zu erreichen, die der Hochachulunterricht er-
reichen soll. Zu diesem Zwecke müssen noch zwei weitere Unterrichts-
mittel herangezogen werden : das technologische Praktikum
und die Exkursionen. Ersteres darf sich aber nicht allein auf
analytische Arbeiten beschränken, im Gegenteile soll der Hörer,
wenn er sich mit der chemischen Technologie zu beschäftigen be-
ginnt, bereits ein guter Analytiker sein. Freilich wird er auch im
technologischen Praktikum analysieren müssen ; aber das darf nicht
Hauptzweck desselben sein! Hier treten einerseits präparative Ar-
beiten, anderseits die Lösung von Aufgaben in den Vordergrund,
wie sie in der Praxis tatsächlich vorkommen können, ja es wird
sich auch empfehlen, mit den Hörern Konstruktionsübungen vor-
zunehmen, sie Projekte ausarbeiten oder ausgearbeitete Projekte
begutachten zu lassen. Das geht nun freilich weit über den ge-
wöhnlichen Rahmen des chemisch-technischen Unterrichtes und er-
fordert eine bedeutend gesteigerte Lebtung von Seite des Lehr-
personales, trägt aber wertvolle Früchte. Diese Art des Unterrichtes
läßt sich auch nur schwer in den gewöhnlichen technologischen
Laboratorien durchführen und drängt zur Errichtung techno-
logischer Seminarien, die auch noch den weiteren Vorteil
bieten, einem anderen Übelstande zu begegnen, der dem landläufigen
chenüsch-technischen Unterricht anhaftet. Wie schon erwähnt, kann
dieser Unterricht nur ein enziklopädischer sein, und der reicht für
eine gründliche technische Schulung lange nicht hin. Dem läßt
sich nun dadurch abhelfen, daß man — unbeschadet der bisherigen
enzyklopädischen Behandlang des ganzen technologischen Stoffes —
den Hörern in den Seminarien Gelegenheit bietet, am besten nach
ihrer freien Wahl, sich mit einem begrenzten Teile der chemischen
Technik eingehender zu befassen.
Die Exkursionen endlich sind gleichfalls ein wichtiges
Unterrichtsmittel, weil sie den Hörern einerseits Gelegenheit geben,
die industriellen Einrichtungen in natura kennen zu lernen, ander-
seits aber einen, wenn auch bescheidenen Einblick in das technische
Getriebe gewähren. Sollen dieselben wirkHch den Nutzen stiften,
den sie zu leisten im stände sind, so müssen freilich eine Reihe
von Bedingungen erfüllt werden. Die Zahl der Teilnehmer soll
^aovGoOt^lc
8 AUgemMDM.
nicht ZU grofi sein; bei größerer Hörerzahl sollten daher die Ex-
kursionen geteilt werden. Die Änfnahmsiähigkeit des Menschen
bedarf einer sorgfältigen Berücksichtigung. Man soll daher ani^gs
nur kleine Exkursionen machen, um die Beobachtungsfahigkeit
der Hörer zu kräftigen. Auch soll man erst dann eine Exkursion
unternehmen, wenn der betreffende Industriezweig bereits in den
Vorlesungen besprochen wurde. Wesentlich gesteigert wird das
Interesse fftr Exkursionen und die geistige Verarbeitung des Ge-
sehenen durch die schon oben erwähnten Konstruktions&bungen
beziehungsweise die Ausarbeitung von Projekten. Auch wäre es vorteil-
haft, wenn an den technologischen Exkursionen die Lehrkraft für
Maschinenkunde, eventuell auch für Hochbau teilnehmen würden.
Natürlich muß — soll der beabsichtigte Zweck erreicht werden —
den Exkursionen vom Staate, den Bahn Verwaltungen und von
Seite der Industriellen jede mögliche Erleichterung gewährt werden.
Daß endlich auch gut gewählte technologische Samm-
lungenein schätzenswertes Unterrichtsmittel bilden, be-
darf kaum einer Erwähnung.
Wenn wir uns nun dem eigentlichen Gegenstande unserer
Betrachtungen — der chemischen Technologie — zuwenden, so
stoßen wir zunächst auf einige Schwierigkeiten, beim Versuche, den
Begriff „Technologie" genau' zu definieren.
Der Name unserer Wissenschaft bedeutet in wörtlicher Über-
tragung „Lehre von den Künsten" (■^/y-^, Xöin;). Man könnte sich
daher verleitet fühlen, die Technologie als die Lehre von allen mög-
lichen Kunstfertigkeiten au&ufassen, so daß sie einerseits auch alle
schönen Künste (Plastik, Malerei, Musik etc.], anderseits aber auch
alle Handwerke, welche die verschiedensten zum unmittelbaren
Konsum bestimmten Gebrauchsgegenstände liefern, umfassen müßte.
Das ist nun keineswegs der Fall und ebensowenig, wie Künste
und Handwerke, gehören auch Landwirtschaft, Viehzucht
und Bergbau, welche die Rohstoffe zur Weiterverarbeitung
liefern, oder Handel und Verkehr, welche die Rohstoffe den
KoQsiunenten zuführen und in den allgemein anerkannten Wert-
messer, d. i. in Geld, umsetzen, in das Gebiet der Technologie.
Anderseits aber bedienen sich die verschiedenen, aus dem
Gebiete der Technologie ausgeschlossenen Erwerbszweige mannig-
fcicher Hilfsmittel (Düngersubstanzen, Kraft- nnd Bearbeitungs-
maschinen, Transportmittel, etc.) und Methoden (Sprengtechnik,
Aufbereitungsmethoden, u, s. w.), die doch wieder in das Bereich
der Technologie gehören.
Noch verwickelter wird aber die Sache dadurch, daß die Tech-
nologie nicht allein Stoffe, sondern auch Energien so umzuwandeln
^aovGoOt^lc
AUg^emeines. 9
bestrebt ist, daß sie einer zweckmäßigeren Anwendung fähig, also
far den Menschen nützlicher und wertvoller werden.
Man könnte somit — wenn auch noch immer nicht ganz
präzise — die Technologie als jene Wissenschaft definie-
ren, welche die von der Natur oder von der Industrie
gebotenen Stoffe und Energieformen so umwandelt,
daß sie besser nutzbar, also wertvoller werden.
In welchem Grade der Wert eines Stoffes mit seiner Bearbei-
tung steigen kann, zeigt folgendes Beispiel, das einer Studie des
englischen Eisenhüttenmannes Lowthian Bell entnommen ist.
Pteia von 1 hg
Kronen
Mark
Boheisen
0048
004
Schiellenstahl
0066
0066
Gaa- und Wasserleitungaröhren
0096
0-08
Bessemerstahl
0096-0120
008—010
Beasemepstahldrahl
1-44
1-20
gewöhnliche Nähnadel aus vorigem
6-24
5-20
feiner Draht
6-72
5-60
fertige feine Nadeln daraus
8-06
6-72
gewöhnliche Chronometerfedern
14-40
12--
feinste Uhrfedern
960000
8000--
Die Umwandlungen von Stoffen und Energien lassen sich aber
nur in der Weise erreichen, daß
1. hiebei gewisse Arbeitsmengen aufgewendet werden und
2. gleichzeitig ein gewisser Bruchteil der umgewandelten Stoff-
und Energiemengen als weiter nicht nutzbar, einen unvermeidhchen
Abfall — den Kalo — ergibt.
Die Arbeit nun, welche zur Erreichung der beabsichtigten
Umwandlungen aufgewendet werden muß, erfordert noch gewisse
Hilfsapparate, wie Maschinen, Öfen, Gebäude etc. und die
Betriebskosten sind somit zweierlei Art;
a) Anlagekosten (die amortisiert werden müssen) und
i) eigentliche Betriebskosten (Löhne, Preise der Roh-
materialien, Transportkosten, Steuern etc.);
c) hiezu kommt noch — um eine Industrie gegen alle Even-
tualitäten zu schützen — ein Reservefonds.
Anderseits aber stellen die mit der Bearbeitung beziehungs-
weise Umwandlung unvermeidlich verbundenen Verluste an Stoff
und Energie eigentlich einen Verlust an Betriebskapital dar, der die
Betriebs- beziehungsweise Gestehungskosten erhöht.
Um also möglichst rationell zu arbeiten, müssen alle diese
Auslagen und Verluste tunlichst verringert werden.
^aovGoOt^lc
IQ Allgemeines.
Die Verminderung der Anlage- und Betriebskosten hängt aber
in erster Linie von den angewendeten Methoden ab, und es wird
im allgemeinen eine Arbeitsmethode um so zweckmäßiger sein:
1. Je geringer die Anlagekosten sind ;
2. je weniger und je billigere Arbeitskräfte und Mateiialien
erforderlich sind, also auch
3. je schneller die Bearbeitung durchgefOhrt werden kann,
weil dadurch die erforderlichen Arbeitskräfte (im weitesten Sinne
genommen) sowie die Fabriksanlagen, also auch das Anlagekapital
um 80 besser ausgenützt werden und
4. je günstiger — sowohl bezüglich des Ankaufes und der
Zufuhr des Rohmateriales als des Absatzes und der Abfuhr der
Produkte, der Lohnverhältnisse, etc. — die Bearbeitnngsstätt«
gelegen ist;
5. je geringer die Verluste an Rohmaterial und Energie werden
In letzterer Hinsicht kann eine technische Bearbeitungsmethode
in vielen Fällen rentabel werden, wenn es gelingt, diese Verluste
wenigstens teilweise in der Art wieder nutzbar zu machen, daß sie
entweder bei dem betreffenden Arbeitsvorgange selbst neuerdings in
irgend einer Weise in Verwendung gelangen können (Regenerie-
rung) oder in solche Nebenprodukte umgewandelt werden, welche
einen vorteilhaften Absatz finden können (Aufarbeitung der
Abfälle und Darstellung von Nebenprodukten).
6. Natürhch spielt bei diesen Verhältnissen auch die Qualität
der gewonnenen Produkte oder — was für den Industriellen ziem-
lich gleichwertig ist — der Verkaufspreis derselben eine große
Rolle, so daß bei besserer Qualität des Endproduktes der Er-
zei^ungspreis höher sein kann als bei niederer Qualität.
Die Art der Bearbeitung kann nun eine verschiedene sein:
So kann es sich beispielsweise bei der Bearbeitungvon Stoffen
nur darum handeln, ihre Form zu verändern (sie zu zerkleinern^
zu größeren Stücken zu vereinigen, oder bei gleicher Stückgröße
ihnen eine andere Gestalt zu geben) oder aber sie auf mechanischem
Wege in verschieden' wertvolle Produkte zu sondern (die sogenannte
Aufbereitung). BeiEnergien aber kann es beabsichtigt sein,
dieselben in nutzbarere Formen umzuwandeln (z. B. die Energie
fallenden oder fließenden Wassers oder der bewegten Luft durch
Anwendung von Wasserrädern, Turbinen und Windmühlen ; oder
die Umwandlung gewisser Energieformen in andere, wie beispiels-
weise in Dynamomaschinen und Elektromotoren). Es ist jener Teil
der Technologie, welcher als mechanische Technologie be-
zeichnet wird, der sich mit diesen Umwandlungen beschäftigt.
^aovGoOt^lc
Allgemeiiiu. 11
In einem anderen Falle wird es sich hingegen darum bandeln,
die Rohstofie durch chemische Veränderungen in chemisch anders
zusammengesetzte Stoffe umzuwandeln oder chemische Energie in
andere Energieformen umzusetzen (in mechanische Energie, Wärme,
Licht und Elektrizität). Alle diese Fälle gehören in das Gebiet der
chemischen Technologie.
Freilich greifen beide Zweige der Technologie so innig ineinander,
daß es ganz unmöglich ist, eine scharfe Grenze zwischen beiden zu
ziehen. So wird beispielsweise die Papierfabrikation und die Gießerei
häufig sowohl in den Lehrbüchern der mechanischen, als in jenen
der chemischen Technologie behandelt, während die Reinigung des
natürlich vorkommenden Schwefels oder der gediegen auftretenden
Metalle oft nur in der chemischen Technologie besprochen wird,
obwohl wir es in letzteren Fällen nur mit mechanischen oder
physikalischen Vorgängen zu tun haben.
Auch muß sich die chemische Technologie neben chemischer oft
auch solcher Hilfsmittel bedienen, welche eigentlich ins Gebiet der
mechanischen Technologie gehören und der technische Chemiker
kommt in der Praxis, wie schon erwähnt, häufig in die Lage, auch
von Wasserrädern, Dampfmaschinen, Gebläsen, Luftpumpen etc.
«twas verstehen zu müssen. Oft greifen auch mechanische und
chemische Veränderungen so innig ineinander (wie beim Glühen
von Blechen, beim Schweißen von Eisen, beim Stahlhärten etc.),
■daß man von den betreffenden Vorgängen nur dann einen richtigen
Begriff erhält, wenn man sie nicht einseitig, sondern sowohl vom
mechanisch' als vom chemisch- technischen Standpunkte aus betrachtet.
Kach dem eben Gesagten zerfällt die chemische Technologie
in zwei Hauptgruppen:
L die chemische Technologie der Energien,
IL die chemische Technologie der Stoffe.
Mit ereterem Gegenstand soll sich das vorliegende Buch be-
schäftigen.
Freilich benützt auch die chemische Technologie der Stoffe
Energien, um jene Stoffe zu bilden, deren Herstellung sie beabsichtigt,
während anderseits die chemische Technologie der Energien Stoffe
verwenden muß, die als Träger der chemischen Energie dienen. Ist
also auch eine strenge Scheidung zwischen diesen beiden Gruppen
nicht durchführbar, so dürfte sie doch für das Studium manche
Vorteile bieten.
Wir verstehen sonach unter chemischer Technologie
der Energien jene Wissenschaft, welche sich mit der
technischen Umwandlung von chemischer Energie in
andere Energieformen beschäftigt.
^aovGoOt^lc
\2 Allgemeiuei.
Es handelt sich hier also um die Umwandlung von chenÜBchei
Energie in
a) Wärme (durch Verbrennung oder andere chemische Vor-
gänge gewonnen oder verbraucht. Hieber gehören somit einerseits
die Feuerungen, anderseits die Kältemischungen);
b) in mechanische Energie (Explosivstoffe und, im
weitesten Sinne, auch Gasmotoren);
c) in strahlende Energie (hauptsächlich in Licht, also
die Beleuchtung auf chemischem Wege ; die Umwandlung in Wärme-
strahlen würde allerdings auch hieher gehören, muß aber des Zu-
sammenhanges wegen schon bei den Feaeningen besprochen werden) ;
d) in Elektrizität (galvanische Batterien und Akkumu-
latoren).
Die chemische Technologie der Energien (namentlich jene der
Wärme, der Explosivstoffe und der Beleuchtung) läßt sieh nicht
gut von jenen Stoffen trennen, deren chemische Energie in andere
Energieformen umgesetzt werden soll, weshalb auch die Technologie
dieser Stoffe hier besprochen werden muß.
II. Kapitel.
Die Energien.
Energie ist bekanntlich die Fähigkeit Arbeit zu leisten,*) wo-
bei wir unter Arbeit ganz allgemein irgend eine Zustandsänderung
verstehen wollen.
Alle unsere industriellen Operationen bedürfen zu ihrer Durch-
führung einen beträchtlichen Aufwand an Energie, z. B. mecha-
nische Energie zur Bearbeitung der Metalle, zum Zerkleinern
von Phosphaten und Zement, sowie vieler Rohmaterialien, zur Be-
wegung aller Arten von Stoffen; Wärme zum Schmelzen der Me-
talle, zum Brennen von Kalk, Zement und Tonwaren; Elektri-
zität zur Beleuchtung, zur Aluminium- oder Chlorgewinnung, zur
Kupferraffination; Licht zur Beleuchtung und zur Photographie,
chemische Energie zur Erzeugung chemischer Produkte, wie
Kahumchlorat, Explosivstoffe, etc.
Energie kann man nicht aus Nichts erschaffen ; sie muß aus
natürlichen Energiereservoiren geschöpft werden, in denen sie an-
gesammelt ist. Man kann nur die verschiedenen Formen der Energie^
•) Jliptner, Lehrb. d. phja. Chemie, I, p, 10,
^aovGoOt^lc
Die EneTKien. 13
die in der Natur aufgestapelt sind, mit Hilfe geeigneter Maschinen
in andere umwandeln, ohne ihre Gesamtmenge vergrößern zu
können. Das ist beispielsweise die Aufgabe der Dampänaschinen,
der elektrischen Maschinen, der galvanischen Elemente, etc.
Von den natürlichen Energiereservoiren haben folgende vier
industrielle Bedeutung:
1. Belebte Motoren (Mensch, Pferd, etc.);
2. Fallendes Wasser (Wasserfälle, Bäche, Flüsse und Ströme) ;
3. Bewegte Luft (bei den Windmotoren und Segelschiffen);
4. Stoffe, in denen chemische Enei^e aufgespeichert ist. Unter
diesen nehmen die Brennstoffe die wichtigste Stelle ein.
Alle diese technischen Energiequellen sind aber in Wirklichkeit
nur Zwischen reservoire, die ihre Energie mehr oder weniger un-
mittelbar von der Sonne beziehen. Die Sonne ist somit fftr uns in
letzter Linie die ursprungliche Quelle, aus der alle Arbeit, alle
Wärme, alle Elektrizität und alle chemischen Erscheinungen an der
Erdoberfläche stammen. Die Sonne überträgt ihre Energie auf die
Wasserfälle, indem sie das Meerwasser erwärmt und in Dampf ver-
wandelt. Sie überträgt ihre Energie auf Vegetabilien, indem sie
durch Einwirkung ihrer Strahlen die Kohlensäure der Luft zersetzt,
die Pflanzen aber im Erdboden in fossile Kohle, im Tierkörper in
Muskeln umwandelt.
Freilich geht auf diesem Wege, wie leicht einzusehen, ein
großer Teil der Sonnenenergie verloren. So muß beispielsweise dem
Wasser, um es zu verdampfen, die ganze latente Verdampfungs-
wärme zugeführt werden, die ihm bei seiner Kondensation zu
flüssigem Wasser wieder entzogen wird und ein erheblicher Teil
des in den Bergregionen kondensierten Wassers kann teils aus
praktischen Gründen, teils weil es im Erdboden versickert, endlich
aber auch deshalb nicht nutzbar gemacht werden, weil es auf seinem
Wege talabwärts neuerdings verdampft, so daß die Versuche, die
strahlende Energie der Sonne unmittelbar auszunützen, alle Be-
achtung verdienen. Aber, strenge genommen, bandelt es sich hier
nur um Energieverluste für die Technik, nicht aber um solche
für die Erde selbst, indem beispielsweise die Kondensation des
Wasserdampfes zur Erwärmung der Luftschichten beiträgt, in
welchen sie erfolgt.
Die strahlende Energie der Sonne ist also die einzige Quelle,
aus weichet eine Vermehrung des Energieinhaltes unserer Erde
erfolgen kann und ebenso ist auch die Ausstrahlung der Erde in
den Weltraum die einzige Ursache eines Energieverlustes derselben.
^aovGoOt^lc
14 Ilü Enerpea.
Bevor wir auf die chemische Technologie der Energien imher
eingehen, durfte es sich empfehlen, die verschiedenen Energieformen
etwas näher kennen zu lernen.*)
Alle Veränderungen, welche sich an einem Systeme vollziehen
können, lassen sich auf drei Grundbegriffe beziehen : Die Masse (M),
den Baum (der als dritte Potenz der Strecke (L) aufzufassen ist)
und die Zeit (T), Alle diese Änderungen sind auf Umwandlungen
der vorhandenen Energien zurückzuführen, und wir können somit
auch alle Energieformen messen, wenn wir als Maßeinheiten die
Masse, die Strecke und die Zeit wählen.
Lassen wir ein System, ohne demselben Energie zuzuführen
oder zu entziehen, eine Reihe von Veränderungen durchmachen, so
daß dasselbe wieder in den Anfangszustand zurückkehrt, so enthält
das System schließlich dieselben Energieformen, und zwar in den-
selben Mengen wie anfangs. Energien können somit weder ver-
schwinden noch entstehen, sie können sich nur ineinander um-
wandeln.
Die mathematischen Ausdrücke für alle Energiearten lassen
sich in zwei Faktoren zerlegen, den Kap azitäts- und den Inten-
sitätsfaktor. Ersterem kommt eine mehr oder minder große
Unveränderlichkeit zu, während vom letzteren das Gleichgewicht
abhängt. Gleichgewicht zwischen zwei Energien tritt aber dann ein,
wenn die Intensitäten derselben gleich sind. Bezeichnen wir die
Energie, ihren Intensitäts- und ihren Kapazitätsfaktor der Eeihe
nach mit E, i und c, so ist
E = i.c
und daher
dE = i.dc-|-c.di
das gibt für konstantes e
dE
für konstantes i aber
dK .
-d7 = '>
womit diese Energiefaktoren deutlich definiert sind.
Man unterscheidet folgende Energiearten:
1. Mechanische Energie.
2. Wärme,
3. Elektrische und magnetische Energie.
♦) NachOstwaU „Lehrb. d. 8%. Chemie", U. Die» DarBtelloiif; bietet den
Vorteil, von allen VorsteUnngeii über die Matarie unabhängig in t^ nnd In
vielen FBllen die matbematisclie Behandlang' za Tereinfachen.
^aovGoOt^lc
Die Energien. 15
4. Chemisehe und innere Energie.
5. Strahlende Energie.
Ä. Die mechanische Energie kann in folgenden ver-
schiedenen Arten auftreten.
d) Bewegungsenergie (auch kinetische oder aktuelle
Energie oder lebendige Kraft genannt),
h) Raumenergie, die wieder sein kann:
0) Distanzenergie,
ß) Flächenenergie,
1) Volumsenergie.
Ä. Die Bewegungsenergie ist einerseits den bewegten Massen,
anderseits dem Quadrat der Geschwindigkeit proportional. Ihr
mathematiacher Ausdruck ist
E,=im.v>.
Je nachdem man diesen Ausdruck zerlegt, erhält man als
Kapazitätsgröße entweder die Masse m (die absolut unveränderlich
ist) oder die sogenannte „Bewegungsgröße" (m v, der nur eine
relative Unveränderlichkeit zukommt), während als IntensitätsgrÖßen
entweder das halbe Quadrat der Geschwindigkeit I-ö-) oder die Ge-
schwindigkeit selbst (v) anzusehen ist.
Als Einheit der kinetischen Energie gilt das Erg (E), das ist
jene Energie, welche die Masse eines Grammes besitzt, wenn sie
sich mit der Geschwindigkeit 1 cm per Sekunde bewegt. Die Di-
mension der kinetischen Energie (ausgedrückt in den
Größen M, L und T) ist
[E,] = [M-yj = [M.LVT-^]
Die Baumenergie tritt in drei verschiedenen Formen auf,
je nachdem die Änderung der Energie mit einer gleichzeitigen
Änderung einer Strecke, einer Fläche oder eines Volums zusanmien-
hängt. Wir unterscheiden daher :
Art der Baumenergie: Kapazität: Intensität:
Distanzenergie := Strecke X Kraft
Flächenenergie ^ Fläche X Spannung
Yolumsenergie = Volum X Druck
Die Distanzenergie wirkt zwischen zwei Punkten in der Bichtung
ihrer Verbindungslinie. Bezeichnen wir die Strecke mit 1, die Kraft
mit f, so ist
E = l.f
^aovGoOt^lc
und daher die Kraft
dE
^~ dV
gleich dem Yerhältaisse zwischen der Ändemng der Energie mit der
Strecke. Wandelt sich die Distanzenergie ausschließlich in kinetische
Energie um (wie bei den gewöhnlichen mechanischen und den astrono-
miachen Problemen), so stellt dieser Ausdruck die Beschleunigung
dar und entspricht dann der landläufigen Definition von Kraft.
Die Flächenenergie betätigt sich an den Oberflächen von
Flüssigkeiten und festen Körpern, ihr Intensitätafaktor, die Span-
nung, ist mit der Kapillarkonstanten identisch.
Die Volumsenergie tritt besonders bei Gasen in die Erscheinung,
ihre Faktoren sind Volum und Druck.
Hienach ergeben sich für die Dimensionen der Raumenergien
und ihrer Faktoren folgende Ausdrücke
Kapazität Intensität Energie
Strecke [L] Kraft = [E L"'] E
Fläche [L*] Spannung = [E L""^] E
Volum [l*J Druck = [E L~'] E
Es gibt nun zwei Arten der Distanzenergie, die eine Art der-
selben (Schwere genannt) wirkt zwischen zwei materiellen Punkten
in der Art, daß die Energie mit der Entfernung zunimmt, bei un-
mittelbarer Berührung aber einen Minimalwert erreicht. Das Gesetz
ihrer W i r k s a mk e i t ist das Newton sehe Gravitationsgesetz.
Bezeichnen wir die Distanzenergie mit E^, die beiden aufeinander
wirkenden Massen mit m^ und m^, ihre Entfernung mit r, so läßt
sich dieses Gesetz ganz allgemein durch die Gleichung
. m, .m,
E^ = c — j .■— i— ^
ausdrücken, in welcher c und j zwei Konstanten darstellt. Für
r ^ Od wird dann E^ = c, erreicht somit in diesem Falle ein Ma-
ximum. Zu der gebräuchlichen Form dieses Gesetzes gelangt man
durch Differentiation des obigen Äasdmckes. Man hat dann
dE_^_ j.mt.mg
d r r*
Die Größe von c ist unbekannt, für die zweite Konstante fand
m&n (im Gramm-Zentimeter-Sekundensystem ausgedrückt)
j = 6-6 X 10"'
An der Erdoberfläche kann man für mäßige Höhen die Schwer-
kraft konstant und die Distanzenergie proportional den Höhen an-
nehmen.
^aovGoOt^lc
Die Energien. 17
Die zweite Art von Distanzenergie kommt beispielsweise bei
elektrisch geladenen Kugeln vor und unterscheidet sich von der
vorigen dadurch, daß sie nicht bei unendlich großer, sondern bei
unendlich kleiner Entfernung dec aufeinander wirkenden Körper
ihren Maximalwert erreicht. Sie ist gegeben durch den Ausdruck
woraus für die Kraft
folgt. Die Kraft hat somit dieselbe Form wie im früheren Falle,
aber entgegengesetztes Zeichen ; während also die Schwerkraft eine
anziehende Kraft ist, wird diese eine abstoßende Sein,
Wir haben früher gesehen, daß zwei unter dem Einflüsse der
Schwerkraft aufeinander wirkende Massen bestrebt sind, sich ein-
ander zu nähern, Hiebei wird die Distanzenergie kleiner, indem
sich ein Teil derselben in kinetische Energie umwandelt.
Die Abnahme der Distanzenergie, welche einer Näherung der
beiden Massen um die Entfernung d r entspricht, ist daher offenbar :
dE, = j.2^dr.
Setzen wir hierin m^ ^ M die Masse der Erde und mj = m
die Masse eines fallenden Körpers, r = R den Erdradius und
d r = d h, die einer unendlich kleinen Änderung der Distanzenergie
entsprechende unendlich kleine Fallhöhe, so haben wir
dE,=jp.indh
einen Ausdruck, in welchem j ■ -=y- =f die Schwerkraft darstellt.
Wir können also auch schreiben
d E^ = f.d h.
Da sich die so verschwundene Distanzenergie vollständig in Be-
wegungsenergie umgewandelt hat und diese offenbar durch die
Gleichung
dE^=mv.dv
gegeben ist, können wir beide Ausdrücke einander gleichsetzen,
wodurch wir erhalten:
f.dh = mv.dv.
Durch Integration zwischen o und k beziehungsweise zwischen o
und v erhalten wir dann:
Japlotr, Cham. Teobnologls d. Enagisn. I. 3
D.qit.zeaOvGoOt^lc
f/dh = m/v.dv
oder
" = =^
als Grundgesetz für die gegenseitige Umwandlimg von kinetischer
und Distanzenergie.
Setzen wir endlich in der drittletzten Gleichung tür die Ge-
schwindigkeit ihren Wert v = -j-r, so erhalten wir das bekannte
Fallgesetz von Galilei:
fdt = nidv
oder
dv__f_
dt m
Gleichgewicht zwischen kinetischer Energie und Distanzenergie
kann nur dann eintreten, wenn sich die beiden aufeinander wir-
kenden Massen um ihren gemeinsamen Schwerpunkt bewegen.
Welcher Art diese Bewegung je nach Umständen sein wird, kann
hier unerörtert bleiben.
Ebenso, wie es zwei Arten der Distanzenergie gibt, wären
auch zwei Arten von Oberflächenenergie denkbar, doch ist
nur jene Art derselben bekannt, welche bestrebt ist, die Oberfläche
zu verkleinern. Die Ursache dieses Strebens bezeichnen wir als
Spannung (7). Ist o die Oberfläche, so ist
dE
■d^=^'
eine Größe, die wie schon erwähnt, mit der Kapillaritätskonstante
identisch ist Die Oberflächenspannung ist bis zu sehr dünnen Schichten
herab von der Dicke derselben unabhängig, also der Oberfläche propor-
tional, hängt aber von der Natur der durch die Oberfläche ge-
trennten Körper und von der Temperatur ab.
Eine besondere Eigentümliclikeit der Oberflächeoenergie ist es,
daß ihre Änderungen stets mit Veränderungen der Wärmeenergie Hand
in Hand gehen. Vergrößert man z, B. eine Seifenblase durch Auf-
blasen, so vergrößert sich die Oberflächenenergie derselben nicht
allein um die zum Aufblasen aufgewendete mechanische Energie-
größe, sondern um mehr, indem der Wärmeinhalt derselben um
ein Entsprechendes abnimmt oder — wenn die Temperatur konstant
erhalten werden soll — von außen Wärme zugeführt werden muß. Zieht
sich nun die Blase wieder zusammen, so kann nicht die ganze hiebe)
verschwindende Oberflächenenergie in mechanische umgewandelt
^aovGoOt^lc
Di« Enei^en. IQ
weiden, indem hiebei wieder so viel Wärmeenergie gebildet wird
als beim ersten Vorgange in Oberflächenenergie umgewandelt
worden war.
Gleichgewichtseischeinungen zwischen Oberflächen- und Gravi-
tationsenergie treten beim Aufsteigen von Flüssigkeiten in engen
Röhren auf. Ist g das Gewicht der aufgestiegenen Fltlssi^keit und
dh die Erhebung, welcher die unendlich kleine Verringerung der
Oberfläche entspricht, so ist für das Gleichgewicht
7.do = g.dh.
Da nun die Verringerui^ der Oberfläche (do) gleich dem Produkt
aus der BerÜhrungslinie (u) und der Änderung der Höhe (dh), also
do^ n,dh
sein muß, folgt hieraus :
d. h, das gehobene Gewicht ist gleich dem Produkte aus Oberflächen-
spannung und Berührungslinie.
Für den Intensitätsfaktor der Volumsenergie gilt der Ausdruck
dE
Von den beiden möglichen Arten der Volumsenerg^e hat nur jene
praktische Bedeutung, welche mit wachsendem Volum abnimmt.
Entwickelt sich aus einem festen oder flüssigen Körper ein Gas
oder Dampf bei konstanter Temperatur unter konstantem Drucke,
80 ist
E, = C-p(v-vJ
oder, wenn man das Volumen des gebildeten Gases allein berück-
sichtigt,
E, = C-pv.
In dieser Gleichung ist für ein Mol aller Gase C = RT, der aus
der Gasgleichung bekannten Größe.
Für eine unendlich kleine Volumsänderung von Gasen bei kon-
Btantem Drucke haben wir
dE^ = — pdv.
Nun folgt aber aus der Gleichung
pv = RT,
also
KT
P = -^
und daher
^aovGoOt^lc
oder ftkr konstante Temperatur
-E =Rt[^
and das gibt zwischen den Grenzen Vj und v, integriert
RTl.n^ = E' — E".
Über den Zusanunenliang zwischen Volumsenetgie, Volum und
Druck ist — von den Gasen abgesehen — wenig bekannt.
Für das Gleichgewicht zwischen Volums- und Distanzenergie,
wie 63 sich beispielsweise in einem mit Gas gefüllten Zylinder
einstellt, in welchem auf das Gas mittels eines reibungslos gehenden
Kolbens ein Druck ausgeübt wird, gilt
f.dh = p.dv.
Ist der QueiBchnitt des Zylinders q, so ist
dv^q.dh
und daher
pq = f,
d. h. die Kraft gleich dem Produkte aus Gasdruck und Querschnitt
wie allbekannt.
Bevor wir die noch übrigen Energieformen besprechen, wollen
wir noch einige wichtige allgemeine Betrachtungen anstellen.
Besteht in einem Systeme zwischen den vorhandenen Energien
kein Gleichgewicht, so wird das System eine Veränderung in dem Sinne
erleiden, daß die Abnahme der einen Energie größer ist als die
Zunahme der anderen. Aus diesem Grunde gehen Energien von
Orten höherer Intensität zu solchen kleinerer Intensität über (wobei
sie unter Umständen in andere Energieformen umgewandelt werden
können; in welchem Maße eine solche Umwandlung stattfindet,
hängt von der Natur des Systemes ab, Aas man — insofern ea
eine Umwandlung von Energien bewirkt — als Maschine be-
zeichnet hat).
In dem eben angenommenen Falle des mangelnden Gleich-
gewichtes kann nun die notwendige Zustandsänderung des Systemes
möglicherweise auf verschiedene Art erfolgen. Ein erhobener Stein
kaim z. B. vertikal zur Erde fallen oder er kann längs einer
beliebigen schiefen Ebene herabgleiten. Tatsächlich wird er jenen
Weg wählen, längs welchem er in der gleichen Zeit eine
möglichst große kinetische Energie erlangt. Die Verallgemeinerung
dieses Satzes lautet; Unter allen möglichen Energieum-
^aovGoOt^lc
21
Wandlungen wird diejenige eintreten, welche in ge-
gebener Zeit den größtmöglielien Umaatz ergibt.
B. Die Wärme ist von allen Energieformen zuerst ala selb-
etändige Größe erkannt worden. An derselben wurden auch zuerst
zwei wichtige Sätze ermittelt, die für alle Energien Geltung haben.
Es sind folgende:
I. thermodynamischer Hauptsatz: Wärme läßt sich
in Arbeit und in andere Energieformen umwandeln und umgekehrt.
Diese Umwandlung erfolgt nach bestimmten Äquivalenzverbältnissen.
Allgemein formuliert bo^ derselbe aus, daß Energie weder ge-
schaffen noch vernichtet, sondern nur aus einer in andere Formen
umgewandelt werden kann. C 1 a u s i u s bat demselben daher folgende
Gestalt gegeben: die Energie der Welt ist konstant.
H. thermodynamischer Hauptsatz. Seinem wesent-
lichen Inhalte nach sagt derselbe aus, daß Wärme nicht von einem
kälteren auf einen wärmeren Körper von selbst übergehen kann.
Allgemein gefaßt, so daß er für alle Energieformen gültig ist,
lautet derselbe : Sind zwei Körper oder Gebilde in Bezug
auf eine oder mehrere Arten der Energie mit einem
dritten im Gleichgewichte, so sind sie in Bezug auf
dieselben Energiearten auch untereinander im Gleich-
gewichte.
Bezeichnet man mit dQ die dem Gebilde zugeführte Wärme
und mit T die absolute Temperatur, bei welcher diese Zufuhr er-
folgt, so läßt sich diese Bedingung mathematisch wie folgt for-
mulieren
Der 2. Hauptsatz hat übrigens auch noch eine andere wichtige
Bedeutung. Bei einem reversibel durchgeführten Kreisprozesse, der
sich zwischen sehr nahe liegenden Temperatur grenzen vollzieht
(zwischen T und T-f-dT) und bei welchem dem Systeme die Wärme-
menge Q zugeführt werden möge, kann der unendlich kleine Teil
dieser Wärmezufuhr in Arbeit oder andere Energieformen um-
gewandelt werden. Es ist dies ein Satz, der für die Energetik von
besonderer Wichtigkeit ist.
Da, wie wir gesehen haben, für umkehrbare Kreisprozesse
/-=- = ist, so muß ^-^ das vollständige Differentiale einer Größe
*) Dm OleichheitBceieben gilt flli Teveraible, dss <-ZeicbMi fQr Dicht nm<
kehrbare EreisproieM«.
^aovGoOt^lc
22 ^e EBNgien.
sein, die — ebenso wie die Energie — nur vom Zustande des
Körpers, nicht aber von dem Wege abhängig ist, auf welchem er
in diesen Zustand gelangte. Diese Gröfie, die man gewöhnlich mit
8 bezeichnet, nennt Glausias „Entropie" und durch ihre
Einführung erhält der zweite Hauptsatz die Form
dQ = T.ds.
Die Wärme läßt sich ebenso, wie alle anderen Energien, in
einen Intensitäts- und in einen Kapazitätsfaktor zerlegen.
Als ersterer wurde schon lange die Temperatur erkannt, während
letzterer, je nach Umständen, durch die Entropie oder durch
die Wärmekapazität dargestellt wird.
Ist nämlich
E = c.i
die allgemeine Gleichung der Energien, so ist das vollstäiidige
Differential
dE = c.di + i.dc
und wir haben somit für konstantes e (d c ^ 0) :
dE_
di"*^
während wir für konstantes i {di = 0) erhalten
dE_.
de ~''
Für die Wärme ist i ^ T zu setzen. Führen wir also einem
Körper die Wärmemenge dQ in der Weise zu, daß hiebei keine
anderen Energieformen auftreten oder daß wir dieselben entsprechend
berücksichtigen, und bestimmen wir den Zusammenhang zwischen
zugeführter Wärme und erzielter Temperaturerhöhung, so haben wir
dE = cdT,
worin c die Wärmekapazität des Körpers bedeutet.*)
Bei der Schmelzung und Verdampfung beziehungsweise der
Erstarrung und Kondensation sowie bei vielen chemischen Prozessen
hingegen, welche sich bei konstanter Temperatur vollziehen, wird
dE = dc.T
oder, analog der früheren Gleichung,
dE = ds.T.
Da uns die Gesamtwerte der Entropie unbekannt sind, müssen
wir diese Gleichung in der Art transformieren, daß wir sie auf
zwei mit den Indizes 1 und 2 bezeichnete Zustände beziehen,
■wodurch wir erhalten :
1 beBpreehenden Falle
sasiGoOi^le
Die Eueren. 23
(Si — s,)dT = (c, ~c,)di.
So haben wir beispielsweise für das Oleichgewicht zwischen
Wärme- und Volumsenergie
(s,-B,)dT = K-T,)dp
oder
Bezeichnen wir mit 1 die latente Wärme des betreffenden Vorganges
(chemische Reaktion, Aggregatznstandsänderong, etc.), so ist
und daher
1 _dp
T(T, — v^)~dT'
ein Ausdruck, der iüt alle Änderungen des Aggregatzustandes nnd
alle chemischen Zustandsänderungen ^It, die mit einer Volumsän-
derang verbunden sind und der sich in die Form
^ = (v, — v,)dp
bringen läßt, in welcher er mit der Clapeyron'schen Gleichung*)
identisch ist.
0. Als EapazitätskoefHzienten der chemischen Energie
nimmt man gewöhnlich das Grammatom der Elemente oder das
Grammmolekül an, während der Intensitätskoeffizient derselben von
J, Willard Gibbs**) „chemisches Potential" oder kurz
„Potential" genannt wurde.***) Nach der allgemeinen Energie-
gleichung hätten wir für letztere Größe den Ausdruck :
i-ilt)
de"
Da uns die Einzelwerte der chemischen Intensitätsgrößen unbe-
kannt sind, können wir nur die in den chemischen Reaktionsgleichungen
auftretende Summe in Betracht ziehen. Stellen beispielsweise E,
und E j den gesammten chemischen Energieinhalt eines Systemes im An-
fangs- beziehungsweise im Endzustande dar, und ist q die beim
*) JUptDer, Lehrb. der pbya. Chemie. I, p. 93.
**) On tbe equilibrinm of heterogeniona snbstancaB. Trans. Connectit Acsd.
Toi. III; TheTmodjDftmiBobe Studien von J. W. Oibbe, deatech von Ostwald,
Leipdg 1893.
**•) Siehe Jüptner, Lehrb. der phys. Chemie, II, 2, p. 812.
t) 1. c. babeu wir i ■= j— gsfnnden ; hierin ist d 4) die Änderung der gt-
bundenen Eneigie, dm die entspreobende EonientrationBAndernng.
^aovGoOt^lc
24 !>'« Eoaigi«!.
Übergange von 1 in 2 entwickelte (frei werdende) Energie, so
haben wir:
E,==E, + q.
Dividieren wir beide Seiten der Gleichang durch die (bei den be-
trachteten Vorgängen konstant bleibende) Kapazität c dee Systemes,
so erhalten wir
c c "*" c
oder
Da die Kapazität c unter allen Umständen eine positive Grö£e
sein muß, wird i, =ij, wenn q = o; ii >■ i,, wenn q>-o und
i, -«Cij, wenn <l<C.o ist. Chemisches Gleichgewicht kann also nur
dann eintreten, wenn die Intensität der chemischen Energie vor
der Umwandlung gleich jener nach der Umwandlung ist; andem-
falles vrird — wenn es überhaupt möglich ist — eine Umwand-
lung in dem Sinne eintreten, daß die Intensität (und wegen der
Gleichheit der Kapazitäten auch die gesamte chemische Energie des
Systemes) abnimmt.
Haben wir es nicht mit einem einzigen chemischen Stoife zu
tun, wie im vorstehenden Falle, sondern mit mehreren, so ist zu
bedenken, daß jedem derselben eine bestimmte Menge chemische
Energie und auch eine bestimmte Intensität derselben zukommen
wird, daß wir also für jeden einzelnen Stoff eine eigene Energie-
gleichnng aufstellen können. Gehen wir hiebei auf die Elemente,
d. i. auf die einzelnen vorhandenen Atomarten zurück und be-
zeichnen wir ihre Zahl vor und nach der Umwandlung mit n^', Uj',
Ug'. . ,, beziehungsweise mit n,", n,", Uj". . ., ihren Energieinbalt mit
E,', Ej', Ej'..., E^", Ej", Es"... und die mit der Umwandlung
verbundenen Wärmetönungen mit q', q", q'" . . . , so gilt für jede ein-
zelne Atomart
n,'Ei' = n/(Ej' -i-q*) . . . , .1
n,"E," = n/'(Eä"-i-q") ....
oder iöT jedes einzelne Atom
E/ = E,'-f q' .
Ei" = Eä,"H-q".
(1)
(2)
^aovGoOt^lc
Die
Wir kommen somit für die Gesamtreaktion zu dem Ausdrucke :
n/E,'-j-n,"E,"+. .. = ns'E,' + iij"E,"...+q' + q"+... (3)
Ebenso erhält man für die Kapazitäten die Gleichung :
n,'c,'-|-n,"Ci"-)-. . .^ng'Cj'-f-ii,"c^" +, . . (4)
oder, weil nacli dem früheren n^'ssn^'; nj" = nj" u, s. w. sein
maß;
n/c,' -f-n,"Cj"+. , ,:=n,'Cj'4-iii"Cj"+. . . (4a)
Dividiert man jede der Gleichungen (2) durch den entspre-
chenden Kapazitatswert, so erhält man die einzelnen Intensitäts-
gleichungen :
'."=-"+?; (^)
und somit für die ganze Reaktion : ,
i,' + i,"+...=V + i,"+...:s| (6)
Im Falle des Gleichgewichtes muß i/ +ii" + ..-^ ia' + !»" + ■■ ■
sein und dies ist nur dann möglich, wenn 2 — = 0, also wenn
auch 2 q = wird.
Wir können nun die auf das Anfangs- und Endsystem bezüg-
lichen Intensitäten so zusammenfassen, daß sie den einzelnen in
der Beaktionsgleichung auftretenden Verbindungen entsprechen,
wodurch wir, wenn wir auch die Quotienten — summieren und die
den einzelnen Körpern entsprechenden Int«nsitätssummen durch
Indizes unterscheiden, zu einem Ausdrucke von der Form
2,'i + 2."i + ...= Vi + V'i+-.-+2-^-
gelangen.
Im Falle des Gleichgewichtes muß dann 2—^0 werden.*)
Kach dem Vorerwähnten könnte man zu dem Glauben ver-
leitet werden, daß die Wärmetöuung einer Reaktion utmiittelbar
die Änderung darstelle, welche die chemische Energie des Systemes
bei seinem Übergange aus dem Anfangs- in den Endzustand erleide.
Dieser Schluß wäre jedoch unrichtig, da ja nicht nur die chemische,
*) Aber nicht allein diew Sntnme, «ondem jeder einzelne Qaelient —
maB Nnll ada, wie aas den Oleichongen (&) herTor^ht. ^
^aovGoOt^lc
26 We Enwgrien.
sondern auch alle anderen Energien, welche im Systeme enthalten sind,
bei der fraglichen Umwandlung eine Veränderung erleiden werden.
Für den Fall des chemischen Gleichgewichtes können wir übrigens
noch einen Schritt weiter gehen. Da in diesem Falle die Intensi-
täten des Anfangs- und Endsyatemes einander gleich geworden sein
müssen und da die Kapazität des Systemes bei der fraglichen Än-
derung konstant bleiben muß, müssen auch die Energien einander
gleich sein. Im Falle des Gleichgewichtes mißt somit
dieWärmetönung einer Reaktionden Unterschied der
nicht chemischen Energiewerte vor und nach der
Reaktion.
Um nun die Änderungen der chemischen Energie zu erfahren,
welche ein System bei seinem Übergange aus einem Zustande in
einen zweiten erleidet, können wir von der Wärmetönung, welche
diese Zustandsänderung begleitet, ausgehen und die Änderungen
berücksichtigen, welche die übrigen Ener^eformen erleiden. Als
solche treten hauptsächlich die W ä r m e und die Yolumsenergie
auf. Ein Beispiel wird dies klarer machen.
Die Reaktion
H, 4-}(0,) = HsO
ist von Wärmeentwicklung begleitet. Die Größe dieser Wärme-
tönung berechnet sieh nach dem Kirchhoff sehen Satze zu
Qj,= 582946 -f 3-26T — 0002T*.
Erfolgt die Verbrennung bei konstantem Drucke und bei konstanter
Temperatur, so berechnet sich der Unterschied des Wärmeinhaltes
im Anfangs- und Endzustände in folgender Weise ;
Wärmeinhalt ^ spez.Wärme X absolute Temperatur
Änfangssyst«m = l'ö (6'5 -1- 0-0006 T) T
Endsystem = (6-5 + 0-Q029 T) T
Abnahme d. Wärmeinhaltes*) = 3-25 T — 0-002 T".
Ziehen wir diese Abnahme des Wärmeinhalts (/\yf) von der
Wärmetönuiig ab, so erhalten wir :
Q — /;^W = 58294-6 eal.
Es bleibt nun noch die Änderung der Volumsenergie zu be-
rücksichtigen. Erfolgt die Verbrennung unter konstantem Drucke,
so verringert sich das Volum im Verhältnisse von 1-5 : 1, ('
aus rö Molen Wasserstoff und Sauerstoff wird 1 Mol Wasserdampf.
Hiebei erhöht sich die Volumsenergie des Systemes um 0-6RT.
*) Ana dieser Qlaichaiig folgt, doQ dei W&rmeiuhalt des Wusardampfea bei
niederen Temperaturen kleiner iit als der aeiner Bestandteile, daß für T=^ 11S5°
(858° C) beide Werte gleich iiud, Ober dieMr Temperatur aber der Wftrmeinlialt
äea Wasserdampfos kleiner wird als jener seiner Bestandteile.
^aovGoOt^lc
Die Enerpen. 27
Diese Vergrößerung der Volumsenergie erfolgt aber unter dem
Einfluße des Außendruckes, repräsentiert somit eine Zufuhr fremder
Energie und kommt daher hier nicht weiter in Betracht.
Wir erhalten somit flir die Abnahme der chemischen Energie
des Systemes bei seiner vollständigen Umwandlung aus dem An&ings-
in den Endzustand
AE=:E,-Ej,
= qT-(Ci-Cn)T
= %
Zu demselben Ergebnisse gelangen wir auch, wenn sich die
Reaktion bei konstantem Volum vollzieht. Hier wird sowohl die
Wärmetönung als auch die Abnahme des Wärmeinhaltes um ^RT
kleiner, weil wir ja hier c, statt c in Rechnung setzen müssen.
Somit ist dioÄnderung der chemischen Energie von
der Temperatur unabhängig und der Wärmetönung
beim absoluten Nullpunkte gleich.
Sie beträgt für:
Hj + i 0, -»■ HgO 58294-6 cal.
CO + iOj->-COg 68182-4 „
C + iOs->-CO 28674-5 „
C + 0»-)-CO, 96856-9 „
Ng-f-0,-»-2N0 43000-0 „
2C0->C0j + C 39507-9 „
COj+Hj^CO + HgO. ... — 9887-8 ,.
C + H^O-kCO + H, —29620-1 „
C + 2H,0->C0g+2Hj . . .—19732-3 „ u.b.w.
Da nun der Verlauf chemischer Reaktionen von der Tem-
peratur nicht unabhängig ist, muß das Zustandekommen chemischer
Zustandsänderungen nicht allein von der chemiechen Enerj^e, sondern
auch von anderen vorhandenen Energieformen abhängen. Wenn es
uns also um ein Maß der chemischen Affinität zu tun ist,
80 reicht hier die chemische Energie allein nicht aus, sondern
man muß als solches die Änderung der freien Energie des Systemes
wählen,*) in welcher ja als von der Temperatur unabhängiges Glied
%, also die chemische Energie auftritt.
Wie wir eben gesehen haben, kann chemisches Gleichgewicht
nur dann eintreten, wenn die Intensität der chemischen Energie vor
der Umwandlung gleich jener nach der Umwandlung ist. Andern-
&ills sollte eine Zustandsänderung in dem Sinne stattlinden, daß
die Intensität dieser Energie im Systeme abnimmt. Wenn trotzdem
*) JQptner, Lehrb. d. phjB. Chemie II, S, 14. E^itel.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
28 Die Eaucgita.
diese Umwandltmg nicht erfolgt, so kann die Ursache nnr in der
kompensierenden Wirkung anderer Energiearten gesucht werden. Ge-
rade dies ist für uns von besonderer Wichtigkeit, wie Ostwald*)
mit folgenden Worten hervorhebt:
„Bei der chemischen Energie ist nun offenbar die Möglichkeit
der Kompensation vorhandener Intenaitätaunterschiede eine sehr
allgemeine, wie unmittelbar aus der Tatsache hervorgeht,
daß sie sich in vielen Fällen ohne Verminderung, praktisch ge-
sprochen, unbegrenzt lange aufbewahren läßt. Da die Möglichkeit,
chemiBche Energie zu benutzen, d. h. in andere Formen umzn-
wandeln, notwendig an die Anwesenheit chemischer Intensitäts-
unterschiede gebunden ist, so lassen sich also solche beliebig lange
aufrecht erhalten, d. h. kompensieren."
„Die kompensierenden Energien sind hier nur in seltenen Fällen
der Beobachtung zngänglich. Daher rührt denn auch, daß wir mit
dem Vorhandensein einer chemischen Intensitatsfunktion nur wenig
vertraut sind. Wir sehen, daß trotz der Möglichkeit eines Umsatzes
der chemLschen Energie in andere Formen, z. B. in einem Gemisch
von Sauerstoff und Wasserstoff kein solcher Umsatz erfolgt, solange
die Temperatur unter einem bestimmten Werte bleibt. Man spricht
in solchen Fällen von „passiven Widerständen". Im Zusammen-
hange unserer Betrachtungen können wir solche Erscheinungen nur
dahin deuten, daß tatsächlich eine Kompensation der chemischen
Intensitätsverschiedenheiten durch andere Energieformen stattfindet
und daß zwischen dem Stadium des Knallgases und dem des Wassers
bei niederer Temperatur Zwischenzustände enthalten sind, welche
für den Übergang {bei unveränderten Werten der anderen Energie-
größen) zunächst eine Erhöhung eines Intensitätsfaktors bedingen
würden, bevor die sehr bedeutende Verminderung derselben, die
dem Zustande des Wassers entspricht, sich einstellt. Solche Zu-
stände bezeichnet man als metastabile."
D. Elektrische Energie. Die Intensitätsgröße der elektri-
schen Energie nennt man elektromotorische Kraft,
Spannung oder Potential. Während aber die Intensität der
Wärme, die Temperatur, von einem absoluten Nullpunkte aus ge-
zählt werden kann und dann natürlich nur positive Werte erhält,
hat sich ein solcher für die elektromotorische Kraft nicht finden
lassen. Man ist daher genötigt, einen willkürlichen Nullpunkt an-
zunehmen und gelangt so zu positiven und negativen Potential-
werten.
*) Lehrb. a. sJlg, Chemie, II, p. 513.
^aovGoOt^lc
Als Eapazitäts&ktor dient die Elektrizitätsmenge. Be-
zeicfaDen wir dieselbe mit £, äaa Potential mit ic und die elektrische
Energie mit E,, so ist
K
E = -5-
oder
E^ = Eir.
Auch für die Elektrizitätsmengen ^It der Erhaltungssatz,
nimmt aber hier die Form an: Die Gesamtmenge der Elektri-
zität ist konstant gleich Null.*)
Wirfeen zwei in mathematischen Punkten, die um r vonein-
ander entfernt aind, befindliche Elektrizitätsmengen -f- E und — E,
zwischen denen der Potentialnnterschied it existiert, aufeinander
ein, so oben sie aufeinander eine Kraft f aus, deren Größe durch
die Gleichung:
r*
gegeben ist. k ist von der Natur des zwischen den beiden Elektri-
zitätsmengen liegenden Nichtleiters abhängig und wird seine Di-
elektrizitätskonstante genannt. Bezeichnen wir den Weg,
den diese beiden elektrischen Punkte unter dem Einflüsse dieser
Kraft zurücklegen, mit d r, so finden wir für die elektrische Energie
dE = _k5Lidr
r"
= k.E,.E,.d(-i-)
und daher f&r eine Änderung der Entfernung von r' auf r :
E^-E^ = kE,.E,(-^-^).
Setzen wir hierin r' = oo, so kommen wir zn dem Ausdrucke :
E,_E« = !il.
oder
E = E« + Ä^.
' r
Haben E, und Ej gleiche Vorzeichen, so wird das zweite Glied
positiv, d. h. die elektrische Energie wächst mit abnehmender
Entfernung oder mit anderen Worten : die beiden gleichnamigen
*) D. h. es müHsn Bteb gpleiche Ueogen -\- nnd — £lektrUitatwn«rgie
^aovGoOt^lc
Elektiizitätemengen wirken aufeinander abstoßend. Haben hingegen
E, und E, verscliiedene Vorzeichen, ao wird das zweite Glied ne-
gativ, nngleichnamige Elektrizitätsmengen ziehen also einander an.
Haben wir zwei entgegengesetzte aber unbegrenzt große Elek-
trizitätsmengen quasi in Reservoiren aufgespeichert, deren Potential-
unterschied n betrage und verbinden wir diese beiden Elektrizitäts-
behälter mittels eines gnten Leiters miteinander, so wird von beiden
elektrische Energie, und zwar in ähnlicher Weise in den Leiter
strömen, wie Wärmeenergie in einen kalten Körper übertritt. Hie-
bei verschwinden im Leiter diese beiden Elektrizitätsmengen, indem
sie sich in Wärme umwandeln. So entsteht der elektrische Strom,
Sind die beiden vorhandenen Elektrizitätsmengen nicht un-
endlich groß, so wird es nur dann möglich sein, in dem Leiter
einen gleichmäßig andauernden elektrischen Strom hervorzurufen
oder mit anderen Worten zwischen zwei Querschnitten des Leiters
die gleiche Potentialdifferenz aufrecht zu erhalten, wenn wir die
im Leiter in der Zeiteinheit verbrauchte elektrische Energie an
den Ausgangspunkten des elektrischen Stromes immer wieder er-
setzen. Beziehen wir den Vorgang auf die Zeiteinheit und nennen
wir das Verhältnis der Elektrizitätsmenge zur Zeit, — = i, die
Stromstärke, so wird diese Stromstärke dem Potentialunter-
schiede n proportional sein und überdies noch von einem Koeffi-
zienten abhängen müssen, dessen Größe die Beschaffenheit der
Leiter bestimmt. Dieser Koeffizient ist die Leitfähigkeit I, sein
Wir gelangen auf diese Weise zum h m'schen Gesetze :
i = ljt
Wir haben früher gesehen, daß im Leiter Elektrizität ver-
schwindet oder richtiger sich in Wärme umwandelt. Beträgt die
Potentialdifferenz an beiden Enden des Leiters tt und tritt neben
Wärme keine andere Energiemenge auf, so wird, wenn wir die
aus elektrischer Energie entstandene Wärmemenge mit W bezeichnen,
W = Eit
sein mtlssen. Ziehen wir auch noch die Zeit in Betracht und setzen
— - = q, so ist
' Ett
^aovGoOt^lc
Da nun — -=:i (Stromstärke) und nach dem Ohm'schen Gesetze
Tc = ir ist, können wir auch schreiben:
q = i.rä,
d. h. die Wärmeentwicklung in einem Leiter ist sowohl seinem
Widerstände als dem Quadrate der Stromstärke proportional. Es
ist dies das Joule'sche Gesetz.
Ein weiteres, gerade für die Elektrochemie wichtiges Gesetz ist
das von Faraday; es lautet: alle Elektrizitätsbewegung
erfolgt in Elektrolyten nur unter gleichzeitiger Be-
wegung der Ionen, und zwar so, daß mit gleichen
Elektrizitätsmengen sich chemisch äquivalente Men-
gen der verschiedenen Ionen bewegen, Hiebei handelt es
sich keineswegs allein um die Wirkungen der Elektrolyse, sondern
das Gesetz gilt für jede Art von Elektrizitätsbewegung in Leitern
zweiter Ordnung.
Von besonderem Interesse ist uns die Umwandlang von che-
mischer Energie in elektrische, wie sie in den galvanischen Ele-
menten stattfindet. Ursprünglich glaubte man, daß hiebei die
chemische Energie vollständig in elektrische umgewandelt werde.
Dies ist jedoch nicht der Fall.
Allgemein lassen sich diese Verhältnisse durch die Gleichung
E. = E^-]-ET-jJ
ausdrücken, in welcher E^ die elektrische, E die chemische Energie,
E die im Element bewegte Elektrizitätsmenge, t: das Potential des
Elementes und T die absolute Temperatur ist.
Ein tieferes Eingehen auf die elektrische Energetik würde zu
weit führen,
E. Die strahlende Energie ist uns am wenigsten bekannt.
Ostwaid sagt hierüber:*)
Das Gresetz von der Erhaltung der Energie hat eine Lücke
insofern als wir Erscheinungen kennen, bei denen vorhandene
Energie für unsere Sinne und Beobachtungshilfsmittel verschwindet.
Sie verschwindet allerdings nicht absolut, denn man kann eine der
verschwundenen gleiche Energiemenge wieder zurückerhalten. Es ist
aber in jedem solchen Falle eine bestimmte, allerdings meist sehr
•) I^hrb. d. Bllg. Chemie IT, 1, p. 1006.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
32 l^iB Energrien.
kurze Zeit nachweisbar, in welcher die Energie einen Teil des be-
trachteten Gebildes verlassen hat und in dem anderen Teile noch
nicht erschienen ist Aus der Tatsache, daß sie nach Verlauf dieser
Zeit wieder erschienen ist, schließen wir nach der Analogie, daß
sie inzwischen in einer bestimmten anderen Form vorhanden ge-
wesen ist; solange sie aber in dieser Form vorhanden war, ist
sie für ans unerkennbar gewesen und tritt in unseren Gesichtskreis
erst, nachdem sie sich wieder in eine der sinnfälligen Energie-
formen verwandelt hat.
Diese Form, in welcher sich die Energie aJlem Zusammen-
hange mit unseren Sinnen entzieht, nennt man strahlende
Energie. Durch die regelmäßige Beziehung zwischen dem Ver-
schwinden von Energie an einer Stelle und dem Auftreten derselben
an einer anderen Stelle schließen wir, daß sich die Energie, wenn
sie in die strahlende Form übergegangen ist, mit einer Geschwin-
digkeit von 3 X lü"*«» in der Sekunde durch den Raum fort-
bewegt. Man nennt diese Größe die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
des Lichtes. Sie gilt indessen allgemein für strahlende Energie, aus
welcher Energieform diese auch entstanden sein mag. Insbesondere
verwandelt sich bei elektrischen Zustandsänderungen sehr leicht
elektrische Energie in strahlende, die sich mit der gleichen Ge-
schwindigkeit durch den Raum fortpflanzt, wie die aus Wärme
oder chemischer Energie entstandene, die man Licht zu nennen
pflegt. Auf Grundlage der Arbeiten von Vf. Weber hat Maxwell
aus dem Vergleich der für die elektrodynamische Fernwirkung und
der für die Lichtbewegung gültigen Formeln auf die Identität der
maßgebenden Konstanten geschlossen und Hertz hat in neuerer
Zeit experimentell gezeigt, daß die durch schnelle elektrische
Schwingungen hervorgebrachten periodischen Bewegungen strah-
lender Energie durch den Baum denselben Gesetzen folgen wie
die optischen Bewegungen. Daraus zu schließen, wie gegenwärtig
üblich ist, daß das Licht eine elektromagnetische Erscheinung sei,
ist ebenso unberechtigt, wie wenn man aus der Tatsache, daß ver-
brennender Phosphor leuchtet, schließen wollte, daß das Licht eine
chemische Erscheinung sei. Vielmehr handelt es sich in allen diesen
Fällen um die Umwandlung anderer Energieformen in strahlende
Energie, welche ihren eigenen Gesetzen folgt und welche durch
geeignete Maßnahmen sich wieder in jede andere Energieform
zorückverwandeln läßt.
Gleich den übrigen Energieformen ist die strahlende Energie
fähig, aus anderen Energien zu entstehen und sich in sie zu ver-
wandeln. Am wenigsten ist ihre Beziehung zur mechanischen
^aovGoOt^lc
Die EnergieD, 33
Energie bekannt. Ob eine unmittelbare Umwandlung der letzteren
in strahlende Energie überhaupt in nachweisbarer Art stattfindet,
kann gegenwärtig schwerlich mit Sicherheit behauptet werden;
wenigstens habe ich keinen unzweifelhaft derartigen Fall ausfindig
machen können. Hiedurch wird bedingt, daß die bei der Bewegung
der Weltkörper tätige mechanische Energie im wesentlichen sich
unverändert erhält, während die mit anderen, für die Umwandlung
in strahlende Energie zugänglicheren Energieajifen behafteten Ge-
bilde eine derartige Unveränderlichkeit nicht aufweisen. Die um-
gekehrte Umwandlung von strahlender Energie in mechanische ist
«bensowenig mit Sicherheit nachgewiesen; möglicherweise liegt im
Radiometer von Crookes eine solche vor, doch sind die Meinungen
darüber noch nicht geklärt.
Prinzipiell liegt die Sache so, daß bei jedem Körper, welcher
einseitig strahlende Energie ausgibt, eine mechanische Gegenwirkung
in Grestalt eines Druckes zu erwarten ist, welcher entgegengesetzter
Bichtung sich betätigt, nach welcher die Strahlung erfolgt. Um-
gekehrt entspricht jeder Aufnahme strahlender Energie ein Druck
in der Richtung der Strahlung. Der Wert dieses Druckes ist gleich
der in der Volumseinheit enthaltenen strahlenden Energie. Bei der
sehr großen Geschwindigkeit, mit der diese sich durch den Raum
bewegt, ist dieser Betrag im allgemeinen sehr klein.
Im Gegensatze zur mechanischen Energie bietet sich die ther-
mische außerordentlich leicht zur Umwandlung in strahlende dar.
Der Übergang erTolgt so oft und so regelmäßig, daß noch gegen-
wärtig die letztere häufig strahlende Wärme genannt wird.
Die Bezeichnung ist eben so irreführend, wie die der Wärme als
■einer Art der Bewegung, denn wenn die Wärme in strahlende
Energie übergegangen ist, so ist sie ebensowenig mehr Wärme
■wie die Bewegung oder genauer die mechanische Energie, wenn
sie in Wärme übergegangen ist, noch mechanische Energie ist.
Denn in dem neuen Zustande folgt die Energie neuen Gesetzen und
kann daher nicht mit dem alten Namen bezeichnet werden.
Der Übergang der Wärme in strahlende Energie kann nicht
in absoluter Weise verfolgt werden. Denn da wir kein Mittel be-
sitzen, die strahlende Energie als solche nachzuweisen, sondern
fiie zu diesem Zwecke stets wieder in eine andere Energieart ver-
wandeln müssen, so sind wir im vorliegenden Falle genötigt-, den
Nachweis durch die Rück Verwandlung derselben in Wärme zu bewerk-
stelligen, indem wir strahlende Körper einem anderen gegenüber-
stellen, welcher die Strahlen aufnimmt, in Wärme verwandelt und
•diese auf irgend eine Weise erkennbar macht. Der Empfänger muß,
^aovGoOt^lc
34
mit anderen Worten, ein (möglichst empfindliches) Thermometer
sein. Nun muß aber der Empfänger auch eine bestimmte Wärme
von bestimmter Temperatur besitzen, muß also auch strahlen and
die Wärmemenge, die sich in ihm infolge der empfangenen Strah-
lung merkbar machen wird, ist der Unterschied zwischen dieser
und der ausgehenden Wärme.
^aovGoOt^lc
I. Buch.
Die chemiche Technologie der Wärme
und der Brennmaterialien.
D.qil.zMBlG001^le
sBBiGooi^le
Die chemische Technologie der Wärme beschäftigt
sich mit den technisch angewendeten Methoden zur Umwandlung
der chemischen Energie in Wärme.
Diese Umwandlung vollzieht sich im allgemeinen durch einen
chemischen Vorgang, den man als Verbrennung bezeichnet und
der in allen bisher zur technischen Anwendung gelangten Fällen in
einer Oxydation be steht. Der hiezu erforderliche Sauerstoff ist entweder
jener der atmosphärischen Luft, oder in Oxyden enthaltener Sauer-
stoff, die dann gleichzeitig reduziert werden. In letzterer Zeit sind
übrigens viel Erfolg versprechende Versuche gemacht worden, ent-
weder reinen Sauerstoff im großen herzustellen oder aber sauer-
stofFreichere Luft zu gewinnen, um hiedurch eine gesteigerte Wir-
kung der Verbrennung zu erzielen.
Jene Stoffe, deren Verbrennung technische Verwendung zur
Wärmeerzeugung ßndet, heißen Brennmaterialien, Brenn-
stoffe oder Heizstoffe. Dieselben werden hier gleichfalls im
Zusammenhange besprochen werden. Sie kommen entweder so zur
Anwendung wie sie die Natur darbietet (natörliche Brenn-
stoffe) oder werden vor ihrer Anwendung gevrissen vorbereitenden
Arbeiten oder Umwandlungen unterzogen (künstliche Brenn-
stoffe).
Wie schon erwähnt, ist der Zweck der Verbrennung die Um-
wandlung der chemischen Energie in Wärme. Es wird daher
nötig sein, einerseits die Methoden kennen zu lernen, mittels welcher
wir die entwickelte Wärme messen können ; anderseits müssen
wir aber auch jene Methoden besprechen, welche den Energie-
vorrat des. Brennmateriales zu ermitteln gestatten.
In ersterer Beziehung handelt es sich uns ausschließlich um den
Energiefaktor der Wärme, also um die Messung hoher Tem-
peraturen, da die Kapazitätsfaktoren — die spezifischen Wärmen —
in den meisten Fällen bereits bekannt sind und daher nicht erst
von Fall zu Fall bestimmt werden müssen.
In letzterer Beziehung haben wir es mit den sogenannten
Heizwertbestimmungen zu tun. Dieselben sind jedoch zwei-
^aovGoOt^lc
S8 AUgemeineB.
erlei Art, je nachdem es sich um die Wärmemenge handelt, welche
eine bestimmte Menge des Brennstoffes bei ihrer ' Verbrennung
liefert, oder ob es sich darum handelt, die höchste Temperatur zu
ermitteln, welche bei seiner Verbrennung theoretisch erreicht
werden kann.
Endlich wird es auch notwendig sein, den Verbrennungsvor-
gang selbst näher zu studieren.
Alles dieses bildet den ersten Teil dieses Buches.
Hieran schließt sich dann als zweiterTeildieFeuerungalehre,
d. i. einerseits die Kenntnis aller jener Vorgänge, welche die Ausnutzung
der Verbrennungswärme begttnstigen, beziehungsweise die unver-
meidlichen Wärmevetluste reduzieren, sowie die Besprechung der
einzelnen Teile, und der verschiedenen Arten der technischen
Feuerungen.
Ein dritter Teil endlich wird anhangsweise die verschiedenen
chemischen Mittel der "Wärmeentziehung, also die Kälteerzeugung,
behandeln.
^aovGoOt^lc
Wärmemessung, Verbrennung und
Brennmaterialien.
I.Kapitel.
Die Messung hoher Temperaturen (Pyrometiie).
Temperaturmessungen sind für die Industrie von größter
Bedeutung, weil einerseits zur Durchführung mancher Prozesse die
Einhaltung bestimmter Temperaturgrenzen erforderlich ist, während
anderseits eine erhebliche Überschreitung dieser Temperaturgrenzen
eine beträchtliche Steigerung der Wärmeverluste, also einen unnötig
großen Brennstoffverbrauch bedingt.
Die zur Temperaturmessung dienenden Apparate heißen im
allgemeinen Thermometer, doch werden jene derselben, welche
zur Messung hoher Temperaturen benützt werden, gewöhnlich unter
dem Namen Pyrometer zusammengefaßt.
Zur Temperaturmessung sind die verschiedensten mit der
Temperatur veränderlichen Eigenschaften gewisser Körper benützt
oder doch in Vorschlag gebracht worden, wie Ändernngen der
Länge oder des Volums verschiedener Körper, Druckänderungen
von Gasen und Dämpfen, die Schmelztemperaturen verschiedener
Körper, die Wärmeabgabe heißer Körper bei ihrer Äbkählung, das
Lichtemmissionsvermögen, die Änderung des elektrischen Leitungs-
widerstandes und des thermoelektrischen Verhaltens, die Wärme-
leitung, etc.
Wir wollen im folgenden nnr die wichtigsten der nötigen In-
strumente in Kürze besprechen.
1. Gewöhnliche Thermometer, bei welchen die schein-
bare Ausdehnung einer Flüssigkeit (gewöhnlich Quecksilber, für
niedere Temperaturen anch Alkohol) in Glas gemessen wird. Da
die gewöhnlichen Thermometer nur bis in die Nähe des Siedepunktes
^aovGoOt^lc
40
Di« HeMtuig hoher Temperatni
des Quecksilbers (358*^ C bei Atraospbärendruck) gebraucht werdeo
köimen, bedient man sich zur Messung von Temperaturen bis etwa
500" C solcher Instrumente, welche über dem Quecksilber statt des
Vakuums eine Füllung mit Wasserstoff oder Stickstoff enthalten.
Bei ihrem Gebrauche muß man sie, um ein Zertrünmiern zu ver-
meiden, sehr langsam anwärmen, d. h. nur allmählich in den Raum
einsenken, desaen Temperatur gemessen werden soll.
Für genaue Temperaturmessungen sind folgende Fehlet zu be-
rücksichtigen :
1. Ablesefehler;
2. fehlerhafte Einteilung;
3. Einfluß äußeren oder inneren Druckes ;
4. Fehler wegen des vorstehenden Fadens ;
5. fehlerhafte Bestimmung der Fundamentalpunkte oder Ver-
schiebung derselben;
6. Zurückbleiben oder toter Gang des Thermometers;
7. Einfluß der Glasausdehnung.
Von allen diesen Fehlerquellen wollen wir nur die wichtigsten
kurz besprechen. Um Ablesefehler zu vermeiden, muß der vom Auge
gegen die Quecksilberkuppe gerichtete Sehstrahl senkrecht zur
Teilung stehen.
Recht unangenehm für genaue Temperaturmessungen ist der
Umstand, daß die Thermometer längere Zeit nach ihrer Anfertigung
unrichtige Ablesungen geben, indem der Nullpunkt der Skala
(der Eispunkt) eine scheinbare Verschiebung nach oben erleidet,
während sie nach einer Ewäcmung auf hohe Temperaturen nur
sehr langsam — oft erst nach Monaten — in ihre ursprüngliche
Lage zurückkehren, eine Erscheinung, die man als Depression
oder thermische Nachwirkung bezeichnet. Man hat erkannt,
daß diese Erscheinung mit der Zusammensetzung des Glases in
innigem Zusammenhange steht, *) wie folgende Zahlen zeigen :
Deprea-
Blon
SIO,
A1,0,
CaO
MgO
PbO
K,0
N.,0
0"
50-83
1-04
0-52
27-98
11-08
_
008
72-04
2-42
8-20
—
—
1-63
16-32
0-09
65-42
0-93
13-67
—
—
19-46
—
0-09
69-04
0-89
12-21
—
—
18-52
—
010
56-74
0-66
0-18
29-86
12-48
O'U
65-00
2.04
13-58
_
19-51
0-07
012
72-09
1.45
11-20
0-12
-
1-88
13-Jl
sr, Sitzber. d. Berl. Akad. d. W. 1
^aovGoOt^lc
Die MesgiMig hoher Tempeiatnr
"r-
SiO,
A],0.
CaO
MgO
PbO
K,0
Na,0
015
6952
3-86
9-13
0-71
_
3-07
13-77
0-20
64-48
1-48
5-68
12-71
3-55
12-81
0-24
7029
2-29
9-55
—
14-61
2-48
0-31
75-65
1-34
6-11
—
—
5-68
11-60
0-35
74-72
1-35
9-10
_
—
5-86
9-03
0-36
66-42
3-35
10-70
0-30
—
14-55
4-67
0-37
66-55
1-31
13-37
—
—
15-50
3-07
0-40
63-47
1-77
10-10
—
—
12-24
11-95
0-40
61 1-06
1-14
10-21
3-52
24-45
0-48
68-30
1-28
10-41
_
—
8-27
12-08
061
70-29
2-49
8-68
_
_
12-06
5-38
0-66
72-44
1-60
9-23
—
—
11-29
6-00
Ebenso fand Wiebe:*)
DepreB-
aiou
SiO,
F-0.
AI.O,
CaO
MbO
M.,0.
4>,0,
K,0
Na,0
0-04«
64-45
0-81
12-36
0-22
Spur
0-89
20-09
0-86
0-15
64-66
0-53 1 0-24
13-38
0-27
Xi
0-87
18-89
1-48
0-16
49-49
0-35
1-20
0-67
3390
M.,0,
—
12-26
1-64
0-38
64-49
0-61
(1-42
1 1-56
0-3K
0-77
»-3h
17-14
3-76
0-38
68-6»
0-53
2-37
7-36
0-36
0-34
Spur
3-56
16-89
0-40
69-58
0-46
2119
7-9«
0-3»
Spur
»-27
3-9-;
15-36
0-44
66-53
»43
2-1 H
9-44
11-21
Spur
»-74
3-95
16-15
0-65
66-74
0-30
0-21
8-68
(V22
0-OH
Spur
10-57
12-72
0-07
7(H)
—
16-6
_
—
—
13-5
—
0-07
7(HI
—
—
1511
—
—
—
—
ln(]
1-06
66-0
—
—
6-0
~
~
~
14-0
14-0
Weitere zahlreiche von Abbe and Schott in Jena im Ver-
eine mit der kön. Normal-Aichungskommission in Berlin angestellte
Versuche führten zu dem gleichen Ergebnisse. Hienach zeigen reine
Bleikali-, Kalikalk- oder Natronkalk-Gläser die geringste Depression,
während dieselbe wächst, wenn die Gläser Kali und Natron neben-
einander enthalten.
*) Silzber. d. Berl. Akad. d. W. 1884; 11, p. 843; 1885, 11, p, 1021.
^aovGoOt^lc
42 I^ie MewoDg hohei TempenKtareD.
Nach diesen Beobachtungen wird von Schott und Genossen
in Jena ein Normalthermometerglas von nachstehender Zu-
sanunensetzung hergestellt:
Kieselsäure 67 "/o
Borsäure 2 „
Tonerde SO „
Kalk 7 „
Zinkoxyd 7 „
Natron 14-5 „
Dieses Glas zeigt nach vorherigem Erwärmen auf 100" C eine
vorübergehende Erniedrigung des Nullpunktes um nur OGö" bis
0060 c.
Jedenfalls empfiehlt es sich, die Lage des Nallpunktes der zu
benutzenden Thermometer öfter zu kontrollieren.
Zur Korrektur der Thermometerableaung, wegen
des herausragenden Fadens, kann umstehende Tabelle von
Thorpe dienen.
Die Korrektur erfolgt mittels der Gleichung:
T = t 4-0-000 148 n (t — t'),
worin :
T ^ korrigierte Temperatur,
t ^ beobachteter Thermometerstand,
t' = mittlere Temperatur des herausragenden Quecksilberfadens,
n ^ Länge des herausragenden Fadens in Graden des Thermo-
meters gemessen.
0-000 148 ist ein empirischer Koeffizient, der sieh dem schein-
baren Ausdehnungskoeffizienten von Qoecksilber in Glas (0000 154)
nähert.
2. Graphitpyrometer und Metallpyrometer. Diese
Instrumente sind trotz ihrer Mängel ziemlich verbreitet. Sie beruhen
darauf, daß sich zwei verschiedene feste Körper bei einer gleichen
Temperaturerhöhung ungleich stark ausdehnen; sie messen also
den Unterschied der Ausdehnung zweier verschiedener fester Körper.
Von den hieher gehörigen Pyrometern ist namentlich das
Graphitpyrometer sehr verbreitet, obwohl es durchaus nicht
genügende Verläßlichkeit besitzt, wie folgende Tabelle zeigt,*} in
welcher t die Ablesung am Pyrometer, t aber die mittels des
Weinhold sehen Kalorimeters bestimmten Temperaturen angibt:
") C. H. Bolz, ,Die Pyiometer", p. 13 ff.
^aovGoOt^lc
Die MeuuDg holier Temperataren.
STCOieftt-OiltDOiftO
-"«■^tDt-OiOCqiOrtltOC-OlOT^TOTjl«
OOOgOQOOOOOOOQQOOOO©
i-KNcoTiniStDt-cccnO'-S
Q^^O.ncO^t-QOCOClOlOCl'-'
Jl M t- i~i tO O T
OOO v'T'T^
ÖÖC
öööööööööööc
rH eo-^o t-oi
ööööööööcööc
OOOOOOOOOOOOOOOC
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Die Measnng^ hoher Tempeifttnren.
t
<
t
t
T
t
^
604
500
775
673
869
653
888
555
660
512
814
635
873
524
906
655
736
520
818
667
874
671
909
663
756
585
835
561
876
694
935
576
Überdies gehen diese Pyrometer nach erfolgter Abkühlung
nicht mehr ganz auf die Lufttemperatur zurück, sondern zeigen
dann eine um 20" bis 60" höhere Temperatut, und dieser Fehler
steigert sich mit der Zeit immer mehr, so daß drei von Beckert
untersuchte Graphitpyrometer, welche nur erhitztem Gebläsewind
ausgesetzt waren, der nie 500" C erreichte, im Verlaufe von zwei
Monaten über 800" C zeigten, ja den Nullpunkt der Skala über-
schritten und noch bis etwa 200" darüber stiegen. Eine noch
weitere Steigerung wurde nur dadurch verhindert, daß der Zahn-
bogen, welcher die Ausdehnung auf den Zeiger überträgt, hier sein
Ende erreicht hatte.
Ganz ähnliche Fehler zeigen auch die Metallpyrömeter. So
erhielt W e i n h 1 d*3 bei drei derartigen Pyrometern im Vergleiche
mit dem Luftpyrometer folgende Abweichungen:
a) Pyrometer von Gauntlett (Eisen-Messing):
Ernte Versachsreihe 11 Nach längerem Gebrauche {
Lnftpyrometer
^XZ 1 Ln,.p„.»...r
Qauntlett-
Pyrometer
507"
13
328
633
227
330
20
325» 407»
— 10 20
162 319
362 441
98 12
170 471
— 10 348
12
310»
10
200
308
8
345
220
6
- 2
•) Programm d. kgL Gewerbedchule in Chemnitz, 1873.
^aovGoOt^lc
Die Mesaaug hoher Temperataren.
J Bock's Pyrometer {Eisen und Messing);
Luftpyrometer Bock's Pyrometer Luftpyrometer Bock's Pyrometer
472
626
636
126'
245
250
347"
478
566
716
c) Oechsle's Spiralpyrometer (Platin-Silber):
Lnftpyrometer
Oechsle's
Pyrometer
Luftpyrometer
Oechsle's
Pyrometer
277«
272
273
311
362
404
326«
315
310
338
372
401
267«
15
316
362
494
275«
— 7
336
381
476
— 62
Ein eigentümliches Instrument dieser Art ist das Meldometer
von Joly (Proc. Roy. Irish. Acad. II, 1891), das, wie der Name
besagt, zu Sehmelzpunktsbestimmungen dient, also Her eben^nar
erwähnt werden kann.
3. Pyrometer vonWedgewood. Es beruht auf der Messung
der Zusammenziehung („Schwindung") eines Tonzylinders, der
sich, nachdem er der zu messenden Temperatur
ausgesetzt war, wieder zur gewöhnlichen Tempe-
ratur abkühlte. Es wird hier also nicht die ther-
mische Ausdehnung, sondern die Volumsverringerung
des Tones gemessen, welche aus einer Veränderung
desselben bei hohen Temperaturen resultiert.
1* entspricht einer Zusammenziehung um 53^71 der
ursprünglichen Dimension. Der Nullpunkt des
Pyrometers entspricht der Temperatur, hei welcher
vollständige Entwässerung des Tones eintritt —
etwa 600" C. Die Kontraktion der Tonzylinder
wird gemessen, indem man dieselben zwischen
zwei geteilte, unter einem gewissen Winkel gegen-
einander geneigte Lineale steckt (Fig. 1).
Diese früher sehr beliebten Pyrometer finden heute kaum mehr
eine Anwendung, weil sie bei geringen Schwankungen in ihrer Zu-
Fig. 1.
^aovGoOt^lc
46 Die-Messnof; hoher TemperftlureD.
samtaensetzung sowie in der Art ihrer Erzeugung und Entwässerung
sehr abweichende Temperaturangaben liefern. Überdies sind diese
Angaben durchaus nicht jenen des Luftpyrometera proportional,
das heute als Normalthermometer gilt. So fand H, Le Chatelier:
Luftthermometer "C: 900, 1000, 1100, 1200, 1300, 1400.
Wedgewoodpyrometer : 20, 30, 70, 130, 152, 160.
In keramischen Fabriken kann jedoch das diesem Pyrometer
zu Grunde liegende Prinzip auch heute noch mit Vorteil benützt
werden, wenn es sich nicht um wirkliche Temperaturmessungen,
sondern nur darum handelt, eine gewisse beabsichtigte Temperatur
einzuhalten. In Frankreich verwendet man zu diesem Zwecke kreis-
förmige Kuchen von 5 cm Durchmesser und 5 mm Dicke, die ein-
fach ohne vorheriges Anfeuchten aus der Tonmasse gepreßt und
dann gebrannt werden.
4. Gas- oder Luftthermometer. Sie beruhen auf dem
Boyle-Gay-Luasac'schen Gesetze und gelten gegenwärtig als
Normalinstrumente, mit denen alle anderen verglichen werden. Ihre
Anwendung kann in zwei verschiedenen Weisen erfolgen, die auf
nachstehenden Prinzipien basieren.
Hat man ein vollkommenes Gas, das bei der absoluten Tem-
peratur T und dem Drucke P das Volumen V einnimmt, so gilt
bekanntlich das Gesetz:
PV = nRT,
(worin n die Anzahl der im Volum V enthaltenen Mole des Gases
bedeutet).
Bringt man dieses Gas auf eine andere Temperatur T,,
während sein Volum konstant bleibt, so hat es nun den Druck
P, und es ist:
P,V = nRT„
woraus folgt:
Tj__Pl
T — p.
oder
T ~ P
Man kann also auf diese Weise die Temperaturänderung durch
die Änderung des Druckes messen.
Ändert man hingegen die Temperatur des Gases von T auf
Ti , während der Druck P konstant bleibt, so wird das Volum des
Gases V^ werden und man hat daher:
PV, =nRTi.
^aovGoOt^lc
Die Hewuiig hoher Temperntar
Ti — T _ V, — V
T ~ V
Hier wird also die Temperataränderung durch die Volums-
änderang gemessen.
Als Thermometerkörper dient ein vollkommenes Gas (Stick-
stoff, Wasserstoff oder Luft), das in einem Creiaße von möglichst
unveränderlichem Volum eingeschlossen ist. Die Skala ist die
Celsius'sche, als Nullpunkt dient der Eispunkt.
Temperaturen zwischen 0" und 100" C mißt man gewöhnlich
mit einem Thermometer von konstantem Volum. Über 100" C
steigt aher der Druck so stark, daß die Widerstandsfähigkeit des
Pyrometers gefährdet werden könnte, weshalb man für solche Tem-
peraturen Instrumente mit konstantem Drucke anwendet. Mißt man
den Druck in Atmosphären, so ist bei Anwendung der ersten Methode
t = (P — 1).273,
während für die zweite Methode gilt
V, —V
t = -!^y— .273.
Bis zu Temperaturen von etwa 500" C kann das Thermometer-
gefäß ans Glas hergestellt sein, bei höheren Temperaturen aber
nicht mehr, weil das Glas dann schon erweicht. Man hat da zu-
nächst Flatinge^e versucht; aber bei Anwendung der zweiten
Methode benützt man zur Füllung meist Wasserstoffgas, und Platin
wird bei hoher Temperatur für dieses Gas durchlässig. Porzellan-
ge^ße können ohne jede Gefahr des Erweichens bis 1000" und selbst
höher benutzt werden ; sie müssen aber, um sie für Gase undurch-
lUssig zu machen, innen glasiert sein ; leider sind sie sehr zerbrechlich.
Um den Fehler zu vermeiden, der dadurch entsteht, daß sich
die Menge des eingeschlossenen Gases zufolge der Permeabilität
des Gefäßmaterial es ändert, kann man sich eines von Becquerel
angegebenen Kunstgriffes bedienen. Derselbe besteht darin, daß man
in das Volum V des Pyrometers, welches Gas von der zu messenden
Temperatur T unter dem Drucke P enthält, noch ein weiteres Gas-
quantum hineinpreßt und den zu diesem Zwecke erforderlichen
Druck mißt. Unmittelbar vor der Hinzufügung dieser Gasmenge
hat man im Apparate n Mole Gas vom Volumen V unter dem Drucke
P und von der zu messenden Temperatur T, also
^aovGoOt^lc
4S Die UeuDDg hoher Temperaturen.
P.V = 11.R.T.
Man fQgt nun das bei t und p gemessene Gasvolam v hinzu,
für welches gilt
p,v = n',R.t.
Nach dem Hineinpressen dieser Gasmenge hat man nun in
dem konstant gebliebenen Volum V des Apparates Gas von der zu
messenden Temperatur T unter dem Drucke P', also :
P'.V = (n + n')R.T,
and daher
P.V , P^ _ P'-V
T "^ t ~ T ■
In diesem, von n und n' unabhängigen Ausdrucke ist nur T unbe-
kannt. Wir erhalten somit
T_ (P' — P).V
T = <P'-^)-^t.
p.v
Die Anwendbarkeit dieses Kunstgriffes beruht darauf, daß die
Messung und Einführung des aditionellen Gasquantums höchstens
eine Minute erfordert, so daß der in so kurzer Zeit durch die Per-
meabilität des Gefäßes verursachte Fehler so klein ist, daß er ver-
nachlässigt werden kann.
Der einzige Fehler, der dem Apparate anhängt, liegt in der
nicht genau bekannten Ausdehnung des Pyrometergefäßes bei hoher
Temperatur.
Ein sehr zweckmäßiges und für die Praxis völlig geeignetes
Instrument dieser Art, mit dem man nur wegen der Zerbrechlich-
keit des Porzellangefaßes etwas sorgfältig umgehen muß, wurde von
J. Wiborgh konstruiert. Fig. 2 bis 3 zeigt dasselbe in der älteren
Ausführung. Die Thermometerkugel V, welche ungefähr 12 cm
Inhalt besitzt, geht in eine Porzellanröhre von 20 mm äußerem und
0'5 mm innerem Diameter über, so daß letztere als Kapillarrohr
betrachtet werden kann. Diese Röhre, welche auf die übrigen Teile
des Instrumentes aufgesetzt werden kann, muß eine bedeutende
Festigkeit haben, weshalb auch die Fleisehstärke groß ist. Die Röhre
ist in die Metallhülse A eingekittet, die mittelst Holländerve rschraubung
an dem Metallzylinder H' befestigt werden kann, wodurch die Ver-
bindung derselben mit dem Manometer BV'B' hergestellt wird.
^aovGoOt^lc
Die Mesanng liolur Temperataren.
40
Die Glasröhre, aas welcher das Manometer besteht, wird bei
m auf eine Länge von 10 mm etwas weiter (Vb hia 2 mm), worauf
eine größere Erweiterung folgt, welche das Luftvolum V enthält,
das bei der Temperaturbestimmung in die Thermometerkugel ein-
gepreßt werden soll und welches passend -^ des ersteren beträgt.
Bei m' mündet a' in die längere Manomd«rtöhre B' mit etwa
2 mm innerem und 8 mm äußerem Duicbmesser, die sich nach
abwärts verlängert und nach einer Biegung mit dem mit Queck-
silber gefüllten eisernen Gefäße K in Verbindung steht. Dieses
Gefäß hat einen Deckel aufgeschraubt, weichet zur Führung der
Schraube S dient, mittels welcher ein zweiter eiserner Deckel hin
und her bewegt werden kann, der un-
mittelbar auf das Quecksilber drückt.
Die Schraube S wird mittels der
Metallschraube S' gedreht, welche nur
leicht auf das zapfenförmige Ende der
Schraube gesteckt ist, so daß die Scheibe
leicht abgenommen werden kann. Hie-
durch soll verhindert werden, daß durch
unachtsame Handhabung das Queck-
silber durch die Manometetröhre B in
die Thermometerkugel getrieben und
das Instrument beschädigt werde. Zum
weiteren Schutze gegen ein derartiges
Vorkommnis besitzt die Röhre B un-
mittelbar ober m eine zweite ganz kleine
Fig. 8. .
<Nach Jüptner:
Untera. der Pene-
TOOgBUllagVIt.)
(N&eh Jflptn
Fiff. 2.
: UnterB. der Feaerungaanlugen.)
kugelförmige Erweiterung, die mit Asbest gefüllt ist, welche ein
weiteres Steigen des Quecksilbers verbindert.
Zum Schutze gegen Beschädigungen ist die Manometerröhre
in ein kleines rechteckiges Metallkästchen, D, eingelassen, welches
vorn mit der Glasscheibe G verschlossen ist. Die längere Mano-
jneterröhre B' reicht durch das Kästchen längs der Metallröhie F
;aptn<
, Oham. Tsebnologla ä, Energlea
sasiGoOi^le
50 IHe M«unDg hoher Ttinperatureii.
nach aufwärts. Die Metalliöhre enthält den Holzzylinder 0, welcher
mittels des Knopfes 0' gedreht werden kann und auf welchem die
Skala befestigt ist. Um letztere sichtbar zu machen, besitzt die
Metallröhre P neben der Manometerröhre einen Schlitz. Durch
Drehung des Skalenzylinders kann die richtige, d. h. die dem Baro-
meterstande entsprechende Skala zum Manometenohre gebracht
werden. Um das Eindringen von Staub in die offene Manometer-
röhre B' und die Verunreinigung des Quecksilbers zu verhindern,
wird etwas Baumwolle in deren oberes Ende gesteckt, über welches
man ein Glasdach hängen kann.
Wenn das Luftvolum V,' ebenso warm ist, wie die Thermo-
meterkugel und das Quecksilber bis zur Marke m gedrückt wird,
steigt dasselbe, wie früher gesagt, in der Manometerröhre K' auf
eine gewisse Höhe, welche den, dem Barometerstande entsprechenden
Nullpunkt des Instrumentes bezeichnet.
Um zu erfahren, welche Skala die richtige ist, braucht man
daher den SkalenzyUnder nur so zu drehen, daß jene Skala neben
der Manometerröhre steht, deren Nullpunkt mit dem oben erwähnten
Quecksilb erstände zasammenfällt. Sollte jedoch das Instrument so
angebracht sein, daß V wärmer als V ist, so ist es natürlich nicht
möglich, auf diese Weise die richtige Skala zu ermitteln.
Um in diesem Falle nicht ein besonderes Barometer anwenden
zu müssen, ist an der Manometerröhre eine dritte, in die Kugel
Q' endigende Röhre Q angebracht, welche nach unten in die gemein-
same Röhre R ausmündet. Beim Einpressen des Quecksilbers in
das Manometer steigt es natürlich auch in die oben genannte Bohre
Q und erreicht für den Nullpunkt des Instrumentes ein gewisses
Niveau, bei welchem die Marke r eingeritzt ist. Hier ist wieder
dasselbe Prinzip angewendet, wie beim ganzen Pyrometer, 'nämlich,
daß ein bestimmtes Luftvolum in ein anderes hineingepreßt wird ;
denn wenn die Röhre Q und die Kugel Q' gleiche Temperaturen
haben, kann der Nullpunkt des Pyrometers mit Zuhilfenahme der
Marke r bestimmt werden, wenn auch V wärmer als V ist.
Um den unteren Teil der Porzellanröhre A, welche die Thermo-
meterkugel enthält und daher gebrechlicher ist, namentlich gegen
rasche Temperaturschwankungen, aber auch gegen Stöße einiger-
maßen zu schützen, ist derselbe mit Asbestschnur umwickelt.
Der obere Teil derselben bleibt jedoch frei.
Zum Einkitten der Pyrometer- und Manometerröhre in ihre
respektiven Metallhülsen dient ein Kitt, welcher durch Mischung
von fein geriebenem Bleioxyd (Glätte) mit soviel Glyzerin erhalten
"wird, daß die Masse ziemlich dick ist. Dieser Ritt erhärtet schneit
(in einigen Stunden), dichtet ausgezeichnet und verträgt eine Er-
^aovGoOt^lc
Die Ueraang hoher Temperotor
bl
hitzung bis ungefähr 250" C, bevor er sich zersetzt. Um eine
Verstopfung der Kapillarröhre beim Kitten zu vermeiden, vereinigt
man beide Röhren mittels eines in dieselben gesteckten Metall -
draht«s, hierauf entfernt man die Enden der Röhren etwas aus den-
Metallhülsen und bestreicht sie mit einer Lage Kitt. Nach Verlauf
von ungefähr einer halben Stunde entfernt man den überflüssige»
Kitt au9 der Hülse und zieht den Metaltdraht heraus.*)
Um die Gebrechlichkeit des Instrumentes zu verringern und
seine Handhabung zu vereinfachen, hatWiborgh das Quecksilber-
manometer durch ein Federmanometer ersetzt (Fig. 4 und 5). Das
Instrument steckt in einer runden Metalldose mit starkem Boden
(a), an welchem das porzellanene Pyrometerrohr (r V) in gleicher
Weise, wie beim früheren Instrumente angeschraubt ist. Im Inneren
der Dose ist ein linsenförmiges Metallgefaß V, das sieh vollkommen
zusammenpressen läßt, nach Aufhören des Druckes aber seine
ursprüngliche Gestalt wieder einnimmt, angeordnet. Auf der der
Platte a entgegengesetzten Seite des Gefäßes ist eine Metallplatte b
mit zylindrischem Zapfen d befestigt, die ebenfalls mit einem
(Nach JUptuer: FortBchritl« io
hUtten-Labora tori a m .)
Kapillarrohre versehen ist. Da nun auch das linsenförmige Gefäß
diesen beiden Kapillaren entsprechende Öffnungen besitzt, stehen
V und V untereinander und mit der äußeren Luft in Verbindung,
Der an der Metalldose befestigte, mit der Welle e drehbare
Metallbügel f dient zum Zusammenpressen des Gefößes V^. Zu
diesem Zwecke ist die Welle mit einem kurzen Hebelsanne k ver-
sehen, der auf einen Stab s wirkt. Bei Drehung der Welle geht
derselbe nieder, verschließt die Öffnung des Haarröhrchens und
*) Näheres Über die Handhabung des iDstrumentes und eine hiebei zu
barückiicbü^nde EorrektnT, siehe JUptner: „Die Untersaehung der Feuerungn-
aulageu'', p. 225—244, nud , Fortachritte im Eiseahatlenlabontoriam", 1,
p. 143-160.
^aovGoOt^lc
52 1^ lletiaag bober Temperatiueti.
drückt den Zapfen d mit der Platte b nieder, wodurch das linsen-
förmige (ieiäS V 80 zusammengepreßt werden kann, daß alle vorher
in demselben befindliche Luft in die Kugel V des Pyrometers
eintritt.
Das Haarröhrchen des Zapfens d ist mittels eines feinen Blei-
rohres m mit einer Manometerfeder verbunden, die in gewöhnlicher
Weise mittels Zahntibersetzung die durch den vermehrten Druck
verursachte Bewegung der Feder auf den Zeiger Z überträgt.
Die Drehung der Welle e wird mittels eines gabelförmigen
Hebelsarmes G und des daran angebrachten kleinen Griffes L
bewerkstelligt.
Wenn keine Temperaturmessung vorgenommen wird, stehen
die Luftvolumina V und V mit der äußeren Luft in Verbindung
und der Stab s verschließt die Haarröhrchenmündung nicht. Zu
diesem Zwecke dient eine (in der Figur nicht sichtbar) Spiralfeder,
die den Hebel in der aus Fig. 4 ersichtlichen Stellung festhält.
Die Temperaturskala des Instrumentes gilt für eine Lufttem-
peratur von 0" C. Beträgt dieselbe t*, so braucht man nur das
Luftvolum, welches in die Pyrometerkugel eingepreßt werden soll,
auf (l-i-at)V' zu vergrößern, um denselben Wert zu erhalten,
als wenn t ^ 0" wäre.
Eine Änderung des Barometerdruckes H wirkt in entgegen-
gesetztem Sinne, so daß V um so kleiner werden muß, je höher
derselbe steigt, wenn der Wert ungeändert bleiben soll. Temperatur-
und Barometerstand stehen hiebei, entsprechend dem Boyle-
Gay-Lussa c'schen Gesetze, in einem ganz bestimmten Verhältnisse
zueinander, so daß beispielsweise bei einer Vermehrung des Baro-
meterdruckes um 78 mm das Volum V um so viel kleiner werden
muß, als wenn die Temperatur um 30" gesunken wäi-e. Es kann
somit eine einzige Skala zur Reduktion des Volums V dienen.
Um dies zu erreichen, ist der Zapfend von einem beweglichen
Ringe g umgeben, dessen äußere Endfläche eben und von dem
elastischen Gefäße V gegen den Bügelvorsprung f angepreßt wird,
während die entgegengesetzte Fläche die Form eines Schraubenge-
windes bat und in ein entsprechendes Gewinde des Zapfens nahe
der Platte b eingreift. Durch Drehung des Ringes g wird die Metall-
platte gehoben oder gesenkt, wodurch eine Volomsänderung des
Gefäßes V hervorgerufen wird. Diese Bewegung des Ringes g er-
folgt durch Drehen des mit ersterem durch die Stäbe n und o ver-
bundenen Deckels des Instrumentes.
Das Zifferblatt des Instrumentes enthält außer der Temperatur-
skala (0" bis 1400" C) noch das kleine Aneroidbarometer Q, das
Thermometer P sowie die (von 690 bis 790 mm reichende) Skala
^aovGoOt^lc
Die UeHong höbet Tcmperatoren. 53
zur Korrektur des Barometerdruckes. An letztere anliegend ist auf
dem Kinge E eine Temperaturskala angebracht, mit deren Hilfe
die Temperaturkorrektion ausgeführt wird. Um die Korrektur wegen
Temperatur- und Barometerstand zu bewirken, d. h. das Instrument
auf die am Thermometer P abgelesene Lufttemperatur t und den
am Aneroid Q beobachteten Barometerstand einzusteüen, braucht
man nur den Ring E so zu drehen, daß die betreffenden Tempe-
ratur- und Luftdruckmarken beider Skalen koinzidieren.
Soll eine Temperaturme asung ausgeführt werden, so wird zuerst
der Bing E in die richtige Lage'gedrebt, d. h. das Instrument auf
Lufttemperatur- und Barometerstand eingestellt, worauf man den
Knopf L so weit nach vorn zieht als möglich ist und bis der
Zeiger Z stehen bleibt. Hiedurch wird der Stab s niedergedrückt,
schließt .die Öffnung des Haarröhrchens und preßt den Zapfen d
mit der Metallscbeibe b nieder, das Gefäß V aber zusammen, so daß
die darin enthaltene Luft in die Pyrometerkugel V eintritt. Der
so erhaltene Luftdruck wird durch die Bleiröhre m auf die Mano-
meterfeder übertragen. Letztere verändert hiebei ihre Lage und
bewegt den Zeiger Z.
Nach Ablesung der Temperatur gibt man den Knopf L wieder
frei, der nun, teils infolge der Elastizität des Gefäßes V, teils durch
die um die Welle e gelegte Spiralfeder zurückspringt, während
sich der Zeiger auf Null einstellt. Die Messung, die von jedermann
vorgenommen werden kann, ist in wenigen Augenblicken vollendet.
Der den Knopf L tragende, gabelförmige, federnde Hebelsarm G
kann leicht vom Wellenzapfen gelöst und entfernt werden, wodurch
die Benützung des Instrumentes durch Unberufene verhindert wird.
Um die Zerbrechlichkeit des Porzellanrohres zu verringern und
dasselbe unmittelbar hohen Temperaturen aussetzen zu können, ohne
ein Zerspringen befürchten zu müssen, ist dasselbe mit Asbest
umwunden und in ein Eisenblechrohr verpackt, das noch mit einer
leichten Umhüllung aus Schamotte, Quarz und ungebranntem Ton
versehen ist.
Beide Konstruktionen des W i b or g h'schen Luftpyrometera
können von Dr. Geissler's Nachfolger in Bonn bezogen werden.
Von anderen filr die Praxis geeigneten Luftpyrometern mögen
jene von K. V. Karlander (zu beziehen von Otto Meyerson
in Stockholm) und von A. Sieger und Walter Dürr {zu be-
ziehen durch Alphons Custodis in Düsseldorf) erwähnt werden.
Das Luftthermometer wird nicht nur in der Praxis, sondern
auch, und zwar in hervorragendem Maße, zur Gradaierung anderer
Instrumente durch Vergleichung mit demselben benützt. Zu diesem
Zwecke wurden mittels desselben eine Reihe sehr genauer Tempe-
ra oyGoOt^lc
54 l^e U«9Btu>f hoher Temperatnnn.
raturbeätimmttngen ausgeführt, von denen folgende mitget^lt werden
mögen :
Siedepankt von Naphthalin 218" C | . ^
„ Quecksilber 357« „ '" ^"P*
„ Schwefel 445» „ I g^n^essen
„ „ „ (nach Regnault) 448* „ MeaHungdesGefBße»
„ „ Zink 921'* „ (im Metall freweMwn)
Schmelzpunkt von Cadmium .... 3217'' C
„ „Blei 326-9" „
„ „ Zink 419-0» „
„ „ Antimon .... 630-6" „
„ p Aluminium .... 657" „
„ „ Silber (in Luft) . . 955" „
n „ (rein) . . . 961-5<* „
„ Gold 1063-5" „
r, „ Kupfer (in Luft) . 1064-9" „
„ ,. „ (rein) . - 1084-1" „
Auch wurde die spezifische Wärme des Platins zwischen 0® und
1200* C kalorimetrisch zu
c^' = 0317 +0 000 006 t
ermittelt, wobei t mittels Luftpyrometer bestimmt wurde.
In neuester Zeit hat Daniel Berthe-
lot*) den durch die Permeabilität und die
Ausdehnung des Gußmateriales verursachten
Fehler in äußerst sinnreicher Weise dadurch
eliminiert, daß er auf optischem Wege die
Dichte der unter Atmosphärendruck erhitzten
Luft bestimmte und aus dieser mittels der
Gasgleichung die Temperatur berechnete. Es
würde zu weit führen, diese, für praktische
Temperaturmessungen bisher nicht geeignete
Methode genauer zu beschreiben ; wir wollen
nur erwähnen, daß er auf diese Weise unter
anderen
Iden Schmelzpunkt des Silbers zu , 962" C
„ „ Goldes zu . 1064* „
Fig. G. fand, was mit den oben mitgeteilten Werten
(NacbJüpti]er:D[e Unter- sehr genau übereinstimmt.
Buchung TonFeueranpisn- 5^ Thalpotasimeter von Kling-
hammer (Fig. 6). Dieses bis zu Tempeta-
lageo.)
•) Ann. chim. phya. (7 eme Serie) 8«, p. 68—1*4 (1902).
^aovGoOt^lc
Pynwnetrie. 55
turen in der Kähe von 800" C brauchbare Instrument mißt die Dampf-
spannung verschiedener FlüsBigkeiten. Es besteht aus einem ßobre,
das die Flüasigkeit enthält, und aus einem Manometer. Man benutzt
zur Füllung
flüssige Kohlensäure von — 65" bis -f- 12-5''C
„ schweflige Säure ....-..„ — 10" „ 4-100"C
wasserfreien Äther „ + 36" „ -j- 120* „
destilliertes Wasser „ +100" „ 4-226" „
schwerflüchtige Kohlenwasserstoffe . . „ -f- ^16° v + 360" „
Quecksilber „ + 35''" n + 780" ^
Letzterer Körper ist besondere gut gewählt, da seine Moleküle
nur aus einzelnen Atomen bestehen, also die innere Arbeit hier
sehr einfach ' ist.
Auch bei diesen Pyrometern muß man das Einsenken in den
Raum, dessen Temperatur gemessen werden soll, sehr langsam vor-
nehmen, um das Instrument nicht zu gefährden.
^ II. Kapitel.
PjTOmetrie (Fortsetzung).
6. Pyrometer, bei welchen die Schmelzfaarkeit ver-
schiedener Körper zur Messung der Temperaturen
benützt wird.
Alle auf der Schmelzung von Körpern bekannten Schmelz-
punktes basierenden Pyrometer haben den Nachteil, daß sie nur
konstante oder steigende Temperaturen, beziehungsweise Temperatur-
maxima zu bestimmen gestatten, während es auf diesem Wege un-
möglich ist, auf und ab gehende Temperaturschwanknngen zu ver-
folgen, was ja für die Technik oft wichtig ist.
a) Princep'sche Legierungen,
Es sind dies Legierungen voii Gold und Silber, beziehungs-
weise von Gold und Platin, deren Schmelzpunkte von Erhard und
Schertel mittels Luftpyrometer bestimmt wurden. Diese Bestim-
mungen ergaben :*)
Gold-Silber-Legierungen :
lOOVo Silber — "/„ Gold Schmelzpunkt = 954" C
80 „ „ 20 „ , „ = 975" „
*) Jahrb. r. d. Bg.- d. Htt-Wesen im Egr. Sachsen, 1BT9.
^aovGoOt^lc
607.
Silb«r 40"/,
Sold
Schmelzpunkt
= 996« C
40„
60,
„
,
= 1020" ,
20»
80,
„
,
= 1046« ,
-"
, lOO,
,
,
= 1075» ,
Gold-Piatin-L
egierungen
100%
Gold — •/„
Platin
Schmelzpunkt = 1075" C
95 „
, 6,
,
,
= 1100" .
90,
10,
,
^
= 1130",
86,
16,
,
= 1160",
80,
20,
,
„
= 1190" ,
76,
26,
,
,
= 1220" ,
W»
30,
,
„ .
= 1255" „
66,
36,
,
„
= 1285« ,
60 „
, 40,
,
,
= 1320" ,
55,
46,
„
^
= 1360",
50,
50,
,
,
= 1386" ,
45,
, 66,
„
,
= 1420" ,
40,
60,
,
,
= 1460" ,
35,
66,
,
,
= 1496" ,
30,
'0,
,
„
= 1635" ,
26»
, '6,
,
,
= 1670" ,
20,
, 80,
„
,
= 1610" ,
16,
85,
„
,
= 1650" ,
10,
90,
,
,
= 1690" ,
5,
95,
,
„
= 1730" ,
— ,
100,
„
,
= 1775" ,
Der Fehler der obigen Scbmelzpunktsbestimmungen beträgt
im allgemeinen weniger als 20* C, dürfte aber in den meisten
Fällen weit geringer sein,*) Die angeführten .Schmelzpunkte sind
bis zu einer Temperatur von 1400" C wirklich mit dem Luft-
thermometer gemessen worden; die höheren Werte wurden durch
graphische Interpolation unter. Zuhilfenahme der von Violle er-
mittelten Schmelztemperatur des Platins bestimmt.
Ein wichtiges Erfordernis bei Temperaturbeatimmungen nach
dieser Methode ist die Anwendung genügend reiner Metalle zur
Anfertigung der Princep'schen Legierungen. Es ist daher wohl
am besten, sich dieselben selbst rein darzustellen oder — wo dies
nicht möglich sein sollte — sie nur von einer zuverläßlichen
♦) C. Lftulh und G. Vogt (BuU. boc. ahm. 4G [8], p. 794, 1886) geben
die Schmelzpunkte genaa ebeiiEO an, nur fttr 20°/o Silber, 80% Gold haben «ie
1047'C.
^aovGoOt^lc
PypometriB. 57
Quelle zu beziehen. Erhard und Scliertel erhielten die reinen
Metalle auf folgende Weise ; das Silber war aus verdünnter am-
moniakalischer Lösung durch Ammoniumeulfld gefällt ; Gold wurde
nach einer ersten Fällung mit Eisenvitriol in Natrium goldchlorid
übergeführt und aus der Lösung der reinen Kryatalle mit Oxal-
säure niedergeschlagen. Zur Reinigung des Platins wurde Platin-
salmiak nach der Vorschrift von Claus mit Schwefelwasserstoff-
wasser behandelt, um Iridium zu Sesquichlorid zu reduzieren. Der
aus iridiumfreiem Platinaalmiak erhaltene Schwamm wurde vor
der Knallgasflamme auf Kreide unterläge geschmolzen. Die ver-
schiedenen benötigten Mischungsverhältnisse stellt man am be-
quemsten her, wenn man sich die reinen Metalle zu Draht ziehen
läßt (was allerdings — wegen ihrer geringen Festigkeit — bei reinem
Gold und Silber etwas schwieriger ist, aber doch bis zu Draht-
dicken von ^/j mm ganz gut gelingt). Für jeden einzelnen Fall
berechnet man sich dann die für ein bestimmtes Gewichtsverhältnis
benötigten Drahtiängen. Dies ist bequemer und meist auch genauer
als die direkte Wägung, da man ja von den fertigen Legierungen
nur '/lo ^'^ ^U Gr^oim benötigt, indem es gut ist — selbst wenn
man einen größeren Vorrat an Legierungen herstellen will — die-
selben in den erwähnten kleinen Partien anzufertigen, da beim
Schmelzen größerer Mengen die Legierungen leicht ungleichmäßige
Zusammensetzung zeigen.
Das Zusammenschmelzen erfolgt vor dem Lötrohre auf einer
Unterlage aus Kreide ; doch lassen sich nur die Silber-Gold-
Legierungen mittels des gewöhnlichen Lötrohres genügend in Flu&
bringen. Zum Schmelzen der Platin- Gold -Legierungen muß man
sich entweder einer Gas-Sauerstoff flamme bedienen oder mittels
eines gewöhnlichen Lötrohres Sauerstoff in die Flamme eines Ge-
menges von zwei Volurateilen Äther und einem Volumteii i '
Alkohol — das man in einer gewöhnlichen Weingeistlampe brennt
— einblasen. Man schmilzt die Gold-Platin-Legierungen erst, so
gut es geht, mittels des gewöhnlichen Lötrohres zusammen und
setzt sie erst zum Schlüsse — um völlige Schmelzung zu erreichen
auf einige Sekunden dem Sauerstoffgebläse aus. Man tut dies, um
die Verflüchtigung von Gold — also die Bildung platinreicherer
Legierungen als beabsichtigt — zu verhindern.
Die geschmolzenen Metallkörner zeigen nach raschem Elrkalten
eine feine krystallinische, nach langsamem Erkalten eine grob-
krystallinische Oberfläche von netzartiger Struktur, Sie sind mit
einer bemerkenswerten Neigung zur Entmischung behaftet. Die-
selbe macht sich be merklich durch Auftreten eines gelblichen
Farbentones und wird nicht bloß ersichtlich, wenn die Legierung
^aovGoOt^lc
58 PjronMitrie.
geschmolzen und langsam erkaltet war, sondern auch, wenn die-
Belbe längere Zeit in einer, dem Schmelzpunkte nahen Temperatur
verweilt hatte. Die mit dem Stahlbammer erzeugte Schlagfläche
wird dann kristallinisch und die graue Farbe weicht einer gelb-
lichen. Die Legierungen mit 15% ''is 40% Platin zeigen diese
Veränderlichkeit am stärksten. Sie müssen dann aufs Neue mit
der Enallgasflamme umgeschmolzen werden. Auch die Legierungen
von Gold und Silber nehmen unter denselben Bedingungen kry-
stallinische Struktur an. Doch wird die Oberfläche bei diesen nicht
rauh, sondern zeigt Flächen von verschiedenem Glänze.
Die Legierungen, die man, um das stattgefundene Schmelzen
an der Formveränderung leichter zu erkennen, mit einem Hammer
flachscblägt, werden auf Kapellen aus einem Gemenge von feuer-
festem Ton und Quarz der zu messenden Temperatur ausgesetzt,
wenn keine reduzierende Flamme auf sie einwirkt. Sollte dies
jedoch der Fall sein, so bedecken sich die Flatin-Gold-Legierungen
mit einer d(innen Schlackenhaut und zeigen einen bedeutend nie-
drigeren Schmelzpunkt. So waren bei einem Versuche mit reduzie-
render Flamme sämtliche eingesetzte Legierungen geschmolzen ge-
wesen. Während nun für die schwerst schmelzbare derselben (mit
47% Platin) eine Temperatur von 1364" C zu erwarten stand,
ergab die Beobachtung am Luftthermometer 1247* C. Diese Ver-
änderung ist wahrscheinlich der Aufnahme von Silicium zuzu-
schreiben und nötigt in allen Fällen, in welchen die Temperatur
reduzierender Flammen bestimmt werden soll, eine quarzfreie Unter-
lage, etwa Magnesia oder nach Plattner reine, quarzfreie Ton-
masse zu wählen.
b) Segerkegel.
Sie sind aus Gemengen von Quarz, Kaolin, weißem Marmor
und Feldspat hergestellt, indem aus dem trockenen Gemenge
nach Befeuchten mit schwachem Gummiwasser dreiseitige Pyra-
miden von 6 cm Höhe und 1-5 cm Seitenlänge der dreieckigen
Basis geformt werden. Für niedere Temperaturen wird ein Teil
der Tonerde durch Eisenoxyd ersetzt.
Die oben mit einer Nummer versebenen , Kegel" werden
zweckmäßig in kleine Hängeschalen von Schamotte gesetzt und
mittels einer Stange, die durch ein am oberen Ende der Schale
befindliches Loch gesteckt wird, in den Raum gebracht, dessen
Temperatur gemessen werden soll. Als Schmelzpunkt wird jener
Moment bezeichnet, wo das Probekegelchen zu erweichen beginnt
und die umsinkende Spitze die Schamotteunterlage berührt. Bei
noch höherer Temperatur fließt das Ganze zu einem Emailtropfen
auseinander.
^aovGoOt^lc
Zusammensetzang und Schmelztemperatiir der
Segerkegel.
Nr
"3
Jl
in Äquivalenten
Faia-
«pat
Mar-
Qnara
BUan-
oiyd
Eao-
Un
1
2
3
0'3 K,0 <0-2 Fe,0,) 1 , „.„
0'7 CaO (0'3 A1,0,} j ' "'"•
0-8 K,0 (0-1 Fe,0,) 1 , j-m
0-7 CaO (0-4 A1,0,) (*«'"»
03K,O(005Fe,O.)l .„.„
0-7 OiO (0-45 A1,0,) J * '*"^»
88-sa
83-55
S3-GG
36-00
35-00
85-00
66-00
60-00
57-00
16-00
8-00
4-00
13-95
19-4S
1160
1179
1308
4
»:?^,g]0-5A..O..4SiO,
83-BB
8G-00
54-00
-
35-9(
1227
5
g:?SSi««^'"0..fisio,
88 55
SG'OO
8400
-
35'90
1266
6
0;?^)««^>»O.,6SiO.
83-55
35-00
108-00
-
38-5G
1296
7
7C;ol0''A''O.''S'O'
83-55
85-00
182-00
-
Gl -80
1S38
8
^;8^^g]08Al.O..8 8iO,
83-55
35-00
156-00
-
6476
1S62
9
o^^eioio-«*''*^'^^"^
83-55
85-00
180-00
-
7770
1381
10
o'^Soji'O^'^o.-iosio.
83'GG
35-00
304-00
-
90-65
1410
11
S1cloh'^^^»°-*^ä'0*
83-55
8500
253-00
-
116-55
1489
13
S:?e^:g}i4A,,o.i4SLo.
88-55
35-00
300-00
-
142-45
1468
13
o-?SM«'*'''5"^»s'0'
88-56
8500
848-00
-
168-35
1497
14
S:?^^8l^-«^''0.i8 8io.
83-5G
35-00
396-00
-
1B4-25
1636
IG
«:«^0)2-lAI.O.,S18iO.
83-55
35-00
468-00
-
833-10
155B
16
0;?SS|2*At,O„24SiO.
S3-56
35-00
540-00
-
371-95
1584
17
0-?^0l2'''^'*O-^^S''^'
83-55
35-00
612-00
-
310-80
1613
18
«:3^.0}3.,^,.0„81SiO.
83-55
35-00
708-00
-
362-00
1642
19
0-7C:Cp-5^''O-3^ä'O.
83-55
35-00
804-00
-
414-40
1670
20
S1^aSl»»^''0"39S'O.
83-55
35-00
900-00
-
466-20
170O
Die mitgeteilten Schmelzpunkte wurden in folgender Weise
geschätzt :
^aovGoOt^lc
60
PjMBWltlSrf
Nr. 1 schmilzt etwas schwerer als die Legierung mit 907o
Gold und lO'/o Platin (Schmelzpunkt nach Erhard und Schertel
1130" C); somit wurde ihr Schmelzpunkt zu 1150' C angenommen.
Nr. 20 schmilzt büher als Platin; der Schmelzpunkt wurde
daher auf etwa 1700" C geschätzt.
Unt«r der weiteren Annahme, daß die Schmelzpunkte aller
20 Kegel gleich weit voneinander abstehen (was fibrigena tatsäch-
lich nicht der Fall ist), berechnet sich der Unterschied der Schmelz-
punkte zweier benachbarter Nummern zu
1700-116 0^^3.3.
Für die höheren Nummern der Pyroskope gibt Seger*) fol-
gende Zusammensetzungen :
Nr.
K,0
O.0
AljO,
810,
21
0-3
0-7
4-4
44
22
0-3
0-7
4-9
49
Differenz: 05 A],0„
e SiO,.
23
0-3
0-7
5-4
54
24
0-3
0-7
60
60
25
0-3
0-7
66
66
DiffereEz: Oil A1.0,.
6 SiO,.
26
0-3
0-7
7-2
72
27
0-3
07
20
200
28
—
—
1
10
29
—
—
1
8
30
—
I
6
31
_
1
6
32
—
—
1
4
33
_
_
1
3
34
—
—
1
2-5
35
—
—
1
20
36
—
—
1
1'5
38
—
—
—
10
Schmelzkegel zur Bestimmung niederer Temperaturen für die-
Ziegelf ab rikation geeignet, die sich an die Segerkegel für höhere
Temperatur anschließen, hat Gramer**) hergestellt. Sie sind in
zwei Größen (6 und 10 cm Höhe), ebenso wie die vorigen, von der
kön, Porzellanmanufaktur in Charlottenburg oder von dem che-
*) Jahresber. d. ehem. Technol. 1888, p. 793.
•♦) Toniodiutiie-Zt^. 1892, Nr. 8; Berg- n. HttttBnm.Zljr. 61, p. 106.
^aovGoOt^lc
mischen Laboratorium für ToniBdastrie, Berlin NW,, Kreuzstraße 6,
zu beziehen.
Die Zusammensetzung derselben ist folgende:
Nr.
Moleküle |
K,0
CaO
PbO
_
Al,o.
Fe,0,
BIO,
13,0,
Ol
0-3
0-7
0-3
0-2
3-95
005
02
0-3
0-7
—
0-3
0-2
3-90
010
03
0-3
0-7
—
0-3
0-2
3-85
015
04
0-3
0-7
—
0-3
02
3-80
0-20
05
0-3
0-7
—
0-3
0-2
3-76
0-25
06
0-3
0-7
—
03
02
3-70
0-30
07
0-3
0-7
—
0-3
0-2
3-66
0-35
08
0-3
0-7
—
03
0-2
3-60
0-40
09
0-3
0-7
—
03
0-2
3-65
0-45
010
0-3
N«,0
0-7
—
0-3
02
3-6
0-5
011
0-5
—
0-6
0-8
—
3-6
10
012
0-5
—
0-6
0-75
—
3-5
1-0
013
0-5
—
0-5
0-70
—
3-4
10
OU
0-5
—
0-5
0-65
—
33
10
015
05
—
0-6
0-60
—
3-2
1-0
016
0-5
—
0-5
0-55
—
31
1-0
017
0-6
—
0-5
050
—
30
10
018
0-5
—
0-5
0-40
—
28
1-0
019
0-5
—
0-6
0-30
—
2-6
10
020
0-5
—
0-5
0-20
—
2-4
10
021
0-5
—
0-5
010
—
2-2
10
022
0-5
—
0-5
—
—
20
10
C. Bischof, der diese Pyroskope eingehend prüfte, fand den
Schmelzpunkt, selbst der höchsten derselben, weit unter Platin-
schmelzhitze. Nach demselben liegen die Schmelzpunkte der Nrn.
13, 14, 15 und selbst 17 wenig über der Scbmelzhitze des Palla-
diums {1500" C) und überdies lassen diese Pyroakope mehrfache
Unregelmäßigkeiten untereinander bemerken. Trotzdem hat der
Zentralverband deutscher Industrieller am 28. März 1904 die
Segerkegel neuerdings zur offiziellen EinFührang empfohlen.
Eine neuerliche Angabe über die Schmelztemperaturen aller
dieser Kegel enthält folgende Tabelle:*)
*) Die Schmelzpankte bidcI mit dem Le Chatelier-Pyrome
(Le Cbfttelier nnd Bondoostd, Mesnre dei temperatnres elev^eB.)
^aovGoOt^lc
Nr.
• c
St.
• c
Kr.
• c
022
690
02
1110
19
1610
021
620
Ol
1130
20
1630
020
660
1
1150
21
1660
019
680
2
1170
22
1670
018
710
3
1190
23
1590
017
740
4
1210
24
1610
016
770
6
1230
25
1630
015
80O
6
1260
26
1660
014
830
7
1270
27
1670
013
860
8
1290
28
1690
012
890
9
1310
29
1710
011
920
10
1330
30
1730
010
950
11
1350
31
1760
09
970
12
1370
32
. 1770
08
990
13
1390
33
1790
07
1010
14
1410
34
1810
06
1030
16
1430
36
1830
Oä
1050
16
1460
36
1850
04
1070
17
1470
38
1890
03
1090
18
1490
Diese Schmelzpunktsangaben sind jedoch nur näherungsweise
richtig. Nur folgende Punkte sind bestimmt : Nr. 022 schmilzt bei
dunkler Rotglut, Nr, 010 beim Schmelzpunkte des Silbers, Nr, 1
in der Nähe des Schmelzpunktes einer Legierung aus UC/q Gold
und 10% Platin ; Nr. 10 entspricht der Temperatur, bei welcher
Feldspat zu erweichen beginnt, und Nr. 36 hat ungefälir den
gleichen Schmelzpunkt wie Platin.
7. Kalorimetrische Pyrometer,
Bei diesen Instrumenten wird die gesuchte Temperatur aus der
Wärmemenge abgeleitet, welche ein erhitzter Körper bei seiner
Abkühlung im Kalorimeter abgibt. Diese. Methode wurde von
Pouillet, Regnault, Carnelley, Violle, u. a, sehr empfohlen,
und namentlich von Weinhold, Fischer, u.a. in die industrielle
Praxis eingeführt.
Um die Wärmeverluste durch Strahlung seitens des Kalori-
meters möglichst klein zu erhalten, wird die Einrichtung so getroffen,
daß sich das Kalorimeter nur sehr wenig erwärmt. Bei einem für
wissenschaftliche Zwecke bestimmten Apparate dient zur Messung
der Temperaturerhöhung des Kalorimeters ein in i-J^ Grade geteil-
^aovGoOt^lc
l'jrroinetrie. 63
tes QiieclcäilbeFtiiermometer, dessen Skala nicht mehr als 2 Grade
umfaßt.
Als Körper, dessen Wärmeabgabe im Kalorimeter gemessen
werden soll, — also als thermometrische Substanz —
benutzte man anfangs einen Eisenzylinder. Das war jedoch keine
gläckliche Wahl, weil sich dieses Metall einerseits leicht oxydiert,
and weil anderseits die bei seiner Abkühlung abgegebene Wärme-
menge keine stetige Funktion der Temperatur darstellt'). Wählt
man nämlich die abgegebene Wärme und die Temperatur als
Koordinaten, so erhält man eine Kurve, die zwei Ausbauchungen
zeigt, welche den allotropen Zustandsanderungen des Eisens') ent-
sprechen ; demzufolge mußten die berechneten Temperaturen mit
Fehlern behaftet sein.
In Laboratorien verwendet man daher Platink^rper und ein
in '/^dp Grade geteiltes Quecksilberthermometer*), in der Industrie
hingegen einen Nickelzylinder, weil das Erwärmungsgesetz dieses
MetaUea ein sehr regelmäßiges ist, und ein in -^ Grade geteiltes
Quecksilberthermometer, dessen Skala dann auch einen größeren
Umfang besitzen kann, weil man eine für praktische Zwecke
genügende Genauigkeit erhält, wenn die Kalorimetertemperatur bis
um etwa 5" C steigt. Der Nickelzylinder wird in eine kleine
Röhre aus feuerfestem Material gebracht, in deren Öffnung ein
Eisengriff eingesteckt werden kann. Wenn die Röhre mit dem
Zylinder eine Viertelstunde lang in dem Ofen verweilte, dessen
Temperatur gemessen werden soll, kann man sicher sein, daß
letztere die Temperatur des Ofens angenommen bat (daß Tempe-
raturgleichgewieht eingetreten ist). Man nimmt nun die
Röhre aus dem Ofen, entleert sie in das Kalorimeter, rührt das
Kalorimeter Wasser durch, und liest die Temperatursteigerung ab.
Folgende, von der Compagnie Parisienne du Gaz ausgeführten
Versuche zeigen die Regelmäßigkeit des Erwärmungsgesetzes für
Nickel'):
t.c„' = 50-5, 63-5, 89-5, 103, 117-5, 134, 150, 166.
1 = 400", 500", 700», 800", 900», 1000, 1100, 1200«.
') Siehe die spez. Wäme des Eisens nach den Bestimman^n von Pion-
ohou (Jilptner'a Lehrb. der pb^s. dismie, I, p. 52).
") 1. c. p, 136.
*) Die BpeziGsche WftrmB des Platins betrag nach Vi alle zwischen Q' nitcl
1800" C 0-0317 4-0000 006 t.
f) Pionchon fand für die wahre epezifiaebe Wärme des NickeU zwischen
0° und 23° C:
c^ = 0'108 36 + O'OOO 044 66 t,
swiachen iBQ" mid 400" C :
^aovGoOt^lc
Ferner mögen noch folgende von Violle ermittelte Schmelz-
iemperaturen mitgeteilt sein (die neuesten Bestimmungen von H o 1 -
born und Day sind zum Vergleiche daneben gestellt).
Metall
und Day
Silber
954'
961-5"
Gold
1045
1064
Kupfer
1055
1065
Palladium
1500
1500
Platin
1779
1780
Fig. 7.
(Nach JQptnar: Die Unteraucbong v
Fenernnergaiitagan.)
Fig. 8,
(Nach J ü p l D e r ; Die Unler-
BuchQn^ von Fen^ningBan-
Ugen.)
c, ■=0-l83193 + O000 5e4t-f'0000M1399 9B8 t'
zwischen 400° nnd 1050" C:
Cj =0099 + 0000 061 75 t.
Die ZaataadBftDderang Ewiacfaeii 230° und 400° ist nach Pionchon mit
«Iner Wärmeabsorption von 4'64 Cal. verbonden.
Db der NickelzjlindGT im Kalorimeter stets auf eine nicht atlznireit Ton 0°
abweichende Temperatar abgekühlt und mittels des Kalorimeters kaam Tempeta-
tnreu nnter 400" C gemessen werden, beeinträchtigen diese Abweicbtmgen der spe-
ziü«elieii WArme des NickeU luter 400° seine Branobbarkeit als thermometriacbe
Snb stanz nicht.
^aovGoOt^lc
Porome nie. 65
Von den für praktische Zwecke konstxuierten Pyro-Kalorimetern
sollen hier nur einige wenige angeführt werden.
Das neueste Weinhold'sche Pyrometer zur Bestimmung
höherer Temperaturen iet in Fig. 7 abgebildet. Das eigentliche
Kalorimetergeiäß CG besteht aua dünnem Messingblech. Es faßt
etwa 1 kg Wasser und ist unten zylindrisch, oben konisch geformt.
Das Verhältnis von Höhe zum Durchmesser ist so gewählt, daß die
Oberfläche möglichst klein wird, um den Verlust oder die Zufuhr
von Wärme durch Strahlung und Leitung tunlichst zu verringern.
Ein zylindrisches Gefa£ von blankem Weißblech, B6, mit losem
konischen Deckel, DD, umgibt in einem Abstände von etwa 1 cm
das Kalorimetergefäß, das durch drei passend
geschnittene, in BB eingekittete Korkstücke ge-
tragen wird. BB ist in dem hölzernen Kasten
HH befestigt. Da Holz und stagnierende Luft
die Wärme sehr schlecht leiten und blankes
Metall die Wärmestrahlung abhält, ist auf
solche Weise eine recht vollkommene Wänne-
isolation erzielt. Von den drei zylindrischen
Hälsen des KalorimetergefUßes dient der
mittlere zum Einwerfen der in drei aufein-
ander senkrechten ßichtungen durchbohrten
Metallkugel. In den kürzesten wird das
Thermometer T mittels eines durchbohrten
Korkes dicht eingesetzt ; durch den ganz engen
geht die Achse des Rührers R. Dieser besteht
(Fig. 8) aus einem Rädchen mit sechs schief
stehenden Flügeln, welches in einer oben
und unten offenen, ganz dünnwandigen
Messingröhre läuft. Die Achse desselben ist
oben vierkantig, damit man eine Schnurrolle Fig. 9.
S aufstecken kann, Durch eine Schnur, die (AueJaptnet: Die Unter-
Über drei Führungsrollen and ein außen am «"ct"»« ^^ FeueruDpan-
Holzkaaten befestigtes Kurbelrad läuft, kann '
man R in rasche Drehung versetzen. Die
hiedurch bewirkte lebhafte Zirkulation des Wassers befördert die
Allsgleichung der Temperatur im Kalorimeter. Das Thermometer
T hat eine in -ji^f Grade geteilte Skala, an der noch f^jr Grade
geschätzt werden können. Das dünne zylindrische Quecksilber-
geiaß desselben (50 bis 60 mm lang) nimmt fast die ganze
Höhe des Kalorimeters ein. Zur Aufnahme der heißen Metall-
kugel dient der in Fig. 9 abgebildete, aus starkem Messing-
draht bestehende Korb K. Der um ein Scharnier drehbare Deckel
Jflf tnat, Cham, Teatmolagls d. EneigicD. I. !>
D.qit.zeaOvGoOt^lc
gß Pyrometrle.
desselben ist mit einem rechtwinkelig nach unten angeeeteten Stift
versehen: Senkt man den Korb mit aufgeklapptem Deckel in den
Hals dee Kalorimeters ein, so bleibt der Deckel — und mit ihm
der Drahtkorb — am Rande des Halses hängen. Läßt man nnn
eine Kugel in den Hals fallen, so schlägt diese auf den Stift und
schließt biedotch den Deckel. Infolge dessen fallt der Korb mit
der Kugel auf den Boden des Kalorimeters, so daß schließlich der
Deckel beinahe die Oberfläche des Wassers berührt, das vor dem
Einbringen des Korbes und der Kugel bis zum unteren Rande des
Halses reichen soll. Um immer die richtige Menge Wasser im
Kalorimeter zu haben, benötzt man eine Pipette, welche in eine
Scheibe von Metall, Holz oder Kork so eingekittet ist, daß der
nach unten vorstehende Teil derselben gerade die Lange des Kalori-
meterhalses besitzt. Man gießt zuerst so viel Wasser ein, daß dasselbe
einige Millimeter hoch im Halse steht, legt dann die Scheibe der Pipette
auf den Rand des Halses, und saugt das überschüssige Wasser ab.
Wenn man die heiße Kugel in das Kalorimeter wirft, so wird
nicht allein das in demselben befindliche Wasser, sondern auch das
Kalorimetergefäß erwärmt. Will man also die vom Instrumente auf-
genommene Wärmemenge bestimmen, so muß man auch die vom
Gefäße aufgenommene Wärmemenge berücksichtigea. Dies geschieht
am einfachsten, indem man ermittelt, welche Wassermenge erforder-
lich wäre, um dieselbe Wärmemenge aufzunehmen, wie das Kalori-
meter, d. h. indem man den Wasserwert des Kalorimeters
bestimmt. Zu diesem Zwecke wird das messingene Kalorimeter-
gefäß mit der Rührvorrichtung und dem Korbe K (aber ohne die
Schnurrolle S und das Thermometer T nebst Kork) in trockenem
Znstande gewogen. Das gefundene Gewicht multipliziert mit der
spezifischen Wärme des Messings (0'095) gibt den Wasserwert des
leeren Kalorimeters, Der Wasserwert des Thermometers ist , nicht
leicht zu ermitteln, aber so gering, daß man ihn ohne Schaden
vernachlässigen kann. Nach dem Einsetzen des Thermometers
mit dem Korke wird zum zweiten, nach der Füllung mit kühlem
Wasser zum dritten Male gewogen. Der Unterschied des bei der
zweiten und dritten Wägung gefundenen Gewichtes gibt den Wasser-
gehalt des Kalorimeters. Der Wasserwert des gefüllten Kalorimeters
ist die Summe dieses Wassergehaltes und des Wasserwertes des
leeren Kalorimeters, Wiegt z. B. das leere Kalorimeter ohne
Thermometer 210 g, mit Thermometer 263 g, mit Wasser aber
1240 g, so ist
der Wasserwert des leeren Kalorimeters = 210 X 0'095 = 19'95 g,
der Wassergehalt des Kalorimeters =1240— 236 = 100400 y,
der Wasserwert d. gefüllten Kalorimeters = 1004+ 19-95= 1023-95^.
^aovGoOt^lc
PyromHrie. 67
Vorteilhafter bestimmt man den Wasserwert des leeren Ealori-
meters, indem man das Instrument mit einer gewogenen Wassermenge
beschickt, dann eine Probekagel von bestimmter Temperatur (z. B.
100" C) einwirft, und die Temperaturerhöhung mißt. Dividiert
man nun die bekannte Wärmeabgabe der Kugel durch die Tempe-
raturerhöhung und zieht hievon das Gewicht des Kalorimetera
ab, so erhält man den Wasserwert des trockenen Instrumentes,
Fig 10.
; Die Untersnchnng der FeuerangBanlagen.)
o
Fig. II.
(Aas Jüptoer: Die Uoteraachuug der FeneroagaBiilagen.)
Die angewendeten Kugeln haben ein Gewicht von 60 bis 80 g.
Zur Einfuhrung derselben in den heißen Raum, dessen Tempe-
ratur gemessen werden soll, dient eine aus starkem Eisendraht
oder Stabeisen hergestellte Zange mit halbkugeligen Schalen (Fig. 10)
oder ein an einem langen Stiele befestigter Löffel mit Deckel (Fig. 11).
Das Gewicht der Kugel muß vor dem Gebrauche ermittelt werden.
Bei der angegebenen Größe derselben genügt eine Wägung bis auf
Dezigramme,
Zum Gebrauche wird das Kalorimeter mit frischem Wasser
gefüllt, der Drahtkorb eingehängt, und unmittelbar vor dem Ein-
bringen der Kugel der Rührapparat so lange in Bewegung gesetzt,
bis das Thermometer fest steht und nun die Temperatur (Anfangs-
temperator des Kalorimeters) abgelesen. Beim Einbringen der Kugel
ist darauf zu achten, daß das Thermometer und die Schnur der
Rahrvorrichtung nicht verletzt wird. Unmittelbar nach dem Ein-
werfen der Kugel handhabt man die Rührvorrichtung so lange, bis
das Thermometer stationär geworden, worauf die Temperatur (End-
temperatur) wieder abgelesen wird.
Der Unterschied zwischen Anfangs- und End-Temperatur
multipliziert mit dem in Kilogrammen ausgedrückten Wasserwert
des gefüllten Kalorimeters gibt die von der Kugel an das Kalori-
meter abgegebene Wärmemenge in Kalorieen. Hieraus berechnet sich
^aovGoOt^lc
6g Pjrrometrl«.
die von 1 kg der Kngel abgegebene Wärmemenge, und ein Ver-
gleich dieser Zahl mit einer Tabelle, in welcher diese Wärmeab-
gabe {c. t) aas der spezifischen Wärme des Metalles berechnet ist,
gibt die gesuchte Temperatur,*)
Weit einfacher in seiner Konstruktion ist das Kalorimeter von
Dr. Ferdinand Fischer(Fig. 12). Der 50 t»m weite Zylinder A
aus dünnem Kupferblech hängt in der Holzbüchse B. Der Raum
zwischen Holzbachse und Blechgefäfl ist mit langfaserigem Asbest
oder Glaswolle gefüllt. Der Apparat wird
durch eine dünne Messing- oder Kupferplatte
geschlossen, die eine größere Öffnung d von
20 mm Durchmesser für den Rubrer c und
zum Einwerfen des Metall Zylinders, sowie
eine kleine Öffnung für das Thermometer b hat.
Das Normalthermometer von Geißler in
Bonn mit sehr kleinem Quecksilbergefaß für
0" bis 50" C ist in ^ Grade geteilt, so daß
man noch i^g Grade schätzen kann ; es wird
durch den Bügel a von dünnem Kupferblech
vor dem Zerbrechen durch den Rührer ge-
schützt. Der Rührer besteht aus einer runden
Kupferscheibe, welche an einen starken
Kupferdraht gelötet ist. Derselbe ist oben
in einen Glasstab eingeschmolzen, der als
Handgriff dient. Wiegt beispielsweise das
Kupfergeiaß 35'905 g, der Rührer ohne Glas-
stab 6'445 g, so ist der Wasserwert des
Kalorimeters = 0094 (3&-905 4- 6-445) =:
= 3'98 g und mit dem Thermometer 4 g.
Wiegt ferner das Kalorimeterwasser 246 g,
so ist der Wasserwert des gefüllten Kalori-
meters = 250 g.
Zur Messung der Temperatur benützt man doppelt durch-
bohrte Zylinder aus Platin, Schmiedeisen oder Nickel. In ersterem
Falle, d.i. bei Platinzylindem von 20 jr Gewicht, füllt man so «61
Wasser ein, daß der Gesamtwasserwert etwa 125 g beträgt, andern-
falls macht man denselben doppelt so groß. Die Zylinder werden
in ähnlicher Weise wie früher der zu messenden Temperatur aus-
gesetzt, zum Kalorimeter gebracht und durch die Deckelöffnung d
desselben eingeworfen. Der Zylinder föllt auf die Platte des Rührers,
*) Für genaaere Measangen mußte noch eine Korrektur wegen des Strab-
InDgareilnates angebiacbl werden, waa jedoch fdr die gewöhnlichen Zwecke dar
Ptaiia entfallen kann.
Fig. 12.
(Nach Jflptner: I
UnterBachtiDg der Fei
nmgaanlageD.)
sasiGoOi^le
Pyrometrie. 69
und nun wird durch Heben und Senken des letzteren eine gleich-
mäßige Erwärmung des KalorimeterwaBsers erzielt, so daß nach etwa
einer Minute das Thermometer bereits die Endtemperatur anzeigt.
Korrekturen wegen Verdampfung des Wassers oder Wärmeüber-
tragung durch Leitung und Strahlung, werden nicht ausgeführt,
da die Verdunstung verschwindend klein, die Isolierung des Kalori-
meters aber sehr vollkommen ist. Erreicht das Kalorimeterwasser eine
Temperatur von etwa 40", so muß es gewechselt werden. Die
Temperaturberechnung erfolgt wie früher.
Eines der einfachsten und ältesten,
aber auch verbreitetsten dieser Instru-
mente ist das Wasserpyrometer
von C. W. Siemens (Fig. 13). Es be-
steht aus dem Kupfergefäße A, das
568 cm^ Wasser faßt. Zur Verringerung
von Strahlungsverlusten steckt dasselbe
in zwei Hüllgefaßen, deren eines mit
Filz gefüllt ist, während das andere
leer ist. Das Quecksilberthermometer b
ist durch eine siebartig durchlochte
Metallhülse geschützt und besitzt außer
der gewöhnlichen Teilung noch eine
noniusartig verschiebbare Messingskala c,
welche — ohne jede Berechnung —
die unmittelbare Ablesung der gesuchten
Temperatur gestattet. Nach Füllen des
Kalorimeters mit Wasser stellt man den
Nullpunkt der Pyrometerskala auf den
vom Quecksilherthermometer ange-
zeigten Temperaturgrad des Wassers ein.
Nun wird ein durchbohrter Kupfer-
zylinder von bestimmter Wärmekapazität
der zu messenden Temperatur ausge-
setzt und nach etwa 10 bis 15 Minuten
unter möglichster Vermeidung von Ab-
kühlung in das Kalorimeter wasser ge-
worfen. Man erhält die gesuchte Tempe- p- ,„
ratur, indem man zu der an der Pyro- (Nach Musprutt)
meterskala c abgelesenen die Temperatur
des Kalorimeterwassers addiert. Die Behandlung des Instrumentes
ist also — natürlich auf Kosten der Genauigkeit — die denkbar
einfachste.
^aovGoOt^lc
Zur Berechnung der Temperaturen können die folgenden An-
gaben der Wärmekapazitäten von Platin, Eisen und Nickel zwischen
0" und t" dienen :
Einen
Nickel 1
t» c
nach
Viollo
Post
Pion-
chon
Eu-
Chenne
aas der mitt
leren apezifi-
schen Winn
Pion-
chon
En-
obenne
ai.
C.I.
cal.
c.1.
cai;
100
3-23
lO-R
11-0
11-0
10-8
11-0
12-0
200
6-68
22-0
22-6
2S-0
21-6
22-6
24-0
800
9-76
36-0
36-6
37-0
32-5
42-11
37-0
400
13-64
3a-5
41-6
42-0
43-0
62-0
50-0
600
17-35
67-6
6K-6
69-6
64-0
«6-6
63-6
600
2118
86-0
87-6
84-0
66-0
78-5
76-0
100
2613
1(18-0
111-6
106-0
76-0
92-6
90-0
300
29-20
132-0
137-0
131-0
87-0
107-0
103-0
900
33-39
167-0
167-6
161-6
98-0
123-0
117-6
lOOO
37-7
187-6
179-0
173-0
109-0
138-6
134-0
1100
4213
—
—
—
—
—
160-0
1200
46-86
166-0
1300
61-36
—
—
_
1400
56-14
_
_
_
_
—
_
1600
61-06
—
_
—
—
—
_
1600
66-oa
—
—
—
—
—
—
1700
71-23
—
—
—
_
_
—
1800
76-60
—
—
—
—
—
—
III. Kapitel.
Pypometrie (Schluß).
8. Optische Methoden der Temperaturmessung.
Die hieher gehörigen Instrumente beruhen auf dem Zusammen-
hange zwischen Temperatur und Lichtemi ssions vermögen heißer Körper.
fl) Wenn man einen Körper allmählich erhitzt, so heginnt er
von einer gewissen Temperatur an Lichtstrahlen auszusenden, deren
Helligkeit mit steigender Temperatur wächst. Gleichzeitig ändert
sich auch die Farbe des ausgestrahlten Lichtes. Bei vielen Indu-
striezweigen kann man bei einiger Übung und Geschicklichkeit
die ungefähre Ofentemperatur ohne jedes Instrument nach der
^aovGoOt^lc
71
Helligkeit und der Farbenabstufong der glühenden Wände und der
erlutzten Stoffe mit fceiem Äuge abschätzen.
Die ältesten Angaben über die Tempefatur dieser sogenannten
„Gliihfarben" röhren von Pouillet*) her. Sie mögen deshalb
hier angef&hrt werden, weil sich noch viele ältere Angaben hier-
auf beziehen.
Maunsel White und F. W. Taylor haben**) die Tempe-
ratur der Glahfarben mittels des Le Cbatelier-Pyrometers genau
bestimmt; ebenso Howe. Die folgende Tabelle enthält die An-
gaben dieser Forscher.
rouiiut
Howe
White nnd Taylor |
Oiahfube
-c
GEEthbtbe
•c
OlQlifbrbe
"C
-
-
™te»Bicht-(i.Dunkelo
bues {bei TagM-
47t
-
-
be^iinendes GlUheD
525
Rot l liebt
47E
dnnklB Kotglut
700
650
dankelrot oder blut-
dankelrot i
bia
rot
666
rot
SCO
1
62G
duDkel Kinebrot
686
Kincbrot
S0€
voll Kiwchtot
700
Kincbrot, völlige
Botglut
746
iMlI Einchrot
1000
belle Botfflat
850
Rot
843
dankle 0»lbg;lat
1100
Orange
hell Orange
899
960
941
helle Gelbglnt
1200
volle GelbglQt
blB
1000
Gelb
996
hellgelb
lOBO
bellgelb
1079
WdBglot
ISOO
Welflglnt
1160
WeiBglnt
1306
beUe Weißglat
1400
—
—
—
bleDdBDde WeiD- f
1
1600
bis
1600
:
-
:
:
Die äußersten Strahlen des Spektrums charakterisiecen die
Änderungen von Hell^keit und Farbe sehr gut ; aber die mittleren
gelben Stahlen sind heller, und verdecken daher alle übrigen. Es
lag somit der Versuch nahe, diese letzteren durch blaues Kobaltglas
zu absorbieren. Betrachtet man jedoch einen glühenden Körper
durch ein solches Glas, so erscheint er bei relativ niederen Tem-
peraturen sehr rot, bei sehr hohen Temperaturen hingegen blau,
and man erhält daher auf diese Weise weniger verläßliche Schätz-
ungen, als wenn man sich nur des freien Auges bediente.
Ä) Lunette pyromötrique von Mesur^ und NouSl,
(Fig. 14, 15) ist von E. Ducpetet in Paris erhältlich.
•) Compt. Bend, 3, p, 784 (18S6).
**) The Uetallograpbist, 1900, p. 4t— 48.
^aovGoOt^lc
72 Pyromeliie.
Die direkte Beobachtung der Glühfarben bietet gewisse Schwie-
rigkeiten, da es hiebei auf persönliche Eignung und augenblick-
liche Disposition der Beobachtung ankommt. Das Äuge kann die
Farben ab stuf ungen nie mit absoluter Genauigkeit bestimmen, weil
es dieselben nur auf Grund einer Vergleichung zu beurteilen ver-
mag. Leicht kann in einem dunklen Hüttenraume die tiefe Kot^
glut eines schmelzenden Metalles für hellrot, und umgekehrt in einem
lichten Baume hellrot für dunkelrot angesehen werden, kurz das
Besultat derartiger Beobachtungen kann je nach dem Beobachter,
nach der Beobachtungszeit und der Beleuchtung variieren.
Fig. 14. Rff. 15.
{Nach JUptDer: Fortschritte im EiBenhiltten-LBboratoriaiD.)
Diesem Übel stände soll das pyrometriache Sehrohr vonMesure
und Nouül abhelfen, indem es die Temperatur eines Körpers
durch einfache Beobachtung, wobei auch die Glühfarbe genauer er-
kannt werden kann, zu bestimmen erlaubt
Der auf den Erscheinungen der Zirkularpolarisation beruhende
Apparat besteht im wesentlichen aus zwei Nicoi'schen Prismen,
dem Polarisator P und dem Analysator A. Zwischen diesen bei-
den Prismen befindet sich eine senkrecht zur Hauptachse geschnittene
Quarzscheibe von 11 mm Dicke, Q. Bei der Nullstellung des In-
strumentes stehen die Einfallsebenen der beiden Nicols senkrecht
aufeinander. Um sich von der Richtigkeit dieser Stellung über-
zeugen zu können, läßt sich die Hülse M leicht abnehmen, worauf
die Quarzplatte entfernt werden kann. Dem Okulare L steht am
anderen Ende des Rohres das Objektiv G gegenüber, das aas einem
Planglase oder aus einer gut polierten Zerstreuungslinse besteht.
Sieht man mittels des Apparates gegen eine Lichtquelle, so
treten folgende Erscheinungen ein. Hat das Licht den Nicol P
passiert, so ist es polarisiert. Wäre keine Quarzplatte vorhanden,
sondern würde sich unmittelbair der zweite (zum ersten senkrecht
gestellte) Nicol anschließen, so würde dieses polarisierte Liebt
an der Schnittfläche des Nicol reflektiert werden, das Gesichtsfeld
würde also dunkel erscheinen. Die Quarzplatte bewirkt nun eine
^aovGoOt^lc
pTTometrie. 73
Drehung der Folarisationsebene, die nach dem Bio t' sehen Gesetze
der Dicke der Qnarzplatte proportional und annähernd im
umgekehrten Verhältnisse zur Wellenlange der Lichtstrahlen
steht*) Hiednrch werden einzelne Farben des Spektrums durch
Interferenz zum Verlöschen gebracht und man wird daher im Apparate
eine Mischfarbe erblicken, die von der Temperatur der Lichtquelle
abhängen wird. Dreht man nun den Analysator, so wird sich diese
Mischfarbe ändern, und wenn man das Instrument stets auf den-
selben Farbenton einstellt, wird man aus der Drehung des Polari-
sators auf die Temperatur des Körpers schließen können, dessen
Lichtemission beobachtet wird. Zu diesem Zwecke ist bei unserem
Instrumente der Analysator im Innern des Eohres drehbar. Um
den DrehungswJnkel zu messen, besitzt das Instrument eine fixe
Marke I und eine mit dem Okular und dem Analysator drehbare
Gradeinteilung. Beobachtet man einen glühenden Körper, so wird
man, da die Wellenlängen des von ihm ausgesendeten Lichtes je nach
seiner Temperatur verschieden sind, bei langsamer Drehung des Ana-
lysators bestimmte, aber je nach der Temperatur des glühenden Körpers
verschiedene Farben erblicken. Dem Übergänge von einer Farbe
zur anderen wird ein bestimmter Drehungswinkel entsprechen, der
je nach der Temperatur des glühenden Körpers variieren wird.
Man gelangt hiebei zu einer Drehstellung, bei welcher die Farbe
durch eine weitere, äußerst geringe Drehung des Analysators rasch
von blau in Rot übergeht. Zwischen diesen beiden Farben gewahrt
man einen nur aus den äußersten Strahlen des Spektrums gebil-
deten pnrpur violetten Farbenton**), welcher als charakteristisch für
die Messung der Drehung dienen kann. (Zwischen Orün und Rot
liegt eine andere, zitrongelbe Übergangsfarbe, die gleichfalls zu
diesem Zwecke benutzbar ist.) Die Stellung des Zeigers I auf dem
Gradbogen C gibt dann den Drehungswinkel, aus welchem die
Temperatur abgeleitet wird.
Zur Bestimmung der Temperatnrskala dienen die Pouillet'schen
Angaben für die Glühtemperaturen und der Schmelzpunkt von
Silber (954*C) und Platin (UTB^C) nach VioUe.
OlÜhrube DrehuDgawiDkel TemperaliirtiDgabe
beginnende Kirschrotglut 33" 800" C
Kirschrotglut 40" 900" „
helle Kirschrotglut 46« 1000" „
*) Nach Stefao ist der Drehnogswinkel f einer 1 mm dicken Quarzplatte
fOr Licht Ton dec WellenlBii^ X
, _„ , 8-162*
' — '■'"+jriö'
**) „Übergang'Bfncbe'' oder „lensible Farbe" genannat; in der-
selben fehlt das Gelb gftnilicli.
^aovGoOt^lc
= 69",
T = 1260»C
= 61-75"
, = 1290",,
= 59'6',
„ = 1275" „
= 58-5*,
, = 1245" ,
= 63-6",
, =1340",
= 50-5«,
„ = 1060" ,
OlHlifub« Diohangstrinkel TempeTatnTs.ng'abe
orangegelb 52" 1100« C
gelb 57« 1200%
hellgelb 62" 1300« „
helle Weißglut 66" 1400" „
blendende Weißglut 69" 1500" „
„ , 71—720 1600" „
73—74" 1700",,
Sonnenlicht 84" 8000" „ (?)
Einige mit diesem Instramente angestellte Temperaturmessnngen
mögen hier mitgeteilt werden :
a) Messungen des Verfassers :
Bessemerstahl in der Pfanne . , Winkel =
Martinofen, leer
„ nachEinsatz des obigen
Bessemerstahles . . .
„ Mitte der Charge , ,
„ gegen Ende der Charge
Glühofen
ß) Messungen von J.Weiler (Journ. Iron Steel Inst. 1892, I).
Temperatur im kleinen Bessemerkonverter während des
Blasens T = 1330"C
„ am Ende „ = 1580" ,
„ der Schlacke des 6 t-Konverters . . . . , = 1580" „
„ des Stahles in der Pfanne „ = 1640" „
„ des Stahles in der Coquille „ =1580"„
vorgewärmter Block „ = 1200" „
Block unter dem Hammer „ ^ 1080" „
Hochofen bei Graueisenerzeugung :
Anfang der Schmelzzone „ = 1400" ,
Stahltiegelofen „ = 1600" „
Ziegelofen „ = 1100" „
Glühfarben : Rothitze ' „ = 525" ,
Kirschrot „ = 800" „
Orangerot „ = 1100" „
Weißhitze „=1300"„
„ blendende Weißhitze „= 1500" „
f) Messungen von Le Chatelier:
Sonne Winkel = 84— 86", T = 8000"C
Gasflamme „ = 65—70", „ = 1680° „
rotglühendes Platin ,. =■ 40—45", „ = 800" „
^aovGoOt^lc
PTTomstile. 75
Vorteilhaft ist es, um Seitenlicht abzuhalten, vor dem ObjekÜT
ein Scbatziohr anzubringen. Hat man niedere Temperaturen zu
bestimmeii, so ist eine Sammellinse vorzuschalten.
c) Man kann die Temperatur auch durch das Verhältnis der
Intensitäten zweier bestimmter Strahl engattungen (2. B, rot und
grün), die von dem erhitzten Körper ausgesandt werden, ableiten.
Die folgende Tabelle gibt den Unterschied der Emission von roten,
grünen und blauen Strahlen verschiedener Körper im Vergleiche
zu einem schwarzen Körper:
Bot
GfUn
BUa
Magnesia bei .
. 1300"
010
015
020
B n ■
. 1560«
0-30
0-36
0-40
Kalk „ .
. 1200«
006
010
010
" n ■
. 1700»
0-60
0-40
O60
Cllroinoxyd„ .
. 1200«
100
100
100
n n ■
. 1700»
100
1-40
O30
Tliorrayd „ .
. 120O«
0-60
0-50
0-70
n - ■
. 1760«
0-60
OÖO
0-35
Ceroxyd „ .
. 1200«
0-8
100
10
n n ■
. 1700'
0-9
0-90
086
Auer-MiBchang
bei 1200"
0-25
0-40
10
„
, 1700"
OBO
0-80
10
Hierauf hat Crova ein Pyrometer gegründet, doch erfordert
KÜese Methode große Genauigkeit bei der photometrischen Messung.
d) Ebenso gut kann man aber auch die Intensität eines einzigen
Strahles von bestimmter Wellenlänge als Maß der Temperatur heran-
ziehen. Zwar könnte man auf den ersten Blick glauben, daß diese
Lichtintensität vom Emissionsvermögen des glühenden Körpers ab-
hängen werde, das ja, nach den vorstehenden Zahlen recht verschieden
ist. In Wirklichkeit wird jedoch bei den meisten Körpern das einer
verschiedenen Erhitzung entsprechende Emissionsvermögen in dem
Ofen durch das Reflexionsvermögen, das sich in entgegengesetztem
Sinne ändert, wie ersteres, ausgeglichen. Überdies variiert das
Emissionsvermögen der bei den meisten Industrien in Verwendung
kommenden Körper nicht bedeutend.
Auf diesem Prinzipe basiert das optische Pyrometer von
Cornu-Le Chatelier (Fig. 16). Zur Messung dient ein Rohr,
durch welches man direkt auf den glühenden Körper sieht. Ein
aus einer Glasplatte mit parallelen Flächen (aber ohne Beleg) ge-
bildeter Spiegel wirft das Bild einer kleinen Flamme auf das
Okular. Ein vor dem Okulare befindliches rotes Glas erlaubt nur
ganz bestimmte Strahlen zu beobachten. Vor das Objektiv können
absorbierende Gläser geschaltet werden, welche nur ^ des auf-
^aovGoOt^lc
76
pTTometrI«.
fallenden Lichtea passieren lassen. Überdies ist zwischen diesen
Gläsern und dem Objektive noch ein Katzenauge (Fig. 17) an-
gebracht, durch welches das Licht beliebig abgeschwächt werden
kann. Die Beobachtung erfolgt nun in der Weise, daß man das
o:
rote Licht, das vom glühenden Körper, dessen Temperatur bestimmt
werden soll, mittels der vorgeschalteten Blendgläser und des Katzen-
80 lange abschwächt, bis seine
Helligkeit jener der Vergleicbslampe gleich
geworden. Der Apparat wird durch direkten
Vergleich mit einem Luftthermometer gra-
duiert. Es wurden in dieser Weise folgende
Pj j^ Lichtstärken (rotes Licht, X^659) ge-
rotgltihende Kohle (600") 0-0001
schmelzendes Silber (950") 0-015
Stearinkerze, Gasbrenner, Amylacetatlampe . 1
Pigeon-Lampe l-I
Argandbrenner mit Glas 1-9
Auerbrenner 2-05
schmelzendes Feg 0^ (1350") 225
schmelzendes Palladium (1550) 4-8
schmelzendes Platin 15
Inkandeszenzlampe 40
Krater des elektrischen Lichtbogens . . 10000
Sonnenlicht am Mittag 90000
Auf diese Weise wurde zunächst ein Thermoelement graduiert
und mittels diesem die Intensität der Lichtemission von schwarzem
Eisenoxyd bei verschiedenen Temperaturen ermittelt. Als Gesetz
iüT die Änderung der Intensität des roten Lichtes mit der Temperatur
ergab sich der Ausdruck :
^aovGoOt^lc
i = io.T~"r,
worin T die absolute Temperatur bedeutet. Mau erhält so für ver-
scliiedene Temperaturen folgende Intensitäten in Kerzenstärkeu :
Tempe-
Mtorin'C
iDtensitat
T.n,p,-
raturiu'C
0-00008
600
390
1800
000073
700
600
1900
00046
800
930
2000
0020
900
1800
3000
0018
1000
9700
4000
0-24
1100
28000
6000
0-64
1200
56000
6000
1-63
1300
100000
7000
3-35
1400
150000
8000
6-7
1500
224000
90OO
12-9
1600
305000
10000
22-4
1700
Wie man sieht, wächst die Intensität sehr rapid. Macht man
daher bei Bestimmung hoher Temperaturen einen Meßfehler um
■^ Kerzenstärke, so beträgt der Temperaturfehler höchstens 2^3" C,
ist also vollkommen zu veruachläßigen. Die Flamme im Ofen muß
bei der Beobachtung möglichst vermieden werden, weil man sonst
völlig irrige Temperaturangaben erhalten würde. Die Methode ist
zur Messung hoher Temperaturen sehr geeignet, bei niederen aber
weniger genau.
Le Chatelier hat mit diesem Instrumente folgende Messun-
gen ausgeführt:
Martinofen . 1490" bis 1580" C
Glasofen 1376" „ 1400» „
Ofen für Hartporzellan 1370» „
Ofen für Hartporzellan, neu 1250" „
Inkandeszenzlampe 1800" „
Elektrischer Lichtbogen 4100» „
Sonnenlicht 7600" „
Hochofen für Bessemerroheisen: .
Vor den Formen 1930« C
Roheisen, Beginn des Abstiches .... 1400" „
Roheisen, Ende des Abstiches 1520» .
^aovGoOt^lc
78
Bessemerprozeß:
ausfließende Schlacke . 1580" C
Stahl beim Ausfließen in die Pfanne . . 164U'' „
Stahl beim Ausfließen in die Coquillen . . 1580** „
Wiedererhitzung des Ingots ...... 1200" „
Ende des Schmiedens 1080" „
Martinofen :
Stahl während des Abstiches, Anfang . , 1580" C
Stahl während des Abstiches, Ende . . . 1420' „
Stahl beim Gießen in die Koqnille . . . 1490" «
Föry hat dieses Instrument etwas abgeändert.
Auf demselben Prinzipe basiert das optische Pyrometer von
Wanner. Bezeichnet man mit J die Lichtintensität, mit i. seine
Wellenlänge, mit T die absolute Temperatur und mit c, und Cj
zwei Konstante, so ist nach Wien:
Da wir kein absolutes Maß fttr die Liohtintensität besitzen, können
wir dieselbe nur mit einer anderen Lichtquelle vergleichen. Für
letztere ist
und daher:
eine Gleichung, die nur mehr eine Eonstante enthält. Diese Gleichung
gilt strenge genommen nur für absolut schwarze Körper, kann jedoch
— wegen der allseitigen Keflexion im Ofeninneren — auch zu Tem-
peraturmessungen im Ofen benützt werden.
Bei der Bestimmung von Flammentemperaturen ist jedoch
Vorsicht nötig. Ist die Temperatur der Flamme jener der sie umge-
benden Ofenwände gleich, so ist die Methode ohne weiteres verwend-
bar ; sind aber nur glühende Gase vorhanden, die etwa durch Natrium
gefärbt sind, so erhält man nur dann richtige Ofentemperatnren,
wenn die Flamme die bei der Messung benützten Lichtstrahlen
unabsorbiert passieren läßt. Konvertergase sind für rot (jene Farbe,
welche beim Wannerpyrometer benützt wird) schon ziemlich un-
durchsichtig, namentlich, wenn darin viele feste Teile verbrennen.
Man wird daher niedrigere Temperaturen erhalten.
In dem Apparate wird das Licht durch ein geradsichtiges
Prisma zerlegt und mittels eines schmalen Spaltes alles mit Aus-
^aovGoOt^lc
Pjronuitrie. 79
nähme des der Frauenhofer'schen Linie C entsprechenden Lichtes
abgeblendet. Da, wie obige Gleichung lehrt, die Temperatarmessung
auf der Vergleichung zweier Lichtquellen basiert, dient als Normal-
lichtquelle eine kleine elektrische Lampe, die vorn am Apparate
angebracht ist und deren Licht mitt«la eines Vergleichsprismas in
denselben gelangt, während das vom glühenden Körper, dessen Tem-
peratur gemessen werden soll, ausstrahlende Licht direkt einfallt.
Zum Vergleiche der beiden Lichtstärken dienen zwei Nicorsche
Prismen, deren eines (der Analysat^ir) mit dem Okulare gedreht
werden kann. Die an einer Kreisteiinng ablesbare Drehung dient.
als Maß der Intensität, während die gesuchte Temperatur in einer
Tabelle abgelesen wird. Blickt man durch den Apparat nach einem
leuchtenden Gegenstande, so sieht man das Gesichtsfeld in zwei
ungleich helle Hälften geteilt. Man dreht dann das Okular sa
lange, bis beide gleich hell geworden, liest den Drehungswinkel ab
und entnimmt die Temperatur aus der Tabelle.
Der ganze Apparat, dessen optische Teile von Franz Schmidt
& Haensch in Berlin angefertigt werden, ist etwa 30 cm lang^
wie ein Fernrohr gestaltet und leicht zu handhaben. Zum Betriebe
der vorn angebrachten kleinen elektrischen 6- Voltlampe dienen drei
Akkumulatoren. Da nun die Lichtstärke dieser Lampe von der
Spannung des Akkumulators abhängt, muß eraterer von Zeit zu
Zeit kontrolliert, beziehungsweise justiert werden, wozu eine Amyl-
acetatlampe dient.
Als untere Grenze für die mittels dieses Pyrometers zu mes-
senden Temperaturen gilt (wegen der bei niederen Temperaturen
wachsenden Lichtschwäche) 900* C; die obere Grenze kann nach
Belieben gewählt werden.
Temperaturmessungen mit dem Wannerpyrometer:
a) Bei Hochöfen:
ausfließende Schlacke (Horde) 1402" C 1370" C
ausfließendes Roheisen (Horde) 1317" „ 1284" „
Roheisen, beim Abstich aus dem Mischer 1260" „
Roheisen, beim Einfließen in den Konverter 1240" „
Stahl beim Umkippen des Konverters 1460" „
Schlacke beim Umkippen des Konverters 1655" „
ausfließende Schlacke (Hsede) 1424" C 1372" „
ausfließendes Roheisen (Beginn des Abstiches)
1384" C 1372—1330" „
Roheisen in einer prismatischen Gußform 1230" „
Roheisen beim Erstarren 1012" „
Schlacke aus dem Mischer 1384" C 1330" i,
/i Goot^lc
gO PTtometrie.
Schlacke aas dem Konverter 1230** C
Koheisen aus dem Hochofen (Witkowitz) ■ 1220** „
Stahl aus dem Konvert«r 1211" ^
Eisen aus dem Kupolofen (Osnabrück) 1239" „
b) Thomasprozeß (Temperatur der Konvertergase während einer
Charge) 1310, 1381, 1293*), 1472, 1231*), 1310, 1331, 1483»),
1472, 1494.
Die Temperatur des Konverters ist weit höher. So wurde die
Temperatur der abfließenden Sehlacke (3 Minuten nach Abstellen
des Gebläses) zu 1700* C gefunden.
c) Verschiedene Messungen:
2irkon im Sauerstoff-Gasgebläse 2090" C
elektrisches Bogenlieht mit Dochtkohle .... 3370 bis 3470
«lektrisches Bogenlieht mit Retortenkohle . . . 3560 „ 3610
'JfptrtarWinl!Ü,_ _ ,
Fig. 18.
Von sonstigen optischen Pyrometern sind die von Holborn-
Kurlbaum*) und von Morse") zu erwähnen, bei welchen die
Intensität der elektrischen Vergleichslampe variiert wird.
Auf der Messung der gesamten Energieausstrahlung eines
.glühenden Körpers beruht das thermoelektrische Teleskop
von Fery«). (Fig. 18.)
Für die gesamte Energiestrahlung eines Körpers gilt das Stefan-
Boltzmann'sche Gesetz:
E = K(T*~T„*).
In dieser Gleichung ist E die Energie, welche von einem
«chwarzen Körper von der absoluten Temperatur T* auf einen
*) Die mit * bezeicliDeten Temperatiuea fallen mit SchrottsuMto z
') PiQtzlicher ächlackenausnorf.
>Ö Sitcbei. d. h. Akad. d. W. BerUn, XIU, Jnm 1901, Ann. d. Pbytik, X,
rp. 8S5. 1903.
*) Ameiicaa Machinist, 1903.
•) Campt. Rend. 134, p. 997 (1902). Ann. Chem. Ph^ra. 28, p. 428 (1903).
£a wird hergesteUt von Ph. Pellin in Paria.
^aovGoOt^lc
PTTometrie.
81
Körper von der Temperatur T^" ausgestrahlt wird. K ist eine Kon-
stante. Die Bichtigkeit dieses Gesetzes innerhalb weitester Temper atur-
grenzen wurde von Lummer, Kurlbaum, Pringsheim,
Paschen, u. a. nachgewiesen, Folgende Tabelle gibt die Beo-
bachtungen von Pringsheim und Lummer:
1
3
3
4
e
6
Gedu-
AbBolnte
T beob.
Schwarzer Körper
Temperat
lierter
K 10"
Temperat.
— T
beobaebtet
AoMcUa^
berecbaet
berechnet
Siedetopf . . .
3731
156
127
374-6
— 1-5»
Salpetepkesael .
492-6
638
124
492-0
+ 0-6
7230
3320
124-8
7243
— 1-3
" '.
745
3810
126-6
749-1
-4-1
Schamotteofen
810
5150
121-6
806-5
+ 3-5
n ■ ■
868
6910
123-3
867-1
+ 0-9
n
1378
44700
124-2
1379
-1
■ ■
1470
57400
123-1
1468
+ 2
n ■ ■
1497
60600
120-9
1488
+ 9
» ■ ■
1535
67800
1223
1531
+ 4
Mittel
123-8
Die in Kolumne 2 angegebenen Temperaturen sind bezogen
«uf die Temperaturskala von Holborn und Day*), bei welcher die
thermoelektromotorisehe Kiaft des Le Chatelier-Elementes (Pt-(- Platin
— Rhodium) an das Stiekstoffthermometer angeschlossen ist. Die
dritte Kolumne enthält die Strahl ungsenergie des schwarzen Körpers
bei der beobachteten Temperatur in Gestalt des bolometrisch ge-
messenen und auf gleiches Maß reduzierten Galvanoraeterausschlages.
Die Bolometerteraperatur betrug 290" absolut. För andere als
schwarze Körper zeigen sich Abweichungen, wie folgende Be-
obachtungen von Lummer und Kurlbaum erkennen lassen.
(Siehe die folgenden Seiten.)
Die Strahlungsenergie des Eisenoxydes ist also 4 — 5m al
so groß als jene des polierten Platin, aber noch immer beträchtlich
kleiner wie die des schwarzen Körpers. Mit steigender Temperatur
wächst aber die Strahlung nicht schwarzer Körper schneller als die
absolut schwarzer Körper.
Bei dem F er y' sehen thermoelektrischen Teleskop (Fig. 18)
fällt das Bild der glühenden Fläche, dessen Temperatur gemessen
werden soll, auf die Lötstelle eines Kupfer-Konstantan-Thermo-
dementes, in dessen Stromkreis ein Galvanometer geschaltet ist.
Hiedurch wird die Lötstelle erwärmt und so entsteht ein Thermo-
•) Ann. d. Pbya. 2, psjf. 505 (1900).
Jflplner, Obcm. Teoboolo^e d. Eiiar(ieii, I. 6
sasiGoOi^le
82 Pyromstri«.
ström, der im Galvanometer gemessen wird. Die Einstellung
des Bildes der glühenden Fläche auf die Lötstelle des Thermo-
elementes erfolgt mittels des Okulares 0. Das Objektiv F ist aus
Flußspat hergestellt, weil dieser nur wenig strahlende Energie ab-
sorbiert. Anderseits werden aber auch Instrumente mit Crlasobjektiven
hergestellt.
E "'
T* — V
T
T.
Schwuler
Korper
PoUerte»
PUtin
ElHnoz^d
372-8
290-6
108-9
492
290
109-0
4-23
_
654
290
108-4
6-56
331
795
290
109-9
8-14
36-6
1103
290
109-0
12-18
46-9
1481
290
1107
16-69
64-3
1761
290
—
19-64
Um zu zeigen, welche Übereinstimmung zwischen der Beobachtung
mittels verschiedener optischer Pyrometer erzielt werden kann, möge
folgende Zusammenstellung verschiedener Angaben Über die Tem-
peratur des elektrischen Lichtbogens mitgeteilt werden') :
Beobachter
Absolute, Tem-
peratur
Methode
Le Chatelier . . .
4370
Photometrie ; Intensität des
roten Lichtes
Violle ......
3870
Kalorimetrie : spezifische
Wärme der Kohle
Wilson & Gray .
3600
Gesamtstrahlung v. Kupfer-
oxyd(empiri8clieGleichung)
Wanner ....
3700-3900**)
(je nach der angewendeten
Kohle) Photometrie: Wien's
Gesetz
F6ry
3600-4000
Wellenlange der Maximal-
Lummer & Prings-
strahlung {Wien's Gesetz)
heim ....
3750-4200
dtto.
F4ry
3760**)
Boltzmann'schea Gesetz
■) WBidner&BargeBs:TbelemperotiiTeoftbearc(Pb7S.Bev.l9,Nr. 1).
**} Temperator de» Bdurarzen KSrpera.
^aovGoOt^lc
Beobachter
Absolute Tem-
peratoc
Methode
Waidner &Burge88»)
4150 •*)
3690")
3680**)
3720**)
Photometrie: Wien'e Gesetz
Holborn-Kurlbaum's Pyro-
meter (Wien's Gesetz)
Wannerpyrometer (Wien's
Gesetz)
Le Chatelier-Pyrometer
(Wien's Gesetz)
9. Methoden, welche auf der Änderung des elek-
trigchenLeitungs Widerstandes b e ruhen. ManhanndieTem-
peratnr auch mittelsderÄnderungdes Leitungswiderstandes einer Platin-
spirale messen, die man um einen Stab aus feuerfestem Ton wickelt
und außen durch ein Tongefäß schützt (Fig. 19). Das Gesetz der
Abhängigkeit des Leitungswiderstandes von der Temperatur ist durch
eine Parabel des zweiten Grades gegeben. Dieses zuerst von Siemens
angewendete Prinzip wurde von der Praxis bald wieder aufgegeben,
weil das Platin durch Silicium, Phosphor uud die Keaktionsgase
angegriffen wird und sein Leitungawiderstand hiebei große Verän-
derungen erleiden kann.
Fig. 19.
Anfangs brachte man die Platinspirale in ein Platinrohr, das
aber sehr zerbrechlich und teuer war. Man erkannte jedoch bald,
daß ein Porzellanrohr dieselben Dienste leiste. Der Apparat bleibt
aber immer noch sehr gebrechlich und wird kaum anderswo als in
Laboratorien zu Messungen von großer Genauigkeit verwendet.
Fischer teilt folgende Vergleichsmessungen mit;
Pyrometer von
Qaeckeüber-
tbermometer
(Oelliler)
StBinle k Hal-
tung (Graphit-
Pyrometer)
Siemene (WHer-
standapjrameter
FUcher
358»
728
700
361"
612
612
602
*) Beiner Graphit gibt eine am nicht mehr als 50° höhere Temperatur
•*) Temporatni dea schwarzen Körperij.
^aovGoOt^lc
Pyrometer von
(OeiOler)
Steinle ft Har-
.«n, (OrapUl-
PjTometer)
Siement (Wider-
Fiicher
260
101
102
103
103
843
910
862
858
848
511
312
294
266
98
lOO
99
101
751
837
778
751
744
449
308
290
754
761
730
440
261
99-5
99-8
99-8
99-8
304
287
Auf demselben Prinzipe beruhen die Pyrometer von Hart-
mann &Braiinin Bockheim-Frankfurt a/M, von G a 1 1 e □ d a r, U.A.
Einige mit diesen Instrumenten ausgeführte Messungen mögen
mitgeteilt werden :
232»
Zinn, Schmelzpunkt .
(Callendar und Griffiths,
Heycock und Neville)
Wismut, , . .
270«
(Callenda
Kadminm, „ . .
322"
Blei, „ . .
328»
„
Zink, „ . .
421»
„
Zink, „ . .
419"
(Heycock
unreinigungen
633«
„
Antimon, „ . .
629-6"
„
Aluminium, „ (99-5%Äl
654-6"
„
Silber, , . .
960-6''
Gold, „ . .
1062"
Kupfer, „ . .
1080-5"
„
K,SO., , . .
1084"
„
„ , Erstarrung . .
1067"
„
NaaSOi, Schmelzung .
902"
„
„ , Erstarrung , .
883"
„
Na,CO„ Schmelzpunkt .
850"
,
10. Thermoelektrischea Pyrometer von H. Le Chatelier.
Das Instrument beruht auf der Messung des Stromes, welchen
ein Thermoelemeot liefert, dessen Lötstelle erwärmt wird. Die Löt-
^aovGoOt^lc
85
stelle setzt sich unmittelbar mit dem Korper oder Raame, dessen
Temperatur gemessen werden soll, in Temperaturgleichgewiclit, und
man kann — was von großem praktischem Vorteile ist — die Meß-
instrumente sehr weit von dem Orte aufstellen, an welchem die
Temperaturmessung vorgenommen werden soll.
Von Wichtigkeit ist die Wahl der Metalle, aus welchen daa
Thermoelement hergestellt wird. Eisen oder Nickel lassen sich hie-
für nicht verwenden, weil diese Metalle, wenn man sie an einem
Punkte erwärmt, Nebenströme geben. Man benützt gewöhnlich einer-
seits einen Flatindraht, anderseits einen solchen aus Platin und lO^/o
Iridium oder Rhodium.
Zur Messung des Stromes benützt Le Chatelier ein aperio-
disches Galvanometer von Deprez d'Arsonval mit Spiegelab-
lesung oder ein nach seinen Angaben von Pellin in Paris aua-
geftlhrtes Zeigergalvanometer. Kaiser und Schmidt in Berlin,
sowie Siemens und Halske verwenden Zeigergalvanometer.
Nach den Untersuchungen H. Le Chateliers läßt sich der
Zusammenhang zwischen elektromotorischer Kraft und Temperator-
differenz von Lötstelle und freiem Ende für ein aus Platin und Palla-
dium bestehendes Element durch die Gleichung:
e = 4-3(t-y+-jI^(t>-V)
ausdrQcken. Er fand :
t— 1„ = 100« 4460 9540 1060" 1550"
e = 500 2950 10900 12260 24030
Wenn mau aber ein Thermoelement benützt, das aus Platin
and einer Platinlegierung besteht, so erhält die Gleichung eine
ganz andere Gestalt. So ergaben drei verschiedene Beobachtungen:
B
.TOI
Le Chateliar
Holbo
a nnd Wien
Pt~P
90 + IrlO
Pt-Pt
90+EhlO
Pt —
Pt 90 Bh 10
300"
2800
100"
650
100»
665
600"
5250
367"
2770
20Ü»
1260
700»
7900
445"
3630
400»
3030
900«
10050
665"
6180
600»
4920
1100"
13800
1060"
10560
800"
6970
1550"
16100
1000»
9080
1780"
18200
1200"
1400»
1600»
11460
13860
16220
sasiGoOi^le
86 Pyrometrio.
Alle diese BeobBchtungen lassen sich durch ähnliche Kurven
darstellen. Für jene von Le Chatelier gilt:
log e = 1-2196 log t + 0-302
wobei e in Mikrovolts ausgedrückt ist.
Am besten wird das Instrument durch direkte Beobachtungen
geaicht. Hiezu können folgende Angaben dienen :
^ Siedepunkt des Wassers .... 100" C
i Naphthalin .
Schmelzpunkt
von Zink . . .
420»
^
Siedepunkt
„ Schwefel . .
445«
„
Schmelzpunkt
„ Aluminium .
655»
„ (667»)
„
„ Kochsalz . .
800»
^
„ Natriumsilikat
883"
^
Siedepunkt
„ Zink . . .
930«
^
Schmelzpunkt
„ Silber. . .
960«
n (961-5 <►)
j,
„ Gold . . .
1045»
„ (1064«)
„
„ Palladium
1500"
„
P
„ Platin . .
1780»
(die eingeklammerten Zahlen sind von Holborn
und Wien bestimmt).
Die Siedepunkte von Wasser, Naphthalin und
Schwefel werden einfach in der Weise bestimmt, daß
Fig. 20. man die Körper in einem unten geschlossenen, von
einem schlechten Wärmeleiter umgebenen Glas-
rohre zum Sieden erhitzt und die Lötstelle des Thermoelementes
in den Dampf einhängt. Um den Siedepunkt des Zinkes zu erhalten,
bringt mau das Thermoelement in eine Porzellanröhre (Fig. 20), die
man in das geschmolzene Metall einsenkt. Um den Schmelzpunkt
des Goldes zu bestimmen, wird das Thermoelement, unter welchem
■ man einige Milligramme Gold anbringt, in einen
mit Sand gefüllten Tiegel gebracht (Fig. 21) und
über 1000" erhitzt. Hiebei verfolgt man den Gang
des Galvanomoters. Wenn das Gold zu schmelzen
beginnt, bleibt das Galvanometer stationär bis alles
Gold geschmolzen ist, worauf erst die Temperatur
wieder regelmäßig weiter steigt.
Zur Messung der Temperatur von Stahlöfen,
etc. wird das Thermoelement, dessen Driüite iso-
p. „, liert sein müssen, um Kurzschluß zu vermeiden, in
ein Eisenrohr eingeschlossen. In Porzellanöfen, wo
die Temperaturmessungen konstant ausgeführt werden, ist das durch
eine Steingutröhre geschützte Thermoelement bleibend im Ofen be-
^aovGoOt^lc
PTTometrie. 87
festigt, ohne jedoch ins Ofeninnere za reichen. Es erhält die Wärme
durch eine rund um dasselbe angeordnete ringförmige Vertiefung.
In Deutschland wird das Instrument von W. C, Heraeus in
Hanau und von Kaiser und Schmidt in Berlin in der aus
Fig. 22 ersichtlichen Auaführung geliefert. Das Pyrometer ist speziell
för industrielle Zwecke konstruiert. Im Berichte der „physikalisch-tech-
nischen Reichs anstalt" in Berlin sind die Vorzüge des von H o 1 b o r n
und Wien modifizierten Le Chatelier Pyrometers dargelegt.
(Nach JQptner nnd Toldt: Chem. ealor.-Unters. Üb. GeneMtoren n. UartinSfeD).
Ein großer Vorteil für die Praxis liegt darin, daß die Ablesung des
Instrumentes so einfach ist, daß jeder halbwegs intelligente Arbeiter
in kürzester Frist damit umgehen lernt. Das Instrument ist Überdies
dauerhaft, seine Angaben werden durch die Einwirkung hoher
^aovGoOt^lc
88 Pjromotrie.
Temperaturen nicht verändert, der Ableseapparat kann von der
Stelle, wo die Temperatur gemessen werden soll, weit entfernt
werden*), und endlich kann ein Ableseapparat für eine ganze Reihe
von Thermoelementen benützt werden.
Das Thermoelement besteht aus einem Draht aus reinem Platin
von 0-Q mm Stärke und 1500 mm Länge, dessen eines Ende mit
einem gleichen, ans einer Legierung von 107<, Rhodium und 907o
Platin bestehenden Drahte zu einer kleinen Kugel zusammenge-
schmolzen ist. Yon Wichtigkeit ist dabei die Reinheit der verwen-
deten Metalle, um es stets mit annähernd gleichen thermoelektrischen
Spannungen zu tun zu haben, was besonders bei Nachbestellungen
von Bedeutung ist. Die beiden anderen Enden des vorgenannten
Drahtes werden zu einem Stromkreise geschlossen. Durch Erhitzen der
Lötstelle entsteht ein schwacher elektrischer Strom (im Mittel etwa
O'OOl Volt für 100" Temper aturdifferenz zwischen Lötstelle und
freiem Ende), Dieser Strom wird mittels eines Galvanometers ge-
messen, das neben einer Einteilung in Mikrovolt noch eine
unmittelbar ablesbare Temperaturskala besitzt. Die Genauigkeit des
Instrumentes beträgt nachHolborn undWien bei ICOO^Ciö".
Die Drähte des Elementes dürfen beim Gebrauche nicht mit
Substanzen in Berührung kommen, die mit Platin oder dessen Le-
gierung Verbindungen eingehen können. Dies wird durch eine ent-
sprechende Montierung des Instrumentes in einer Porzellanröhre,
welche gleichzeitig die Isolierung der Drähte ermöglicht, verhindert.
Diese Porzellanhnlsen können Temperaturen bis 1600° aushalten. '•)
Die Art der Montierung des Elementes ist aus Fig. 23 ersichtlich.
Eine mit zentraler Bohrung versehene Hartgummiseheibe A ist von
unten über das äußere Porzellanrohr geschoben. Diese Scheibe hat eine
Aussparung, in welcher die äußere Verstärkung B des Porzellanrohres
liegt. Zwischen A und B wird eine Schicht Asbestsehnur gelegt.
Eine zweite Hartgummischeibe C enthält zwei feine Löcher, durch
welche die Elementdrähte gezogen werden, und eine Vertiefung zur
Aufnahme des — die Drähte isolierenden — Porzellan-Kapillarrohres,
Diese zweite Hartgummischeibe C ist mittels dreier Messingschrauben
mit der Hartgummischeibe A fest verbunden. Auf C sind zwei
Klemmschrauben befestigt, welche die Element- und Zuleitungsdr ähte
aufnehmen. Das äußere Porzellanrohr wird mit Asbestschnur um-
wickelt und in das Eisenrohr D eingeschoben. Letzteres ist am
unteren Ende mit einer abnehmbaren Kappe versehen, während am
*) ]Joch darf der Widerstand der Leitung nicht mahr ais 1 Ohm betrBgen
**) Ein vorzügliches, auch für Laboratorien anwendbareB ächatzmittel erhUt
man, wenn maii feinstgepnl vettern Quarz lO^/g fonerfesten Tod zusetzt und die
Masse mit Natron Wasserglas anrührt.
sasiGoOi^le
Pyromelrie. 89
oberen Ende eine MafFe E aufgeschraubt wird, in welcher mittels
dreier Eisenachrauben der Hartgtimmikopf des montierten Elementes
befestigt wird.
Wo es sich darum handelt, die Temperatur geschmolzener Me-
talle, Schlacken, etc. zu bestimmen, können mit Vorteil die
Schwimrapyrometer benützt werden *), die sich von den vorigen
nur durch ihre kugelförmige Gestalt unterscheiden.
(Sach JUptn«r und Toldt: Chem. calar. Unters, üb. OeDerntoien n. Martinafen.)
Auf demselben Prinzipe beruhende Pyrometer werden auch von
Hartmann und Braun erzeugt. Die Thermoelemente derselben be-
stehen bis zu 1000" C aus Platin und Platinnickel, bis 1600" C
aber gleichfalls aus Platin und Platinrhodium. Erstere Elemente
besitzen die doppelte Empfindlichkeit wie letztere.
Le Chatelier teilt folgende Temperaturmessungen mit:
*) Slahl und Eisen, 1896, p. 6Ö4.
^aovGoOt^lc
90 PfTometrie.
Martinofen:
Gas beim Austritt aus dem Generatot 720" C
„ „ Eintritt in den Regenerator 400" „
„ „ Austritt aus dem „ 1200" „
Luft „ „ „ „ . 1000" „
Essengase am Fuße der Esse 300* „
Ofen beim Frischen, Anfang 1550" „
„ g n ' Ende des Abstiches 1420" „
Gießpfanne, Anfang 1580" „
„ , Ende 1490" „
Stahl in der CoquiUe 1520" „
Glasofen:
Tiegelofen Waunenofen
Ofen, beim Läutern 1375" C 1400" C
Glas, „ „ 1310" „ 1310" ^
„ bei der Arbeit 1045" „ 1045" „
Ausglühen der Flaschen Ö85" „
Strecken des Tafelglases 600" „
Leuchtgasfabrikation:
Ofen, oben 1190" C
„ , unten 1060" «
Betörte am Ende der Destillation 975" „
Rauchgase 680» „
Keramik:
Brenntemperatur Yon Hartporzellan 1400" C
„ „ China-Porzellan 1275" „
„ „ Ziegeln 1100" „
11. Wiborgh's Thermophon (Fig. 24).
Es besteht aus einem feuerfesten Tonzylinder, in dessen Mitte
eine kleine mit Dynamit gefüllte Kupferkapsel angebracht ist. Die
IThermophonkÖrper werden
in den Raum gebracht,
L dessen Temperatur gemessen
' werden soll, und die Zeit
beobachtet, bis Explosion ein-
tritt {sie macht sich durch
'^' ^*' einen leichten Knall kennt-
lich.) SchließUch wird aus einer Tabelle die Temperatur abgelesen.
^aovGoOt^lc
91
Zur Ermittlung der Zeit, welche erforderlich ist, um die im
Innern des Thonzylinders Hegende Kapsel am Wege der Wäxme-
leitung auf die Explosionatemperatur (150" C) zu erwärmen, dient
die Fourier'sche Gleichung:
,_e = (t-6,(i-AJ;-.',
d<p).
In derselben bedeutet:
t die äußere Temperatur,
y die Temperatur, welche ein im Innern des Körpers i
X von seiner Oberfläche liegender Punkt nach der Zeit z erreicht,
Q ursprüngliche Temperatur des Tonkörpers,
C = Wärmeleitnngsvermögen des Körpers,
c = speziHsche Wärme des Körpers,
d = Gewicht Yon 1 m' des Körpers in kff,
Z ^ Zeit in Stunden,"
X ^ Entfernung des betrachteten Punktes von der Oberfläche
des Probekörpers in Metern.
Zur Ermittlung der Temperatur kann man sich der folgenden
Tabelle bedienen:
"C
'
°
ni. 1
I 1 II
III 1
1
s
'
1
a
1 -
,
n
1
a
1
300
830
840
380
380
400
420
«0
460
4S0
6O0
620
G40
560
680
600
3
3
2
2
2
33-0
60
46-6
S9'6
17-0
66
68-0
60-6
44'a
39'0
33-8
30-0
86-4
23-0
SO-0
17-S
2
2
2
46-4
26-a
9-2
668
46-8
38-6
320
36-2
21-4
17-2
13-4
102
7-4
4-8
2'4
0-4
—
— 6-20
— 640
— 660
— 680
— 700
— 720
^ 740
— 760
— 780
— 800
— 830
— 840
— 860
— 880
— 900
— 920
~
14-8 —
12'6 —
10-4 —
8'6 —
6-8 —
6-2 —
3-6 —
2-2 —
1-0 —
59-8 —
58-4 —
67-4 1 —
66-4 —
65-4 1 —
64-4 —
58-6 —
68'0
66-6
65-0
63-6
52-2
50-8
49-8
*8-6
47-6
46-6
46'6
44-8
44-0
43-2
42-6
41-8
z
z
sBBiGooi^le
«c
I
II
ni
"C
I
II
m
1
|~
1
1
,
l"
i
1
1
1
3
J=
S
J=
3
t
3
1
1
X
940
52-8
41-2
IMO
40-2
88-2
960
62-0
40'6
1460
896
38-0
980
61-2
40-0
1480
39-4
37-8
1000
60-6
89'4
l&OO
392
37-4
1020
49-8
l&SO
89-0
372
1040
49'2
1640
386
368
1060
48'6
37'8
1560
88-4
36-6
lOSO
480
87-4
1680
380
36-4
1100
47-3
37'0
1600
87-8
36-2
1120
46-8
36-4
44-6
1620
37-6
86-0
1140
46-2
86-0
44-2
1640
37-4
35-6
1160
45-6
36-6
43*6
1660
37-0
85-4
1180
46-2
35 2
43-2
1680
3Ö'8
-
36-2
1200
446
36-0
428
1700
36 6
3&0
1220
44'2
846
42'4
1720
36-4
34-8
1240
43-8
S4'2
42-0
1740
36-2
34-6
1260
43-4
33-8
41-6
1760
86'U
84-4
1280
43-0
38-4
41-2
1807
35-8
81-2
1300
42-6
33'3
40-8
1800
55-6
84-0
1320
42-2
82 8
40-4
1900
34-6
33-0
'1340
41-8
32 6
400
2000
33'8
32-2
1360
41-4
32-4
39-6
2100
330
'
81-4
1880
41-2
823
39-2
2300
32-2
80-8
1400
40-8
320
88-8
2300
31-6
-
30-2
1420
~
40-4
~
"
_
38-6
2400
~
31-0
\-
~
^
39 6
Das Thermophon soll an einem trockenen Orte aufbewahrt
werden und bei seiner Anwendung eine Temperatur von 18 — 22° C
a) Temperaturbestimmung in Flammöfen, Muffelöfen, Schorn-
steinen, etc., oder in allen den Fällen, wo das Thermophon auf einem
festen Gegenstande ruht und von heißen Gasen umgeben ist. Die
Zeit vom Einwerfen bis zur Explosion wird in Tabelle I abgelesen.
b) Temperatur flüssiger Metalle, wie Zink, Blei, Kupfer, Silber und
Gold. Man setzt ein unten geschlossenes Eisenrohr von 2 — 3 mm
Wandstärke und 30 mm lichter Weite in das Metallbad ein. Hat
der untere Teil desselben die Temperatur des Bades angenommen,
wozu einige Minuten erforderlieh sind, so läßt man das Thermophon
in die Röhre gleiten. Die Temperatur wird aus Tabelle H abgelesen.
c) Temperatur von Metall- oder Schlackenbädern von sehr
hoher Temperatur, wie Roheisen, Stahl, etc. Das Thermophon wird
einfach auf die Oberfläche des Bades geworfen; die Temperatur-
ablesung erfolgt mit Tabelle III.
^aovGoOt^lc
Pyrometrie. 93
Obige Tabelle bezieht sich auf = 20° C. Ist die Lufttem-
peratur eine andere, so muß eine Korrektur angebracht werden, die
sich nach der Gleichung
berechnet. Hierin ist y = 150" und 6 = 20" einzusetzen, wodurch
man erhält:
'>n Q'
-150)
15U-
Hat man z. B. bei einer Lufttemperatur von 6' = 30" aus der
Tabelle t = 2000" abgelesen, so beträgt die Korrektur
= — 142",
und ea wird die gemessene Temperatur t' = 2000 — 142 = 1858" C.
Die mittels der Thermophone erhaltenen Temperaturangaben
sind recht befriedigend, nur dürfen die Thermophonkörper nicht mit
basischen Schlacken in Berührung kommen, welche den Tonzylinder
chemisch angreifen. In solchem Falle tritt die Explosion zu früh
ein und man erhält zu hohe Temperaturen.
Temperaturmessungen:
Lnftpjrometer ThermophoD
Glühofen .... 784-5" C 772" C; 764" C
„ .... 875-0" „ 888" „; 878" „
Martinofen*) ... — über 2400" ^
„ **)■■■ — 1812" „
„ •'*) . . — über 2400" „
Weißes Roheisen beim Abstich (in der Gußrinne, 1 m vom Stich-
loch gemessen 1380" C.
Für die industrielle Praxis leisten selbstregistrierende Pyrometer
besonders gute Dienste, da dieselben eine fortlaufende Kontrolle
des Temperaturganges gestatten. Die zahlreichen hieher gehörigen
Instrumente können hier jedoch nicht besprochen werden.
*] Dm Tbenaophon Itig auf der Schlackendecke; die Schl&cke war ssnei.
••) Die Schlacke war abgezogeo.
***) Das Th(trmapbou lag auf der Schlackendecke; die Schlacke war eebr
^aovGoOt^lc
94 VerbrenaiiiigBwIniie und Ihre BcBÜminiiDg.
ÜbQDgsthemen:
Übungen in der Handhabung verschiedener Pyrometer;
Justierung derselben;
Bestimmung von Schmelzpunkten, Erwärmungs- und Kählungs-
kurven ;
Vergleichende Temperaturmessungen mit verschiedenen Pyro-
metern.
IV. Kapitel.
VerbreoDoiigswänne und ihre Beatünmnng.
Unter Wärmewert, Brennwert, Heizwer t oder Heiz-
effekt versteht man jene Wärmemenge, welche von einem be-
stimmten Quantum des Brennmater iales bei seiner vollständigen Ver-
brennung entwickelt wird, Sie wird meistens in Ealorieen ausgedrückt.
Bezieht man diese Größe auf die Gewichtseinheit, so wird sie
als absoluter, bezieht man sie hingegen auf die Yolumseinheit,
so wird sie als spezifischer Heizeffekt bezeichnet.
Unter pyrometrischem Heizeffekt endlich versteht man
die Angabe der Temperatur, welche theoretisch durch Ver-
brennung des betreffenden Feuerungsmateriales erzielt werden kann.
Wir wollen zunächst die Bestimmung des absoluten Heiz-
wertes, also ehemisch gesprochen, die Bestimmung der Verbren-
nungswärme besprechen und hervorheben, daß dieselbe ge-
wöhnlich in Kalori een, hin und wieder jedoch auch in Teilen des
HeizefFektes von reinem Kohlenstoff, als „Verdampfungskraft",
als einem bestimmten anderen Brennstoffe (meist weichem Holze)
äquivalente BrennstofEmenge, oder auch als von 1 g des Brenn-
stoffes reduzierte Bleimenge angegeben wird.
Die Angabe des Heizwertes in Kalorieen ist ohne weiteres ver-
ständlich, sie sagt, wieviel große Kalorieen 1 kg des Brennstoffes
bei seiner Verbrennung liefert. Dividiert man diese Größe durch
8080 (den Brennwert der Gewichtseinheit Holzkohle nach Favre
und Silbermann), so erhält man den Heizwert in Teilen des
Brennwertes von reinem Kohlenstoff.
Die Angabe des Heizeffektes eines Brennmateriales als „Ver-
dampfungskraft" wurde zuerst von Karmarsch vorgeschlagen.
Man versteht hierunter die Angabe jener Wassermenge, welche durch
Verbrennen der Gewichtseinheit eines Brennstoffes in Dampf Öber-
^aovGoOt^lc
VeTbreniiniigBwftTme und ihre Beitinunnng'. Q^
gefuhrt werden kann. Man erhält sie, wenn man den in Kalocieen
ausgedrückten Heizwert durch 652 (die Wärmemenge, welche nach
Rägnault 1 kff Wasser von 0'' C zugeführt werden muß, um es
in Dampf von 150" C zu verwandeln) dividiert.
Für manche Zwecke vergleicht man den HeizefTekt eines Brenn-
materiales mit dem eines anderen, d. h. man gibt die diesem anderen
Brennmaterials „äquivalente Brennstoffmenge" an. Diese
hauptsächlich noch beim Militär übliche Art der Heizwertangabe bezieht
sich meist auf 1 Raummeter weiches Scheitbolz als Vergleiche-
einheit; der Brennwert desselben beträgt") nach Schwackhöfer
rund 900.000 Kalorieen.
Die Angabe des Heizwertes in der „von 1 g des Brennstoffes
reduzierten Bleimenge" wird gelegentlich der Ber t hier' sehen Breua-
wertbestimmung besprochen werden.
Die folgende Tabelle kann zur Umrechnung dieser verschiedenen
Brennwertangaben dienen :
Heiiweit in
Banmmeler
EalorieeD
EoMfutaa
1
8080
652
900.000
000012376
1
0080693
111-4
0-0016337
12-39
1
1380
0-000001111
0-00898
0-000724
I
Bei der Bestimmung des Heizwertes ist zu beachten, daß der
Wasserstoffgehalt desselben zu Wasser verbrennt. Je nachdem, ob
man nun dieses Wasser vollständig kondensiert oder als Dampf
vorhanden in Rechnung setzt, unterscheidet man den oberen und
unteren Heizwert. Erstere Angabe ist mehr in den germanischen,
letztere in den romanischen Ländern gebräuchlich.
Zur Brennwertbestiramung sind nun folgende verschiedene
Wege in Vorschlag gekommen:
1. Direkte Bestimmung des Heizwertes:
a) im kleinen, in Kalorimetern,
b) im großen, an Dampfkesseln.
2. Mit Hilfe empirischer Formeln unter Zugrunde-
legung gewisser chemischer Vorproben; hieher gehören:
a) Berechnung des Heizwertes aus der chemischen Zusammen-
setzung (Elementaranalyse);
•) Technologie I, p. 41.
^aovGoOt^lc
96 VeAreanotigiwtrme and ihr« B«Btimmnn^.
b) Ableitung des Heizwertes aus dem zur vollständigen Ver-
brennung nötigen Saaerstoffquantum (Methode von Berthier) ;
c) mit Zugrundelegung einfacher chemischer Vorproben.
1. Direkte Heizwertbeatimmung, Die hieher gehörigen
Methoden sind unzweifelhaft die zweckmäßigsten und sichersten.
Sollen jedoch verläßliche Resultate erzielt werden, so ist bei Durch-
fährung der Versuche auf mancherlei Rücksicht zu nehmen.
In erster Linie müssen alle Wärmeverluste und Wärmezu^nge ver-
mieden werden. Dies ist bei kleineren Apparaten weit leichter zu
bewerkstelligen als bei größeren, erfordert aber in allen Fällen große
Sorgfalt und Genauigkeit, und dort, wo es sich um Versuche in
großem Maßstabe handelt, sehr kostspielige Apparate, Aus diesem
Grunde bedient mau sieh zur Erzieluug genauer Brennwertbestim-
mungen meist kleiner Apparate und nur in seltenen Fällen eigens
zu diesem Zwecke konstruierter Kalorimeterkessel,
Freilich hat die Durchführung von Heizwertbestimmungen im
kleinen Maßstabe den Nachteil, daß es sehr schwierig ist, aus der
großen vorhandenen Breunstoffmasse eine verläßliche Durchschnitts-
probe zu erhalten, die klein genug itit, um in den fraglichen Appa-
raten verbrannt werden zu können. Es sind daher nur solche Appa-
rate zu empfehlen, mit welchen eine einzelne Heizwertbestimmung
so rasch und einfach, aber auch so sicher durchgeführt werden kann,
daß es keinerlei Schwierigkeiten bietet, von jeder zu untersuchenden
Brennstoffprobe eine Reihe von Heizwertbestimmungen auszuführen.
Von den zahlreichen vorgeschlagenen Verbrennungskalorimetern
sollen hier nur einige der verbreitetsten besprochen werden.
Von den Kalorimetern, bei welchen die Verbrennung mittels Sauer-
stoff unter Atmosphärendruck erfolgt, möge nur eines der ver-
breitetsten, das Verbrennungskalorimeter von F. Fischer (Fig. ^5)
angefahrt werden. Die Verbrennung erfolgt in Sauerstoff, der
(eventuell nach vorhergehendem Waschen mit Kalilauge und Trocknen)
durch das Gasrohr a und das mittels Gummischlauch damit ver-
bundene Platinrohr r zugeführt wird. Letzteres steckt lose in dem
Deckel e der aus 95''/(|igem Silber gefertigten Verbrennungskammer
A und reicht in den Platintiegel z, welcher etwa 1 ff des zu unter-
suchenden Brennmaterial es aufnimmt. Die Verbrennungsgase ent-
weichen durch das Platinnetz u und dann nach abwärts, zwischen
dem Tiegel und dem Ringe V durch das hohle Postamentchen s,
den Ansatz i und die flache Büchse c in die Röhren c und b. Das
Flatinnetz u, an welchem sich gebildeter Fingruß ansetzt, kommt
zuletzt ebenfalls ins Glühen und bringt den Ruß so zur Verbrennung.
Das Kalorimeter gefäß B, das mit 1500 g Wasser gefüllt ist, wird
von einer Glaswollschicht C und den Holzmantel D umgeben. Die
^aovGoOt^lc
VerbrennnDgsw&Fme and ilire Beatimmnng. 97
beiden Thermometer t dienen zur Messung der Temperatur des
Kalorimeterwassers und der entweichenden Gase ; w endlich ist ein
Bührer, der mittels des Gestänges m und der Seidenschnur o auf
und ab bewegt werden kann. Die Thermometerablesungen erfolgen
mittels Lupe auf O'Ol" C.
Am zweckmäßigsten sind jene Verbrennungsbalorimeter, bei
welchen die Verbrennung in Sauerstoff unter Druck erfolgt, wie die
Apparate von Berthelot, Mahler,
Stohmann, etc. Das Prinzip aller
dieser Methoden besteht in der Ver-
brennung des Heizstoffes in einem ge-
schlossenen Hohlräume, in welchem
derselbe mit einer genügenden Menge
komprimiertem Sauerstoff eingeschlossen
ist, und in der Beobachtung der Tem-
peraturerhöhung, welche eine Wasser-
masse (Kalorimeter w asser) hiebei er-
leidet, in welche' der Apparat einge-
senkt ist.
Die kalorimetrische Bombe
von Mahler ist in Fig. 26 abgebildet.
Der Apparat hat folgende Bestandteile :
1. Eine Bombe B aus vorzüglichem,
mittelweichem Stahl, über einen Dorn
geschmiedet. Dieser Stahl, etwas weicher
als Kanonenstahl, hat eine absolute
Festigkeit von 55 kn pro 1 mm^ und
22*/(, Dehnung. Die Qualität des Stahles
wurde sorgfältig gewählt, einerseits nm
die nötige Festigkeit zu besitzen, ander-
seits aber hauptsächlich um die Email-
lierung, von welcher später die Bede
sein wird, zu erleichtern.
Die Bombe faßt 654 cm» und , , ^'^- ^^- ^ . ,
-1 ,,,.. -1 -in VI rv- (Ans Jüplner -Foriachntte"),
ihre Wände sind 8 mm dick. Diese * "^ " '
Kapazität ist gegenüber jener der kalorimetrischen Bombe Ber-
thelot s groß, um in jedem Falle einen Sauerstoifüberschuß
zu haben, selbst wenn die Beinheit des verwendeten käuflichen
Sauerstoffgases etwas zu wünschen übrig lassen sollte.*) Ander-
seits ist diese Bombe auch zum Studium der Heizgase bestimmt,
*) Ein mSBIger BUcketoffgebalt des Bomben Bsaerstoffes i»t QDScbadlicb,
hingegen würde ein auch nur kleiner WasAeratoffgebiLlt (der manchmal vor-
kommt) zQ hohe Yerbraauanga wärmen liefern.
JOptner, Otaem. Teohnologlt A. BMrglen. I. ^
sasiGoOi^le
93 Verbrenn nDf^wHrme nnd ihre BeBÜmmim^.
welche bis TO^/o unwirksame Stoffe enthalten, weshalb von denselben
für den Versuch bedeutende Mengen genommen werden mUssen, um
eine meßbare Temperaturerhöhung des Kalorimeters zu erzielen.
Die ogivale Form wurde gewählt, um das Emaillieren zu er-
leichtern ; aach ist sie leicht zu sehmieden. Die Bombe ist außen
vernickelt, innen aber durch einen Emailüberzug gegen die schgd-
licben Einwirkungen der Salpetersäure geschützt, die bei der Ver-
brennung stets entsteht. Dieser Emailüberzug ersetzt hier das
Platinfutter des Apparates von Berthelot,
(,Äus juptner „Bortscnnue-.)
Die Bombe kann durch einen aufschraubbaren Pfropf ver-
schlossen werden; zur Dichtung dient eine Bleischeibe. Der Pfropf
trägt einen Hahn mit konischem Gewinde, der zum Einleiten des
Sauerstoffes dient, und durch welchen eine wohl isolierte Elektrode
E reicht, die nach innen zu mittels eines Piatinatabes F verlängert
ist. Ein anderer, ebenso am Pfropfen befestigter Platinstab trägt
eine Platinkapsel, welche zur Aufnahme der zu untersuchenden
Brennstoffe dient.
2. Die übrigen Bestandteile des Apparates sind das Kalori-
meter D, die Kalorimeterumhüllung A und der Rührer S. Sie unter-
scheiden sich von den in Berthelots Laboratorium verwendeten
nur in Details, welche den Anschaffungspreis reduzieren.
Der schneckenförmige Rührer Berthelots ist hier durch eine
sehr einfache und sanft gehende Bewegungs Vorrichtung ersetzt, welche
gestattet, mit Leichtigkeit und ohne jede Ermüdung eine gleich-
mäßige Bewegung herzustellen.
^aovGoOt^lc
TerbrannmigiiTSTme nnd ihre BBltimmung. 99
3. Ferner sind noch zu erwähnen: das Thermometer, das in
-jjj" geteilt ist, die Elektrizitätsquelle P, welche entweder eine
Keibungselektrisiermaschine, oder eine Bichromatbatterie von
10 Volt ist, und der Minntenzähler : eine Uhr oder eine Sanduhr.
4. Den Sauerstoff entnimmt Mahler einer Saueratoffborabe.
Da der angemessene Druck zur Verbrennung von 1 g Steinkohle
etwa 25 at beträgt, die Gefäße aber 1200 Liter (120 at) ent-
halten, reicht eine solche für etwa 100 Bestimmungen. Ein zwischen
die SaueretofTbombe and die Kaiorimeterbombe geschaltetes Mano-
meter erlaubt den Druck des in die Bombe geleiteten Sauerstoffes
zu regulieren.
Für feste und flüssige Brennstoffe wählt man denselben mit
25 at, fär sehr kohlenstoffreiche Gase, wie Leuchtgas, mit 5 at, und
ffir arme Gase, wie Generatorgas, mit 1 at.
Um eine vollständige Verbrennung zu sichern, muß ein ge-
wisser Überschoß an Sauerstoff vorhanden sein; er darf aber nicht
zu groß werden, um die Verbrennungstemperatur nicht zu stark
herabzudrßcken, weil sonst die Verbrennung unvollständig werden
könnte.
Die beiden isolierten elektrischen Leiter, welche durch den
Pfropfen reichen, sind innerhalb der Bombe durch eine Spirale aus
Eisendraht von O'l mm Stärke verbunden. Dieser Draht geht durch
einen Teil des Brennstoffes und bewirkt, wenn er zum Glühen
kommt, die Entzündung desselben.
Der Brennstoff befindet sich in einem Platinschiffchen, das, wie
schon erwähnt, an einem der Stromzuleitungen befestigt ist. Bei
einer Bombe von 650 cnt^ Inhalt kommt 1 g Brennstoff in An-
wendung. Wenig flüchtige Flüssigkeiten können ohne weiteres ver-
wendet werden. Für Gase entleert man die Bombe, füllt das Gas
unter Druck bei bestimmter Temperatur ein und wiederholt dies
zweimal, um die Luft vollständig zu entfernen.
Es ist unerläßlich, daß das Wasser im Kalorimeter und im
Hüllgeföße, sowie die Luft des Arbeitsraumes möglichst im Temperatur-
gleicbgewicht stehen. Man läßt alle Apparate 24 Stunden vorher
in einer genügenden Menge Wasser im Arbeitsraume stehen. Der
Apparat soll vor der Sonne geschützt sein, auch muß das unnötige
Offnen von Türen und Fenstern vermieden werden, nm einSchwanken
der Temperatur zu verhindern.
DieKonstanten des Kalorimeters werden bestimmt, indem man eine
bekannte Menge einer bestimmten Verbindung von genau ermitteltem
Heizwerte verbrennt, z, B. 1 ^ Naphthalin, das 0-70 Cal. entwickelt.
Um eine Untersuchung zu machen, wägt man 1 g des zer-
kleinerten Brennstoffes und gibt es in das Schiffchen ; er braucht
^aovGoOt^lc
100 TerbreDnDnpwftrme und ihre BMtlminiuig.
nicht za fein gepulvert zu sein, weil er sonst von dem beim Ein-
leiten von Sauerstoff entstehenden Gasstrome fortgerissen werden
könnte. Muß man feines Pulver verbrennen, so wickelt man es in
ein Stück Papier von bekanntem Gewicht, dessen Brennwert man
in einem Parallel versuche bestimmte.*)
Man schließt die Bombe und läßt den Sauerstoff langsam ein-
treten, um Gasströmungen, die Kohlenpulver aus dem Platinschiffchen
entführen könnten, zu vermeiden. Hat man den gewünschten Druck
erreicht, so schließt man den Hahn und trennt die Bombe vom
Manometer, Nun bringt man sie ins Kalorimeter und läßt fünf Minuten
Zeit zum Temperatur ausgleiche. Um nicht Kohle aus dem Schiffchen
zu verschütten, vermeidet man hiebei die Bombe zu neigen.
Um eine gleichmäßige Wassertemperatur zu erhalten, setzt man
den Ruhrer in rasche Bewegung. Man liest während drei Minuten
die Kalorimetertemperatur ab, doch bleibt sie gewöhnlich konstant.
Man entzündet den Brennstoff, indem man einen Strom von
10 Volt durch den Eisendraht gehen laßt, und liest durch weitere
sechs Minuten alle Minuten die Temperatur ab. Das Temperaturgleieh-
gewicht zwischen Bombe und Kalorimeterw asser tritt gewöhnlich
schon nach drei Minuten ein. Die Temperaturablesungen während der
nächsten drei Minuten dienen zur Anbringung einer Korrektur für
die durch Leitung und Strahlung vom Kalorimeter nach außen ab-
gegebene Wärme.
Hiebei genügt es gewöhnlich, wenn man zu der drei Minuten
nach der Entzündung abgelesenen Temperaturerhöhung die in den
beiden folgenden Minuten beobachtete Abkühlung addiert. Das ist
zwar nicht ganz genau, genügt aber für technische Zwecke. Genauere
Korrekturen geben Resultate, die um nicht mehr als -j^j der eben
erwähnten Korrektur abweichen.
Eine zweite Korrektur betrifft die Verbrennungs wärme des
Eisendrahtes in Sauerstoff, welche für 1 g Eisen 1"600 Cal. beträgt,
und jene Wärme, welche durch Bildung einer kleinen Menge
Salpetersäure frei wird. Diese Menge der gebildeten Salpetersäure
muß bei sehr genauen Untersuchungen bestimmt werden, bei tech-
nischen Untersuchungen kann sie jedoch vernachlässigt werden, da
der Fehler nur etwa jj^ beträgt, also durch den Fehler bei der
Abkühlungskorrektur kompensiert wird. I g HNOj gibt bei seiner
Bildung 0-230 Cal.
Beispiel: Zur Verbrennung gelangte \g Naphtalin.
Wassergehalt des Kalorimeters . . . 2200 g
Wasserwert der Bombe, etc 480 „
zusammen 2680 g
irauchzn Zjlinderu prosBen, wodurch das Ver-
^aovGoOt^lc
VerbreDnunggwftrme nnd ihre BflBtimmnn|f.
Vor dem Versache TerbianDaDg Abkühlung
0' 1752» 3' 20-15° 6' 21-09''
1' 17'52" 4' 21-06« 7' 2107'>
2' nöS" 5' 2111" 8' 21-09»
Beobachtete Temperaturerhöhung . . S'bd"
AbkühlungskorrektUF 0-04"
Summe 3-63"
Wärmemenge 3-63 X 2-68 = 9728 Cal.
Eisenkorrektur 0025 X 1'60 = 0040 „
Differenz 9688 Cal.
Hätte man auch noch für die gebildete Salpeteraäure eine
Korrektur angebracht, so hätte man 9-685 Cal. erhalten.
Mahler hat bei einem Vortrage, also unter Umständen, die
das Erreichen des Wärme gl eichgewichtes im Kalorimeter tatsächlich
ausschließen, den Brennwert einer Steinkohle zu 8373 Kalorieen ge-
funden, während er im Laboratorium unter Beachtung aller Vor-
sichtsmaßregeln einen um l"3''/o kleineren Wert erhielt.
Enthält die Kohle erhebliche Schwefelmengen, so müssen auch
diese berücksichtigt werden. Sie werden vollständig zu Schwefel-
säure oxydiert und können nach Auswaschen der Bombe in bekannter
Weise bestimmt werden.
Ganz ähnlich sind auch die übrigen Kalorimeterbomben, bei
welchen die Verbrennung mit Sauerstoff unter Druck erfolgt, ein-
gerichtet.
Alle in derartigen Apparaten ausgeführten Bestimmungen leiden
jedoch an zwei Fehlern: Sie geben einerseits den Heizwert der
Kohle, wenn die Verbrennung bei konstantem Volum erfolgt, während
sie in der Praxis stets bei konstantem Drucke verbrannt werden
(worauf wir später noch zu sprechen kommen werden), anderseits
aber liefern sie den sogenannten oberen Heizwert, indem sowohl
das hygroskopische Wasser der Kohle als auch das bei der Ver-
brennung gebildete bis zur Lufttemperatur abgekühlt, d. h. konden-
siert wird, so daß der in der Bombe ermittelte Heizwert die
latente Verdampfungswärme des Wassers eingeschlossen enthält, die
aber in der Feuerungspraxis nie zur Ausnützung gelangen kann.
Diesem letzteren Übelstande zu begegnen, hat K r o e k e r*) vorgeschla-
gen, die Bombe nach erfolgter Verbrennung in ein auf 105 — 110"
erwärmtes Ölbad zu stellen und das so verdampfte Wasser in einem
Chlor calciumapparat zu absorbieren. Schließlich wird trockene
*) Die TOD ihm modifizierte Mahler'scbe Bombe iat tod Julius Peters in
Berlin lo beziehen.
^aovGoOt^lc
102
VerbrenniuigsirinDa und ihre BestiinmaDi^,
2440 i
Luft durch die Bombe gesaugt. Da er überdies sehr genaue Korrek-
turen für die Abkühlung des Kalorimeters anbringt, möge ein
Beispiel seiner Methode angeführt werden.
Zimmertemperatur 2Ü".
Wasser im Kalorimeter = 2100 ^
Wasserwert des Instrumentes ^ 340 „ ]
Gewicht von Eisendraht und Kohlenbrikett ^ 10959 j
„ „ „ allein = 0-0187 ,
Gewicht des Kohlenbrikett allein 10772 ff
Gewicht der Chlorcalciumvorlage :
ä) vor dem Versuche 482169 ff
b) nach „ „ 48-7606 „
Gewicht des Gesamtwassers 05436 ff
„ Wassers in Og 00250 „
„ Wassers in der Kohle 05186 ^ = 48%.
Gang der Temperatur.
Nr.
Vorrerauoli
ibtannj '^J;-
ihhmng
";•- Abl..™j
Diffe-
T-
t-
t = T' =
,■ =
1
2
3
4
6
6
7
8
9
10
18:750 +
18-753 0003
18-753 0-000
18-766 0-008
18-756 0000
18-757 OOOl
18-758 0001
18-768 0-000
18-759 0001
18-759 0-000
18-759
19170
20-630
21-240
21-690
21-723
21-749
18-769 21-744
21-742
21-739
21-729
21-720
21713
21749 21-707
0-002
0-003
0-010
0-009
0-007
0-006
O003
Die Kohle
wurde im
angeliefer-
ten Zustan-
de,alsoniciit
lufttrocken
verbrannt.
Differenz
2-990 21-704
Summe
187-769 0-009
173-798
0-040
Mittel
18-766 0-001
j 21-726
0-006
Die Temperatur des Kalorimeter wassers stieg somit um 2-990".
Zur Temperaturkorrektur dient die Regnault-Stohmann-
Pfaundier'sche Formel :
t, +t„
+ 2(t)-
^aovGoOt^lc
TerbrenDangBvrftrm« und ihre B«Btimmuiig. 1(
HieriD bedeutet
V ^ Mittel der Temperaturdifferenzen des Vorversuchea
T = „ „ Temperaturabi es ungen „ „
^n tji ■ ■ ■ tn^ Temperaturablesungen des Hauptversuches
v' = Mittel der Temperaturdifferenzen des Nachvetsuchea
t' := „ „ Temperatiirablesungen „ „
n ^ ZiJil der Ablesungen des Hauptversuchea.
Für unser Beispiel ist:
V — y'= 0001+ 0006 = 0006»
t' — T = 21 725 — 18-766 = 2-969«
t^ — ti _ 0-411 _
= 0046'
ti+t„ 40-488
2:(t)
2 2
123-002"
= 7. 18-756 -=131-292'
= 20-244»
(n — 1) V = 6 . 0001 = 0006"
Hieraaa berechnet sich die Korrektur zu :
Korr. = -|^ (0046 + 20-244 + 123012 - 131-292) — 0-006
= 0-012«
Korrigierte Temperaturerhöhung = 2990 + 0-012 = 3-002«.*)
Wärmeentwicklung im Kalorimeter:
3-002 X 2440 = 7324-8 cal.
0-0187 ff Eisendraht geben bei der Verbrennung 2992 cal., zieht man
dies vom obigem Werte ab, ao erhält man als Heizwert der Kohle
Für die gebildeten Säuren zieht Kroeker 8 cal. (als Mittel-
wert) ab, wodurch sich der Heizwert der Kohlen schließlich zu
7324-8 — 29-9 - 8 ._„, „ ,
1-0772 =6^6^°-'-
stellt.**)
*) Hatten wir, wie Mahler, nur die AbkUMang nach den ersten 3 Minuten
beiQcksiebtigt, bo b&tten wir die Korrektur zu 21-744 — 21-739 = O-OOS" gefunden.
**) Hatten wir die Mahler'sche Korrektor angewendet and die Korrektor fDr
SalpeteTsOurebildiing vemadil&aBie't, so hätten wir gefonden;
(3-99Q + 0-006) 8440-
1-0772
= 6756 osi.
^aovGoOt^lc
104
TerbreunnogswäTina und ihre Beatimmonff.
Im ganzen sind 0'5436 g Wasser in der Chlorcalciumvorlage
aufgefangen worden. Hievon stammen aber, wie durch vorhergehende
Versuche festgestellt wurde, 0'025 g aus dem zur Verwendung ge-
kommenen komprimierten Sauerstoffe, so daß auf die verbrannte
Kohle allein (0'5436 — 0025) g Wasser = 0-5186 g (= 48% der
verbrannten Kohle) Wasser treffen. Die latente Verdampfungswärme
desselben beträgt
0-48 X 600 = 288 cal.
so daß wir als nutzbaren Heizwert der Kohlen (unteren Heizwert)
6764 — 288 = 6476 cal.
erhalteft, ra «■
Kg. 27. Piff. 28.
(Nach Zeitschrift für angewandte Chemie.)
Hiezu wäre zu erwähnen, daß der Gehalt der Kohle an hygro-
skopischem Wasser je nach Umständen großen Schwankungen unter-
liegt, daß daher für die Brennwertbestimmung nur getrocknete
Kohle beniitj;t werden soll. Auch ist die Bestimmung des Wasser-
inhaltes des Kalorimeters eine ziemlich mißliche Sache, so daß es
besser scheint, den Wasserstoffgehalt der Kohle durch Elementar-
analyse zu bestimmen. '
Ein anderes Kalorimeter zur Bestimmung des Heizwertes von
Brennmaterialien, das sich wegen seiner Billigkeit steigender Ver-
^aovGoOt^lc
Verbrennnugswftniie and ihre Beitimmnag. J05
breitung erfreut, wurde von S, W. Parr, Professor an der Staats-
universität von Illinois, in Champaign, konstruiert.*) Das Kalorimeter
geht von demselben Gedanken aus wie die Kalorimeterbomben, daß
die Verbrennung nämlich innerhalb eines geschlossenen Raumes in der
Weise erfolge, daß während derselben weder Gase in diesen Raum
ein- noch aus demselben austreten. Da hiebei der Sauerstoff in fester
Form zur Anwendung kommt und die entstehenden Verbrennungs-
produkte in feste Verbindungen übergeführt werden, erfolgt die
Verbrennung ohne Überdruck, weshalb die kostspielige Bombe entfällt.
Fig. 27 stellt den ganzen Apparat, Fig. 28 das Reaktionsgefäß
(die „Patrone") dar. Das eigentliche Kalorimeter besteht aus dem
vernickelten Kupfergefäße A, das etwas über 2 Liter Inhalt besitzt
und in einem Gefäße C aas künstlich gehärteter Holzmasse steht, das
wieder von einem weiteren ähnlichen Gefäße B umgeben ist. Das Ganze
ist mit dem aus einem Stück bestehenden Doppeldeckel G ver-
schlossen. Es wird auf diese Weise eine so gute Wärmeisolierung
erzielt, daß das bei der Reaktion erhaltene Temperaturmaximum
5 Minuten lang konstant bleibt, ohne auch nur um xnVa " ^u sinken.
Das Reaktionsgefäß D ist ein starker, vernickelter Messingzylinder
von etwa 35 cin^ Inhalt, der unten und oben durch aufschranbbare
Deckel und Lederseheiben verschlossen ist. Der untere Deckel J
ruht auf einem mit dem Einsatzzylinder E verbundenen konischen
Li^er F; der obere Deckel verlängert sich in ein Ansatzrohr H,
welches durch den Deckel G hindurch nach außen reicht, and
auf welches man die Schnurrolle P aufstecken kann. Auf D werden
mittels federnder Klammern 4 Schraubenflügel h h aufgesteckt. Setzt
man das Ganze (mittels einer Raabe'schen Turbine) in genügend
rasche Drehung (150 Touren pro Minute), so bewegt sich das
Kalorimeterwasser in der Richtung der Pfeile und es wird voll-
ständiger Temperaturausgleich innerhalb des Kalorimeters erzielt.
Aus Fig. 28, welche das Reaktionagefaß (die , Patrone") in
größerem Maßstabe im Schnitte darstellt, ist zu ersehen, daß das
Bohr H noch ein engeres, seitlich geschlitztes Rohr L enthält, das
unten in ein konisches Ventil K ausläuft. Die Spiralfeder M hält
letzteres so lange geschlossen, als man nicht auf N einen Druck ausübt
Im Deckel G ist schließlich noch ein 8—9 mm weites Loch
vorgesehen, durch welches ein mindestens in ^^"j besser in ^J^" ge-
teiltes Thermometer eingehängt wird. Die Graduierung des Thermo-
meters geht von 15 bis 26* und hat eine Länge von 38 bis 40 cm.
Wichtig ist, daß der graduierte Teil des Thermometers genau zylin-
drisch sei.
*) Lunge: Über daa Terfohreu von Parr mir BeBtimmnug das Heizwertes
1 BieunBloffen (ZtacLft. f. angen. Chemie 1901, p. 793—300).
^aovGoOt^lc
106 VeTbrennaiigswftrme and ihre BeBtimmnn^.
Die Handhabung des Instrumentes ist folgende : Nachdem man
das Doppelgefäß CB auf einen festen Tisch gestellt hat, füllt mau
das Kalorimeterge^ A außerhalb der UolzhüUen mit genau 2 Liter
Wasser (am besten mit destiiliertem), wobei man Sorge trägt, daß
weder Ä außen noch C innen fencht werden. Die Temperatur des
Wassers soll etwa 2" unter der Zimmertemperatur betragen. Nun
wird A in das Holzgefäß C B eingesetzt, daa Reaktiunagefaß D '
unter gelindem Erwärmen auf einem Sandbade vollständig ge-
trocknet, der untere Deckel J dicht aufgeschraubt und etwa 10;? Na-
triumsuperoxyd eingetragen (dasselbe wird durch ein Sieb von höchstens
1 mm Maschenweite gesiebt). Nun wird das Brennmaterial") (0"5 oder
l'O g) und eventuell noch später zu erwähnende Zusätze in daa
Reaktionsgefäß gebracht und der Deckel (dessen Ventil, falls es
naß geworden, vorher getrocknet werden muß) aufgeschraubt. Wahrend
man den Ansatz N mittels eines Fingers nach oben druckt, schüttelt
man gut durch, klopft leicht auf, um die Masse am Boden abzu-
lagern, probiert das Ventil K, ob es leicht spielt, steckt die Feder-
klammern hh an und setzt das Gefäß D in A ein.
Nun wird der Deckel G aufgesetzt, die Schnurscheibe E auf-
gestekt, die Schnur darüber gelegt und das Thermometer r, wie
in der Figur ersichtlich, eingesetzt. Man läßt den Rubrer so lange
gehen (etwa 3 Minuten) bis das Termometer vollkommen kon-
stant geworden, worauf man abliest, den Motor aber bia zu Ende
des Versuches weiterlaufen läßt.
Die Zündung erfolgt durch ein glühendes Stückchen Eisendraht
von 10 mm Länge und 2^ mm Durchmesser, das etwa 0"4 g wiegt
und so oft gebraucht werden kann, bis sein Gewicht erheblich
unter, 0^4 g gesunken ist. Hat dieser Draht eine Temperatur von
700", 80 bringt er 0-4 X 0-12 X 700= 336 cal. mit sich, was
einer Temperaturerhöhung von O'Olö" im Kalorimeter entspricht.
Da man nun auf 0005* abliest, wird die Korrektur dadurch bewerk-
stelligt, daß man von der abgelesenen Temperaturerhöhung O'Olö"
abzieht.**)
*) Dasaalbe wird vorher durch ein Siel) mit 03 mm Maschen weite geiieht;
harter Anthrazit ist noch feiner zu palvem. Braunkohlen mUBsen vorher einige
Stunden bei 106—110" getrocknet werden, wai bei Steinkohlen nur dum nötig
ist, wenn Bie mehr als 2 big S-5'/g Feuchtigkeit enthalten. Von Brannkohlen nimoit
man 1 17 ohne weiteren Zusatz, von gewöhnlichen bituminSsea Steinkoblea nimmt
man 0'5 ff nebst einem Zusatz von 05 g feingepulverter feiner Weinsäure; von
harten Kohlen, Anthraziten, u. dgl. 0'5 g wozu noch 0'6 g feingepolverte Weiu-
eäace und l'O g Ealimnpersulfkt gefügt werden.
**) Hatte das Gewicht des Drahtes um 0'050 g abgenammen, so betrOge der
Eorrekturfehler erst 0001°; wftre die Temperatur des Eisendrshtea nur 500", so
betrüge der Fehler ungelUhr ebenso viel; in beiden Fallen läge er alio noch
innerhalb der Beobachtangsfehlar.
^aovGoOt^lc
Verbr«nnDDg8ir&nne und ihre BeHtimmnng. ]^07
Der Eisendraht wird mittels einer stark getrümmten Pinzette
gefaßt, in einer Bunsenflamme zu Kotglut erhitzt und bei N in
das Reaktionsgefäß fallen gelaasen, worauf man N mittels der Pin-
zette scharf unter schnellem Loslassen heriint«rdrackt, so daß das
Eisen aus K herausfällt, ohne daß Gas aus L entweicht. Man hört
einige Sekunden lang ein Geräusch und das Thermometer steigt an-
fangs schnell, dann langsam. Nach 4—5 Minuten ist das Maximum
erreicht, das etwa 5 Minuten konstant bleibt und abgelesen wird.
Nun ist der Versuch beendet, worauf man den Motor abstellt
und den Apparat auseinandernimmt. Den Zylinder D legt man in
eine mit warmem Wasser gefüllte Schale, worin sich sein Inhalt
unter starkem Erwärmen leicht löst. Man neutralisiert die Lösung
mit Salzsäure und kann dann leicht erkennen, ob noch unverbrannte
Kohlenteilchen vorhanden sind, in welchem Falle der Versuch ver-
loren ist. Das kommt aber nur bei Anthrazit vor, wenn mau den
Zusatz von Kalinmpersulfat weggelassen hat. Bei Steinkohlen ge-
nügt der Weins äurezua atz und bei Braunkohlen ersetzt man den-
selben durch Verdopplung der Kohlenmengen. Das Gefäß D wird
schließlich sofort gewaschen und getrocknet.
Der Wasserwert des Kalorimeters ist 123'5 g (derselbe ist
nachzuprüfen) ; einschließlich des Kalorimeterwassers haben wir
also 2l23'6 g. Von der entwickelten Wärme (Temperaturer-
höhung = t' — t) kommt nach zahlreichen Versuchen 1Z\ auf
die Verbrennung selbst, 277a *'^f ^^^ Keaktion der Verbrennungs-
produkte mit Na/), bezw, mit Na^Oj. Hat man also \g Kohle
verbrannt (Braunkohle), so werden 0-73 X 2123-5 (t' — t) = 1550
(f — t) cal. entwickelt. Man braucht also von der abgelesenen
TemperatordifTerenz t' — t nur O'OIS" für die mit dem heißen Eisen-
draht eingeführte Wärme abzuführen und den Rest mit 1550 zu
multipliziren, um den Brennwert pro 1 g Kohle zu ermitteln.
Bei Steinkohlen verwendet man nur 0-5 y, müßte also den
abgelesenen Temperaturunterschied mit 3100 multiplizieren. Vorher
muß man aber die für 0-5 g Weinsäure und 04 g Eisen von 700*
gültige Zahl von O'Sö" abziehen.
Bei Anthrazit gilt folgendes: l'Oj Persulfat für sich, und
0-4 y Eisen geben eine Temperaturerhöhung von O'ISS", anderseits
geben 0"5 g Weinsäure und Ü'4 g Eisen, wie wir früher gesehen haben,
eine solche von OSÖ". Da man aber nur ein Eisenstückchen zur
Zündung braucht, muß man die einem solchen entsprechende Tempera-
turerhöhung in Abzug bringen, und erhält somit als Korrektur für
0-5 5- Weinsäure, l'Oy Persulfat und 0-4 g Eisen: 0-85 + 0155 —
— 0-015 = 0-99».
^aovGoOt^lc
108
VsrbreiiDangswKrnie and ihre Bntimiiiaiig.
Hat das Natriumperoxyd zuviel Feuchtigkeit augezogen, so
fallen die Resultate zu hoch aus. Man macht dann einen Eontroll-
versuch mit 0'5^ Weinsäure und etwa 5 Meßbecher (7 <)') Natriumsuper-
oxyd. Steigt hieliei die Kalorimetertemperatur höher als O'SÖ", so ist
dies beim Hauptversuche in der Weise zu berücksichtigen, daß man für
je O'l" der beobachteten MehrsteigerungOlö"*) in Abzug bringt. Diese
Korrektor läßt sich vermeiden, wenn man das Feroxyd in kleinen
dichtachlicßenden Blechdosen zu ÖO oder 100^ aufbewahrt.
Man muß sich hüten, das unentzündete Gemisch von Kohle
und Natrium peroxyd in Wasser zu werfen, weil sonst eine heftige
Entzündung mit Explosionserscheinungen eintreten kann. Deshalb
muß man auch sorgßiltig darauf achten, daß innerhalb des Ven-
tiles kein Wasaertropfen zurückbleibt.
Von Lunge und Parr angestellte Parallelversuche mit dem
Parr'schen Kalorimeter und der Mahler'schen Bombe ergaben fol-
gende Werte:
Art der
H
Heizwert nach
Ruhr-
Sammkohle
Koks
Anthrazit
von Wales
Englischer
Anthrazit
76881
7703 1
Braisette
Saarkohle
Cardiff-
kohle
Saarkohle
Braun-
kohlen-
brikett
3059
?981
S640
3049
79671
8013/
74D9
Ö594
7872
7146
80441
79981
83241
83271
73781
74091
7161
7207
5084
5068
7184
5076
+ 10
+ 16
+ 9
+ 47
-28
— 39
-15
+ 40
+
+ 38
+ 39
0600 g Weinsäure
0'5 g Weinsäure +
1000 y Persulfat
0600 y Weinsäure
0500 g Weinsäure
0-600 3' Weinsäure
0'500p'Weinsäure+
1-OOOy Persulfat
0*500 g Weinsäure
0500 g Weinsäure
0'500j Weinsäure
0500 3 Weinsäure
Kein Zusatz, aber
1-000 s» Kohle erst
getrocknet, dann
verbrannt
mja bisr einsD gajuiea Becher, beim TorTersacbe aber aal ] Becher
^aovGoOt^lc
Verbrennungsw&nne und ihr« Beitimmiiiig. 1Q9
Die Versuchsdampfkessel, die zur Bestimmung des Heiz-
wertes von Brennmaterialien im großen bestimmt sind, dürfen keines-
falls gewöbnliche Dampfkessel sein, weil bei solchen stets Wärme-
verluste auftreten, die keineswegs gleichmäßig sind, sondern ziem-
lichen Schwankungen unterliegen. Man maß daher eigens für solche
Zwecke konstruierte Kalorimeterkessel anwenden, von deren
Beschreibung wir hier absehen.*)
Bei allen derartigen Heiz Wertbestimmungen darf nicht vergessen
werden, daß sich die Verbrennungswarme sowohl mit dem Drucke
als mit der Temperatur, bei welcher die Verbrennung stattfindet,
ändert. Dies ist nicht allein deshalb von Wichtigkeit, weil wir hie-
nach den Wärmeeffekt beurteilen können, welchen derselbe Brennstoff
anter verschiedenen Umständen liefern kann, und weil die in der
Bombe erhaltenen Zahlen (Verbrennung bei konstantem Volum) für
die Praxis, wo die Verbrennung bei konstantem Drucke erfolgt,
einer Umrechnung bedürfen.
Diese Veränderungen der Verbrennungswärme beruhen auf dem be-
kannten energetischen Grundsätze : „DieSumme derimlnnem
eines Körpersystemes angesammelten Energiemengen,
w'enn dasselbe von einem bestimmten Zustande in einen
anderen übergeht, hängt nur von dem Anfangs- und
Endzustände ab, d. h. sie ist von den bei der Umwandlung auf-
tretenden Zwischenzuständen unabhängig. In dem speziellen Falle,
wo Anfangs- und Endzustand gleich sind (Kreisprozeß), ist diese
Summe gleich Null.
Tn den folgenden Betrachtungen gilt die vom Systeme entwickelte
und nach außen abgegebene Wärme, sowie eine Volumsvergrößerung
des Systemes als positiv.
Beziehungen zwischen Verbrennungswärme bei
konstantem Volum und bei konstantem Drucke.
Die Verbrennungswärme bei konstantem Drucke ist größer als
jene bei konstantem Volum, und zwar (wenn die Verbrennung bei
0" C erfolgt) um sovielmal 0'54 Cal. als die bei der Verbrennung
eintretende Kontraktion in Molekularvolumen ausmacht.
Verbrennen wir ein Gasgemenge bei konstantem Drucke, so er-
halten wir eine Wärmemenge Q. Hiebei dehnt sich das Gas an-
fangs infolge seiner Erwärmung aus, zieht sich aber dann bei
seiner Abkühlung bis znr Anfangstemperatur auf ein Volum zu-
sammen, das um so viel kleiner ist wie das Anfangsvolum, als der
*) Bunte, Bericbte der Heizverancbsstation München, bayr. Indastrie- und
Gewerbeblart 1879, p. 117—331; 1880, p. 399 ff.; 1881, p. 1 mit Tafeln, Lau-
rent, Bejchceibnng des VersQcbBkesseb, 1878, p 161; Muspratt iheoret, prakt.
und analst Chemis, 4 Auflage, Bd. 4, p 372.
^aovGoOt^lc
110 Terbrenniuigaw&rnie und ihre BeBtimmang.
bei der Verbrennung durch Verminderung der vorhandenen Mole-
kalzahl eintretenden Kontraktion entspricht.*)
Ist die Verbrennung in einem einseitig geschlossenen Zylinder
erfolgt, in welchem sich ein luftdicht schließender Kolben ohne
Reibung auf und ab bewegen kann, so können wir diesen Kolben
nach erfolgter Verbrennung und Abkühlung auf die Anfangstem-
peratur so weit heben, daß die Verbrennungsprodukte wieder das
ursprüngliche Volum einnehmen. Die hiebei aufzuwendende Arbeit
entspricht dem Ausdruck A.P.V.
Lassen wir hingegen die Verbrennung sich bei konstantem
Volum vollziehen, so entwickelt sich hiebei die Wärmemenge q, und
nach dem Vorigen ist
q = Q_A.P.V
oder, weil
Enthält das System n Mole, so ist aber nach dem Boyle^
Gay- Luasac' sehen Glesetze:
PV=nRT = n--^^-T.
Setzen wir hierin
so erhalten wir;
T =273,
P„= 10333 Ä-?K.
V„ = 0-02242 w«,
10333 X 0-02242 X 273
^ ■ 273 X 428
= Q—n. 0-5411 Calorieen.
Denselben Wert können wir übrigens weit einfacher erhalten,
wenn wir bedenken, daß für 1 Mol der vollkommenen Gase
*) 2 Vol. Wasaeratoffgas geben so mit 1 Vol. Saueratoffgas, 2 Vol. WasBer-
dampf; die Kontraktion Ist daher '/g ; Kohlenstoff gibt bei seiner Verbrennung
ZQ CO, dasselbe Volam, wie der verbratinta Saneratoff ursprllaglich besaß; die
Kontraktion ist alao hier Nail; verbrennt hingegen KohlenatoCT za Kohlenoijd,
so ist das Volam des gebildeten CO doppelt so groß, ala das des verbrannten
Sanetstoffes warj die Kontraktion ist also — '/j.
sasiGoOi^le
VerbreiintiDgswIime nnd ifare BMUmmnog. lU
M(Cp — c,) = 1-982 cal
ist, und daß die auf absolute Temperaturen bezogene Gasgleichung
von der Annahme ausgeht, daß die Crasgesetze bis zum absoluten
Nullpunkte gelten und daß die Gase bei dieser Temperatur den
Baum Null einnehmen. Wir haben dann :
q = Q-A.P.V
= Q — M(Cp- c,)T
_ l-98aX273
~^ 1000
= Q — 5411 Cal.
pro Mol.
Diese Gleichung erlaubt die in der Bombe bei konstantem
Volum erhaltenen Verbrennungswärmen auf konstanten Druck um-
zurechnen. Man erhält so beispielweise pro Mol des verbrannten
Körpers:
Reaktion Kontraktion Verbrennungs-
in wärme bei kon-
Molen stantem
n Volum Druck
H, +0 = H,0 1-5 68-2 690
CO-f = C0 0-5 67 9 68'2
i (H, + CO) + - i (H,0 + CO,) 1 «8 68-5
CH, + 2 0ä = C0, +2HjO 2 2124 213-5
i(2C,Hj + 5 0,) = 2C0, + H,0 1-5 314-9 315-7
Alle diese Berechnungen beziehen sich auf den Fall, daß bei
der Verbrennung flüssiges Wasser gebildet wird (oberer Heiz-
wert). Will man den unteren Heizwert berechnen, so ist die
latente Verdampfungswärme des Wassers (108 Cal. pro Mol) in Abzug
zu bringen.
Aue der Gleichung p v = RT folgt aber auch noch, daß überall
dort, wo 1 Mol eines Gases unter beliebigem Drucke p entsteht
oder verschwindet, die äußere Arbeit p v = RT = 1-982T cal auf-
gewendet oder geleistet wird. Für die mittlere Lufttemperatur von
18" C ist diese Arbeitsgröße somit 1'982 (273 -f 18) = 582 cal. Dort,
wo, wie bei der Verbrennung in der Bombe, die Gase tatsächlich
entstehen oder versehwinden, trägt auch die unmittelbar gefundene
Verbren nungs wärme diesem Umstände Rechnung. Das ist aber bei
dem Parr' sehen Kalorimeter nicht der Fall, da hier ursprünglich
kein gasförmiger Sauerstoff vorhanden ist und die entstehenden
Verbrennungsprodukte aus dem Gasraume wieder verschwinden.
Für den Kohlenstoff macht dies allerdings keinen Unterschied, da
die Bildung von CO^ ohne Volumsänderung stattfindet. Beim Wasser-
^aovGoOt^lc
112 Verbrenanui^wanii« and ihre BeitlmmDag.
Stoff ist dies jedoch nicht der Fall, da ja bei seiner Verbrennung
eine Kontraktion eintritt, was im Parr' sehen Kalorimeter nicht
der Fall ist. Dementaprechend gibt das Parr'ache Kalorimeter nicht
die Verb ren nun gs wärme bei konstantem Volum, sondern bei kon-
stantem Drucke, und deshalb sind auch die mittels desselben
gefundenen Heizwerte meist größer als die in der Bombe ermittelten.
Aus dem früher erwähnten energetischen Grundsatze folgt un-
mittelbar das Giesetz:
Die bei einer direkten Reaktion entwickelte Wär-
me ist die Summealler Wärmemengen, welche ent-
wickelt werden, wenn von einem gegebenen Anfangs-
zustande aus der Endzustand durch verschiedene auf-
einander folgende Reaktionen erreicht wird.
Dieser Satz läßt sich dazu benützen, um Reaktionswärmen zu
berechnen, die einer unmittelbaren Messung nicht zugänglich sind,
wie die Büdungswärme des Kohlenoxydes :
C + Oa = COj entwickelt q = 943 Cal.
C -J- = CO „ qi = X „
CO-i-0 =C0» « q8-=68-2 „
Nach obigem Satze ist:
q = qi + qs,
also
qi = q - qa
= 94-3 — 68-2 = 26 1 Cal.
In dieser Weise berechnet man die Bildungswärme' aller or-
ganischen Verbindungen, indem man von ihren Verbrennunga-
wärmen jene ihrer Elementarbestandteile abzieht, z. B. :
C + H^+2 0, = CO, -I- 2 H3O, q = 94-3-(-2 X 690= 232 3 Cal.
C -I- H, = CH^ , q, =. X „
CH, -j-20, = COj -f- 2 HiO, qj =213-5 „
q, = q — q,
= 232 3 — 213-5 =18-8 Cal.
Umgekehrt kann man aus der Bildungswärme organischer Ver-
bindungen (und diese sind in den thermochemisehen Tabellen allein
angegeben) ihre Verbrennungswärmen berechnen, z. B. :
C, (Diamant) + H, = C,H, q =— 58- 1 Cal.
2C,+20, =2 CO, q.= + 188-6 , 1
H,-|-0 ~HaO (flüssig) q, = + 69-0 „ n'"
CjH.-i-bO =2CO,4-HsO(flüssig)q, = x
qa = qi + q» — q
= 188-6 -1- 69-0 — (— 53-1) = 3157 Cal.
^aovGoOt^lc
YetbrenDangsw&tme und ihre Bestimmang. 113
Beziehungen zwischen Verbrennungswärme und
Verbrennungstemperatur. Die Verbrennungswärme ändert
sich mit der Temperatur in einem Sinne, der vom Vorzeichen des
Unterschiedes der spezifischen Wärmen des Systemea vor und nach
der Verbrennung abhängt. Am besten läßt sich der Zusammenhang
zwischen Verbrennungs wärme und Temperatur an einem Beispiele
zeigen. Wir wollen die Verbrennungs wärme des Wasserstoffes bei
1000° C berechnen und hiebei annehmen, daß das gebildete Wasser
in Dampfform verbleibe. Wir haben dann bei 15" C;
Hg -f-0 = H30 (Dampf) . . . q,, = + 690 — 10 8 = -f-58-2Cal.
Wenn wir den Wasserstoff bei 15" C verbrennen und den ge-
bildeten Wasserdampf auf 1000" erwärmen, so haben wir ;
q,, — /c.dt = 58-2-110
■is = 47-2 Cal.*}
Erwärmen wir hingegen Wasserstoff und Sauerstoff zuerst auf
1000" und verbrennen sie dann bei dieser Temperatur, so haben wir
-/"(c, + c,)dt + q,ooo = -a-5 + 3-7) + q,ooo
und hieraus folgt:
q.ooo - qi5 - /(c - c, - c,) d t = 58-4 Cal.
Der Unterschied ist in diesem Falle gering, in anderen jedoch
viel größer. So haben wir z B, für CO + = CO, :
q /'c.dt = 68-2— 12-4
i^ = 5&-8 Cal.
- IK 4-C.)dt + q,ooo = q,<.«o - IM
und daher
qiooo = 66 9 Cal.
Bezeichnen wir die Wärmekapazitäten des Syatemes im Anfangs-
nnd im Endzustande mit c^ und c„, so können wir dieses
(Kirchhoff' sehe) Gesetz allgemein in die Form bringen;
*) / c. dt wird negativ, weil zur ErtTärmnng; dem Bjeteme von aufieu Wärme
EDgsnhTt weiden maS, während q,,, eine Wärmeabgabe nach «ufien darstellt.
JaptDST, Cham. Ttchnologl« d. EnoixiHi. I. S
sasiGoOi^le
Wi Indirekte MethodeD im BMUmmung d«r VArbrennuii^wftnne.
V. Kapitel.
ladirekf« Methoden zur BestimmuDg der VerbrenDungswärme.
a) Berechnung des Heizwertes ans der Elementar-
analyse.
Diein der Industrie gewöhnlichzur Verwendungkommenden Brenn-
stoffe sind Gemenge verschiedener, meist nicht näher bekannter chemi-
scher Verbindungen. Da diese im allgemeinen auch verschiedene Brenn-
werte besitzen, so ist es im voraus klar, daß die Berechnung des
Heizwertes der festen Brennmaterialien aus ihrer Elementarzu-
sammeusetzung keine genauen Resultate ergeben kann. Überdies
ist die Durchführung einer E lerne ntaranaijse weit umständlicher
als die einer Verbrennung in der Bombe, und die Schwierigkeit, für
die Untersuchung eine richtige Durchschnittsprobe zu erhalten, ist
in beiden Fällen gleich groß.
Immerhin ist für gewisse Brennstoif arten und bei Benützung
geeigneter empirischer Formeln ein Resultat zu erzielen, das für
viele praktische Zwecke hinreicht
Nach Dulong bedient man sich ftlr Steinkohlen gewöhnlich
der Formel :
_ 8080 C + 34600 (H — » 0)
^~ 100
während man für Braunkohlen (Torf und Holz) die Formel
„ _ 8080 C + 29633 H, — 637 (W + W,)
^ 100
benützt. In diesen Gleichungen bedeutet :
C den Prozentgehalt an Kohlenstoff
H „ „ „ Wasserstoff
„ , „ Sauerstoff
H, „ „ „ disponiblem Wasserstoff*) (Hl =H — i 0)
W ■„ „ „ chemisch gebundenem Wasser *) (W^ ^ 0)
W, „ „ „ hygroskopischem Wasser
8080 die Verbrennungswärme des Kohlenstoffes (nach Favre und
Silbermann)
34600 „ „ des Wasserstoffes zu flüssigem Wasser
(nach Berthelot)
29633 „ „ des Wasserstoffes zu Wasserdampf
637 „ Verdampfungs wärme des Wassers.
*) Alle Kohlen enthalten — aach itn ^tiockaeten Znstande — noch Kohlen-
stoff, SaneratoS nnd Wasaentoff. Man glanbte nun froher, daS dieeer Saaentoff
^aovGoOt^lc
iDdirekte Methoden zor Beatiiamag dsT TerbrenDangawarme. J15
Enthält eine Kohle auch sogenannten „schädlichen" oder
„verbrennlichen" Schwefel, d. h. Schwefel in einer anderen
Form als Sulfat, so entwickelt auch dieser bei der Verbrennung
Wärme. Um diese Wärmeentwicklung gleichfalls zu berücksichtigen,
wird zu obigen Ausdrücken noch das Produkt aus dem Prozent-
gehalte an Schwefel (S) und -r^ Cal. addiert,
A) Heizwertbestiramung nach Berthier*).
Die Berthier'sche Methode beruht auf der Bestimmung der
zur vollständigen Verbrennung eines Brennstoffes nötigen Sauer-
stoffmenge, und stützt sich auf das sogenannte Weite r'sche Gesetz,
dessen Unrichtigkeit jedoch schon lange nachgewiesen ist. Daß diese
Methode trotzdem noch immer hin und wieder in Gebrauch ist, ver-
dankt sie ihrer außerordentlichen Einfachheit, W e 1 1 e r glaubte,
daß bei der Verbrennung einer und derselben Sauerstoffmenge mit
beliebigen anderen Elementen stets dieselbe Wärmemenge entwickelt
werde. Dies ist aber nicht der Fall, denn ea entwickelt 1 kcf Sauer-
stoff bei seiner Verbindung mit :
Kohlenstoff zn Kohlensäure 3030 Cal.
Wasserstoff „ flüssigem Wasser 4272 „
n „ Wasserdampf 4192 „
Da man der Berechnung des Heizwertes nach Berthier jene
Wärmemenge zu Grunde legt, welche der Verbrennung von Sauer-
stoff mit Kohlenstoff zu Kohlensäure entspricht,
so müssen die hieraus abgeleiteten Werte im all-
gemeinen zu niedrig ausfallen, und dieser Fehler
muß um so größer werden, je mehr disponiblen
Wasserstoff das Brennmaterial enthält,
Berthier führte die nach ihm benannte
Probe in folgender Weise aus : 1 g (von Graphit
0-5 g) des betreffenden, möglichst zerkleinerten
Brennmateriales wird genau abgewogen, mit
40—50 (/ feinster, durch Seide gesiebter und
von metallischen Teilchen befreiter Bleiglätte
innig gemischt und in eine Probiertute ^'
mit einem Teile des WaaBer»loSes verbanden, sie „cheraiach gebundenes Waaser"
ia der Kohle enlbalten sei; den WaaserstoSliberscbuQ aber bezeicbnete man als
diaponiblen WaBaerstoff.
*) Diese und die folgenden Methoden der Heiznettbestimmung werden beat-
zutage nar mehr dort anagefUhrt, wo alle Mittel fehlen, am eine direkte BeBtim-
mung im Kalorimeter oder eine ElementaranalTse ausfuhren zo können. Wenn
aie hier dennoch kurii besprochen werden, bo greschieht es nar der VollatÄndigkeit
wegen nnd am za zeigen, in welcher Weise man sich in tecbniacbea Fragen
helfen kann,
8»
D.qit.zeaOvGoOt^lc
1X6 Indirekte Hethodea znr Bditimmang: der Verbreiiniuigiirtnne.
(Fig, 29) gefallt. Über diese Mischung gibt man noch 20—26 g
Bleiglätte, setzt die Tute vorsichtig in einen geeigneten, zur Rot-
glut erhitzten Muffel- oder Windofen (im Notfalle genügt selbst
ein gut ziehender gewöhnlicher Herd), bedeckt mit einem Deckel,
und erhitzt möglichst rasch zur Rotglut; in \ bis 1 Stunde ist
die Operation vollendet. Hiebei wurde die Bleiglätte entsprechend
der vorhandenen Brennmaterial menge unter Oxydation der letzteren
zu metallischem Blei reduziert :
• 2PbO + C = 2Pb + CO,.
Man kann somit aus dem Gewichte des entstandenen metallischen
Bleies die an den Brennstoff abgegebene Sauerstoffmenge berechnen.
Man nimmt nun die Tute aus dem Ofen, stößt sie mehrmals kurz
auf, um etwa in der geschmolzenen Glätte verteilte Bleik (igelchen
mit der am Boden der Tute angesammelten Bleimasse zu vereinigen
und läßt erkalten. Nun wird die Tute zerschlagen, der Bleikuchen
(„König'" genannt) durch Abbürsten mit einer Drahtbürste von
der anhängenden Glätte gereinigt und die abgeschlagene Glätte
nach etwa darin zurückgebliebenen Bleikörnchen durchsucht. Von
den besonderen Vorsichtsmaßregeln, welche man zu dem Zwecke
anwendet, um möglichst genaue Resultate zu erhalten, wollen wir
hier absehen.
Bei der Berechnung des Heizwertes wird der vorhandene Wasser-
stoff unberücksichtigt gelassen, d, h. man nimmt an, daß der von
der Glätte abgegebene Sauerstofl' gänzlich an Kohlenstoff gebunden
worden sei. Da nun 1 kg Kühlenstoff etwa 34 hg Blei reduziert
and bei seiner Verbrennung 8080 Kalorieen liefert, braucht man das
Gewicht des erhaltenen Bleiregulus nur durch 34 zu dividieren und
mit 8080 zu multiplizieren, um den absoluten Heizwert des unter-
suchten Brennstoffes zu finden. Ein Sehwefelgehalt der Kohlen
müßte speziell ermittelt und in Rechnung gebracht werden.
Es wurden verschiedene Modifikationen der Berthier'schen
Probe vorgeschlagen. So empfahl Forehhammer statt Bleiglätte
Bleioxy Chlorid anzuwenden; Munroe bedient sich eines eisernen,
einseitig verschrauhten Gasrohres statt der Probiertuten, während
Strohmeyer das Brennmaterial mit Kupferoxyd oxydiert, den
Rückstand mit Salzsäure und Eisenchlorid behandelt und das hiebei
entstehende Eisenchlorür durch Titration bestimmt.
c) Sonstige empirische Methoden der Brennwertbe-
stimmung.
Einen Schritt weiter tat Dr. Otto Gmelin*), dessen empi-
rische Formel gestützt auf wenige einfache Operationen weit besser
stimmende Werte gibt, als das Berthier'sche Verfahren.
*) Öaterr. ZeiUchrift f. Bei^ und UUUeuw. 1886, p. 365.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Indlrakle Methoden inr BeatimniaDg der Vrabmmuiigsvi'ftniie. 117
Gmelin ging von der Ansicht ans, daß die Kohlen Gemische
verschiedener chemischer Verbindungen darstellen, die sich vonein-
ander nicht nur chemisch, sondern offenbar anch durch ihre physi-
kalischen Eigenschaften unterscheiden. Er griff nun eine solche
physikalische Eigenschaft, das Vermögen hygroskopisches Wasser zu-
rückzuhalten, heraus, und gründete hierauf seine empirische Formel:
q = [100 — (HjO + Asche)] 80 — C ■ 6 H,0
in welcher ^HgO" den hygroskopischen Wasser-, „Asche" den
Aschengehalt des Brennstoffes in Prozenten und C einen Koeffizienten
vorstellt, der sich mit dem Feuchtigkeitsgehalte der Kohle ändert,
und folgende Werte hat :
hygroskopisches Wasser unter
3%
C = - 4
>8«/,
und 4-6"/„
, = + 6
i-n
. «7.
. = + 12
85«/o
» 127.
. = + 10
127.
„ 207.
,=+ 8
20'/.
28"/,
. 28»/.
. = + 6
.=+ i
„ „ über
Sieben Jahre später hat der Verfasser*) durch Heranziehung
anderer, einfacher, rasch und leicht auszuführender Versuche Daten
zu gewinnen gesucht, welche unabhängiger von zufälligen äußeren
Verhältnissen sind, als der Feuchtigkeitsgehalt, aber gleichfalls zur
näheren chemischen Zusammensetzung der Brennstoffe, also auch
zu ihrer Verbrennungs wärme in Beziehung stehen.
Er wählte dazu das Verhalten der Brennstoffe bei der trockenen
Destillation sowie die Bestimmung des zu ihrer vollständigen Ver-
brennung erforderlichen Sauerstoffes, Der Vorgang hiebei ist fol-
gender :
Eine Partie des feingepulverten Brennstoffes (etwa 1 g) wird
in einem Platintiegel eingewogen und — nach Bestimmung des
Nflssegehaltes (W) durch Trocknen bei 100" — im bedeckten
Platintiegel unter Beobachtung der bekannten Vorsichtsmaßregeln
so lange erhitzt, als noch brennbare Gase entweichen. Der in Pro-
zenten ausgedrückte Gewichtsverlust repräsentiert die Gasgiebig-
keit (G). Der Bückstand, dessen prozentieche Menge mit P be-
zeichnet werden möge, wird nun (im offenen, schief gestellten Tiegel)
vollständig verascht, wodurch man den Aschengehalt (A) und
den Gehalt an fixem Kohlenstoff oder Kokskohlenstoff
(K) — der aber noch immer kleine Mengen von Sauerstoff, Wasser-
stoff und Stickstoff enthält, die jedoch vernachlässigt werden können
— ermittelt.
■^ österr. Zeitschrift f. Berg- und Hüttenw. 1893, Nr. 33,
^aovGoOt^lc
Indirekte Helhoden znr Beatimmimg der VeibrennDoginlrme.
Gruppe
I
II
III
IV
GaVebiglceit des
liockeai' DondsBcheii'
0-337.
33— 47'5«/o
47-6-75%
7B— lÜOVo
freien BreuoBtoffes
',
We
rte üea Ko
affiiieDte
n C
St
0-30
3730
4220
4900
0-35
3540
4010
4600
—
0-40
3380
3860
4360
—
0-45
3250
3710
4170
—
0-60
3160
3600
4020
—
OM
3086
3612
3932
—
0-55
3070
3490
3910
—
0-60
3000
3400
3820
—
0-70
2900
3280
3690
6060
0-80
2860
8210
3600
4816
0-90
2860
3166
3668
4619
100
2860
3130
3650
4480
1-5
2966
3550
4230
20
—
3660
4170
2-6
_
—
—
4120
30
—
—
—
4070
3-5
—
_
—
4020
40
—
—
—
3970
46
—
—
—
3920
60
—
—
—
3870
5-6
—
—
3820
60
—
—
—
3770
Seither sind noch folgende empirische Formelu in Vorschlag
gekommen :
Von G. Arth;*)
— 34500 jH -^ O}+8080C + 2162 S
"*~ ^ "" 100
Von E. Gontal**): eine Modifikation der Jüptner'Bchen
Formel) :
q = 8150C4-A.M.
M ist der Gehalt an flüchtigen Stoffen, A ist ein Koeffizient,
dessen Wert sich aus folgender Zusammenstellung ergibt:
*) Bull, de la Soc. cbimique. 13, p. SW.
••) Revue de Chimie indnatrielle, 7, Nr. 75.
^aovGoOt^lc
DbangBtbemeD. 121
Flüchtige Stoffe = 2 bis lö^o A = 13000
= 15 , aO^'o =10000
= 30 „ 3b% = 9500
-^35 „ m% = 9000
Verbandsformel (angenommen vom Vereine deutscher Inge-
nieure und dem internationalen Verbände der Dampfkessel-Über-
wachungsvereine) ;
q = (8000 C+ 2900 (h - |) + 2500 S - 600 W) i^.
Hierin ist W = Gehalt an hygroskopischem Wasser,
Nach L.C. Wulff*) betragen die Abweichungen gegen die di-
rekte kalorimetriBche Bestimmung;
Bei Steinkohlen ± ^%
„ Braunkohlen ± ö'/o
„ Torf ' ±87«
„ Zellulose . . . . , — 7-97o
„ Holz ±127«
Von D. Mendeleeff**):
q = 81 C 4- 300 H — 26 (0 — S).
D, de Paepe***) ersetzt in der GontaTachen Formel den
Ausdruck M (Gehalt an flüchtigen Stoffen) durch w -' , -t , .
Übongsthemen:
Übung in der Handhabung verschiedener Verbxennungs-Kalori-
meter; Bestimmung des Wasservrertes und der Fehlergrenze.
Vergleichende Bestimmung der Verbrennungswärme nach ver-
schiedenen Methoden.
Umrechnung der Verbrennnngswärmen bei konstantem Volum
auf jene bei konstantem Druck und umgekehrt.
Berechnung von Verbrennungswärmen für gegebene Verbren-
nungstemperaturen.
*) Ztechr. Ver. deutscher Ing. 41, p. 763—768.
*<*) Joar. d. raas. obem. pbja. Geaellecbaft, 29, p. 141; Nalore, 56, p. 186.
•<•*) Bull, de l'ÄBB. Beige des Cbimietes.
^aovGoOt^lc
122 UnToUitindige Verbrennang.
VI. Kapitel.
TJnvollstäDdige VerbrennuDg.
Die vollständige Verbrennung der in der Feuerungatechnik
benützten Brennmaterialien liefert Kohlensäure und Wasser. Ist die
chemische Zusammensetzung des Brennstoffes bekannt, so ist es
leicht, die Sauerstoffmenge zu berechnen, welche theoretisch gerade
hinreichen würde, um vollständige Verbrennung zu erzielen. Sie
wird als die zur vollständigen Verbrennung nötige theoretische
Sauerstoffmenge bezeichnet.
Nun ist die durchschnittliche Zusammensetzung der trockenen,
kohlensäurefreien Luft :
Sauerstoff 21 Vol. % — 23 Gew. %
Stickst off 79 Vol. »,'0 —77 Gew . %
100 100
und es ist daher leicht auch die zur vollständigen Verbrennung er-
forderliche theoretische Luftmenge zu berechnen.*)
In Wirklichkeit reicht jedoch diese theoretische Luftmenge nicht
hin, um vollständige Verbrennung zu erzielen, und man muß daher
zu diesem Zwecke einen Luftüberschuß anwenden, dessen Größe
im Verhältnisse zur theoretischen Luftmenge angegeben wird.
Die Ursache dieser Erscheinung liegt teils in der schwierigen
und daher oft unvollständigen Vermischung der zu verbrennenden
*) In vialen Fallen grenögt eina annähernde Bachonng, indem man an-
nimmt, dne die Luft aus 20 Val. % Saueraloff nnd 80 Vol. */„ Stickstoff
(O, 4- ^K>) bestellt (Grüner rechnet in der Luft anf 1 Genicbtateil SanerBtoET,
3-33 QeirichtBteile StiokUoS).
Der KohlensBnragehalt dar Lnft Bcbwankt iwischen 0'04 and 0-00%. In
RSnmen, in trelcben sich anäanernd viele Tiere oder Menschen anfbalten, kann
er Ha 05, ja bis 09 Vol. % steigen.
Der WasBorgehalt der Luft iat großen Schwankungen unterworfen. Mit
Peachtigkeit gesättigte Luft enthalt pro 1 m' :
bei-|- 25" C 23848^ H,0
-1- SOOC 30095 jfH,0
-1- 36''C 392520- H,0
-j- 40" C 50 700^ H,0
4- lOO'C 588-730 jj 11,0
bei — 10° C 2-284? H,0 t
0" C 4-871 ff H2O
+ 5° C B-795ff H,0
+ 10° C 9-382 9 H,0
-j-lS" C 12-716;/ HsO
4-20° C 17-157 y HjO
Es kommt übrigens ebenso selten vor, daß die Lnft mit Feaebigkeit gesät-
tigt ist, als daB der Wassergehalt derselben nur -U der zur Sättigung erfordei-
lichen Menge betrfigt
Bei Heizverauchen ist es nQUg, den Fenchtigkeitsgehall der Lnft 11
woin man Hygrometer oder Psychrometer benOtzt
^aovGoOt^lc
UnToUst&Ddige VerbreDDOi]^. 123
Gase (FlammeBgase) mit der Verbrennungsluft, teils im Auftreten
unvollständig verlaufender Reaktionen.
Die unvollständige Verbrennung kann somit verschiedene Pro-
dukte liefern, wie folgende Beispiele zeigen ;
j CO oder
C + U (CO,) + i c
PH -LO |2C0, +2H,oder
0,11, -(-U^|2C0 +2H,0
( CO + CH, oder
C«H, + kann geben f CO + C + 2 H, oder
l C,H, + H,0.
U. 8. W.
Die Zahl der verschiedenen Reaktionen, die gleichzeitig neben-
einander auftreten können und sich daher gegenseitig beschränken,
ist oft sehr groß. Sie hängt ebenso, wie die Menge der durch diese
Reaktionen gebildeten Produkte von den Bedingungen ab, unter
welchen die Reaktionen verlaufen. Diese Erscheinungen folgen be-
stimmten Gesetzen,*) die kurz angeführt werden mögen.
In allen diesen Fällen spricht man von einem chemischen
Gleichgewichte, das von gewissen Bedingungen, den Gleich-
gewichtsbedingungen, abhängig ist. Solche Gleichgewichtsbe-
dingungen sind : Temperatur, Druck, elektrischer Zustand, das ge-
genseitige Verhältnis der vorhandenen Elementarbestandteile oder
die Konzentration. Je nachdem sich nun diese Gleichgewichts-
bedingungen ändern, vollzieht sich auch eine Änderung dieses Gleich-
gewichtszustandes selbst in einem oder im anderen Sinne, und zwar
dem folgenden qualitativen Gesetze entsprechend, das zuerst von
Henry LeChatelier formuliert wurde:
Jede Änderung eines Gleichgewichtsfaktors be-
wirkt eine Umwandlung im Systeme nach jener Richtung
hin, durch welche der betreffende Faktor eine Ände-
rung im entgegengesetzten Sinne erfährt.
Dieser Satz wird deutlicher, wenn wir ihn in die folgenden zer-
legen :
1. Jede Temperaturerhöhung bewirkt eine Um-
wandlung, welche die Temperatur desSyatemes zu er-
niedrigen strebt (bei der also Wärme absorbiert wird) und
umgekehrt.
Beispiele:
a) Dissoziation :
CO, ^ CO -(- — 68-2 Cal.
HjO -> Hj -f — 58-2 „
•) Jflptner, Lehrb. d. phys. Chemie, II. Teil.
^aovGoOt^lc
i2A UQVollstSndige VerbreDPniig.
Bei beiden Reaktionen wird Wärme gebunden ; aie werden somit
beide durch Temperaturerhöhungen hervorgerufen oder be-
fördert :
Hingegen wird die Reaktion:
2 CO ->■ C + CO, + 420 Cal.,
bei welcher also Wärme frei wird, durchTemperaturerniedri-
g n n g begünstigt. Kohlenoxyd wird daher bei hohen Temperaturen
stabiler sein, als bei niedrigen. Diese Reaktion verläuft bei Gegen-
wart von Platin, Eisen und besonders von Nickel in feiner, schwamm-
förmiger Verteilung vollständig in der Nähe von 300" C.
b) Unvollständige Reaktionen:
COj+H, -»-CO-l-HgO— 10 Cal.
CH4-j-C0-»-C»Hg + Hj0 — 39 „
Bei beiden Reaktionen findet Wärmeabsorption ätatt ; sie werden
daher durch Temperaturerhöhung hervorgerufen oder begün-
stigt. Es wird also bei niederer Temperatur mehr CO3 -f- Hj oder
CH^-I-CO, bei hoher Temperatur hingegen mehr CO-f-H,0 oder
CjHg -f- H,0 vorhanden sein.
Die umgekehrten Schlußfolgerungen gelten beispielsweise för
die Reaktion :
CO + H,0 ->- CO, + Hg -l- 10 Cal.
Diese Reaktion wird durch tiefere Temperaturen begünstigt.
3. Jede Erhöhung des äußeren Druckes bewirkt
eine Gleichgewichtsänderung, durch welche der Druck
vermindert wird und umgekehrt.
Beispiele :
a) Dissoziation:
2 COa -> 2 CO -H 0,
2H,0->2H, +0^
Durch die Dissoziation von COj oder H,0 wird das Volum,
oder bei konstantem Volum der Druck, um die Hälfte vergrößert.
Die Dissoziation wird somit mit sinkendem Drucke zu-, mit wach-
sendem Drucke aber abnehmen.
b) Unvollständige Reaktionen:
C,Ha+H, ->CH^-|-C.
Das Volum des festen Kohlenstoffes ist so klein, daß es vernach-
lässigt werden kann ;*) hingegen ist das Volum (also bei konstantem
Volum der Druck) der gebildeten CH4 nur halb so groß, als jenes der
ursprünglichen Mischung von CjHj und Hj. Der Verlauf der Reak-
tion wird somit durch wachsenden Druck begünstigt. Dies zeigt
*) überdies tritt ja C in der Gaspliitse nicht auf.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
IJnTollsUDdige VerbceuDnllg. ]^25
sieh bei der Explosion in geschlossenen Gefäßen, wobei die Menge
von CHj und C mit dem Drucke wächst.
Das Gleichgewicht :
CO -I- H,0 :(t CO, + H,
ist, wenn das Wasser in Dampfform auftritt, weil auf beiden Seiten
dasselbe Volum, also auch derselbe Druck vorhanden ist, vom
Drucke unabhängig.
Die Reaktion :
2C0 = C + C0g
wird durch abnehmenden Druck verringert, weil das Volum, also
auch der Druck von CO, nur halb so groß ist, als jener von 2 CO,
3. Jede Vergrößerung der Konzentration eines
Körpers in einem Systeme bewirkt eine Veränderung
des Gleichgewichtszustandes, bei welchem eine ge-
wisse Menge dieses Körpers verschwindet und umge-
kehrt (Massenwirkung).
Der quantitative Ausdruck für die Beziehungen zwischen dem
chemischen Gleichgewichte und den Gleichgewichtsbedinguugen
(Gleichgewichtsfaktoren) ist ein verschiedener, je nachdem es sich
um das Gleichgewicht bei einer bestimmten Temperatur, oder all-
gemein um das Gleichgewicht bei beliebiger Temperatur handelt.
Für ersteren Fall, d. i. für das isotherme Gleichgewicht
gilt das Massengesetz, für den zweiten allgemeinen Fall aber die
Van't Hoffsche Gleichung (bei räumlichen Konzentrationen)
oder die Le Chatelier'sche Gleichung (für numerische Kon-
zentrationen).*)
Dort, wo es sich um Gasgemische handelt, ist die letztere Form
aus dem Grunde vorzuziehen, weil die numerische Konzentration
unmittelbar aus der volumprozentischen Zusammensetzung der Gase
hervorgeht.
Im folgenden wollen wir ein Beispiel betrachten, welches für
die Zwecke der Feuerungstechnik besonderes Interesse besitzt: die
Dissoziation der Kohlensäure:
Die Kohlensäure zerfällt bei hohen Temperaturen nach der
Gleichung :
CO, ^ CO + i (Os).
DieLe Chatelier'sche Gleichung lautet in allgemeiner Form:
^ f ^^- + (N" - N') 1 . P + 2 n, 1 . Cj - 2 n, I . C, = Konst.
•) Siehe Jttptner, Lahrb. d. phya. Chemie, U. Teil.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
12g UDvolhtftndige Verbreunang.
Hierin ist Q^ die Wärmetönung der Keaktion bei der Tem-
peratur T, P der Druck, unter dem sieh das System befindet, N"
und N' die Anzahl der in der Reaktionsgleicliung auf der rechten,
beziehungsweise linken Seite vorkommenden Moieknie, n, und n^
sowie C, und Cg aber die Anzahl von Molekülen, beziehungsweise
die Konzentrationen der verschiedenen in der Reaktionsgleichung vor-
kommenden Stoffe, wobei sich die Indizes 1 und 2 auf Anfangs-
und Endsystem beziehen.
Benutzen wir, was die Rechnung vereinfacht, statt der natür-
lichen, gemeine Logarithmen und setzen wir -g- ^ 500 ein, so
können wir unsere allgemeine Gleichung schreiben :
500 / -^ h 2-3026 IN" ~ N') log P + 2-3026 (2 n^ log C, —
— 2 Uj . log ■ C, ) = Konst,
Nun ist
N"-N' = 1-5 -1=0-5
und
2 n, log . C, - 2n, log . C, = log . K = log . '^"°j^*^°-^ ■
'>*-'oo, '
Setzen wir die Gesamt^Konzentration des Systemes nach Eintritt
des Gleichgewichtes = 1, so ist
c™.+c„„ + c^=i (1
Unter der Voraussetzung, daß kein {überschüssiger Sauerstoff
vorhanden sei, folgt überdies aus der Reaktionsgleichung:
*^0,= 9"^00 (2
Nennen wir das Verhältnis x zwischen der dissoziierten Kohlen-
säure (d. i. dem gebildeten Kohlenoxyd), und jener COa-Menge,
welche vorhanden sein würde, wenn keine Dissoziation eingetreten
wäre d. i. also C^jQ-j-Cß^ den Dissoziationskoeffizien-
ten,*) so ist
*^00 + ^co.
Aus den Gleichungen (1) und (2) folgt:
Coo. +|c„ = l,
•) JUptner, Lehib. d. phj». Chemie, II, p. 36.
(3
sasiGoOi^le
UiivollstftDd[^ VarbreaDung.
J
,_ Cqq _Jk
— 3 - — — 1
1 — "2 ^co + '^oo ' ~ 2"
Hieraus folgt weiter:
2x
'' 2 + x'
C^. = 1 -
: 2(1-»)
2- (2+x) (2 + x)
Durch Einsetzen dieser drei Werte erhält man :
log.K = log. ^ °°j^^ -^'^
(i-x)(2+xy'. ■
Zar Ermittlung der Konstanten dienen folgende von Henry
Saiate-Clairs-Deville herrtlhrende Beobachtungen:
P=l at
T = 3000 + 273 = 3273
X = 0-40.
Nehmen wir mit Le Chat elier die Wärmetönung der Reaktion
CO -|- — >■ CO, als unabhängig von der Temperatur an,*) und
setzen Q^68'2 Cal,, so erhalten wir:
600 f^y^ +11513 log.P + 2-3026 \og.j^—^^^^-^=
=;Kon8t.
oder, weil für P^lat log P:=0 wird;
K„nst.=--^|- +23020 .o..,J»|^ =
= — 11-7192.
*) Wftt ja allerdings nicht streajfe richtig, in erstei AunOberang aber iminer-
lüii EalSasi^ isL
D.qil.zMBlG001^le
UDVollBtäudige TerbreDnaiig.
,f +11513 log.P + 2'3026 log K= - 117194
log K = (-M?a, _ ll.,192 - 11613 log P) -^ =
= ° ^50895-0-51og.P.
Hieraus berechnet Le Chatelier folgende Werte von x:
•c
0001
001
Ol
1
10
100
lOOO
0007
0003
00013
00006
00003
000015
1500
007
0036
0017
0008
0004
00O2
2000
0-40
0126
0-08
004
003
0026
2500
081
0-60
0-40
019
009
004
3000
0-94
080
0-60
0-40
021
010
3600
0-96
086
0-70
053
0-32
016
4000
097
0-90
080
0-63
046
026
Die Resultate dieser Berechnungen stimmen mit den Beob-
achtungen überein, die bei etwa 1500" C über die Dichte der
Kohlensäure gemacht wurden.
Bedenkt man, daß es sich hier um den Partialdruck der
Eohlenaäuie handelt, so kann man aus vorstehender Tabelle folgende
für die Praxis wichtige Schlußfolgerungen ziehen :
1. Schmelzöfen. In Schmelzöfen erreicht die Temperatur
höchstens 2000* C und der Partialdruck der Kohlensaure im Maxi-
mum etwa 0'2 at. Letztere ist somit nur zu etwa ö^/^ dissoziiert,
wodurch die Leistungsfähigkeit der Öfen zwar nicht unmerklich,
aber doch nur ziemlich unbedeutend (höchstens um -^) verringert
wird. Diese Verringerung wird dadurch noch kleiner, daß man es
in praxi ja stete mit einem Luft- (also auch Sauerstoff-) Über-
schusse zu tun hat, wodurch die Dissoziation der Kohlensäure noch
weiter zurückgedrängt wird.
2. Leuchtflammen. Die helleuchtende Flammenzone, in
welcher die Verbrennung des ausgeschiedenen Kohlenstoffes erfolgt,
^aovGoOt^lc
tTnvoUttttndlge VeTforennong. 129
scheint bei gewöhnlichen Flammen eine Temperatur von etwa
2000" C, hei Begenerativbrennern aber eine noch höhere zu besitzen.
Der COj-Partialdruck sinkt aber zufolge des hohen Wiaaerstoffge-
haltes der Beleuchtnngsstoffe unter Ol at. Der Diasoziationsgrad
kann somit 10% übersteigen, und die Flammentemperatur sinkt
dementsprechend. Die Leuchtkraft aber, die viel schneller als die
Temperatur wächst, wird noch weit stärker herabgedrückt. Bei
Leuchtflammen spielt somit die Dissoziation eine beachtenswerte
RoUe.
3. Explosivstoffe. Ihre Verbrennungstemperatur übersteigt
nur selten 2500" C und erreicht nie 3000°. Da ferner der Drqck der
Kohlensäure hier nach Tausenden von Atmosphären zählt, ist hier
die Dissoziation ohne jeden Einfluß.
NB. Wenn man die Gleichgewichtsgleichungen für Explosivstoffe
anwendet, so darf man — weil ea sich hier um sehr große Drucke
handelt — nicht mehr dasBoyle-Gay-Lussac'sche Gesetz in An-
wendung bringen (P V = n R T), sondern man muß — ähnlich wie
Dühring*) — in die Gasgleichung ein Co-Yolum b einföhren, so daß
man hat
P(V-b) = nRT.
Für die Dissoziation des Wasserdampfes gilt ganz ÄhnUches,
nur ist dieselbe bei gleicher Temperatur innerhalb der uns hier
interessierenden Temperaturgrenzen noch geringer als die der Koh-
lensäure.
Wie wir früher gesehen haben, ist, wenn kein Sauerstoffüber-
schuß vorhanden,
2x
darin Sauerstoff = -
CO 2 + x ' --"V.O,«- 2_|_^
c — ^
Cn„ = -
2 + X ' " " 2 + X
i(l-x) _ 2(l-x)
(2-fx) ' " " 2 + x
2 + x •
Haben wir nun das n + Ifache Sauerstoffquantum, so lautet
die Reaktionsgleichung:
C0,+(„)0, = C0 + (n + l)0,
und wir haben nach eingetretenem Gleichgewichte
*) JUplner, Lehrb. i. pbjB. Chemis, I, p. 27.
JUplnar, Cbsm. TMboolDgl« d. Bnarglen. I. 9
sasiGoOi^le
UnToUsUUldIge Verbrenniing.
x'
Mole CO
d-x'
. 00,
(y+"
. 0,
5; = i +
i + 11 Mole
nnd daher:
Ö„o =
x'
2i'
'+!+«
2 + x'H-2n '
Co.=
T + "
l' + 2n
1+^+»
2 + x' + 2n ■
V=
1 — x'
2(l-xO
2 + x' + 2n •
Ea wird somit
K =
^iSr
=
2x'
1 x' + 2n y;.
2 + x' + S
n \ 2 + x' + 2il 1
2(1-==')
S
+ x' + 2n
=
, ^ x' + 2b \v.
l 2 + x' + 2n i
1-
!■
X.V. + X
(2 ■■)■'.
(l-x')(2 + x' + 2n)V.-
Da nun K denselben Wert haben muß wie im froheren Falle,
80 können wir setzen :
ii x'i + x'(2ii)i
(l-i)(2 + x)l (l-i')(2 + x' + 2n)+'
Hätten wir die doppelte tlieoretische Sauerstoffmenge ange^
wendet, 80 wäre n := 1 und wir liätten daher
xt x'} + x'V2
(l-x)(2 + x)i (l-i')(2 + x' + 2)i
D.qil.zMBlG001^le
~(l-i')(4 + i')t
_ x'i+ 1-41421'
(l-i')(4 + i')t'
Wir haben froher för 2000* C und 0-2 at Partialdrack der
Kohlensäure x = 005 gefanden. Setzen wir diesen Wert ein, so
erhalten vir;
5^5ÖI_^ = 0-000092 =
0-95 (2-06) i
_ x'i + 1-4142 x'
Cl-i')(4+x')i'
eine Gleichung, welche x' za berechnen gestattet. Ohne diese Be-
rechnung wirklich aoszofahren, sehen wir schon, daß z' kleiner
als X ausMlen mnÜ.
Vn. Kapitel.
VerbrenDangstemperatar.
Bekanntlich versteht man nnter pyrometrischem Heis-
effekt jene Maximaltemperatur, welche ein Brennstoff geben könnte,
wenn er mit dem theoretischen Luftquantum vollständig nnd ohne
alle Wärmeverluate verbrennen würde. Er berechnet sich im all-
gemeinen nach der Gleichung:
ic.p
worin q die bei der Verbrennung entwickelte Wärmemenge, und c,
bezw, p die spezifische Wärme, resp. die Menge der in den Ver-
brennungsprodukten enthaltenen Bestandteile darsteUt. Diese Tem-
peratur kann jedoch in Wirklichkeit nie erzielt werden.
Die Temperaturen, welche man in industriellen Feuerungen
wirklich erreicht, hängen von folgenden Faktoren ab :
1. Von der Wärmemenge, welche die Brennstoffe
liefern, Sie zerfallt in
a) die Wärme der Verbrennung selbst, und
S) jene der vorhergehenden Erwärmung, d. i. den Wärmeinhalt
der Körper, mit welchem sie in die Feuerung eintreten.
^aovGoOt^lc
132 VerbreimaiigsteniperAtTir.
2. Von der durch die Verbrennungsprodukte ent-
führten Wärme, die sowohl freie, sensible, als latente sein
kann (hieher gehört z. B. das aus den Hochöfen entweichende
Kohlenoxyd).
3. Von der durch Strahlung (und Leitung) verlorenen
Wärme,
4. Von jener Wärmemenge, welche die zu bearbei-
tenden Körper entwickeln oder aufnehmen.
5. Von jener Wärmemenge, welche zur Bildung und
Ausdehnung der in der Feuerung auftretenden Gase
dient (äußere Arbeit).
Zwischen allen diesen Größen besteht eine Kelaüon, die sich
aus dem Prinzipe der Erhaltung der Energie ergibt. Sie lautet:
Geht man von Brennstoff, Luft und zu bearbeitenden Substanzen
im Anfai^szustande aus, so ist die Summe aller in die Feuerung
eingeführten oder in derselben produzierten Wärmemengen, welche
zur Erreichung eines bestimmten Endzustandes (der Verbrennungs-
prodnkte und bearbeiteten Materialien) dienen, von der Reihenfolge
der Umwandlungen unabhängig und allein durch den Anfangs- und
Endzustand bedingt.
Man kann daher die Wärmemengen gleichsetzen, welche einer-
seits dem Ofen zugeführt, anderseits aber demselben entnommen
wurden:
In den Ofen gebrachte! f Dem Ofen entnommene
oder dort erzeugte Wärme f (Wärme.
Diese Wärmemengen lassen sich in folgender Weise zerlegen :
1. Von Brennstoff, Luft und
zu bearbeitenden Körpern
(vermöge ihrer Temperatur) in
den Ofen gebrachte Wärme -j-
2. Wärme der Verbrennung -|-
3. Reaktionswärme der zu be-
arbeitenden StofTe.
4. Abkühlungs wärme (= Wär-
meinhalt) der Bauchgase -{-
5. Abkühlungs wärme (= Wär-
meinhalt) der bearbeiteten
Stoffe +
6. Wärmeverluste durch Strah-
lung und Leitung.
Nachdem man im allgemeinen den absoluten Wärmeinhalt
der Materialien in dem Zustande, wie sie in den Ofen kommen
oder wie sie denselben verlassen, nicht bestimmen kann, muß man
sich damit begnügen, denselben in Bezug auf einen gewissen Kor-
malzustand — den man als Basis der Rechnungen benätzt — an-
zugeben. Als solchen wählt man gewöhnlich die Temperatur des
schmelzenden Eises.
Denken wir uns nun einen idealen Ofen, der absolut keine
Wärme durchläßt und in welchem keine Bearbeitungsprodukte
^aovGoOt^lc
T .. I ..»iM n >iw | i,1w ISS
Toriunden äjtA. Fthres vir in diewa Ofen Br^nnRMtvsrMli««!
und Loft von ön« bemmmien Temperatur (etwa 0* O «n, Usww
dieselben rertnensen und bafalen dann di« YeH>i«nnnng$^K» ■wio.W
aaf die Anianggtemperatnr (0' C) ab, so itiit die GI«iobun^ ;
YerbrenDongswärme = Abkfihlangsvänn^
Die Terbrennoii^irärme ist uns nach dem frftbw (.««tsa^tcn b^
kannt. Die Abknhlangswärme aber ist. der unterschied de« Wänw»-
inhaltes der Yerbrenniuigsprodiikte bei der Temperatur, mit vn>leh«T
sie den Ofen Terlassen, und bei der An&ngst«>m{terHtiir (hier 0* t\
bis zu welcher wir dieselben schließlich wietler «bgekttklt denk«>it.
Bei tmserem idealen Ofen sind die Verbrennungs- und dio AbktVh-
lungBwärmen gleich; die Yerbrennnngsprodnkte verlassen uHi'lilMVr
den Ofen mit der Verbrennungstemperfttur, und dioae liUlt
sich, wie wir bald sehen werden, leicht berechnen.
Der Wärmeinhalt ist nämlich gleich dem Gewichte der \Vtbr»»u-
nungsprodnkte, mal seiner spezifischen Wärme, mal seiner Tempi»*
ratur. Setzen wir die absolute Temperatur ein, so erhalte» wir den
Gesamtwärme-Inhalt, setzen wir die Temperatur in Graden OIbiw«
ein, so erhalten wir jene Wärmemenge, um welche der fraglich«
Körper mehr Wärme enthält als bei 0* C.
Früher hat man bei Berechnung des pyromotrischon Koiiseffektes
die spezifische Wärme konstant, d, i. unabhängig von der Tein|iii-
ratur angenommen. Man benützte hiezu folgende Zalileii ;
Spezifische Wärme von Gasen und Dämpfen liei kon-
stantem Drucke (bezogen auf die Guwichtiieinhiut),
Name
Temperatur-
intetvall
spez.
Wärmo
lloolmehtnr
Luft
0—100"
0-23741
Ili^giiault
Luft ... .
0-200«
lS-207»
0-23761
0-21761
Sanerstoff .
Stickstoff .
0—200»
0-2438
Wasseistotf
12—198»
3-4090
^
EoMenoifd
23— 99»
0-2426
Wioflemnijn
Eohlenoxyd
26-198«
0-2420
Kohlensäure
16-100«
0-20246
U^Kuault
11-214«
0-21692
Wasaerdampf .
1 128-217«
0-48061
„
Methan ....
1 18-208«
0-692!).->
Äthjlen . .
24-100«
0-.588(J
Wie'leinann
Mittels dieser Zahlen ber**hni;t aich h<;U]>h^:f-Mi:hf: ili-. \'i:r\if:fi-
nangstempefator des KolihnatoffHH in ri:in':in Haw.r^itJiffd zu
^aovGoOt^lc
TerbreimiuigBtemperntQT.
t = ö
= = 10201» C*).
3-667 X 0-217
Die Verbrennung der Kohle in der theoretischen Luftmenge
müQte geben:
i. 8080 27190 r)#*\
3-667 X 0-217 + 8-929 X 0-244 ''
während die Verbrennung Yon Kohlenstoff mit dem doppelten Luft-
volum
8080
~ 3-667 X 0-217 + 8-929 X 0244 + 11-596 X 0238
8080 liio" C
"~ 0-792 + 2179 + 2-76O~^*^"
liefern würde.***)
In derselben Weise ist die folgende Tabelle berechnet :
Verbrannnng von
V«r-
breDDaDgs-
warme
Kalorieen
Saueratoff
mit dem
not-
,"ä:
mit dem
Luftvolam
Wasserstoff ZU Was-
serdampf
Kohlen Stoff (amorph),
zu Kohlensäure . . .
„ Kohlenoxyd . . .
Holzbeil 20»getroeknet
„ gewöhnliches, mit
20''/o hygroskopüchem
Wasser
Koke
Leuchtgas ....
Methan, CH„ zu Koh-
lensäure und Wasser-
dampf
Ä t h y 1 e n, Cj H^, zu
Kohlensäure u. Waaser-
dampf
VonlGw.--n.
28780
8080
2400
3600
2750
6860
Von 1 Liter
6-0
Von 1 Mol
191930
313200
6670"
10201
7500
7160
8620
2666"
2719
1400
2500
1900
2400
2630
2440
2750
1410«
130O
1100
1340
*) 8080 cal. nerden bei der Verbrennnng von 1 kg EobleiiBtoff xa COi
entwickelt; hiebe! entstellen 3'6ST kg CO,, desaen apeziSache Wärme 0'217 betragt
**) 8-939 hg Stickstoff, nelche ia der VerbTennungBlnft meb«Q S-667 tj
9 enthalten sind.
***) ll'&96 kg ijt da« Qewiclit des LaftilberichaBWB.
^aovGoOt^lc
YerbreDDaDgfstemperatar.
Ver-
brenniuigs-
wflrme
Ealoiieen
Saaerataff
mit dem
nol-
LnftTolniD
mit dem
Von 1 Mol.
Kohlenoxyd, CO, gu
Eohlensäure ....
68370
7180
3040
—
Wassergas (CO + H.)
Wasserdampf , . .
125930
6940
2860
—
Benzol, Cg IL, zu
KoHensäureu.Wasser-
dampf
773400
-
2790
-
Kommen Brennstoff und Luft nicht mit 0" C zur Verbrennung,
sondern mit einer anderen, höheren oder niederen Temperatur, so
muß hierauf Bücksicht genommen werden.
Hätten wir z. B. 1 ^ Wasserstoff von 50" C mit der theore-
tisch gerade nötigen Menge trockener Luft yon 20" C zu ver-
brennen, BO ist die nach der Verbrennung disponible Wärmemenge
in folgender Weise zu berechnen:
1 kg Wasserstoff von 50" C führt mit sich
1 X 3-409 X50... =
Die zur Verbrennung desselben nötigen 8 kg
Sauerstoff von 20" C bringen mit sich
8 X 0-217 X20 =
Die in der Verbrennungsluft neben obigeu 8 kg
Sauerstoff enthaltenen 2664 kg Stickstoff von
20« C führen mit sich 26-64 X 0*244 X 20_=
Summe der
170-45 Cal.
34-8)
65-00
270-33 Cd.
der Verbrennung mitge-
brachten Wärme
Die Verbrennung von 1 kg Wasserstoff zu
Wasserdampf liefert 28780-00 „
Nach der Verbrennung disponible
Wärmemenge = 29050-33 Cal.
Anderseits beträgt die Wärmekapazität der Ver-
brennungsprodukte:
Wasserdampf (14- 8) X 0-4805 .....= 4-325 Cal.
Stickstoff 26-64 X 0-244 ....... - — 6500 „
zusammen 10-825 Cal.
Die Verbrennungstemperatur berechnet sich daher zu
29060-33 _
sasiGoOi^le
X36 Verbreannngstemperatar-
Hätte die Temperatur von Wasserstoff und Luft vor der Ver-
brennung 0" C betragen, so hätten wir (nach der früheren Tabelle)
die Verbrennungstemperatur zu 2665" gefunden. Die Erwärmung
des Wasserstoffes auf 50* und die der Verbrennungsluft auf 20"
bewirkt somit eine Erhöhung der Verbrennangstemperatur um
2683 — 2665=18" C.
Die vorstehende Art der Berechnung gibt jedoch viel zu hohe
Verbrennungatemperaturen, weil die spezifische Wärme der Körper
mit der Temperatur nicht unerheblich wächst. Das Gesetz, nach
welchem sich die spezifische Wärme mit der Temperatur ändert,
ist uns nur für Gase bekannt, für welche Le Chatelier die all-
gemeine Gleichung :
Cp = 6-5 + aT
C, = 4-5 + a T
aufgestellt hat. C und C^ bedeuten hierin die aof 1 Grammmolekül
(1 Mol) bezogenen mittleren spezifischen Wärmen bei konstantem
Druck, beziehungsweise bei konstantem Volum, T ist die absolute
Temperatur, a hat für verschiedene Gase folgende Werte :
für 2 atomige Gase {Ha, Ng, 0,, CO) . . a = 0-0006
„CO, a = 00037
„ H, a =. 00029
„ C, H^ a = 0-0068
Hieraus berechnet sich nun einfach der Gesamt-Wärmeinhalt
eines Gases bei der Temperatur T zu C . T oder zu C^ . T, und der
Unterschied des Wärmeinhaltes eines Gases zwischen T und T^, zu
Cp (T — T^), beziehungsweise zu C, (T - T^).
Die folgende Tabelle gibt zur Vereinfachung der Rechnung die
Werte von C^, (T — T^) sowie den Unterschied (C^, — C,) (T — T J =
= Ä . P {V — V„) = n A K (T — T J, d. i. die äußere Arbeit, nach H.
Le Chatelier.
Beispiel:
Berechnung der Verbrennungswärme vonWasser-
atoff in Luft :
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Verbrennangstamperatiir.
137
Beine trockene Luft enthält in 100 Molen
20-8 0,4- 79-2 N,
oder nahezu
SOOg+SONj
somit auf 1 Mol Sauerstoff
Oj-[-4N,.
Die Verbrennung des Wasserstoffes mit der theoretischen Luft-
menge läßt sich daher durch die Gleichung
H, + i(0,) + 2N, = H,0 + 2N,
darstellen. Dieser Gleichung entspricht pro 1 Mol verbranntem
Wasserstoff:
Verbrennungswärme bei konstantem Drucke = bS-2 CaL
= 58200 cal.
Die Verbrennungsprodutte bestehen aus 1 Mol Wasserdampf und
2 Molen Stickstoff, Da nach dem vorigen die Verbrennungswärme
gleich der Abkühlungswärme sein muß, ist:
58200 = 6-5 (T — TJ + 0-0029 (T i" — T„') + 2 [6-5 (T - T„) -J-
+ 00006 (T* — T„S!)]
= 19-5 {T — TJ -i- 0-0041 (T» ~ T,^
Ist T^ = 0" C und X die gesuchte Temperatur, gleichfalls in * C
gemessen, so ist
T^ = 273
und
T = 273 -1- X
und man hat schließlich die Gleichung:
Ö8200 = 19-5 X + 0-0041 (546 x -\- x*).
Es ist dies eine Gleichung des zweiten Grades, deren Lösung
keine Schwierigkeiten bietet, die aber am bequemsten auf graphi-
schem Wege erfolgt. Wir wissen, daß die Verbrennungswärme in
der Nähe von 2000" C liegt. Berechnen wir uns also die Abkühlungs-
wärme für benachbarte Temperaturen, so erhalten wir {unter
Benützung der obigen Tabelle):
1800» C
2000«
2200» C
2400» C
H,0
2%
240
28-4
28-3
320
32-5
34-6
36-8
38-2
52-4
603
67-1
760
sasiGoOi^le
138
Verbrenntingstempenitur
Die gesuchte Verbrennangstemperatur muß also zwischen 1800"
und 2000" C liegen. Wählen wir nun die Abkühlungswärmen als
Ordinaten und die Temperaturen als Abszissen, so erhalten wir die
Kurve Fig. 30, Trägt man nun auf der Ordinatenacbse die Wärme-
entwicklung (582 Cal.)
auf, zieht von hier aas
eine Horizontale, bis
sie die Kurve schneidet
und durch den Schnitt-
punkt eine Vertikale,
so schneidet letztere
die Temperaturachse in
einem Punkte, welcher
der gesuchten Verbren-
nungstempe ratur
(1960* C) entspricht.
Erfolgt die Ver-
brennung bei konstan-
g^WC tem Volum (z. B. in der
Mahle r'schen Bombe),
"ip. ao. so ist die Berechnung
ganz ähnlich. Die Ver-
brennungswärme bei konstantem Volum ist (wenn wir das Wasser
als Dampf annehmen) 58 Kalorieen. Die Er hitzungs wärme erhält
man aus den vorigen durch Abziehen der äußeren Arbeit 3 A R
(T — T J, und findet : '
1800» 0| 2000"
2200» C 2400»
ErMtzungswärme bei kon-
stantem Drucke . . .
Äußere Arbeit ....
53-4
10-8
60-3
120
671 750
13-2 :4-4
«■B
483
63-9 i 60-6
Aus Fig. 31 ergibt sich schließlich die Verbrennungstemperatur
zu 2320" C.
Bei dieser Berechnung ist die Dissoziation vernachlässigt; die
berechneten Temperaturen sind daher ein wenig zu hoch. Man
könnte nun der Dissoziation Rechnung tr^en, indem man in der
Temperaturgleichung den Dissoziationskoeffizienten als Temperatur-
funktion einsetzt. Gewöhnlich verfährt man jedoch anders.
Als Beispiel möge die Verbrennung von Kohlenoxyd dienen.
Berechnet man die Verbrennungstemperatur, ohne die Dissoziation
^aovGoOt^lc
YerbrennaDgatempenitiir.
139
zu berttckaichtigen, so findet man sie zu 2100" C. Nun ist nach
dem früheren*) bekannt, daß der Dissoziationskoefßzient der Kohlen-
säure bei dieser Temperatur und 0'20 at Partialdruck 0'06 ist. Die
bei der Verbrennung
erzielte Wärmeent-
wicklung ist daher
68(1— 0-06) = 64 Ka-
lorieen.
Bei der Berechnung
der Abknhiungs wärme
der Verbrenn ungapro-
dukte müssen wir jetzt
mn 006 CO^ (die ja
bei dieser Temperatur
dissoziiert sind) we-
niger rechnen, statt
derselben aber 0-06 CO
-|- 003 O3 hinzurech-
nen, wodurch sich die
Erhitzung» wärme um
006 (33-8 — 1-5 X 16-6) = 06 X 89 = 5-34 Cal.
vermindert. Man findet so die Verb rennungs wärme zu 2050" statt
zu 2100« C.
Ähnliche Berechnungen ergeben für die Verbrennungstempera-
turen verschiedener Gase mit Luft von 207o Sauerstoffgehalt bei
einer Anfangstemperatur von 0" C und ohne Berücksichtigung der
Dissoziation folgende Werte :
-— -— -—— ~-7&
Pie. !
Bei konstantem j
Druck
Volumen
H,
i960»
2320» C
c6
8100« C
2430" C
J(CO + H
)
a040» C
2370" C
CH.zuCO
+ 2H
()
1850»
2150" C
CHjZaOO
+ 2H,
1525« C
1860" C
Ein Vergleich mit den früher (unter der Annahme konstanter
spezifischer Wärmen) berechneten Verbrennungstemperaturen zeigt,
um wieviel erstere zu hoch gefunden wurden.
^aovGoOt^lc
140 VeibrBnnnnKstomperatur.
Verbt ennangstemperatureii fester Körper.
Dieselbe Berechnungsmethode kann man auch auf die Ver-
brennung fester Körper, wie Kohlenstoff, Steinkohlen, etc. anwenden.
Wir wollen auch hier Luft mit 20 Vol. "jg Sauerstoff voraussetzen.
Zur Vereinfachung der Berechnung wählt man am besten solche
Mengen des festen Brennstoffes, daß das Volum der gebildeten Ver-
brennungsgase (auf 0" C und 760 mm Barometerstand reduziert)
32'42 Liter beträgt, also einem Mole entspricht, weil dann die
volumprozentische Zusammensetzung der Verbrennungsgase un-
mittelbar die vorhandene Anzahl Mole der verschiedenen Gasbe-
standteile angibt.
Nehmen wir an, daß es sich um die Verbrennung von amorphem
Kohlenstoff handle, dessen Yerbrennungswärme eine andere ist, als
die von Diamant oder Graphit:
12 ff Diamant geben 94-3 Cal.
12 „ Graphit „ 948 „
12 „ amorpher Kohlenstoff „ 97-6 „
Nach der Gleichung
C-l-0»-l-4Ng = C0s-i-4Nj
wird die Zusammensetzung der Verbrennungsgase sein:
CO3 . . . . 20 Vol. %
Ng . . . . 80 „ „
Es müssen daher, um ein Molekular volum (22"42 Liter) Ver-
brennungsgase zu erhalten, 0"2 Grammatome Kohlenstoff verbrannt
werden, und diese liefern bei ihrer Verbrennung;
Q = 0-20 X 976 = 19-5 Cal.
Die Erhitzung der Verbrennungsprodukte erfordert:
bei 2000° C 2200" C
für CO, 6-40 7-64
„ 4N, 1280 13-84
Summe 19 20 21-48
Die gesuchte Verbrennungstemperatur ist somit 2026" C.
In Wirklichkeit gibt die Verbrennung jedoch nicht allein Kohlen-
säure, sondern auch, je nach den Umständen, entweder freien Sauer-
stoff (Dissoziation), oder Kohlenoxyd, oder Wasserdampf (vom hygro-
skopischen Wassergehalte herrührend). Hienach ergeben sich fol-
gende Temperaturberechnungen :
Verbrennung von amorpher Kohle.
Theoretisch, wenn nur CO^ gebildet wird 2026" C
Bei b% Sauerstoff 1950" C
^aovGoOt^lc
VeibmmDi^BtempentDr. ]41
Bei 57o Kohlenoxyd igSO" C
Theoretisch, bä 2b g Wasser aaf 1 kg Kohlenstoff . . . 1950° C
VerbieDnang za Kohlenoxid 1250* C
VerbreDnnngstemperatnr einer natürlichen Kohle.
In ähnlicher Weise läßt sich auch die Veibrennungstemperatur
einer natärUchen Kohle berechnen. Als Beispiel diene Steinkohle
TOD Commentry von folgender Zusanunensetzung :
Kohlenstoff 76-2 Gew. %
Wasserstoff ^'2 „ „
Sanerstoff 8'2 , „
Stickstoff l'O « „
hygroskopisches Wasser , . . 3"4 , „
Asche 7-0 „
Summe .... lOOU Gew. «/,
Die Zusammensetzung der Verbrennungsgase berechnet sich in
folgender Weise:
Kohlensäure = 752:12= 62-7 Volumen
Wasser: hygroskopisches: 34:18^ - . . 19 1
aus der Kohle: 52: 2= . . . 260 i '^^'^ "
Stick sto ff: Bei der Verbrennung werden gebildet :
COgmit 62-7 Sauerstoff
HjO „ 13-0
zusammen . . . 75*7 Sanerstoff
Aus der Kohle stamme n 2'5 „
Differenz . . . . 73-2 Sauerstoff.
Diesen 732 Sauerstoff aus der Luft
entsprechen 4 X 73'2 = 2928 Stickstoff 1
dazu Stickstoff aus den Kohlen 10: 28 = 04 r^'^ ^ "
Summe 383"8 Volumen.
Die Yolumprozentige Zusammensetzung der Verbrennungsgaae
ist daher:
„ ,, .. 100X62-7 ,„»,,,,-,,
Kohlensaure — öSJTö — ~ 1634 Vol. %
„, 100 X 27-9 _ „_
^^^^'^ 383-8 = '^^ " "
Stickstoff ^^^1^ = 76-39 „ „
1 00-00 Vol. %
Hieraus berechnet sich die Erhitzungswärme der Ver-
brennungsgase zu:
^aovGoOt^lc
1800« C
2000» C
2200« C
17068
19-508
21-820
Die Verbreimungswärme beträgt
Q = 19-888 Cal.
und die Verbrennnngstemperatur 2034" C.
Verbrennungatemperatiir Ton Generatorgas.
In der Industrie ben&tzt man häufig gasförmige Brennstoffe
weil sie — wie wir später sehen werden ^- eine bessere Wärme-
ausnUtzang gestatten. Die ideale Zusammensetznog eines derartigen
Generatorgases ist
CO + 2 N,.
Dieses Gas braucht zu seiner Verbrennung (theoretisch)
i(0,) + 2N,
und gibt dann:
C0, + 4N,.
Die Verbrennung von C0 + i(0j) + 4Ng gibt 68 Cal.
Erwärmt man das Gas vor der Verbrennung auf 1000° C, so
sind hiezu 6'5 X 7'3 = 40 Cal. erforderlich. Die Gesamtwärmemenge,
welche also der Berechnung der Verbrennungstemperatur zu Grunde
zu legen ist, betr^ somit 68-|-40^ 108 Kalorieen.
Erhitzungswärme der Verbrennungsprodukte:
2000« C
220O«C
2400» C
CO,
4N,
32-0
64-0
38-2
69-2
43-7
76-4
Summe
96-0
107-4
120-1
Verbrennungstemperatur r= 2220° C.
Dasselbe Gas gibt unter anderen Verbrennungsbedingungen:
Theoretisch, kalt. . . . 1500° C; kalt, b\ Sauerstoff 1210° C
Gas + Luft, 500« . . . 1860° C; „ 5% Kohlenoxyd 1320° C
„ ■]- „ 1000" . . . 2220" C.
Die bei der Erzeugung von Generatorgas benützte Luft enthält
stets schwankende Mengen von Wasserdampf, der in Berührung mit
^aovGoOt^lc
VeibreDunngfatemperstar.
143
glühender Kohle zerlegt wird, so daß das Gas weniger Stickstoff
enthält. Mit einem Dtuchscbnittswerte von 260 g Wasser auf 1 kg
Eohle erhält man ein Gas, das auf 1 Grammatom Kohlenstoff
enthält :
CO + |(H,) + |(N,).
Die Verbtennungstemperatnr dieses Gases beträgt:
Gas + Luft : kalt ... . 1560" C
„ + „ : 600» . . . 1930» C
„ + „ : 1000» . . . 2230» C
In Wirklichkeit ist jedoch die Zusammensetzung des Generator-
gases eine andere. Es enthält nämlich, infolge der früher be-
sprochenen Gleichgewichtserscbeinungen, stets Kohlensäure und
Wasserdampf, und — wenn man Steinkohlen oder Braunkohlen
verwendet — gasförmige Kohlenwasserstoffe. Als Beispiel für ein
derartiges Gas möge die folgende*) Analyse dienen:
Kohlenoxyd 0-20 Vol.
Wasserstoff O'IO „
Kohlensäure 0'06 „
Wasserdampf 002 „
Stickstoff 0-63 „
Summe. . . . 1-00 Vol.
Die Verbrennung dieses Gases liefert:
Verbtennungsproduktfl
Verbrennungswärme
CO, 026
H,0 012
N, 123
13-6 Cal.
6-8 ,
1-60
19-4 Cal.
Die Berechnung der Verbrennungstemperatur ergibt:
Gas und Lnft: kalt . 1350» C
, „ - : 1000" 2150» C
Übungsthemen:
Berechnung der Verbrennungstemperatur eines Brennmateriales
von gegebener Zusammensetzung und bekannter Verbrennungswärme
bei Anwendung verschiedener Mengen von Verbrennungsluft, und
bei verschiedener Temperatur von Brennstoff und Luft.
*) Auf 1 Uol des QBS^miacheB bezosen.
^aovGoOt^lc
144 BrenniOBtorialieii. AUgtmeiDW.
Berechnung der Verbrennungstemperatur, wenn außer Zusam-
mensetzang and Heizwert des Brennmateriales auch die Zusammen-
setzung der Verbrennungagase bekannt ist (gleichfalls bei verschiedener
Temperatur von Brennstoff und Luft).
Vm. Kapitel.
Brennmaterialien. Allgemeine».
Unter Brennmaterial, Brennstoff oder Heizmaterial
versteht man im allgemeinen jene Stoffe, welche bei ihrer Ver-
einigung mit Sauerstoff beträchtliche Wärmemengen entwickeln,
und daher in der Praxis als Wärmequellen benutzt werden.
Zu den Brennmaterialien im weitesten Sinne gehören ver-
schiedene kohlenstoffhaltige feste und flüssige Sub-
stanzen (wie Holz, Torf, Kohle, Koke, Petroleum, Teer, Alkohol,
etc.), femer kohlenstoff- und wasserstoffhaltige Gase
(z. B., Leuchtgas, Acetylen, natürliche Gase, Generatorgas, Wasser-
gas, etc.) als auch mancherlei andere Körper, deren Oxydation in
der Industrie als Wärmequelle dient.
Als Beispiele für derartige Stoffe mögen folgende angeführt
werden :
Im südlichen Italien wird der Schwefel, beim Ausschmelzen
des natfirlich vorkommenden Schwefels, als Brennmaterial benützt
(das ist jedoch ein Ausnahmsfall, der nur bei Mangel eines anderen,
billigeren Brennmateriales vorkommen kann).
Beim Rösten von Kiesen finden die Schwefelmetalle (na-
mentlich das FeSj) ebenfalls als Brennstoff nützliche Verwertung.
Beim Hosten der Kohleneisensteine (Blakband) dient der im
Erze enthaltene Kohlenstoff als Brennmaterial.
Ganz ähnlich dient ein Teil des verwendeten Holzes oder
der Kohle bei der Meilerverkohlung, beziehungsweise Verkokung
als Brennmaterial,
Beim Beasemerprozesse dient das im Roheisen enthaltene Silj-
cium (saurer Prozeß), beziehungsweise der Phosphor (basischer
Prozeß) als Wärmequelle.
In neuerer Zeit hat das metallische Aluminium als
Brennstoff technische Bedeutung gewonnen. Es ist dies die von
Hans Goldschmidt erfundene Aluminothermie.
Das Verfahren beruht darauf, daß ein Gemenge von Eeinkör^
nigem Aluminium and von gewissen Oxyden, wie Eisenoxyd, wenn
^aovGoOt^lc
BrennmaterislieD (AllEemeioei).
145
man es an einem Punkte entzündet, weiter brennt und biebei
bedeutende Wännemengen entwickelt. Die Reaktion erfolgt nach
dem Schema:
FejOg + 2 Ai = AljOg + 2 Fe.
Zar Entzündung dienen eigene „Zändkirsciien". Das .
Verfahren dient sowohl zur Reduktion von Metallen, also zur Her-
stellung kohlenstofffreier Metalle und Legierungen, wie zur Erhitzung
von Gegenständen (z. B. beim Schweißen und Nieten), zum Durch-
schmelzen von Blechen, zum Ausfüllen von Gußfehlem und Lunchern
mit geschmolzenem Eisen, >u. s. w.
Hier interessieren uns nur die beiden zuerst angeführten
Gruppen von Heizmateriahen, die man gewohnt ist als Brenn-
materialien (im eigentlichen Sinne des Wortes) zu bezeichnen.
Man teilt dieselben in folgender Weise ein:
Einteilung der Brennmaterialien.
Arten der
Brennstoffe
o) natürliche
b) künsUiche
Ä. Feste
Holz, Torf, Braun-
kohle, Steinkohle,
Anthrazit
Holzkohle, Koke,
(Brikette)
B. Flüssige
Petroleum
Teer, TeerÖle,
Alkohol, etc.
C. Gasförmige
Naturgas
Leuchtgas, Generator-
gas , Wassergas , Misch-
oder Dowson-Gas,
Hochofengase, Aee-
tylen, etc.
Wie schon erwähnt, zerfallen dieselben in zwei Hauptgruppen:
in natürliche und künstliche feste Brennstoffe.
a) Natürliche feste Brennstoffe,
Hieher gehören Holz, Torf, Braunkohle, Steinkohle und An-
thrazit, welch letzterer jedoch häuiig zu den Steinkohlen gerechnet
wird.
Alle diese Brennstoffe enthalten:
1. Asche, welche beim Verbrennen derselben zurückbleibt, und
2. Hygroskopisches Wasser. Der Gehalt an letzterem
wird manchmal auch als „Nässegeh alt" bezeichnet.
Jbptntr, Oben. TeobaolDgi« d. Emigleii. I. 10
sasiGoOi^le
146
Brenmnsterialien (Allgemeinen).
3. Eine hauptsächlich aus Kohlenstoff bestehende, daneben aber
noch veränderliehe Mengen von Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff
enthaltende Substanz, die den eigentlichen Brennstoff repräsentiert.
Die Zusammensetzung dieser wasser- und aschenfreie n Sub-
stanz ist für die verschiedenen Arten der festen natürlichen Brenn-
stoffe durchschnittlich folgende:
Flüch-
tig«
Stoffe
Brennstoff
wert
Cai.
Koke
C'l.
H«/,
o+-s%
Holz
51
6
43
4700
nicht
backend
Topf
58
6
30
.5a(K)
^
70
Brannkohle . ,
70
5
26
6.5(10
„
50
Steinkohle;
magere, lang-
Hammige .
80—84
6-5
12-10
8200
schlecht
frittend
,35-40
fette, lang-
flammige .
34-88
5
9—10
8600
backend
30—35
fette, kurz-
flammige .
86-90
5-4-5
7-5-5
8700
„
16-23
magere, kurz-
Hammige .
90-93
45—3-5
5-5-4-5
8600
schlechi
backenc
6-14
Anthrazit . .
95
2
3
8200
nicht
backend
3
Der Aschengehalt ist sehr schwankend, im allgemeinen liegt
er zwischen 5% und 15"/,), doch kommen sowohl kleinere als
auch bedeutend größere Aschengehalte vor. Der hygroskopische
Wassergehalt hängt — außer von der Feuchtigkeit der Luft —
von der Natur des Brennstoffes und von seiner Porosität ab; er wächst
im selben Sinne, wie die Menge der bei seiner trockenen Destillation
erhaltenen flüchtigen Stoffe. Koke (die aber nicht mehr zu den na-
türlichen festen Brennstoffen gehört) bildet eine Ausnahme, indem
dieselbe manchmal sehr beträchtliche Wassermengen enthalten kann ;
dies ist jedoch strenge genommen nicht mehr hygroskopisches Wasser,
sondern stammt daher, daß dieselbe, nachdem sie glühend aus dem
Kokeofen ausgezogen worden war, mit Wasser begossen wurde, um sie
abzukühlen und ihre Verbrennung an der Luft zu verhindern.
Die Backfähigkeit, die durch Einwirkung von Wärme
auf feste Brennstoffe hervorgerufen wird, ist von großer praktischer
W^ichtigkeit, indem sie Kleinkohle und Kohlenstaub am Durchfallen
^aovGoOt^lc
BrennmaterialiBD (AllganieiDeB). J47
durch den Rost verhindert. Staub von mageren KoUen kann
daher nar schwer auf einem Rost verbrannt werden. Anderseits
kann aber zu starke Backfähigkeit von Äsche und Kohle auch
störend vtirken, weil biedurch leicht beträchtliche Kohienmengen
der Verbrennung entzogen werden und die Asche nicht durch den
Rost fällt, das Schüren des Bostes also erschwert wird.
Manche magere Brennstoffe, besonders Anthrazit und kurz-
flammige Steinkohlen, haben die üble Eigenschaft, im Feuer in kleine
Stücke zu zerspringen, die leicht durch den Rost fallen und so der
Verbrennung entgehen.
Die natürlichen festen Brennstoffe sind für die Industrie wegen
ihres niederen Preises von besonderer Wichtigkeit. Man teilt die-
selben noch in zwei Untergruppen:
o) Vegetabilische Brennstoffe: Holz,
ß) fossile Brennstoffe: Torf, Braunkohle, Steinkohle und
Anthrazit.
In manchen holz- und kohlearmen Ländern kommt anch noch
trockener Mist (Kamelmist) als Heizmaterial in Betracht, und
die ägyptischen Fellah benützen sogar als animalischen Brennstoff
Mumien. Industrielle Bedeutung haben alle diese Stoffe natürlich
nicht.
b) Künstliche feste Brennstoffe.
Für manche Zwecke ist es vorteilhaft, kohlenatoffreichere Brenn-
materialien anzuwenden, als die Natur sie darbietet. Man erreicht
dies, indem man die natürlichen festen Brennstoffe der trockenen
Destillation unterwirft. Hiebei entstehen im allgemeinen folgende
Zersetz ungsprodukte:
1. Gase,
2. Teer,
3. wässerige Destill ationsprodukte (Teerwasser\
4. kobliger Rückstand.
Selbstverständlich hängt die Art und Menge der gebildeten
Zersetzungsprodukte von der Natur der Körper ab, welche der
trockenen Destillation unterworfen werden. Allein auch die Zer-
setzungstemperatur und manche andere Umstände üben hierauf
einen bedeutenden Einfluß aus. So wächst mit steigender Tem-
peratur die Gasausbeute sowohl dem Gewichte als dem Volumen
nach, doch nimmt im allgemeinen gleichzeitig ihr Gehalt an schweren
Kohlenwasserstoffen und damit ihre Leuchtkraft ab.
Die Vorteile, welche man durch die Darstellung verkohlter
Brennstoffe erzielt, sind folgende:
^aovGoOt^lc
]48 BrennmsteiialieD (AllgemBinei).
1. Man erhält ein Brennmaterial von höherem Wärmeeffekt,
und zwar:
ä) weil der Kohlenstoffgehalt des verkohlten Brennstoffes größer
ist, als jener des rohen, und
b) weil die flüchtigen Destillationsppodukte, obwohl sie teil-
weise auch brennbar sind, bei der anmittelbaren Verfenemng zu
ihrer Vergasung bedeutende Wärmemengen verbrauchen, die heim
Verfeuern des verkohlten Brennstoffes nicht in Betracht kommen.
Hiedurch werden, wo es sich um den Absatz in größere Ent-
fernungen handelt, die Transportkosten pro Wärmeeinheit verringert.
2. Die Verbrennung der verkohlten Brennstoffe erfolgt ohne Rauch.
3. Der verkohlte Brennstoff ist nicht schmelzbar (er backt nicht).
4. Der Schwefelgehalt der Rohkohlen wird bei der Verkokung
kleiner, und
5. die Verkokung liefert unter Umständen verwertbare Neben-
produkte.
Anderseits treten bei der Verkohlung der rohen Brennstoffe
folgende Nachteile auf:
1. Die Verkohlung der natürlichen Brennstoffe erfordert einen
gewissen Aufwand an Wärme, also an Brennmaterial, an Arbeits-
löhnen und an Apparaten,
2. die verkohlten Brennstoffe geben keine lange Flamme, was
für gewisse Feüerungszwecke notwendig ist, and
3. der Aschengehalt wird durch die Verkohlung erhöht.
Je nach der Natur des rohen Brennstoffes unterscheidet man:
a) Holzkohle,
6} Torfkohle, und '
c) Koke.
Anhangsweise gehören zu den kÜnstUchen festen Brennstoffen
noch die Preßkohlen oder Briketts, die ihre Entstehung dem
Wunsche verdanken, das beim Kohlenbergbau abfallende Eohlenklein
in ein wertvolleres Brennmaterial zu verwandeln.
Die flüssigen und gasförmigen Brennstoffe zerfallen
gleichfalls in natürliche und künstliche ; von einer weiteren Bespre-
chung soll an dieser Stelle abgesehen werden.
^aovGoOt^lc
rX. Kapitel.
Holz.
Die industrielle Bedeutung des Holzes als Brennmaterial ist in
Mitteleuropa ziemlich gesunken. Da dasselbe jedoch als Bau- und
Ronstruktionsmaterial vielfach in der Industrie Verwendung findet,
dürfte eine ausführliche Besprechung desselben an dieser Stelle
nicht unerwünscht sein.
Nach den Pflanzen, von welchen die Hölzer stammen, können
die verschiedenen Holzarten in folgender Weise eingeteilt werden:
a) Laubhölzer: Ahorn, Birke, Buche (Weißbuche oder Hain-
buche — Carpinus betulus — und Kotbuche — Fagus silvatica),
Eiche, Erle, Esche, Linde, Pappel, Ulme, Weide, etc. und
b) Nadelhölzer: Fichte oder Rottanne, Kiefer oder Föhre,
Lärche und Tanne — auch Edeltanne oder Weißtanne genannt.
Eine andere Art der Einteilung der Hölzer bezieht sich auf ihr
epezifisches Gewicht und ihre Festigkeit. Sie ist aus folgender Zu-
sammenstellung ersichtlich:
Harte H»Uer:
Weiche H5Uer:
Spei. Gewicht (lafUrocken) > 0'56
Spea. Gewicht (lafttrocken) < 0-56
(grün) > 0-BO
{grOn) < 0-90
Bache spez. Gewicht = 077
Weißtanne spez. Gew. = 0-48
Eiche , „ =0-71
Fichte „ „ =0-47
Esche — 0-67
Föhre (auf trockenem
Ahorn , , -=0-64
Boden) spez. Gew. = Oöö
Ulme „ =0-57
Lärche „ , =0-47
Birke „ , =0-55
Linde ,. „ =0-44
Erle „ ' „ = 0-54
Weide „ „ =0-48
Zitterespe „ „ =0-43
Pappel „ „ =0-39
Schwarzpappel „ „ = 039
Das spezifische Gewicht einer und derselben Holzart unterliegt
jedoch gewissen Schwankungen; es wird um so größer, je lang-
samer sich die Pflanze entwickelt hat, d. h. je trockener und dürrer
der Boden war, auf dem sie wuchs.
Diese beiden Einteilungsprinzipe werden manchmal in folgender
Weise kombiniert;
1. Harte Hölzer (durchaus Laubhölzer): Eiche, Buche, Weiß-
buche, Esche, Ahorn, Birke, etc.
^aovGoOt^lc
150
2. Weiche Hölzer (weiche Laabhölzer): Kastanie, Linde,
Zitterespe, Weide, etc.
3. Nadelhölzer: Fichte, Tanne, etc.
Die früheren Angaben beziehen sich auf das spezifische Gewicht
des Holzes inklusive Poren ; jenes der Holzfaser exklusive Poren
ist weit höher; es beträgt nach Bumford bei:
Eichenholz . .
. spez
Gew
~ 1'5344
Buchenholz
^
^ 1-5284
Ulmenholz . .
^
^
= 1'5186
Pappelholz . .
„
= 1'4854
Birkenholz . .
n
„
= 1-4848
Lindenholz . .
1
„
= 1-4846
Tannenholz .
-1
„
= 1-4612
Ahornholz . .
u
„
= 1-4599
Über das spezifische Gewicht verschiedener Holzarten mögen
noch folgende Angaben mitgeteilt werden:
11 ?
Hartig
Wernek
Winkler
5
ftUch
g.mit
luft-
trocken
schaif
geirockne
scharf
getteckn.
Steineiche .
Stieleiche .
Baumweide .
0-86
0-67
0-75
ü-84
0-66
0-80
060
1-0754
1-0694
0-9859
0-9822
0-9476
0-9452
0-9250
0-9121
0-9036
O9036
0-9012
0-8993
0-8941
08699
0-8633
0-8614
08571
0-8170
07796
0-7664
0-7634
0-7155
0-7075
0-6777
04873
0-6907
0-6474
0-7696
0-4735
0-5502
0-6592
O6440
0-6550
0-4716
0-5910
05749
0-5001
0-4390
0-3656
0-4302
0-3931
0-4302
0-3931
0-5289
0-6441
04464
0-6452
0-6788
0-4206
05779
06337
0-5699
0-4303
0-3838
0-3480
0-4402
0-663
0-663
0467
O560
0-518
0-691
0-441
0-486
0-618
0-619
0-598
0-562
0493
0-434
0-549
0-443
0-431
0-346
0-418
0-601
0-929
0-685
0-852
0-600
0-755
0-734
0560
0-874
0-800
0-604
0-383
Ulme . . .
Hainbuche .
Lärche . .
Kiefer , .
Esche .
Birke . . .
Vogelbeere .
Fichte. . .
Mehlbirne .
Kastanie . .
Schwarzpappel
Italien. Pappe
Sahlweide .
sasiGoOi^le
HoUart
S
Hartig:
Weruek
Winkler
frUch
geaut
InR.
trocken
dehsrr
^trocknet
HÜiarf
Granaibaum . .
Ebenholz. . . .
Holl. Buchsbaum
Mispelbaum . ,
Olivenbaum . .
Französ. Buchs-
Spanisch. Maul-
beerbaum . .
Spanisch. Taxus-
baum ....
1-35
1-33
1-32
0-94
092
0-91
0-89
0-80
-
-
-
-
Eine weitere Einteilung der Holzarten grftndet sich auf fol-
gendes Verhalten:
Das zuletzt gebildete junge Holz eines Stfimmes heißt Splint ;
es ist saftreicher und lichter als das ältere Holz. Bei manchen
Bäumen nun (den sogenannten Splintbäumen) ändert sich das
ältere Holz gar nicht oder doch nur unmerklich ; bei anderen (den
Beifholz-)Bäumen entsteht aus dem Splint ein dunkleres, wasser-
ärmeres Holz, das aber sonst von ersterem nicht verschieden ist;
bei anderen Bäumen endlich (den Kernholzhäumen) entsteht
aus dem Reifholze mit der Zeit ein noch dunkleres, trockeneres und
widerstandsfähigeres Holz, das Kernholz. Wir haben somit:
1. Splintbäume: Ahorn, Birke, Weißbuche, etc.
2. Reifholzbäume: Weißdorn, Linde, Fichte, Tanne, etc.
3. Kernholzbäume; Furbhölzer, Ebenholz, Nußbaum, Hart-
riegel, Lärche, Föhre, Eibe, etc.
Für die Praxis noch wichtiger als das spezifische Gewicht, ist
das Gewicht des Schichtholzes. Man unterscheidet in dieser
Beziehung den Festmeter vom Raummeter.
Unter Festmeter versteht man 1 wi* der Holzsubstanz inklu-
sive Poren. Sein Gewicht in Kilogramm ist daher gleich dem tau-
sendfachen spezifischen Gewicht.
Ein Raummeter hingegen ist 1 m^ geschichtetes Holz, dessen
Gewicht natürlich von der Dichte der Schichtung und vom Wasser-
gehalte des Holzes abhängt. Die Dichte der Schichtung hängt
wieder von der Form der Holzstiicke ab welche man als Scheit-
^aovGoOt^lc
152
Holi.
holz (Binden- und Herzstücke), Knüppelholz und Reisholz
unterscheidet. Der Wassergehalt ist beim frisch gefällten Holze
(GtUnholz) am größten und nimmt mit dem Lagern ab. Luft-
trockenes Holz enthält noch immer 12 — IS^/o Feuchtigkeit. Das
in einem gewissen Volum Schichtholz enthaltene Volum Hoizsub-
etanz nennt man den Detbgehalt;
"ii
Ü
1
Scheite*) Ton Laubholz, Scheite and Knüp-
pel**) von Nadelholz, stark, glatt, gerade
73
77
75
Scheite von Laubholz und Nadelholz, schwach,
glatt, gerade
Scheite von Nadelholz, stark und schwach,
68
72
70
knorrig, krumm
Knüppel von Laubholz, stark, glatt, gerade .
Scheite von Laubholz, stark und schwach,
knorrig, krumm
Knüppel von Laubholz und Nadelholz, stark
63
67
65
68
62
60
Reisknüppel***) vom Stamm, Nadelholz . .
Reisknüppel vom Stamm, Lanbholz ....
53
57
55
Beisknüppel von Ästen und Langreisig vom
Stamm, Nadelholz
48
52
50
Reisknüppel von Ästen, Laubholz und Abfall-
reisig vom Stamm, Nadelholz
42
48
45
Stockholzf), Laubholz und Nadelholz . . .
Langreisig vom Stamm, Laubholz
33
37
35
Abfallreisig vom Stamm, Laubholz ....
23
27
26
Abfallreisig und Langreisig von Ästen in Baum-
metern, Laubholz und Nadelholz ....
13
17
15
Gewicht des Schichtholzes der gewöhnlichen Holz-
arten im frisch gefällten und im lufttrockenen Zu-
stande (nach den Untersuchungen der deutschen Versuchsanstalten) :
*) Scheite sind Spaltrtltcke aoB StannaabBchnitten von mehr als 14ci»Uicke.
") Enfippel eioA ongeapaltene Stommabachnitta von 7 bis 14 cm Dicke am
Hchwftcheren Ende.
'") Haigig, ReiaknUppet, Laogreisig nnd AbraJlreisig ist Holz von weniger
als 7 rm Stärke.
t) Stockholm ist WuTzelholz.
^aovGoOt^lc
Grün
HolMxt:
Schdthok
h
BaU-
holE
RiBdtn-
ittok
Heis-
BtUck
hall
■tflok
am-
BtDck
Fichte
Gemeine Kiefer
Schwarzkiefer .
892
950
741
790
978
1051
717
690
923
878
933
881
937
865
929
937
968
955
1019
979
926
869
903
930
1045
986
781
457
554
648
687
734
741
445
503
669
734
797
334
651
461
624
469
703
696
762
717
611
516
702
673
780
712
484
Weißtanne
Rotbache .
Hainbache .
Feldahom .
Spitzahorn.
Sämtliche Zahlen beziehen sich auf die Winterfallung.
Chemiäche Zusammensetzung:
In chemischer Beziehung besteht das Holz :
1. aus dem Holzskelett j
2. „ , Saft.
Das Holzskelett besteht zum größten Teil aus Zellulose,
Xj^ H,o O5, mit folgender Zusanunensetzang :
Kohlenstoff . . . 44-44''/o
Wasserstoff. . . 6-17"/o
Sauerstoff . . . 49-39"/o
Es würde zu weit führen, hier näher auf die verschiedenen
Ansichten über das Vorkommen von Zellulose und ähnlichen Körpern
(wie Lignit) im Holze einzugehen, da es für unsere Zwecke voll-
kommen hinreicht, einen Körper von der obigen Zusammensetzung
als Hauptbestandteil des Holzes kennen zu lernen. Daneben enthält
das Holzskelett noch verschiedene stickstoffhaltige und stickstofilreie
Bestandteile, welche man gewöhnlich als „inkrustierendes Ma-
teriale'' bezeichnet. Dasselbe findet sich je weiter nach innen, in
desto größerer Menge, woher eben die dunklere Farbe des Kern-
holzes herrührt.
^aovGoOt^lc
Welche Veränderungen die Holzzusammensetzung hiedurch er-
leidet, zeigen die nachfolgenden, auf wasser- und aschenfteies Holz
berechneten Analysen von H. Chevandier.*)
Baumort
Kohlen-
Btoff
Waafler-
sloff
7.
•;.
Stickaloir
Ahorn . .
49-80
6-31
43-89
Birke
60-60
6-23
42-04 1 1-12
Buole
49-48
6-08
44-44
Eiche.
50-64
6-03
42-05 1 1-28
Erle .
49-19
6-22
44-59
Kiefer
49-94
6-25
43-81
Fichte
49-69
6-38
44-03
Lärche
5611
6-31
43-58
Linde
49-41
6-86
43-73
Pappel
49-70
6-31
43-99
Tanne
49-95
6-40
4365
Ulme.
60-19
6-43
4339
Weide
51-75
6-19
41-08 1 0-98
Hieraus folgt, daß die Zasammensetzung der trockenen und aachen-
freien Hölzer nicht bedeutend variiert; sie beträgt im Mittel etwa:
Kohlenstoff 49-27„
Wasserstoff 6-1%
Sauerstoff und Stickstoff . U-T>k
Der Saft stellt eine wässerige Lösung verschiedener organischer
(Prote'instoffe, Gerbsäure, andere Pflanzensäuren, Stärke, Gummi,
Zucker, Farbstoffe, ätherische Öle, Harze — soweit sie nicht der
Zellwand angehören) und unorganischer Stoffe dar.
Für die Verwendung der Hölzer als Brenn materiale kommt nur
ihr Harz-, Wasser- und Aschengehalt in Betracht.
Mit wachsendem Harzgehalt steigt die Brennbarkeit, Flamm-
barkeit und (infolge ihres großen Kohlenstoffgehaltea) der absolute
Heizeffekt des Holzes.
L. Hampel hat,**) um den Harzgehalt zu bestimmen, ge-
raspelte nordsteierische Hölzer mit 907oiS^™ Alkohol ausgezogen.
Es lösten sich von
*) Ann. de Pb;s. et de Chimie, 3. serie, t. 10.
**) Mitteilimg-en des technolog. Mufleums in Wien, 1883, p. 87.
^aovGoOt^lc
155
Übe:
folgende
Taxus baccata L T'bliX
Abiea excelsa D. C. ; . . . 2-734'>/„
Larix europaea D. C. . . . l-8077o
Pinus silvestris L 1744%
Acer pseudoplatanus L. . ." 169 */o
Fraxinus excelsior L. . . . 1-47 "/o
Fagus silvaticns L 1-44 "jg
Betula alba L l-1677o
a Aschengehalt verschiedener Holzsorten werden
mügen. *)
Asche in 100 Teilen Holz.
Uokart
Berthier
Kar
Bteo
Chevandier
BltSB
Stamm-
Aet-
KeU-
Holz
Hole
hok
holz
Rottanne.
0-83
015
015
__
_
Birke. . .
100
0-25
0-30
057
1-00
0-48
Kiefer . .
1-24
012
015
—
—
Eiche . .
2-60
015
011
1-94
1-49
1-32
Linde . .
600
0-40
—
—
—
Weißtann«
0-23
0-25
—
—
—
Buche . .
—
0-32
0-35
0-73
1-54
0-72
Eller . . .
—
0-36
0-40
—
—
__.
Rotbuche.
—
0-38
0-40
—
—
—
Espe . . .
— .
—
—
1-49
2-38
—
Weide . .
~
—
—
2-94
3-66
—
Der Aschengehalt <
kungen. Wie groß dies
Baum (Kirschbaum) seil
33 Holzes unterliegt bedeutenden Schwan-
Schwankungen bei einem und demselben
können, zeigen die Untersuchungen von
Teil des Baumes
Kohlen-
stoff
7.
Waaaer-
Stoff
und
Stickstoff
7.
Äscbe
7.
Blätter
Obere Spitze des Zweiges, Rinde
45015
62-496
48-369
6-971
7-312
6605
40-910
36-637
44730
7-118
3-464
0-304
•) Auf eine ansfQhrliche Statlie von Richard Akerinan nnd C. G,
S&tDBtrBm „Om asklialtoT och Phoephor-procenter i tcft samt deraf beredda kol
(Jecnkont. Anualei 1888) kaoa hier uaz vernieBeu werden.
^aovGoOt^lc
Teil dM Baomea
EoUan-
stoff
7.
Stoff
%
und
Säckltoff
7.
ABcfae
7.
Mittlerer Teil des Zweiges, Kinde
48-866
6-342
41-121
3-682
, , ' Holz
49-902
6-607
43-366
0134
Unterer „ „ _ Rinde
4«-871
6-570
44-666
2-903
, „ P Holz
48-003
6-472
46-170
0-364
Stanun, Rinde
46-267
6-930
44-755
2-667
Holz
48-925
6-460
44-319
0-296
Oberer Teil der Wurzel, Rinde .
49-085
6-024
48-761
1-129
, . , Hok .
49-324
6-286
44-108
0-231
Mittlerer Teil der Wurzel, Rinde
50-367
6-069
41-920
1-643
r „ , Holz
47-399
6-269
46-126
0-223
Unterer „ „ „
46-063
6-036
43-603
6-007
Daß der AschengehEilt des Holzes aach von der Beschaffenheit
des Bodens abhängig ist, auf welchem der Banm wuchs, ist wohl
selbstverständlich. Das gleiche gilt anch von der Zusammensetzung
der Asche, wie nachfolgende Uatersuchnngen Hennebergs über
Buchenholzasche zeigen.
Art dea Bodens |
Itestandtaile
Ealhstein
Olpe
Sandfltem
Kohlensaures Kall .
„ Natron
Schwefelsaures Kali
u-07.
1 0-7»/„
) 14-6%
3-4%
Spur
1 3-27;
23-37,
6-07,
Lösliche Salze . .
11 22-8%
18-0%
36-27„
27-4%
17-7«/.
15-6%
16-9%
30-9%
12-2%
9-7%
28-77.
21-17o
12-47,
10-97,
I8-47.
Phosphorsaure Salze
II 77-6%
81-6%
61-0%
Für manche, namentlich hüttenmännische Zwecke, ist der
Phosphorgehalt ,des Holzes von Interesse, über welchen sehr aus-
führliche Untersuchungen von E. Akerman und Särn ström*)
vorliegen. Aus diesen Untersuchungen folgt :
•)Lc.
^aovGoOt^lc
Holz.
157
1. daß die Laubhölzei vier- bis fOnfmal so viel Phosphor ent-
halten als die Nadelhölzer;
2. daß der Phosphorgehalt derselben Holzart, je nach der Gegend,
aus welcher sie stammt, um lOO^/o schwanken kann;
3. daß im Winter geöltes Tannenholz mehr Phosphor enthält
als solches, das im Frühjahr oder Sommer gefällt wurde;
4. daß das Stammholz am wenigsten ; Aste nnd Splint, nament-
lich aber die Binde weit mehr Phosphor enthalten und
5. daß der Phosphorgehalt des Splintes durch Auslaugen sehr
bedeutend vermindert werden kann.
Der Wassergehalt des Holzes ist nach der Jahreszeit ver-
schieden, wie Schüblers Untersuchungen zeigen:
Holzart
Zeil des
Fällens
Wasser-
gehalt«/.
Zeit des
Füllens
Wasser-
gehalt»/,
Bsohe
Ahorn
Roßkaatanie. .
Tanne
Ende Jänner
28-8
33-6
40-2
62-7
Anfang April
38-6
40-3
471
610
Ferner fand man :
im frischen Eschenholze, im Jänner .... 28 — 29% Wasser
„ „ „ „ April 38— 39"/c „
in der Fichte, an der Wurzel, im Jänner . . 527o n
» n . » . n n r, n AprU . . . 61% „
Er ist im Frühjahr am größten, verringert sich im Herbste
bedeutend und wird im Winter am kleinsten.
Auch hängt der Wassergehalt frischer Hölzer von der Baum-
art ab, wie die nachfolgenden Resultate der Untersuchungen von
Schübler und Hartig dartun:
Wasser-
gehalt 7„
Hainbuche, Caxpinus betnins
Sahlweide, Salix caprea . .
Ahorn, Acer pseudoplatanus
Vogelbeere, Sorbus ancuparia
Esche, Fraxinus excelsior .
Birke, Betula alba . . .
18-6
260
27
28-3
28-7
30-8
^aovGoOt^lc
Wasser-
sehalt •/.
Mehlbeere, Crataegus torminal ....
328
Eiche, Quercua robur
34-7
Stieleiche, Quercua pedunculata ....
35-4
Weißtannej Pinus abies dur
371
Roflkaatame, Aesculus hipocast
38-2
Kiefer, Pinus silvestris, L
39-7
Rotbuche, Fagus sylvatica
39-7
Erle, Betula alnus
41-6
Espe, Populus tremula
437
Ulme, Ulmus campestris
445
Rottanne, Pinus picea dur
45-2
Linde, Tilia europaea
471
Italienische Pappel, l'opulus italica . . .
48-2
Lärche, Pinus larix
48-6
Baumweide, Populus alba
50-6
Schwarzpappel, Populus nigra ....
618
Der durchschnittliche Wassergehalt des frisch gefällten älteren
Holzes beträgt etwa:
Hainbuche 207o
Ahorn, Esche, Birke 25 bis 30»/(,
Steineiche, Buche, Weißtanne, Kiefer . . 35 „ ^O^/o
Erle, Fichte 40 „ 40%
Linde, Lärche, Schwarzpappel .... 45 „ SO^/a
Auch in den verschiedenen Teilen eines Baumes ist der Nässe-
gebalt ein verschiedener. Die Außenteile sind immer wasserreicher
als das Innere und die Zweige enthalten mehr Wasser als die reichsten
Stamm teile. Rechtzeitig geschnittenes Holz enthält 20 bis 25% Wasser,
Auch Klima und Boden sind von Einfluß auf den Wassergehalt
des frischen Holzes.
Trocknen des Holzes.
Beim Liegen des Holzes (namentlich des entrindeten) verliert
dasselbe langsam einen Teil seines Wassergehaltes. So fand Af
U h r in Schweden, wenn man in Nadelwal düngen auf große Hölzer
arbeitet, daß Stämme, welche im Juni gesohlten und entrindet
wurden.
^aovGoOt^lc
Hol». 159
I Ende Juli 34*/o ^^^ ursprünglichen Gewichtes
■ ■ SS»/« „
■ ■ 39% ,
„ „ Ottober .... 40«/o „ „ „
verloren hatten, während nicht entrindete Stämme nur verloren;
bis Ende Juli 0"4l"/fl ihres Gewichtes
„ „ August 0-84% , „
„ „ September 0'92% , „
^ Oktober l'OO"/« „ ,
Im allgemeinen braucht man zwei Jahre oder doch mindestens
zwei Sommer, um Scheitholz durch Liegen an der Luft auf ein
Minimum des Wassergehaltes zu bringen. Dieses Minimum ist rund
20°/^ und kann in Ifehr trockenen Sommern, wenn das Holz be-
standig unter Dach ist, sogar auf 15 bis lö'/o sinken.
Um eine möglichst vollständige Trocknung des Holzes zu er-
zielen, müssen höhere Temperaturen angewendet werden, Nach
Violettes Versuchen gaben zwei Jahre lang aufbewahrte Holz-
sorten bei Temperaturen zwischen 125" C und 225* C die nach-
folgenden Wassermengen ab :
Eiche
Esche
Ulme WalnnB
126» C
1626
14-78
15-32
15*
150« C
1793
1619
17-02
17-43
175» C
3213
21-22
36-94
21-00
200» C
35-80
27-51
33-38
41-77
225» C
44-31
33-38
40-56
36-56
Von 200* C an beginnt schon die trockene Destillation des
Holzes.
Bei höherer Temperatur getrocknetes, sogenanntes „gedörrtes
Holz" nimmt rasch und begierig Feuchtigkeit auf. So zogen bei
136* C getrocknete Späne in 24 Stunden im Winter 17 bis 19%,
im Sommer 6 bis 9% Wasser an.
Beim Trocknen verringert das Holz sein Volum (es schwind et)
bei der Wasseraufnahme vergrößert es dasselbe (es quillt). Die
nachfolgende Tabelle gibt die Schwindraasse verschiedener
Hölzer:
^aovGoOt^lc
QneiliolB in dsr
Qaeibolz
Holzait
UDKenholi
Biebtaug der
Im
,. p„......
Ahorn
0022
3-26
6-69
4-97
Birke
0-222
3-86
9-30
6-58
Buche (Rotbuche) .
0-200
6-03
8-06
6-64
Buche (Weißbuche) .
0-400
6-66
10-90
6-78
Ebeohol«
0-010
2-13
4-07
3-10
Eiche
0223
3-68
8-21
6-96
Erle
0-369
2-91
5-07
3-99
Esche
0-187
3-84
7-02
6-43
Fichte (Rottanne) . .
0-076
241
. 6-18
4-29
Föhre
0-120
3-04
5-72
4-38
Lärche
0-176
2-17
6-32
4-24
Linde
0-208
7-79
11-60
9-64
Mahagoni
0-110
1-09
1-79
1-44
Pappel
0-125
2-69
6-40
4-49
Tanne (WeiBtenne) .
0-122
2-91
6-72
4-81
Ulme .
0-124
2-94
6-22
468
Weide
0197
2-48
7-31
4-89
Heizeffekt des Holzes.
Die folgende Zusammenstellung gibt den Heizeffekt verachiede-
nei Holzarten, bezogen auf 1 kg.
9
I Gsvlchta-
teilHol.
Kalorieen
Lufttrock. Holz mit 207^ Wasser
3600
„
Halbgedörrt«s Holz m. 107« n
—
4100
—
Gedörrtes Holz . .
12-6
4700
3100
0-770
WeilJbuche, lufttrocken
Steineiche, „
2400—3000
0-708
Esche, „
14-50
3000-3500
0-670
Ahorn „
3600
0645
Rotbuche, .
14-00
3300—3600
0-691
Kiefer, ,
13-27
—
0-660
Weide,
13-10
—
0-487
Fichte, ,
13-88
2800-3700
0472
Linde, „
14-48
3400 -4000
0-439
Schwarzpappel „
13-04
3400—3700
0-387
Birke, „
14-08
—
0-627
Tanne,
13-86
—
0-481
sasiGoOi^le
Holz. 161
Die Verbrennungswärme der Zellulose beträgt pro 1 kg und wenn
das gebildete Wasser flüssig auftritt, für :
gereinigte Baumwolle (Berthelot) 4200 Cal.
„ „ (Hohmann) 4188-2 „
aas Papier (Hohmann) 4188*1 „
aus Kupferoxydammonlösung (Hohmann) . . 4174'1 „
mitBromwasseru. Ammoniakgereinigt(Hohmann) 4191-9 „
Mittel . . 4188-5 Cal.
für gasförmiges Wasser 3591 „
Die Verdampfungskraft verschiedener Holzarten ist nach
Brix folgende:
Aachengehalt
Wuier tn Dunyf
Altes Kiefernholz . .
Junges „ . .
Erlenholz
Birkenholz
Eichenholz
Altes Rotbuchenholz
Junges „
Weißbuchenholz. . .
lfi'1
1-92
19 3
1-73
14 7
0-95
r23
1-00
l«-7
113
22-a
1-43
«■.s
1-39
12-5
2-17
215
111
114
1-39
1-84
162
248
418
3-62
384
3-72
3-64
3-39
3-49
3-62
511
4-77
4-67
4-39
4-60
Nach Winkl
Verhältniszahlen :
!r ergeben sich bei gleichen Volumen folgende
Holzart (lufttrocken)
Fichte = 100
Botbaclie = 100
Eiche
169
118
Ulme
156
109
Ahorn
153
106
Birke
152
105
Buche
143
100
Tanne
112
78
Weide
110
77
Pappel
109
76
Kiefer .
106
74
Fichte
100
70
Linde
92
64
sasiGoOi^le
IQ2 FoMile fMte Brennstoffe.
Diese Tabelle ist deshalb von Wichtigkeit, weil das Brennholz
fast nie gewogen, sondern gemessen wird, und weil auch das Volum
des Holzes bei verschiedenem Wassergehalte weniger großen Schwan-
kungen unterliegt als das Gewicht.
Auf vorstehende Tabelle sowie auf die Erfahrung begründet,
ergibt sieh, wenn man bestes Buchenholz = 100 setzt, für gleiche
Der bhoizquanti täten die folgende Wertskala:
I. Brenngüte^ 100: Buche, Hainbuche, Birke, Zerr-Eichej
Krummholzkiefer von höherem Standorte, Akazie, harzreiches, altes
Eiefer-Kernholz, Schwarzkiefer.
n, Brenngüte = 95 bis 90: Ahorn, Ulme, Esche, harzreiches
Lärchenholz, Edelkastanie, gewöhnliches Kiefernholz.
m. Brenngüte = 85 bis 75: Zirbelkiefer, Fichte, Tanne.
IV. Brenngüte=70: Linde.
V. Brenngüte = 65 bis 60: Erle, Eichen- Anbruchholz, Aspe,
Pappel,
VL Brenngäte:=56 bis 50: Weide, Kiefernsplintholz.
Selbstverständlich hängen jedoch auch diese Werte sehr von
der Art der Verwendung ab. So verwendet man, um rasche Tem-
peratursteigerungen zu erzielen, weiches Holz (besonders Nadelholz).
Bei Zimmerheizungen rechnet man auf einen Raummeter hartes
Holz durchschnittlich 1'/^ Raummeter weiches Holz.
Die verschiedenen Baumteile haben ebenfalls verschiedene Brenn-
giite. Setzt man die Brenngfite des Stammholzes 7= 1, so ergibt sich
für Knüppel (Prügel) 0-90 bis 0'80
„ Reisig 0-90 „ 0-76
„ Stockholz, ausgekesselt 0'85 „ 0*80 1 J^'"
„ Wurzelholz 0*65 „ 0-50 1 """'
n Wurzelholz, ausgefault 0'40
„ Raff- und Leseholz 0-85 bis 0-50
X. Kapitel.
Fossile feste Brennstoffe. (Allgemeines.)
Alle in den verschiedenen Schichten der Erdrinde vorkom-
menden kohleartigen Brennstoffe sind aus vegetabilischen Substanzen
entstanden und unterscheiden sich voneinander sowohl nach der
Natur der denselben zu Grunde liegenden Pflanzen, als nach
der verschiedenen Art und Größe der Umwandlung, welche die
^aovGoOt^lc
Fossil« feste BTennstofie. Ig3
ursprQngliche pflanzliche Faser erlitten hat. So iet natäilich der
Verlauf der Kohlenbildung ganz ein anderer, wenn die vegetabilischen
Massen mit Wasser bedeckt wurden, als wenn sie durch eine Über-
lagerung mit Tonschichten von der Wirkung der Atmosphäre ganz
abgeschlossen wurden.
Nach dem geologischen Vorkommen kann man die hieher ge-
hörigen Brennstoffe in folgender Weise einteilen :
1. Jüngere Fossile Kohlen (einzelne derselben werden in
der Technik als Schwehlkohlen bezeichnet) nämlich:
a) Torf (Alluvium und Diluvium),
b) Braunkohlen (untere Tertiärformation, also jünger als die
Kreideformation) .
2. Ältere fossile Kohlen (Steinkohlen und Anthra-
zite) stammen aus der eigentlichen Steinkohlenformation und
hinauf durch Keuper und Jura bis zur Kreide,
Alle diese verschiedenen Kohlensorten entstehen aus vegeta-
bilischen Massen durch einen — wie schon angedeutet — mannig-
fach modifizierten Prozeß, den man als natürliche Verkohlung
oder kohlige Vermoderung bezeichnet, und der von dem
Schweizer Geologen A. Balzer*) eingehend studiert wurde. Das
Wichtigste aus der erwähnten Arbeit möge hier angeführt werden:
Balzer unterscheidet die bei den in Rede stehenden Prozessen
auftretenden Vermoderungsprodukte von den Vermode-
rungsrückständen (denKohlen).
über die Vermoderungsprodukte geben Aufschluß die
Grubengase, die in den frisch geförderten Kohlen absorbierten Gase,
die nachträgliehe Veränderung der Kohlen an der Luft (in gewissem
Sinne eine Fortsetzung des im Innern der Erde vor sich gehenden
Verkohl ungsprozeasea), endlich künstliche Versuche mit Holz, das
man in einer Sauerstoffatmosphäre absperrte.
Die Grubengase sind beim Umwandlungsprozesae der vege-
tabilischen Substanz entstandene wirkliche Vermoderungsprodukte.
Sie enthalten bis 98''/p Methan, ferner Äthylen, Kohlensäure, Stick-
stoff und Wasserstoff, Sie brechen entweder aus den Kohlen selbst
oder aus Spalten des Nebengesteines hervor, kommen aber anch
entfernt von den Kohlen (zu denen sie aber immer in genetischer
Beziehung stehen), z. B. in Steinaalzbergwerken vor.
Was die in den Kohlen absorbierten Gase anbelangt,
30 sind sie gleichfalls als Produkte des natürlichen Verkohlungs-
prozesses zu betrachten. Nach den Untersuchungen von Meyer**)
*) Vierteljahrgcbrift der ZUricheri sehen natarfurschenden Gesellscbart (siehe
anch Mack: „Steinkohlenchemie").
••) ZantralblftU, 1872.
^aovGoOt^lc
Ig4 F<wule fette BrennstofTe.
gaben 100^ Eohle 17 bis 59 cm' Gas; er fand darin Kohlensäure,
Sauerstoff, Stickstoff, Methan, Äthan (CjHg) und wahrscheinlich
Butylen (04!!^). Wieviel vom Stickstoffgehalte auf Rechnung der
vegetabilischen Substanz kommt und wieviel von der eingeschlossenen
atmosphärischen Luft herrührt, bleibt unentschieden.
Über dasVerbalten des Holzes in einer Sauerstoff-
atmosphäre liegt folgendes vor: Schon S au ssure beobachtete,
daß Eichenspäne, unter Sauerstoff abgesperrt, denselben in ein
gleiches Volum Kohlensäure verwandeln, was Liebig för feuchtes
und einige Zeit der Luft ausgesetztes Holz bestätigt«. Nach Wiesner
besteht das erste Stadium der Vermoderung von Holz in einem
Grauwerden, wobei die Interzellularsubstanz verschwindet und
nahezu reine Zellulose zurückbleibt. Feuchte Braunkohlen
absorbieren an der Luft Sauerstoff und entwickeln Kohlensäure.
Liebig hat auf Grund seiner Analysen von vermodertem Holz
und seiner Versuche mit Holz in einer Sauerstoffatmospbäre gefolgert,
daß zuerst der Wasserstoff des Holzes oxydiert werde, während der
mit ihm verbundene „Hydratwaasersauerstoff" mit dem Kohlenstoffe
des Holzes zu Kohlensäure zusammentrete. Mit Berücksichtigung
dessen, daß beim ümwandlungsprozesse von Holz in Kohle Methan
entsteht, berechnet er, daß Kannelkoble sich als Holzfaser be-
trachten läßt weniger 3 Moleküle CHj, 3 Moleküle H^O und
9 Moleküle COj, Braunkohle von Laubach ist Eichenholz
weniger 2 H^O und 3 COg. Nach Fleck kann man sich auch die
Braunkohle von Stechau entstanden denken aus Kiefernholz
durch Austritt von 247o Kohlenstoff und SG^/o Wasser; die Stein-
kohle von Zwickau durch Austritt von 28% Kohlenstoff und
4a "/o Wasser.
lu ähnlicher Weise hat Griesebach nachfolgendes Schema
für die Kohlenbildung aufgestellt. (Siehe Tabelle Seite 165.)
Was die Kolle des Luftabschlusses bei der Kohlen-
bildung anlangt, so machte Bischof gegenüber den Versuchen
mit Holz in Sauerstoff darauf aufmerksam, daß die Kohlenbildung
doch wesentlich bei Luftabschluß (wenn auch nur mehr oder
weniger vollständig) vor sich gegangen sein müsse, und bestreitet,
daß der atmosphärische Sauerstoff zur Kohlenhildung absolut nötig
sei. Dieser Abschluß wurde durch Wasser bewirkt, wenn die Kohle
sich in flachen Meeresbassins, oder auf seichten Küsten oder auf
dem Festlande in Mooren bildete. Luftabschluß trat ferner ein,
wenn pflanzlicher Detritus durch sandige, tonige und dergleichen
Sedimente überlagert wurde. Bekanntlich beobachtet man in den
Flözen in der Regel solche Einlagerungen (Zwischen mittel), ja es
zeigt sogar der Aschengehalt der Kohlen die Bestandteile der Schlamm-
^aovGoOt^lc
FosBÜe feate Brennstoffe.
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sasiGoOi^le
166 FoBSile teste Bieiinitoffe.
Wässer, in denen sie entstanden sind. Mag auch der im Wasser
absorbiert« Sauerstoff durch Wellenathlag und Strömungen in einige
Tiefe geführt werden, so zersetzen sieh doch organische Stoffe,
z. B. Flechten, um so schwieriger, je tiefer sie unter Wasser liegen.
Nach Hayes oxydieren sich Metalle in einiger Tiefe unter Wasser
nicht mehr.
Bezüglich des chemischen Ausdruckes für die kohlige
Vermoderung bemerkt Balzer: Die kohlige Vermo der ung kann
nach Bischof in drei Richtungen erfolgen, je nachdem Kohlen-
säure und Wasser, Kohlensäure und Methan, oder Kohlensäure,
Wasser und Methan sich bilden. In welchen dieser drei Richtungen
der Prozeß verläuft, ist von Luftzutritt, Temperatur, Druck, etc.
abhängig. Wenn in große Marine- oder Siißwasserb ecken der Stein-
kohle nformation Massen von vegetabilischem Detritus, durch Flüsse
hinweg geschwemmt, dem langsamen Kohluugsprozesse anheim
fielen, so entstand Methylwasserstoff in großen Quantitäten ; wurde
das Bassin durch Bodendislokationen trocken gelegt., so verlief der
Prozeß mehr als Oxydation. Erfolgte dann wieder eine bedeutende
Senkung und Absatz von Sedimenten in beträchtlicher Mächtig-
keit, 60 muß der weitere Umwandlungsprozeß der Kohlen auch
ohne äußere Sauerstoffzufahr, wenn auch nur langsam, gedacht
werden.
Der Einfluß der Temperatur äußert sich nach Balz er in
folgender Weise : Niedere Temperatur verlangsamt jedenfalls die
Kohlenbildung. Nach Lenz ist die Temperatur der tiefsten Schichten
des Atlantisehen Ozeans zwischen 49 und 57" Breite 17" R, Die
unteren Wasserschichten haben in Regionen, wo die winterliche
Lufttemperatur hie zu 3" R sinkt, eine konstante Temperatur von
4 bis 5" R. Die Verkohlung, welche als freiwillige Zersetzung
organischer Substanzen aufzufassen ist, wird gewiß bei solchen
Temperaturen nur äußerst langsam verlaufen. Zur Eiszeit z. B.
kann diese Umwandlung nur langsam stattgefunden haben.
Der Einfluß des Druckes besteht in folgendem: Ob der
Umwandlungsprozeß trotz des Druckes oder gerade infolge dessen
leichter vor sieh geht und welche Druckverhältnisse die günstigsten
sind, ist fraglieh ; das Beispiel von Ca C Oj, das bei hohem Drucke
unzersetzt bleibt, paßt hier nicht, da bei organischen Reaktionen
in zugeschmolzenen Glasröhren Gaserzeugung und chemische Um-
setzung bei starkem Drucke und höherer Temperatur etwas ganz
gewöhnliches sind. Paraffin zerfällt bei höherem Drucke und höherer
Temperatur in Kohlenwasserstoffe der Sumpfgas- und Äthylenreihe.
In solchen Fällen verlaufen bei wechselnden Druck- und Temperatur-
^aovGoOt^lc
Foaaile feate Breanstoffe. X67
Verhältnissen die Prozesse oft sehr verschieden ; ja sie können sich
sogar nmkehren.*)
Ein gewisser halbwoicher Zustand der von Wasser durchtränkten
Masse kann als günstig für die Zersetzung angesehen werden.
Wertvolle Aufschlüsse über die Veränderungen der
Kohlen an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur und beim
Erwärmen geben die analytischen Arbeiten Richters,
Bekanntlich nehmen die Kohlen Sauerstoff aus der Luft durch
Flächenanziehung auf. Schon Saussure fand, daß die Buxbaumkohle
etwas über das neunfathe ihres Volums an Sauerstoff absorbiert.
Die Kohle verhält sich Überhaupt zu Gasen, wie ein trockener
Schwamm zu Wasser ; sie saugt sie mit Begierde ein. Hat sie ein Gas
bis zur Sättigung aufgenommen, so hat sie noch Absorptionsföhig-
keit für andere. Der Sauerstoff wird in der Kohle unter Mitwirkung
der Feuchtigkeit verdichtet, ozonisiert, und fangt im aktiven Zu-
stande an chemisch einzuwirken. Hiebei findet Erwärmung statt.
Die feingepulverte Kohle der Pulverfabriken kann sich bis zur
Entzündung erhitzen,
Richters fand nun, daß das Absorptionsvermögen der Kohle
für Sauerstoff bis zu 200*' zunimmt, wo dann die Absorption aufhört.
Die Wasserstoff- und Sauerstoffmengen der Kohle verhalten sich
dann wie 2 : 16, d. h. wie die entsprechenden Mengen im Wasser.
Dabei entsteht HjO und CO,.
Infolge der Oxydation an der Luft tritt eine Entwertung der
Kohlen ein. Sie verwittern, wie man sagt, Form und Farbe ändern
sich dabei, Heizwert, Verkokungs-, Back- und Vergasungsfähigkeit
verringern sich.
Da nur ein Teil des Wasserstoffes der Kohle oxydiert wird,
muß der Wasserstoff in ♦erschiedener Bindung vorhanden sein, ein
Umstand, der für die Theorie der Konstitution der Kohlen von
Wichtigkeit ist.
Die Vermoderungsrückstände besprechend, kommt
Balzer zunächst auf die chemische Konstitution der Holzsubstanz.
Die Kohlen sind chemische Abkömmlinge der Zellulose, beziehungs-
weise der Holz Substanz. Weder die Konstitution dieser Körper,
noch ihre chemischen Beziehungen zueinander sind mit Sicher-
heit festgestellt. Immerhin scheint in den verholzten Pflanzen-
teilen die Zellulose (C^HmOs) nicht im freien Zustande vorhanden
zu sein. Aus Tannenholz läßt sich durch Extraktion mit den ge-
*) Uiebei gelten die Oesetze des chemiachen Ql«ichgewichteg, nnd e
aar itma müglich, wenn infolge genügend hoher Temperatar e
intsprechende DiasoziatioasspaiiDtuig vorhanden ist.
^aovGoOt^lc
X68 FosdlB t
wohnlichen Lösungsmitteln ein gelbweißer Körper von der Formel
CjoH^gO,, isolieren, der von Kupferoxydammoniak nur epurenweise
gelöst wurde, sich also dadurch von Zellulose wesentlich unter-
scheidet. Mit Salzsäure gekocht, gab er Traubenzacker und Lignose,
CisHjqO^i. Diese letztere, ebenfalls in Kupferoxydammoniak un-
löslich, geht, mit Salpetersäure gekocht, in Zellulose und gewisse
Körper der aromatischen Reihe ober. Behandelt man sie mit Ätz-
kali, so entsteht Brenzkateehin, CflHj(OB)j. Nach diesen Reaktionen
enthält Tannenholz neben der Zellulosegruppe eine zuckerbildende
und eine aromatische Gruppe, wäre also viel komplizierter zu-
sammengesetzt als Zellulose.
Wir wollen von weiteren Spekulationen hierüber absehen und
die Frage zu beantworten trachten: Wie verhält sich die
Holzsubstanz zu den Kohlen? Man weiß nur, daß beim
kohligen Vermoderungsprozesse der Kohlenstoff geh alt und der Gehalt
an Asche relativ zunehmen, wahrend Wasserstoff, Sauerstoff und
Stickstoff abnehmen. Die verschiedenen Kohlenarten vom Torf bis
zum Anthrazit zeigen die verschiedensten Stadien dieses Prozesses.
Aber der Sprung von einer Kohlenart zur anderen läßt sieh durch
keine chemische Formel und Umsetzungsgleiehung überbrücken.
Balzer stellt nun für die Konstitution der Kohlen folgende
Hypothesen auf:
1. Die Kohlen sind Gemenge komplizierter Kohlenstoffver-
bindungen,
2. letztere bilden eine genetische (und vielleicht eine homologe)
Reihe,
3. das Kohlenstoffgerüst dieser Verbindungen ist ein kompli-
ziertes, das eine Analogie in den aromatischen Verbindungen findet.
Neben dem eigentlichen Kohlungsprozesse bann aber auch, wie
Balz er hervorhebt, trockene Destillation stattfinden; z. B. ; Bei
Kontaktwirkungen und Erdbränden. So hat eruptiver, flüssiger
Basalt am Meißner in Hessen die Braunkohle in anthrazitische
Steinkohle verwandelt, welche ganz allmählich in unveränderte
Braunkohle übergeht. So erzeugte eruptiver Porphyr aus Braun-
kohlen stengelige Koke an den Kontaktstellen, z. B. in der Fix-
sterngruhe bei Altwasser in Schlesien und zu Braunau in Böhmen.
Innere Erdbrände entstehen z. B. bei der heftigen Oxydation eisen-
kiesreieher Kohlen, so zu Waidenburg in Schlesien.
Ausgehend von der bekannten Tatsache, daß die Temperatur
gegen das Erdinnere zunimmt, läßt sich in einer Tiefe von 2600 m
mit Wahrscheinlichkeit Siedehitze des Wassers annehmen. Daselbst
entstehende Destillation spiodukte können sich weiter oben ver-
^aovGoOt^lc
Fonile feste
dichten, indem nnten liegende Schichten die^ Jtetoiitei ykten,
während das Hangende zur Vorlage wird. Dies, meint Balzer,
sei nnn der Fall beim Petroleum, welches doch wohl aus Kohlen-
lagern, bituminösen Schiefern, u. dgl. entstanden sei. In Canada
kommen die Erdölquellen aus silurischen und devonischen, in Fenn-
sylvanien wahrscheinlich nur aus devonischen, in Galizien aus
Kreide- und Tertiärschichten, bei Hannover kommt eine schwache
Qnelle aus der Trias hervor (welcher seit Balzer's Äußerung die
Ölheimer Funde gefolgt sind).
Hieraus geht hervor, daß das Petroleum sich zum Teile entfernt
vom Orte seiner Entstehung vorfindet, was durch Destillation in
obigem Sinne sich erklärt. Je nach der Temperatur waren die Pro-
dukte verschieden, Paraffin z. B. bildete sich reichlicher bei niedrigen
Temperaturen. Welche natürlichen Zersetzungsprodukte dem kohligen
Vermodernngsprozesse allein angehören, ist nicht immer leicht zu
entscheiden. Wasser, Kohlensäure und Methan entstehen noch jetzt
in den Kohlenflözen, weil der langsame Vermoderungsprozeß stetig
weiter geht. Desgleichen entstammen die Bestandteile der Gruben-
gase und die in den Kohlen absorbierten Gase diesem Zersetzungs-
Nimmt man (wie früher) an, in den Kohlen sei Kohlenstoff
als solcher enthalten, so erscheinen die Steinkohlenflöze als der
Hauptsache nach fertige Gebilde. Nach der oben ausgesprochenen
Ansicht dagegen sind sie noch in voller Umwandlung begriffen.
Eine Fülle chemischer Prozesse, schließt Balzer, intensiv und
mannigfach zugleich, findet in den Kohlen statt; Prozesse, die man
nicht in diesen Gebilden vermuten würde; allein wir sind noch
weit entfernt, die ganze Kette der Erscheinungen vom pflanzlichen
Detritus bis zur fertigen Kohle exakt chemisch zu begreifen.
Von praktischer Wichtigkeit für den Bergbau sowohl, als von
theoretischem Interesse für das Studium der Kohlenbildung ist der
Umstand, daß die Temperatur im Innern von Kohlengruben mit
wachsender Tiefe rascher steigt als sonst. Ein Fall, wo die Ver-
mutung ausgesprochen worden war, daß die in derartigen Kohlen-
gruben beobachtete hohe Temperatur der Grubenwässer auf das
Zuströmen von Thermal wässern zurückzuführen sei, gab Veran-
lassung, theoretisch zu untersuchen, ob die Kohlenbildung unter
Wärmeentwicklung erfolge, und ob diese hinreiche, die fraglichen
hohen Temperaturen zu erklären.
Der Verfasser kam hiebei zu folgenden Ergebnissen:*)
•) H. Hiifer: „Die WärraeTerhältDisao im koblerührenden Gebirge". (Östorr.
Zeitschrift flir Berg- nnd HUttenwMea, 49, 1901.
^aovGoOt^lc
170 Fowil« feate Br«iuutoffe
Die mittlere ZasammenBetzung der einzelnen Brennstof^orten
im Wasser- und aschenfreien Zustande ist nach E. Muck folgende:
Brennwert
Holzfaser .
50»/„C,
67. H„ 43»/. 0,
17. s,
= 4800 Cal
Tort . . .
W7. ,
67. , 337. .
27. .
= 6000 „
Braunkohle
697. ,
6-57. „ 267. »
0-87. „
= 6800 ,
Steinkohle.
827. ,
57, , 137. ,
0-87. ,
= 7900 „
Anthrazit .
957. ,
2-57. . 2-57, „
Spnr
= 8300 ,
Aus der Analyse berechnet sich dei Brennwert der Elementar-
beetandteile wie folgt;
Holz .... 0-50 X 8Ü80 + 0-0(3 X 34000 = 6080 Cal.
Torf .... 0-59 X 8080 -f- 0'Ö6 X 34000 = 6807 „
Braunkohle . 69 X 8080 -|- 0055 X 34000 = 7445 „
Steinkohle. . 0-82 X «080 + O'Oö X 34000 = 8326 „
Anthrazit. . O'Oö X 8080 -f 0-025 X 34000 = 8526 „
Der Unterschietl zwischen den so aus den Elementarbestand-
teilen berechneten und den unmittelbar gefundeneu Brennwerten
entspricht der Bildungswärme von 1 hg der fragliehen Brennstoffe:
Holz 6080 — 4800 = 1280 Cal.
Torf 6807 — 6000= 807 „
Braunkohle . . . 7445 — 6800 = 645 „
Steinkohle . . . 8326 — 7900= 426 „
Anthrazit. . . . 8526 — 8300= 226 „
Hier ist es auffallend, daß mit fortschreitendem Kohlungs-
prozesse der Brennwert steigt, die Bildungswärme aber fallt.
Um nun einen Anhaltspunkt zur Bestimmung der Mengen au
fossilen Brennstoffen zu gewinnen, welche aus einem Gewichtsteil
Holzfaser gebildet werden können, müssen wir vor allem die in
der Kühle eingeschlossenen Gase in Betracht ziehen, welche ja offen-
bar dem Kohlungsprozesse ihren Ursprung verdanken. Die wich-
tigsten Bestandteile derselben sind Methan, Kohlensäure und Stick-
stoff. Letzterer beweist den Zutritt von Luft zu den Kohlonfiözen ;
von ersteren beiden dominiert die Kohlensäure hauptsachlich in den
jüngeren (Braunkohlen), während das Methan in den älteren Kohlen
(Steinkohlen) vorherrscht. Wir haben es somit in den jüngeren
Kohlen hauptsächlich mit der Bildung von CO^ (Bildungswärme =
= 8080 Cal. pro 1 leg Kohlenstoff), in den älteren mit der Ent-
stehung von CHj (Bildungswärme = 1833 Cal. per 1 kg Kohlenstoffj
zu tun. Daneben kann noch die Bildung von HjO (34000 Cal. pro
1 kg Hg) und von geringen Mengen schwerer Kohlenwasserstoffe
(CjHt) stattfinden.
^aovGoOt^lc
Foaaile feste Brennahifie.
171
Da nun bei der fortschreitenden Kohlenbildang die Bildungs-
wärme aus den Elementen stets abnimmt, während die Bildungs-
warme der entstehenden Zersetzungsprodukte einen ziemlich be-
trächtlichen positiven Wert besitzt, wird die Wärmetönung der
Eoblenbildung gleich der Differenz der betreffenden Bildungswärmen
sein, und daher dann positive Werte annehmen müssen, wenn die
Bildungswärme der Zersetzungsprodukte größer ist, als die Abnahme
der Bild ungs wärmen der Brennstoffe. Um dies zu erreichen, sind
aber, wie folgende Zusammenstellung zeigt, nur sehr kleine Mengen
von gebildeten CO^, HaO oder CH^ nötig:
Unterschied der Bildaegl-
CO, 1 H,0 1 CH«
und
Cal.
Torf. . . .
Braunkohle .
Steinkohle .
Anthrazit. .
473
635
864
1054
5-8"/. C
10-5°/, ,
12-0»;, ,
1-47. H,
2-Ö";. ,
25-7'/o C
34-6"/. ,
4S-5';. ,
57-4% ,
Ebenso entspricht dem:
wärme Ten
die Bildnng von
00, j H,0 [ CH,
■" 7.
Torf und Braunkohle . .
Braunkohle und Steinkohle
Steinkohle und Anthrazit .
1-ov. c
2-7"'. ,
0-5"/. H,
0'67o .
0-67. „
8-97. C
ll-97o „
1097. „
Vergleicht man diese Zahlen mit dem Unterschiede in der
mittleren Zusammensetzung der verschiedenen Brennstoffsorteu, so
ergibt sich ohne weiteres, daß die Kohlenbildung unter Wärme-
entwicklung erfolgen muß.
Um nun von den quantitativen Veränderungen, welche die
Holzsubstanz während des Kohlungsprozesses erleidet, ein unge-
fähres Bild zu erhalten, wollen wir dieselben aus der durchschnitt-
lichen Zusammensetzung der verschiedenen Brennstoffe ableiten und
uns hiebei an das von Griesebach gegebene (allerdings sehr
^aovGoOt^lc
CsHjO,
172 Fosaile faste Brennstoffe.
hypothetische) Schema anlehnen. Die Zusammenaetzung ist hiebei
in Atomen Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff ausgedrückt.
Hienach haben wir für die Bildung von bituminösem
Holz:
C„H,,Oj,= Holz.
Es entweichen:
a) unter Aufnahme von Luft- |
Sauerstoff Hj
ß) direkt aus der Holzsubstans
3C0g . . .J
und es verbleibt Cgj Hj, O^e = bituminöses
Holz.
Für die übrigen Kohlensorten kann man sich den Kohlungs-
prozeß in folgender Weise verlaufend denken:
2(CjeHj4 0,,) = Holz.
Es entweichen aus der Holz-
substanz 2(3 COj +2 H^O). . . =2(G^E,0^)
und es verbleibt 2 (C33 H,„ 0,J = T o r f.
Hievon entweichen :
7.) mit hinzutretendem Luftsauer- 1
Stoff 3Hg 2(CH,o06)
ß) direkt 6HjÜ-|-2CÜj . . .J
und es bleibt 2 (Cj^ H^o 0;,) = erdige
Braunkohle.
Hievon entweichen :
o) unter Sauerstoffaufnahme |
2(C.+HJ 2{C^H^0g).
ß) unmittelbar 8 COj j__ _______
verbleibt 2(Cj,H,eO) = Splintkohle.
Hievon entweicht unmittelbar
4C,H, 2(C,H,)
und es verbleibt 2(CgoH^sO) =Kannelkohle.
Hievon entweichen:
a) unterSauerstoffaufnahrae9H3 1 ^
ß) unmittelbar H, ( ^»« *^-
verbleibt C„Hi60 = Sandkohle.
Entweichen hievon noch :
a.) unter Sauerstoffaufnahme 7 Hj 1 tt ^
ß) unmittelbar U^O f ^'«"
so verbleibt schließlich C^^ ^Graphit
^aovGoOt^lc
Fossile feste BrennBtoffe. J73
Hieraus lassen sich annähernd die Gewichtsmengen der Üm-
wandlungsprodukte des Holzes berechnen, welche wir auf ein
Gewichtsteil des ursprünglichen Holzes bezieben wollen. Es sind:
B„n...o»
Feste
Entwickelte Oaee kg
CO,
CH.») H,0 1
Holz
Torf
erdige Braunkohle .
Splintkohie ....
Kanneltohle ....
San(aiohle ....
Graphit
bituminöses Holz. .
1
0-797
0-674
0-398
0-333
0-309
0-290
0-838
0-169
0-053
0-425
0-159
0-067
0-043
0-109
0-043
0-109
0-086
0-022
Hieraus berechnen sich die beim Kohlungsvorgange frei werdenden
Wärmemengen und es lassen sich die ungefähren Wärmebilanzen
für die einzelnen Kohlensorten in folgender Weise berechnen :
Bildungswäi
U. Torf.
kff Torf
COa = 347 Cal. )
H. 0=170 „ I
643 Cal.
517 „
Bildungswärme von 0797 }
„ 0-159
„ 0-043 _
„ HoIz-BiIdungswärme(Torf-|-COä + HgO)=120 Cal.
Die Umsetzung muß somit unter Aufwand fremder Energien
HI. Braunkohlen.
Bildungswärme von 0*674 kg Braunkohle 435 Cal,
„ 0-053 „ COj = 113 Cal. I .„,
„ „ 0-109 „ H,0=408 „ I ■ ■ ■ • "
n n Torf — Bildungswarme (Braunkohle -)-
+ CO, + H,0)= 313 „
Die Braunkohlenbildung aus Torf kann sich somit ohne In-
anspruchnahme fremder Energien vollziehen und die dabei frei
*) Grieaebaoh nimmt die BLldang vod C1H4
CH« entwickelt wird. Hiednrch werJen obi^ Werte nn
an, wälirend tats&cUich
Dm ^a geringes alteriert.
^aovGoOt^lc i
J74 Fonile feste Brennatoffe.
werdende Wärme wieder — bei Ausschluß von Leitangs- und
Strahlangsverlueten — die entstandene Braunkohle wesentlich er-
wärmen.
IV. Steinkohle (Mittelwerte).
Bildangswärme von 0*346 kg Steinkohle 147 Cal.
„ „ 0-425 „ CO, = 937 Cal.1
„ 0-041 „ C,H, = — 27 „ . . .1206 „
„ 0079 „ HgO = 296 „ )
Überschaß der Wärmeproduktion über die Differenz der
Bildung8wärmevonBrann-u.Steinkohle = 1206 — 288= 918 „
Sehen wir vom bituminösen Holze ab, bei dem die Verhält-
nisse ganz ähnlich, wie beim Torfe Hegen, so haben wir für den
Wärmeilberschuß bei der Umwandlung von:
1 kg Holz in 0-797 kg Torf — 120 Cal.
0-797 „ Torf „ 0-674 „ Braunkohle . . . + 313 „
0-674 „ Braunkohle „ 0346 „ Steinkohle ... -f 918 -
0-797 „ Torf „ 0-346 „ „ ... +1231 „
Diese Werte sind allerdings nicht ganz korrekt, da wir von
der Annahme ausgingen, daß nur COg, CjHj und H,0 gebildet
worden seien, während nach den Analysen der in den Kohlen ein-
geschlossenen Gase, namentlich bei den Steinkohlen CH^ eine her-
vorragende Rolle spielt. Aber die Bildungswärme von Cj ^^ ist =
— 642 Cal., jene von CH^ hingegen 1833 Cal. per 1 kg Kohlen-
stoff, 30 daß für jedes Kilogramm Kohlenstoff, das sich in CH^
statt in Cj H^ umwandelt, + 2475 Cal. an Wärme gewonnen werden,
während für jedes Kilogramm Kohlenstoff, das als CH^ statt als
COg entweicht, 6247 Cal. in Abgang kommen. Würde man also
selbst annehmen, daß beim Kohlungsprozesse gar kein COj, sondern
nur CH^ und H, entwickelt würden, was gewiß nicht der Fall ist,
so würden sich selbst in diesem ungünstigsten Falle noch
immer folgende Wärmeentwicklungen ergeben.
Umwandlung von
1 kg Holz in 0797 kg Torf = — 138 Cal.
0-797 „ Torf „ 0674 „ Braunkohle . . . = + 246 „
0-674 „ Braunkohle „ 0346 „ Steinkohle . . . = + 333 „
0-797 „ Torf „ 0-346 „ „ . . . =-f 579 n
Dem Wesen nach ganz ähnliche Ergebnisse erhielt F. Toldt")
und F. Fischer.")
••) Zlschft. f. angew. Chemie, 1898, Kr. 14.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
XI. Kapitel.
Torf.
Der Torf kommt hauptsächlich in den kühleren Teilen der
gemäßigten Zone vor und bildet das jüngste Glied der fossilen
Brennmaterialien, oder mit anderen Worten : er ist das Ergebnis
der ersten Stufe der kobligen Veränderung des vegetabilischen
Detritus. Er besteht hauptsächlich aus halbverwesten Moosen
(namentlich Sphagnum- und Hypnumarten) und anderen
Sumpfgewächsen, etc.
Die Torfl^r, auch Torfmoore genannt, werden nach
Stentrupp in Wald-, Wiesen- und Hochmoore unterschie-
den. Wie schon der Name erkennen läßt, bestehen erstere aus
vermoderten Bäumen und sonatigen Waldpflanzen, während über
die beiden letzteren Griesebacb folgende Angaben macht:
Torfart
Voikommen
Moostorf
S phagnumarten
in Lagern, Nestern oder
Gängen aller Moore
Heide, oder
Erikentorf
Wurzeln und Stämme
von Erica tetralix und
Calluna vulgaris
in Hochmooren, deren
Hauptbestandteil bildend
Wiesentorf
Wurzeln und Stämme
von Glumaeeen
in Grünlandmooren, den
Hauptbestandteil bildend
F. Schwackhöfer teilt sie in nachfolgender Weise ein:
1, Hochmoore (Heide- oder Moosmoore) finden sich, wie
schon ihr Name sagt, vorzugsweise in höheren Lagen, und sind
durch das Vorherrschen der Sumpfmoose (Sphagnum) und der Heide-
pflanzen (Calluna, Erica, Ändromeda und Vaccinium) sowie durch
das Auftreten der Krummholzkiefer (Pinus pumilis) charakterisiert.
Der Untergrund ist tonig und liegt über dem Sommer Wasserspiegel.
Die Oberfläche besitzt regelmäßig eine Wölbung, An manchen
Lokalitäten erreicht die Moorschicht (namentlich in der Mitte) eine
Mächtigkeit von 10 bis 15 m und darüber ; gegen die Ränder hin
nimmt dieselbe ab.
2. Niederungsmoore (Wiesen-, Gras- und Grünlands-
moore oder auch Brüche genannt) finden sich meist im Bereiche
^aovGoOt^lc
176 Tort
von Flüssen, Bächen oder Landseen and besitzen eine wesentlich
andere Vegetation als die Hochmoore. Sumpfpflanzen und Heide-
pflanzen fehlen. Dagegen finden sich neben einigen Hypnu märten
vorzugsweise sauere Gräser. Der Untergrund ist meist kalkig und
liegt unter der Höhe des Sommer Wasserspiegels. Die Oberfläche ist
horizontal. Die Mächtigkeit ist durchschnittlich geringer als bei
den Hochmooren.
Äußer diesen beiden Hauptgruppen, deren Charakter in der
Regel ganz deutlich ausgeprägt ist, gibt es noch zahlreiche Über-
gänge oder Zwischenglieder.
Nach seinen äußeren Eigenschaften (also ohne Berücksichtigung
seines Vorkommens and seiner botanischen Zusammensetzung) teilt
Karmarsch den Torf in folgende Arten:
A. Rasentorf (Farbe weiß oder gelb).
B. Junger, brauner oder schwarzer Torf
a) Fasertorf,
6) Wurzeltorf,
c) Blättertorf,
d) Holztorf.
C. Alter Torf
a) Erdtorf,
b) Pechtorf.
A. Rasentorf, von graugelber bis gelblichbrauner Farbe,
daher auch weißer oder gelber Toif genannt. Seine Bestand-
teile — nur wenig vermoderte Moose — sind in der weißen, schwam-
migen, sehr elastischen und fein-, aber nicht kurzfaserigen Masse
deutlich zu erkennen. Würze lein Schlüsse kommen in derselben nur
vereinzelt und in kleinen Dimensionen vor.
B. Junger, brauner und schwarzer Torf. Trotz seiner
dunklen Farbe, die ein weiteres Fortschreiten des kohligen Ver-
moderungsprozesses erkennen läßt, sind doch noch die organischen
Elemente, aus denen er besteht, gut zu unterscheiden. Die Unter-
abteilungen dieser Torfsorte charakterisieren sich in folgender Weise:
a) Der Fasertorf scheint durch weitere Zersetzung des Rasen-
torfes entstanden zn sein. Die faserige Struktur blieb hiebei er-
halten, doch wurden die Fasern mürbe und zerxeiblicher, ja teil-
weise sogar in eine fast erdähnliche Masse verwandelt Als weitete
Folge der fortschreitenden Vermoderung wurde die Farbe dunkler,
die Elastizität der nassen Masse jedoch geringer, so daß sie unter
dem Drucke ihres eigenen Gewichtes dichter zusammengepreßt wurde.
6) Andere Sorten bestehen ans kurzfaserigen, manchmal fast
erdigen Massen, welche mehr oder weniger:
^aovGoOt^lc
Torf. 177
a.) mit dicken, hellbraanen, zähen, bastaitig aussehenden Bü-
scheln, die lange Fasern enthalten (Fasertorf), oder
3) mit Warzeln, Halmen und Stengeln verunreinigt sind (War-
zeltorf);
l) zahlreiche vertrocknete oder halb vermoderte Blätter ent-
halten (Blättertorf);
5) mit ziemlich dicken, wenig veränderten holzigen Zweigen,
ja mit ziemlich großen Holzstücken vermengt sind (Holztorf),
C. Alter Torf. Die uraprüngliche organische Struktur ist
nar mehr wenig oder gar nicht erkennbar. Infolge der fortge-
schrittenen Zersetzung ist die faserige Textur in eine erdige über-
gegangen, deren Dichte manchmal so groß ist, daß der Torf in
scharfen Kanten und längs glatten, wachsartig glänzenden Flächen
bricht. Etwa — wenn auch nur selten — noch erkennbare
organische Überreste sind Wurzeln und Stengel. Die Farbe ist
braun bis pechschwarz; seine Festigkeit ist sehr verschieden, so
daß einzelne Sorten leicht zerbröckein, während andere nur schwierig
mit dem Hammer zerbrochen werden können. Hie nach unter-
scheidet man die folgenden Abarten:
a) Erdtorf (wozu auch der Bagger- oder Sumpf torf gehört)
mit erdiger Textur, matter und rauher Bruchfläcbe, und ganz oder
doch fast ganz ohne Fasern.
b) Pechtorf, dicht, schwer, fest, mit glatten Bruchflächen
und scharfeckigen Bruchstücken.
Die mittlere Zusammensetzung des Torfes wird wie folgt an-
BMlaadteUe
WBbBkj«)
Schwack-
büfer")
Schee-
Mar-
• iUj"')
Knapp*")
Kohlenstoff .
Wasserstoff.
Sauerstoff. .
Stickstoff. .
Wasser . . .
Asche ....
49-6— 63-9
4-7— 6-8
28-6— 441
00- 2-6
50—60
5— 6
30-36
1— 2
10-20
5-10
450
4-7
25-3
260
60—64
7— 6
)43-40t)
6910
6-83
} 3616
Ferstel hat folgende vollständige Analyse eines Torfes von
St. Wolfgang in Oberösterreich veröffentlicht:
') lufttrocken.
**) lufttrocken.
***) wEUser- and ucheofi«!.
t) mit 1 big 2% Stickstoff.
Jüptnar, Cham. TsiAnalogla d. En«
^aovGoOt^lc
I, Im Wasser lösliche Bestandteile:
a) Organ. Bestandteile mit Ämmoniakspiiren
b) Unorgan. Bestandteile
CaSO^ 04%^
Naa 001"/o
Mga, ooio/(,
Feg 0, 0-05% ( ■ ■
AljO, 001%
SiO, 0-03% J
II. In Salzsäure läsliche Bestandtei
ä) Organ. Beatandteile mit Ammoniakepnren
b) Unorgan. Bestandteile
P,Os l-OT'lo
CaO VOb%
MgO 0-30%
Fe,Os OI27o
MnO 0047o
AljO, 0-317o
SiOg 006\
l-507o ]
0-16«/(, )
ile:
0-13%i
2-947o ;
1-66''/^
3-07%
HI. In Was a
a) Organisehe
r und Salzsäure anlösliche Bestandteile.
Humusaäure. . . 22'60''/o >
Humuskohle . . 34'70°/o
Harz 4-107o . . 82-02''/o ,
Wachs l-407o
Pflanzenfasern . . 16-22% > j
b) Unorganische 0'29*/o 1
c) Wasser 14-05% I
6-81%
Summe 101-54%
Der Aschengehalt verschiedener Torfsorten ist ein sehr
variierender; er schwankt etwa zwischen 1% und 507o- Die Asche
besteht durchschnittlich aus:
Sand und Ton (mechanisch beibemengt) 5% — 70%
Kieselsäure (von kieselsäurehaltigen Pflanzen). , . . 1% — 30%
Kalk (teils an CO^, teils an H^SO^ gebunden) . . . 10% — 50%
Eisenoxyd .bis 507o
Chlor und Alkalien sind in geringer Menge vorhanden; der
Phosphorsäuregehalt kann unter Umständen bis über 6% steigen,
und daher für manche Zwecke unangenehm werden. Auch der
Schwefelsäuregehalt kann bedeutend sein.
^aovGoOt^lc
Torf. 179
Das spezißsche Gewicht des lufttrockenen Torfes variiert je nach
seiner Struktur und dem Aschengehalte bedeutend. Karmarsch
gibt folgende Zahlen:
Rasentorf 0-113 bis 0263
junger brauner Torf . . . 0240 „ 0676
Erdtorf 0-410 „ 0902
Pechtorf 0639 „ 1-039
Aufbereitung (mechanische Reinigung) erhöht das spezi-
fische Gewicht bedeutend, so daß es auf 1'3 bis 1*4 steigen kann.
Torf ist leicht entzündlich, u. zw. um so leichter, je weniger
dicht er ist. Der Entflammungspunkt sehr poröser Sorten liegt bei
200° C. Beim Verbrennen gibt er eine lange, stark rußende Flamme,
Der HeizefFekt des Torfes wird wie folgt angegeben (ans der
Angabe in Teilen reinem Kohlenstoff in Kalorieen umgerechnet):
Torf mit 30''/o Wasser und 107(, Äsche . . . . 2090 Scheerer
„ „ 25% „ ohne „ .... 3800 „
„ „ 0% „ „ 15% „ .... 4440 „
7, « 0% „ „ 0% „ . . . . 5250
trockener Torf ohne Äsche 5250 Tunner
„ „ mit i% Asche 5090 „
„ „ 12% „ 4686 „
„ „ , 30% „ 3636 „
Torf mit 25% Wasser 3800 „
„ „ 30»/,, „ 3313 „
„ „ 50% „ 2182 „
Infolge seines geringen spezifischen Gewichtes, sowie seines oft
großen Wasser- und Aschengehaltes, welche seinen Transport sehr
kostspielig machen, sowie wegen großer Verschiedenheit in seiner
Güte, findet der Torf nur lokal als Brennmaterial Verwendung,
doch ist dieselbe (z. B. in der norddeutschen Tiefebene) nicht
unbedeutend.
In neuerer Zeit wird der Torf jedoch als Desinfektionsmittel
(Torfmull oder Torfstreu) und zur Anfertigung von Geweben
Torfgewinnung.
Die verschiedenen Gewinnungearten des Torfes lassen sich am
einfachsten schematisch darstellen.
1. Stichtorf. Torf von genügender Konsistenz wird einfach
mittels des „Torfeisens" (eine Art Stechschanfel) oder „Stech-
spaten" oder mit geeigneten Maschinen in ziegeiförmigen Stücken
ausgestochen. Man unterscheidet:
^aovGoOt^lc
180 Torf.
ff) Torfstich mit der Hand:
a) Horizontaler Stich (die Torfziegel werden liegend
auagestochen).
ß) Vertikaler Sticli,(die Torfziegel werden auf der Stirn-
Säche stehend ausgestochen).
b) Torfstich mit Stechmaschinen (z. B. die Stech-
maschinen von Brosowsky, die Torfstechschiffe von E. v.
Diesbach und von Hodge).
NB. Der so gewonnene Torf wird in Haufen, auf Hiefeln
oder auf Stellagen, teilweise auch mit künstlicher Wärme
(Darren) getrocknet.
2. Modeltorf (Streich- oder Baggertorf). Zu erdiger (trok-
kener) oder zti schlammiger (nasser) Torf kann, zufolge seiner
geringen Konsistenz, nicht ausgestochen werden. Hat derselbe die
erforderliche Konsistenz, so wird er direkt, sonst nach vorher-
gehendem Befeuchten (in Netzkäaten- oder Graben) oder Ent-
wässern (in Sammelbehältern oder auf trockener Erde)
geformt, was in folgender Art geschieht:
a) Die feuchte Torfmasse wird auf geebnetem und mit einem
Bord von Brettern versehenen Boden aasgebreitet, wo sie durch Ver-
dunstung, Einsickern des Wassers in den Boden, durch Stampfen,
Schlagen, Treten, etc. hinreichende Konsistenz gewinnt, worauf die
Bretterwand entfernt und die Masse mittels scharfer Messer zu
regelmäßigen Ziegeln zerschnitten wird (Holland, Bayern, Salzburg,
Bremen),
b) Die von oben komprimirte Masse wird in Formen geschlagen:
a) welche für je nur einen Ziegel bestimmt sind (Schlagtorf),
0) welche aus gitterartig abgeteilten Holzrahmen bestehen,
also gleichzeitig mehrere Ziegel aufnehmen (Model torf).
3. Maschinentorf.
ü) Ohne Pressung (eigentlicher Maschinentorf). Der Torf
wird mittels Stechmaschinen, Schnecken, Bagger maschinen oder
Dampfpflügen gewonnen, in Ziegel geformt und getrocknet. Um
einen dichteren Torf zu erhalten, wird der Roh torf anter Wasser-
zuflaß mit Messerwalzen zerrissen, gesiebt und in einem Bassin
absitzen gelassen, uus welchem man ihn in einigen T^en in Ziegel-
form aussticht (Schlämmtorf).
b) Mit Pressung (Preßtorf).
o) Mit Trockenpressung. Das aus entwässerten Mooren
durch Pflügen erhaltene Torfklein wird gesieht, in der Wärme
getrocknet and in einer kräftig wirkenden Ziegelpresse geformt.
Derartiger Torf zerfällt jedoch im Feuer und ist wegen des Trock-
nens teuer.
^aovGoOt^lc
Torf. 181
ß)Mit Naßpressung, wobei das Wasser größtenteils
durch Drnck entfernt wird.
Ähnlich wie bei der BanziegelfabrikatioD hat man auch hier
verschiedene Prinzipien bei der Konstruktion der Formmaschinen
angewendet, auf welche hier einzugehen uns zu weit führen würde.
Sehr zweckmäßig, wenn auch wenig gebräuchlich, sind Torf-
kugeln, da hiedurch die gleichförmige Beschickung des Rostes weit
leichter gelingt als mit Ziegeln und das oftmalige Nach schüren
erspart wird.
Analysen einiger trockener Torfsorten:
^aovGoOt^lc
ElguucbatlBD
Scbopflodi,
Württemberg
Smdelfing«n,
Wüittemberg
Baden
Berlin, Harelnifr
dm
1-46 36-21
0-67 26-87
bis bis
6-33? 49-01
Beiliii,HaTaliiie-
Hamborg, Moor
Grunewald . . .
Hmz
Eispelmi
NeoBtadter Hütte
UontBiigec
Kolbennoor
Schweiz .
85|35
31-64
28-56
28-56
U5-5(
3-3210-31
1S-6917-1I
20-2815-7!
4-ail5-
7-87|28-17i
6-02
JFBtergei
lehw«, dicht,
bniin
leloht, lockBi
Xn. Kapitel.
Braunkohlen.
Die Braunkohle bildet die nächste Stufe des kohligen Ver-
moderungsprozesses und entstand meist durch Umwandlung harz-
reicher Pflanzen (in den älteren Schichten hauptsächlich Nadel-
hölzer, Palmen und Zypressen; später Laabhölzer).
Sie hat ein spezifisches Gewicht Ton 0'8 bis 1-8 (bei sehr
aschenreichen Kohlen) gewöhnlich aber von 1-2 bis 1*5. Die Farbe
^aovGoOt^lc
Braankohlen. 183
ist sehr verschieden, der Strich meist braun. An der Laft nimmt
sie leicht SauerstoflF auf und gibt Kohlensaure ab, wodurch, infolge
des Kohlenstoff Verlustes, ihr Brennwert kleiner wird, anderseits
aber eine Erwärmung derselben stattfindet, die bei größeren Haufen
sogar zur Selbstentzündung führen kann.
Die Braunkohlen kommen nicht vor der Tertiärperiode vor.
Die in den Kohlenlagern auftretenden Gase bestehen bei Braun-
kohlen meist aus Kohlensäure (nicht aus Kohlenwasserstoffen, wie
bei den Steinkohlen). Zitowich fand einige dieser Gase wie folgt
In böhmisclien Patent- In e
rdigen Kohlen
Braunkohlen : mind
erer Qtlalität:
Kohlensäure. .
. . . 8966
82-40
83-99
Kohlenoxyd , .
. . . 1-80
3-00
104
Stickstoff. . .
. . . 8-03
14-15
14-91
Sauerstoff. . .
. . . 0-51
0-45
0-65
Summe .
. . . lOO-OO 10000
100-59
Gase aus:
JuHus-Schacht in
Rossitzer
Braunkohle v.
Brüx
Kohle
Habichtswald
Kohlensäure .
37-62 3513
31
91
Kohlen Oxyd .
— —
—
9
Methan . . .
3334 3606
30
—
StickstoflF . .
2904 28-81
20
—
Sauerstoff . .
— —
—
—
C,H, ....
_ —
19
—
Beobachter :
Östert. Schlagwetter
Dr. Brook
Dr. Brook-
Kommission.
mann.
mann.
Während man die Braunkohlen früher gewöhnlich in
Lignite oder faserige Braunkohlen,
erdige Braunkohlen, und
muschelige Braunkohlen
einteilte, hat Zinken folgende Einteilung empfohlen:
1, Gemeine Braunkohle, derb, mehr oder weniger fest
und dicht; mit dichtem, bis ins Erdige übergehendem, ebenem bis
flach muscheligem, mattem oder schwach schimmerndem Brache,
hellbraaner bis schwarzbrauner Farbe und hellglänzendem Strich.
Sie vermittelt den Übergang von Erdkohle in Pechkohle und
erfolgt beim Abbau als Stückkohle, als kleinere Knorpel-
kohle und als Grus oder Gries (Grob-, Mittel- und Feic-
Gries).
2. Erdige Braunkohle. Mehr oder weniger leicht zer-
brechlich, hell- bis dunkelbraun, von mattem und unebenem Bruche,
^aovGoOt^lc
Ig4 BraaDkalileii.
rauh anzufahlea und ohne alle organische Struktor. Die hellen
Sorten geben eine längere, die dunkleren eine kürzere, aber inten-
sivere Flamme. Als Varietäten gelten:
o) Seh wehlkoble, zur Destillation verwendet.
b) Schmierkolile, in der Provinz Sachsen zu Kohlensteinen
dienend,
c) Aschengrund, bei Köln als Düngmaterial benutzt.
d) Kolnische Umbra oder kölnische Erde, statt der
echten oder türkischen Umbra als Farbe verwendet.
e) Rußkohle, in Böhmen.
3. Lignit oder faserige Braunkohle. Mehr oder weniger
fossile Holzmassen, gelb bis dunkelbraun, Härte = 1 — 2 (Mobs' sehe
Skala), spezifisches Gewicht 0'5 bis 1'4, Bruch dem Charakter des
Holzes entsprechend. Varietäten:
a) Bast kohle.
b) Nadelkohle.
4. Sc h i e f er k h 1 e. Schiefrig, dicht, bräunlichschwarz bis
schwarz.
5. Fapierkohle. Dünne, biegsame Lagen von grauer bis
dunkelbrauner Farbe.
6. Blattkoble. Aus seh)- dünnen, übereinander liegenden
Pfianzenblättern gebildet.
7. Schilfkohle. Schilfarfige, längsgestreifte Partien, band-
artige Lagen bildend.
8. Moorkoble. Derb, ohne Holztextar, von ebenem bis un-
ebenem und flachmuscheligem Bruche und zum Teile dickschiefrig ;
meist locker, schwammig und zerbrechlich; dunkelbraun bis pech-
schwarz. Spezifisches Gewicht ^ 1'2 bis IS. Meist Begleiter der
Lignitablagerungen und in deren unteren Partien oder Zwischen-
räumen abgesetzt.
9. Pechkohle. Derb,*spröde bis zähe, selten sehr fest, schwarz-
braun bis pechschwarz; pech-, wachs- oder schwach fettglänzend;
Strich braun, Bruch unvollkommen bis flach muschelig; Härte 2'3 ;
spezifisches Gewicht V2 bis 1'3; findet sich in der Nähe eruptiver
feurigflüssig gewesener Gesteinsmassen.
10. Glanzkohle. Derb, vollkommen muschelig, dunkelschwarz
und stark glänzend. Die festeste und härteste Sorte. Härte ^ 2'5
bis 3"0; spezifisches Gewicht = V2 bis l'ö.
11. Gsgat (vom Flusse Gages in Licien). Dicht, vollkommen
muschelig, samt- oder pechschwarz. So fest und wenig spröde,
daß er sich gut zu Schmucksachen bearbeiten läßt. (Jet oder
Jayet).
^aovGoOt^lc
BranulEohlMi. Ig5
12. Stengelige Braunkohle. Mit stengeliger Absonderung,
braun, etwas fester als gemeine Braunkohle, sonst von ähnlicher
BescbafEenheit.
Die durchschnittliche ZuBammensetzang der Braunkohlen
mittlerer bis guter Qualität laßt sich etwa wie folgt angeben :
Kohlenstoff 50 bis 65%
disp. Wasserstoff 1 „ 2%
chemisch geb. Wasser .... 20 „ SO^/o
hygroskop. Wasser 10 „ 25*/o
Asche 6 „ 10%
Ihr Stickstoffgehalt erreicht selten 1%,
Der Wassergehalt ist sehr verschieden; er beträgt bei
frisch geförderter Kohle 30 bis 407t,,
ja manchmal bis 60%,
bei lufttrockenen Kohlen 10 bis 30%,
und bei 100" vollständig getrocknete Kohlen nehmen
an der Luft rasch etwa 10» l^Vo
Feuchtigkeit auf.
Der Aschengehalt schwankt zwischen 1 und über 50% ; auch
enthalten sie meist 1 — 2%, manchmal auch mehr, an Eisen ge-
bundenen (sogenannten schädlichen oder verbrennlichen)
Schwefel.
Der organische Anteil der Braankohlen besteht größtenteils
aus Ulminsäure, Hamussubstanzen und harzigen Produkten. Im
übrigen sind die Braunkohlen, selbst aus einem und demselben
Flöz stammend, sehr verschieden zusammengesetzt.
Die nachfolgende Tabelle bringt die Zusammensetzung einiger
Braunkohlensorten zur Ansicht.
Die Braunkohlen spielen namentlich in Österreich eine hervor-
ragende Rolle als Brennmaterial. Die folgende Tabelle gibt die
Zusammensetzung und den Brennwert verschiedener Braonkohlen-
sorten nach Ländern geordnet:
^aovGoOt^lc
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1
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D.qil.zMBlG001^le
Bronnkoble.
Wie aua vorstehender Zusammenstellung ersichtlich, unterliegt die
Zusammensetzung der Braunkohle von einem und demselben Fundorte
beträchtlichen Schwankungen, Dies erschwert die Erlangung einer ge-
nauen Durchschnitts probe für die Untersuchung wesentlich. Um zu er-
mitteln, welche Ungleichheiten in der Zusammensetzung eines ein-
zigen Stückes Braunkohle auftreten, hat der Verfasser*) von einem
etwa faustgroßen Stück Fohnsdorfer Stückkohle eine Reihe von
Proben abgeschlagen und untersucht. Es ergab sich hiebei:
Nr.
der
Probe
H,o bjgr.
7.
Oa^ebigkeit
7.
RUekBtaud
7.
Aacbe
7o
1
2
3
4
6
6
7
8
8-49
802
7-77
7-63
687
913
817
7-24
28-67
2907
27-96
28-41
31-67
29-76
2881
31-90
63-86
5367
64-79
64-16
5231
63-27
53-21
51-64
9-09
9-34
949
981
9-16
9-94
9-81
9-32
Mittel
7-91
29-62
63-33
,9-37
Eine andere Reihe von Proben vom selben Stücke ergab :
Oewicht des
Zur Verbrennting von
1 kg des BreaoetDffea
Probe
theoretiecb erforder-
"'"""°°
direkt ermittalt
pr. 1 g Brena-
stoff
1
1-00
21-98
21-98
6990
2
1-00
22-31
22-31
7246
3
5-00
110-30
22-06
7062
4
6-00
109-38
21-88
6910
6
5-00
111-59
22796
7252
6
6-00
11136
22-68
7216
7
6-00
111-68
22-34
7269
8
5-00
116-42
23-08
7841
9
5-0O
110-09
22-02
7021
10
5-00
112-62
22-50
1-7893
Mittel
-
-
22-3645
1
72189
*) Jilptner: Fartscliritte im Eiaenbllttaalaboratorium II, p. '.
JflptnfiT, Oh«m- TAohnolc»g]fl d, Ennston. I.
sasiGoOi^le
194 Steinkohlen und Anthraait.
Da füt manclie Zwecke auch die Kenntnis der Aschenza-
sammensetzung wichtig ist, mögen noch einige Brannkohlenascben-
analysen mitgefeilt werden :
Kohlen-
WKhe
Ton
1
1
1
i
&
il
J
11
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MnO
Mn,0,
OnO
MgO
K,0
Nii,0
Chlor
312
9-17
29-50
32-18
20-66
2-16
0-99
1-72
17-27
33-83
11-57
5-57
23-67
2-68
1-90
20-67
15-45
13-62
1-23
46-60
1-67
1-86
36-01
12-36
23-7
5-06
1-13
16-62
3-64
2-38
0-38
1-55
20-6
30-3
li-7
181
100
3-4
1-9
2-88
0-23
Spnr
14-62
39-28
7-43
3415
0-94
j 0-47
13-47
0-13
17-47
5-32
16-96
19-86
16-67
0-38
jll-71
2-62
0-15
1086
12-17
45-44
2-35
16-60
Spur
1 9-91
Somme
99-40
96-39
100-00
101-81
98-9
lOOOO
100-00
100-00
Xm. Kapitel.
Steinkohlen nnd Anthrazit
A. Steinkohle.
Die älteren fossilen Kohlen, welche gewöhnlich Steinkohlen
genannt werden, sind meist von schwarzer Farbe, besitzen lebhaften
Glanz, und lassen mit freiem Auge keinerlei organische Struktur
mehr bemerken. Doch lassen sich auch bei ihnen, wie Gümbel
zuerst gezeigt hat, mittels des Mikroskopes noch pflanzliche Gewebe-
teile erkennen. Ihr Bruch ist verschieden. Sie haben geringe
Härte, aber große Sprödigkeit.
*) Mittel ans drei Jahren. Hiezu ^hOren die frllheT mitgeiaillen Analjaen.
*•) PlUB EiSBQOXjd.
^aovGoOt^lc
1 Anthnudt. 195
Bei der trockenen Destillation geben sie mehr festen Rückstand
nnd weniger Waesei aU die vorigen ; anch liegt ihre Entzündnngs-
temperatui höher.
Sie kommen in der Steinkohlenformation, sowie im
Keuper, Jnra und in der Kreide vor.
Die große technische Wichtigkeit der Steinkohlen hat schon
frühzeitig das Bedürfnis wachgerufen, sie in Gruppen zu teilen^
und so sind manche verschiedene Einteilungen entstanden, von denen
hier nur die wichtigsten aufgeführt werden sollen,
Schondorf legte seiner Einteilnng das Verhalten beim Ver-
koken zu Grunde und unterscheidet :
i Oberall oder doch bis
zum Eande locker. I. Sandkohle
fest gesintert, in der
Mitte locker .... IT. gesinterte Sandkohle
überall fest gesintert . III. Sinterkohle
Koke gran und fest, knospenartig i
aufbrechend IV. backende Sinterkohle
Koke glatt, metallglänzend, fest. . V.Backkohle.
Unter Berücksichtigang der Flammbarkeit stellte der verstorbene
Professor an der Ecole des Mines in Paris, Grüner, ein gebürtiger
Elsässer, folgende Klassifikation auf:
I. Langflammige Sandkohlen (oder gasreiche Sand-
kohlen genannt) als Flammenofenkohlen und Gaskohlen minderer
Beschaffenheit (wegen des schwächeren Leuchtens der Flamme)
verwendbar. Sie brennen mit langer, rauchender Flamme,
werden beim Erhitzen rissig oder zerfallen ohne zu backen
(Sandkohlen). Zusammensetzung der Kohlensubstanz ;
C =75 — 807o
H = 5-5— 4-5%
+ N=19-5 — 15-5»/o
(Es verhält sich (0 + N): H = 3 bis 4 zu 1.)
Sie liefern bei der trockenen Destillation 50 bis 607o sandige
bis leicht gesinterte Koke, verdampfen die 6'7 bis 7'5fache Menge
Wasser und entwickeln 8000 bis 8500 Kalorieen.
(Hieher gehört auch die Kußkohle mit faseriger Struktur
und sehr geringem — 37© — Wasserstoffgehalte.)
II. Langflammige Backkohlen (langflammige Fett-
kohlen, Gaskohlen, gasreiche Sinter- und Backkohlen)
als Flammkohlen vorzugsweise verwendbar, ebenso als Gaskohlen ;
weniger brauchbar als Kokekohlen, obwohl durch Anwendung ge-
eigneter Öfen sich Koke von mittlerer Qualität daraus erzeugen
^aovGoOt^lc
igg Stdukoblen nnd Anthnzlt.
Ittssen. Sie brennen mit langer, ranchen der Flamme, erweichen
aber beim Erhitzen und fritten znsammen. (Übergänge zwischen
dieser nnd der vorigen Gattung heiOen Sinterkohlen.)
ZasammenBetzung der Kohlensubstaoz :
C =80 —Sb%
H =5-8— 5%
+ N= 14-2 — W/o
(Es verhält sich (0 + N) : H = 2 bis 3 zu 1.)
Eoker&ckstand bei der trockenen Destillation 60 bis 68 "/o
(Eoke vollkommen gesintert, nicht gebacken). Sie verdampfen das
7-6- bis 8'3fache Gewicht Wasser und entwickeln 8500 bis 8800
Ealorieen.
m. Eigentliche Backkohlen (mittelflammige Fett-
kohlen, Schmiedekohle n, Eßkohlen, Fettkohlen) als
Gaskohlen, Flammofen- und Kokekohlen ausgezeichnet brauchbar.
Brennen mit weniger rauchender und glänzenderer Flamme als die
vorigen Sorten, schmelzen beim Erhitzen und backen zu festen
Massen zusammen.
Zusammensetzung der Kohlensubstanz :
C = 84 — 897o
H =5— 6-5"/o
0-|-N=ll— b-b%
Kokerückstand bei der trockenen Destillation 68 bis 74*/o.
Die Koke ist geschmolzen, mehr oder minder aufgebläht. Sie ver-
dampfen ihr 84- bis 9'2faches Gewicht Wasser und entwickeln
8800 bis 9300 Kalorieen.
IV. Kurzflammige Back- oder Fettkohlen (Koke-
kohlen, gasarme, ältere Back- und Sinterkohlen). Best«
Kokekohlen, aber auch zu anderen Heizungen, z. B. zu Kessel-
feuerungen zu gebrauchen. Schwer entzündlich, mit stark leuch-
tender, kurzer, wenig rauchender Flamme verbrennend;
beim Erhitzen wenig backend.
Zusammensetzung der Kohlensubstanz :
C =88 —91«/«
H =5-5— i-b%
+ N= 6-5 — 4-57o
1 — 5 — ^ = nahezu ij*
^aovGoOt^lc
SteiskoUen nnd AnthraEit.
197
Kokerückstand bei der trockenen Destillation 74 bis 82°!^, die
Koke ist geschmolzen, kompakt bis gesintert ; die KoMen verdampfen
ihr 9'2- bis lOfaches Gewicht Wasser und entwickeln 9300 bis
9600 Kalorieen.
V. Anthrazitische Kohlen (gaearme, magere Kohlen,
ältere Sandkohlen). Vorzüglich brauchbar als Schachtofen-
kohlen, sobald sie im Feuer nicht zerfallen, als Hausbrandkohlen
und als Keaselkohlen. Zum Verkoken für sich nicht geeignet, und
auch in Mischung schwer zu benützen. Schwer entzündlich ;
brennen mit kurzer, bald verschwindender, kaum rau-
chender Flamme. Beim Erhitzen wenig backend und oft zu
Pulver zerfallend.
Zusammensetzung der Kohlensubstanz :
C = 90 — 93%
H =4-5— 4%
0-J-N= 5-5- 3%
Ruckstand bei der trockenen Destillation 82 bis 90% ^on
leicht gesinterter, meist sandiger Beschaffenheit. Die Kohlen ver-
dampfen ihr 9- bis 9'5faehes Gewicht Wasser und geben 9200 bis
9500 Kalorieen.
Ganz ähnlich ist die nahezu gleichzeitig und unabhängig vom
vorigen von Spezialdirektor Hilt in Kohlscheid aufgestellte Klassi-
fikation der Steinkohlen, die eich folgendermaßen charakterisiert:
Bestimmt man nämlich das Gewichtsverhältnis zwischen den
flüchtigen Bestandteilen und der bei IOC* getrockneten, aschenfreien
Koke, so ergibt sich :
Kohlenart
Vechaltolfl zwiBcheD
dem aschenfreien
EUctslande u. den
flucht. Bestandteilen
I.
n.
m
lY.
V.
VI.
Anthrazit und Magerkohle
Gasarme (halbfette) Sintorkc
Fett- oder Backkohle
Backende Gaskohle
Gasreiche Sinterkohle
Gasreiche Sandkohle
hie
1
1
1
1
1
1
20 bis 1
9 . X
6-6 , 1
2 » 1
1-5 „ 1
1-25, 1
9
5-5
2
1-6
1-25
111
Drückt man den Gebalt an Süchtigen Bestandteilen in Prozenten
der aschenfreien Koke aus, so erhält man folgende Übersicht:
^aovGoOt^lc
Strinkohleit vmä Anthnult.
Koklenart
flüchtige
Bestandteile
I. Anthrazit und Magerkohle
n. Halbfette KoUe
m. Fett- oder Backkohle
IV. Backende Gaskohle
V. Gasreiche Sinterkohle
VI. , Sandkohle
5 bis 107,
10 , 15-57o
15-6 , 3337,
33-3 . 407,
40 „ 44-47,
44-4 , 487,
Peters stellt folgende Einteilang anf:
Laagflamisi^ Kohlen
unteraile
Vlamm-
koMa
backende
Flamm-
kohle
Enrzflamniige Kohlen
Mittlere ZneammensetEluig des organiachen Anteilea:
C
H
O+N
13-87
83-36
6-39
11-25
8479 89-02
6-16 6-07
10-05 5-91
90-75
4-64
4-71
91-91
4-04
405
DurchachnitUichea theoretisches AoabriiigaD an Koke:
66% I 657o 1 75% II 8ü«/o | 86% j 907o
DuTchscbDitll. theoretischer Heizetfekt ües organ. Anteilea:
14-38 I 15-05 I 15-22 || 16-12 | 16-22 | 16-05
a und f sind mager,
b „ e „ sinternd,
c „ d „ backend,
a bis e eignen sich für Dampfkesselfeaerungeiij Pnddel- und
Schweißofenbetrieb, Hausbrand, u. s. w.
f als Gruskohle für Ziegel- und Kalkbrennerei und Haus-
brand, als Stückkohle für Kesselfeuerungen und Hochofenbetrieb.
Dr. E. Muck hat seine Einteilung auf einfache Laboratorinm-
vsrsuche gegründet.
Erhitzt man kleine Mengen fein gepulverter Kohle (etwa ein
Teelöffel voU) rasch und stark in einem gut leitenden, dünn-
wandigen und bedeckten Metallgefäß (am besten in einem Platin-
tiegel), bis am Deckeliande keine Flamme mehr sichtbar ist, und
stürzt die erkalteten Bückstände heraus, so findet man dieselben
^aovGoOt^lc
Steinkohlen nnd Anthrmit 199
je nach der Eohlenart wie folgt beschaffen:
Pulverig, wie das angewendeteKohlen-
pulver aussehend I. Sandkohle,
Etwas gesintert, d. h. zum Teile noch
pulverig II, gesinterteSandkohle,
Gesintert, aber nichl^ufgebläht, einem
nicht aufgegangenen Kuchen
gleichend III. Sinterkohle.
Gesintert und etwas aufgebläht, einem
wohlgeratenen Brotlaib glei-
chend , IV.backende Sinterkohle.
Vollkommen geschmolzen und stark
aufgebläht, einer Kartoffel ähn-
lich gestaltet V.Backkohle.
n ist ein Übergang zwischen I und III, IV bildet den Über-
gang zwischen m und Y. Als Hauptgattungen gelten also I, m und V.
Gerade so, wie im kleinen, verhalten sich die fünf Kohlen-
sorten auch im großen, so daß sich nur V und allenfalls IV, da-
gegen kaum mehr III zur Kokefabrikation und für Schmiede-
feuerungen eignen. Die anderen mageren Sorten d^egen nicht.
Beim Erhitzen unter Luftzutritt, vrie bei der Rostfeuerung,
erfolgt bei I, II und III gar keine Schmelzung mehr, bei IV und
Y jedoch meist noch so -sehr, daß beim Verheizen ein störendes
Verstopfen der Rostfugen eintritt und somit nur I, II und III als
eigentliche Kessel-, Ziegel- und Hausbrandkohle gelten können.
Wenn man gut schmelzbare (backende) Kohlen (IQ und lY), an-
statt rasch, allmählich erhitzt, so schmelzen sie nicht mehr ordent-
lich und der erhaltene Kokeriickstand ist dann sehr unansehnlich
(rußachwarz) und sehr stark aufgebläht. Dasselbe findet auch statt,
wenn die Erhitzung zwar genügend stark, aber nicht bei hin-
reichend abgehaltenem Luftzutritt erfolgt. Es rührt dies daher, daß
die schmelzbare Kohlensubstanz beim langen Erhitzen durch teil-
weise Entgasung und bei reichlichem Luftzutritt durch Oxydation
teilweise zerstört wird.
Erhitzt man backende Kohlen längere Zeit gelinde an offener
Luft (auf etwa 300"), so backen sie bei nachheriger starker Er-
hitzung gar nicht mehr.
Je nachdem man die Kohlenproben stark (Normalptobe)
oder schwach erhitzt (Blähprobe), zeigt die Koke verschiedenes
Volum und verschiedene Farbe. Das Volum ist bei starkem
Erhitzen im allgemeinen kleiner als bei schwachem Erhitzen. Die
Farbe ist bei der Normalprobe 'stets mehr oder weniger
glänzend silberweiß, bei der Blähprobe hingegen schwarz und
^aovGoOt^lc
200
Steinkohlen und Anthrazit.
wenig oder gar nicht glänzend. Dieselben Eracheinangen treten auch
in den Kokeöfen, je nach dem heißen oder kalten Ofengange ein.
Berücksichtigt man außer der Beschaffenheit der Verkokungs-
rückstände auch noch den Schmelzbarkeitsgrad und die Flamm-
barkeit der Kohle, so kann man nach Dr. Muck (für Westfalen)
folgende Klassifikation aufstellen: •
Elementarznsammen-
Bezeichnung der rSSiSS
Gattungen in %
KokG-
ana-
beute
7.
u. Äosaehen der
Koke
Speii-
fiachea
Ge-
wicht
C
H O
I-TrocltoneStein- 76
kohUD mit Un- bU
KorPUmme 80
ILFottoSteUkoh- „.
GaBkohlen ^*
ILLEigentl. fette 84
Kohlen oder bU
Schmiedekohlen 89
IV.Fette Steinkoh- „.
Un mit kurzer «f^
Flamme oder l''
Kokekohlen ^^
V. Magere oder an- 90
thrasitiacbe bis
Steinkohlen 93
5-&
big
4-E
5-8
bis
5-0
5-0
bie
b'S
5-5
bix
4-5
4-B
bU
4'0
19-6
bia
160
142
bis
100
11-0
bis
5-6
6-5
bis
6-5
5-5
bis
3-0
50
bia
60
80
bis
68
bia
74
74
hU
82
88
bis
90
pnlverßrmiK od.
aammenge&ittet
geschmolzen,
aber stark ler-
klUftet
geBchmolzen bis
mittelmäßig
^geschmolzen, sehr
kompakt, wenig
Eerhlüftet
gefrittet oder
palvorfltimjg
126
1-28
bis
13
1-3
1-3
bia
1-3&
1-36
bis
Aus Vorstehendem ergibt sich, daß im allgemeinen ein Zu-
sammenhang zwischen den Eigenschaften der Kohle und ihrer che-
mischen Zusammensetzung besteht. Jedoch kommen auch Fälle von
Isomerie vor, d. h. Fälle, wo Kohlen von fast gleicher chemischer
Zusammensetzung ein sehr verschiedenes Verhalten in der Hitze zeigen.
Vorkommen
Znaammensetzung d.
trockenen o. aschen-
freien Kohle in %
Art der Koke
C
H
O+N
Zwickau, Sachsen ....
Zeche Alma, FlSz 4, West-
falen
Zeeha PrfiadeDt, Dicke-
bank, Westfalen . , .
82'34
8S-B9
87-47
87-79
4-73
4-70
503
4-78
12-93
I2-6&
7-50
7-24
66-43
77-39
75-80
77-60
sandig
gebacken
geblfiht
sasiGoOi^le
Steinkohlen ond Anthruit. 201
Die Kohlenlager sind nun keineswegs homogen und lassen
sich in denselben hauptsächlich folgende verschiedene Gemengteile
unterscheiden :
1. Glanzkohle ist tief schwarz, meist sehr spröde, hat leb-
haften Glaaglanz und ist in senkrecht zur Schichtenebene liegenden
sehr ebenen Flächen vorzüglich spaltbar.
2. Mattkohle hingegen hat bräunliche bis grausehwarze
Farbe, geringen Glanz, iat jedoch viel fester und weniger spröde.
Sie ist weit leichter als erstere. Überdies hat sie gar keine (be-
stimmte) Spaltbarkeit, unebenen bis muscheligen Bruch, und gibt
beim Anschlagen einen holzartigen Klang.
Aus Glanzkohle allein besteht die magere Sand- und Sinter-
kohle, die halbfette und meist auch die Fett- und Koke-
kohle, wäiirend die Gas- und Flammkohle aus abwechselnden
Schichten von Glanz- und Mattkohle bestehen. Die Mattkohle
kommt für sich allein nicht vor. Enthält sie jedoch nor unbe-
deutende Glanzkohlen streifen, so heißt sie Kannelkohle.
Nachdem die Glanzkohle in sämtlichen Kohlenarten auftritt,
ist es selbstverständlich, daß sie die verschiedenste Zusammen-
setzung und jeden Schmelzbarkeitsgrad besitzen kann. Anderseits
iat die Mattkohle im Vergleiche mit der gemeinschaftlich mit ihr
auftretenden Glanzkohle meistens aschen-, immer aber wasserstoff-
reicher, also auch gasgiebiger als die Glanzkohle.
3. Sehr verbreitet und in allen Partien der Flöze vorkommend
ist die Faserkohle. Sie bildet meist ganz dünne Lagen und
gleicht außerordentlich der Holzkohle, weshalb sie auch „mine-
ralische Holzkohle" genannt wird. Sie ist unschmelzbar und
gibt wenig Süchtige Bestandteile ab, kann daher sowohl bei der
Koke-, als bei der Gaserzeugung störend wirken,
4. Brandschiefer endlich sind von Kohlensubstanz durch-
drungene Tonschiefer und sehen oftmals Matt- oder Kannelkohle
zum Verwechseln ähnlich. Die Kohlensubstanz der Brandschiefer ist
in der Regel sehr waaserstoffreich.
Der Wassergehalt der frisch geförderten Kohle (Gruben-
feuchtigkeit) ist sehr verschieden, aber geringer als bei Braun-
kohle und Torf. Im lufttrockenen Zustande enthalten sie 2 bis 4''/o,
höchstens aber S^/q Wasser. Der Aschengehalt schwankt sehr —
etwa zwischen 2% und mehr als 20%.
Für manche, namentlich metallurgische Zwecke ist die Zu-
sammensetzung der Kohlenasche zu berücksichtigen. Namentlich
kann ein beträchtlicher Schwefel- und Phosphorgehalt schädlich
wirken.
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SteinkoU«!) VCoA Anthnut.
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D.qil.zMBlG001^le
Stein koblcD und Anlhraüt
^aovGoOt^lc
Steinkohlen und Anthruit,
211
Bei hohen Aschengehalten kann die Qualität (wenn eine Zer-
kleinernng der Kohlen zulässig ist) durch geeignete „Aufbereitung"
(d. h. Zerkleinern, Sieben, Waschen, etc.) bedeutend verbessert
werden ; doch gehört dies in das Gebiet der mechanischen Technologie.*)
Von technischer Wichtigkeit ist die Verwitterung der Stein-
kohlen. Sie verlieren nämlich bei längerem Liegen an der Luft an
Qualität, was davon herrührt, daß sie Sauerstoff aus der Luft auf-
nehmen. Diese Saueratoffaufnahme erfolgt in zwei Stadien : im An-
fange wird nämlich der „disponible Wasserstoff" und etwas Kohlen-
stoff zu Wasser und Kohlensäure oxydiert, welche austreten. Später
aber wird von der Kohle Sauerstoff aufgenommen, ohne daß Kohlen-
säure und Wasser austreten, so daß eine Gewichtsvermehrung {bis
zu 4''/i,) eintreten kann. Hiedurch wird nicht nur der Heizwert,
Bondern auch die Backfähigkeit und das Kokeausbringen verringert.
Durch diese Sauerstoffaufnahme und die gleichzeitig eintretende
Oxydation wird aber auch eine Erwärmung der Kohle hervorge-
rufen, welche so weit steigen kann, da£ nicht nur die einge-
schlossenen Gase entweichen (was eine Gewichtsabnahme der Kohlen
bedingt), sondern auch Selbstentzündung eintreten kann.
Diese Erwärmung kann auch noch durch Oxydation des in der
Kohle enthaltenen Schwefelkieses (Fe Sj), die in feuchter Luft
rascher erfolgt als in trockener, gefördert werden.
So gaben die Versuche von G. Arth:
1
Kohlen-
Wbmbp-
Btoff
7.
07. |H,7.
Stoff
7.
Beobindtoile:
Steinkohle aus der Grube Frankenholz mit Sl»/,,
Sauerstoff
Ursprünglich ....
Nach 12 Monaten:
in fließendem Wasser
„ stehendem .
an der Luft ... .
208
1-75
1-82
1%
81-69 6-79
82-24 6-70
82-15 6-62
81-46 6-68
8-16
7-88
7-94
8-80
83-42
8370
83-67
83-08
6-91
6-80
6-72
6-49
Steinkohle aus Drocourt (Pas de Calais) mit 3-1%
Sauerstoff
Nach 12 Monaten :
„ stehendem „
an der Luft ....
408
4-33
4-78
6-77
85-06
85-70
84-67
82-78
6-20
6-26
4-87
5-00
3-68
2-71
3-74
4-54
88-68
39-58
88-82
87-84
6-42
6-49
6-11
6-30
*) Grundriß der AufbereitangBkDnde '
(dentich Ton Viktor RauBcher).
HatoD de U Ooupillif:r.
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1
Kohlen-
BtoS
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7.
Saaer-
«toff
T
C'/. 1 H,7.
Steinkohle aus Aiseau-Prgle (Charleroi) mit 1-6%
Sauerstoff
Ursprünglich ....
Nach 12 Monaten:
in fließendem Wasser
„ stehendem
an der Luft ....
2-86
264
3-31
319
89-83
89-30
89-01
88-77
3-88
3-79
3-84
3-99
1-69
261
2-06
2-38
92-41
91-70
92-06
91-69
3-99
3-89
3-97
4-05
Die in den Steinkohlen eingeschlossenen Gase schwanken in
ihrer Zusammensetzung me folgt:
Methan 0% bis 90%
Kohlensäure. . . 0-2% „ Öi%
Sauerstoff. . . . Spur „ 17%
Stickstoff. . . .io7o „ yo%
Ihre Menge schwankt zwischen 18 und 190 cm' in 100 17 Kohle.
B. Anthrazit.
Die Anthrazite bilden das letzte Glied des Kohlungsprozesses.
Sie sind rein schwarz, haben meist große Härte und Festigkeit und
muscheligen Bruch — obwohl auch sehr schie&ige und zerreibhche
vorkommen — und ein spezifisches Gewicht von 1'40 bis l'SO.
Der Anthrazit brennt ohne Rauch, mit kurzer, wenig lebhafter,
rötlicher Flamme. Die Destillation liefert nur sehr geringe Mengen
von Wasser und Bitumen ; die Masse frittet nicht und ändert auch
ihren Glanz nicht.
Die Zusammensetzung des organischen Anteiles beträgt:
Kohlenstoff m% bis 957o
Wasserstoff i"!« n ^Vo '
Sauerstoff und Stickstoff . , 3%
Summe . . . 100"/,,
Die Destillation liefert:
pulverförmige Koke .... 907o bis SS'/o
Gas ■ 10% „ 87o
100%
In Europa spielen die Anthrazite fast keine Rolle ; in Amerika
hingegen, wo sie in großen Mengen vorkommen, finden sie in der
Industrie häufig Anwendung.
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StelnkoUsn iid4 AnthnüL
1
Fischer
Schnitze
P.Mahler
R. Schöffe!
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214 KUnitU«^ fe«te BreniutaffB.
Übangsthemeii:
Unteranchimg verschiedener fester Brennstoffe. Elementar- und
Intermediat-Analyse, verschiedene Brennsto^roben, Aschenanalysen.
Bestimmung der Dichte und des Gewichtes von 1 wt' (bezw.
Hektoliter).
Untersuchung von frischen und abgelagerten Brennstoffen.
Bestimmung der Menge und Zusammensetzung der einge-
schlossenen Gase.
XIV. Kapitel.
Künstliche feste Brennstoffe.
Für manche Zwecke ist es günstig, kohlenstoffreichere Brenn-
stoffe zu benutzen, als sie die Natur darbietet Man erreicht dies,
indem man die natilrlichen festen Brennstoffe der trockenen Destil-
lation unterwirft. Hiebe! entstehen im allgemeinen folgende Zer-
setzungsprodukte :
1. Gase,
2. Teer,
3. Teerwasser und
4. ein kohliger Rückstand.
Selbstverständlich hängt die Art und Menge der gebildeten
Zersetzungsprodukte von der Natur der Körper ab, welche der
trockenen Destillation unterworfen werden. Allein auch die Zer-
setzungstemperatur und mancherlei andere Umstände fiben hierauf
einen bedeutenden Einfluß ans. So wächst mit steigender Tempe-
ratur die Gasausbeute sowohl dem Gewichte als dem Volumen nach,
doch nimmt gleichzeitig ihr Gehalt an schweren Kohlenwasserstoffen
und damit ihre Leuchtkraft ab.
Ebenso ist der Druck, unter welchem die Destillation erfolgt,
von Einfluß auf die gebildeten Destillationsprodukte.
Die Vorteile, welche man durch die Herstellung verkohlter
Brennstoffe erreicht, sind folgende:
1. Man erhält ein Brennmaterial von höherem Wärmeeffekt,
und zwar
a).weil der Kohlenstoffgehalt des verkohlten Brennstoffes größer
ist als jener des rohen,
b) weil die fltichtigen Bestandteile, obwohl dieselben teilweise
auch brennbar sind, zu ihrer Vergasung bei der unmittelbaren
^aovGoOt^lc
KDnBtliehft feste BEsniutoffe 215
Verfeuerung erfaebliche Wänueaiengen in Anspruch nehmen, die
beim Verfeuern des verkohlten Brennstoffes disponibel werden,
Hiedurch werden, wo es sich um den Absatz des Brennmate-
rials in größere Entfernungen handelt, die Transportkosten pro
Wärmeeinheit verringert,
2. Die Verbrennung des verkohlten Brennstoffes erfolgt ohne
Bauch ;
3. der verkohlte Brennstoff ist nicht schmelzbar ;
4. der Schwefelgehalt der Bohkohle verringert sieb bei der
Verkokung und
5. man kann hiebei unter Umständen verwertbare Neben-
produkte gewinnen.
Anderseits bringt die Verkohlung der rohen Brennstoffe fol-
gende Nachteile:
1. Die Verkohlung der natürlichen Brennstoffe erfordert einen
gewissen Aufwand an Wärme, also an Brennmaterial, an Arbeits-
löhnen und Apparaten;
2. die verkohlten Brennmaterialien geben keine lange Flamme,
während eine solche für gewisse Feuernngazwecke notwendig ist;
3. der Aschengehalt des Brennstoffes wächst durch die Ver-
kohlung.
Die Vergaaungswärme der Kohle, welche zuerst vom Ver-
fasser zu berechnen versucht wurde,*) bedarf noch einer näheren
Unter Bildungswärme von 1 kff eines Brennstoffes versteht
man die Anzahl von Kalorieen, welche bei der Bildung desselben
aus den Elementen entwickelt werden, die also auch umgekehrt
demselben zugeführt werden müssen, wenn er in seine Elemente
zerlegt werden soll (Zersetzungswärme). Man erhält dieselbe,
wenn man von der Summe der Verbren nungs wärmen der Elementar-
bestandteile die direkt gefundene Verbrennungswärme des Brenn-
stoffes abzieht.
So fand Schwackhöfer für Ostrauer Nußkohle:
Kohlenstoff 73-bb%
Wasserstoff 4"54%
Sauerstoff ll-38%
Stickstoff 0-46''/o
hygroskop. Wasser .... 2"44*/t,
*j H. V. Jüptner, Cbemikeneitnug 1887, Nr. 5 (Generatowtodien. —
JQptnei und Toldt, .ChemiBch-kalorbche Stadien an Gsneratoten nndMarfai-
öEBn" nnd „Cham. -kalorische Unteraachungen über GenBratoren ond MortinSfcn".
— JQptner, ,Die Heizstoffe*).
^aovGoOt^lc
216 KQngtUehe tiatt BreanBtoffe.
Asche ööS^/o
verbrennlicher Schwefel . . 060%
Brennwert (im Kalorimeter bestimmt) 7433 Cai.
Die Verbrennungswärme der Elementarbestandteile dieser Kohle
berechnet sich zd:
Kohlenatoff .... 0-7356 X 8080 = 5942 84 Cal.
Wasserstoff. . . . 0-0454X29600=1343-84 „
Schwefel 00060 X 2500 = 1500 ^
Total 6301-68 Cal.
Ab die Verbrenrmngswflrme der Kohl e 743300 „
Bildungswärme von l kg Kohle. , — 1131-32 Cal,
In ähnlicher Weise findet man für Leobner Stückkohle (nach
Schwackhöfer):
Kohlenstoff 60-917o
Wasserstoff 4-22"/o
Sauerstoff. : 17-99%
Stickstoff 0-717o
hygroskop. Wasser .... 9'92%
Asche 6'25%
verbrennlicher Schwefel . . 0'52*/o
Brennwert (im Kalorimeter bestimmt) 6013 Cal.
Es berechnet sich die Verbrennangswärme der Elementarbe-
standteile zu:
Kohlenatoff. . . . 06091 X 8080 = 4921-53 Cal.
Wasserstoff .... 00422 X 29600 = 1249-12 „
Schwefel 00052 X 2500 = 13-00 „
Total 6183-65 Cal.
Ab die Verbrennvingswärme der Kohle 6013'00 „
Bildungswärme von 1 kg Kohle . . . -f- 170-65 Cal.
Die Vergaaungswärme der Kohle hängt natürlich von der
Art der Vergasung, das ist von der Natur der Zersetzungsprodukte
ab, die bei der Vergasung gebildet werden. Erfolgt die Vergasung
also beispielsweise durch trockene Destillation, so ist die bei der
Vergasung aufzuwendende Wärme gleich dem Unterschiede zwischen
Bildungswärme der Kohle und den Bildungswärmen der Destillations-
produkte aus den Elementen.
Man kann die Vergaaungswärme aber auch in der Art berechnen,
daß man von der Verbrennungswärme der Kohlen, wie sie sich
direkt im Kalorimeter ergibt, die Verbrennungswärme der Destil-
lationsprodukte abzieht. So fand P. Mahler für die trockene
Destillation der Steinkohle von Commentry:
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Eansllfelie feste Brennitoffs.
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U M
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II
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3
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fcoiuile
Steinkohle r. Com-
montrj
7B-182
6176
8-202
OM
7-05
3-45
74S8-a
100
749328-0
Steinkohlenkake. .
Tearaua der Vor-
l»go
Teer ans dem Teer-
■ammlet ....
Teer MW dem KüU-
Teer ans dem Kon-
denBator
86-773
90'1S6
i9-Ö10
36-183
56'086
0'414
4'S43
4-946
5-499
6-699
21-480
2-043Jo-6S
4-968
6-146
7-279
9-218
28-464
10-27
0-88
7019-4
8887-0
8942-«
8831-0
8638-4
11111-0
66-66
3-69
0-87
1'4S
1-89
17-09
9-86
160a93-8
81904-8
7780-2
10248-9
16187-8
189887-0
Sanme . . .
Bei der troetenen
DestIlUtioD ver-
lorene Wlrme .
-
-
-
-
-
-
7019-4
99-62
716846-8
ai-09
26479-2
148058-a
Die bei der trockenen Destillation von 1 kg dieser Steinkohle
aufzuwendende Vergasungswärme derselben beträgt somit
2&4-792 Kalorieen.
Je nach der Natur der rohen Brennstoffe, welche dem Ver-
koblungsprozesse unterzogen werden, unterscheidet man:
1. Holzkohlen,
2. Torfkohlen und
3. Koke.
Letztere läßt sich wieder als Braunkohlen- und Steinkohlenkoke
unterscheiden, doch hat erstere nur geringe Bedeutung.
Endlich gehören zu den künstlichen festen Brennstoffen noch
4. die Kohlensteine oder Briketts.
^aovGoOt^lc
XV. Kapitel.
Holzkohle.
Die trockene Deätillation des Holzes liefert:
a) Hygroakopiachea Waaaer,
b) Leuchtgas, welchea haaptaächlich enthält:
Acetylen, CjH,
Äthylen, C^H^
Benzol, C^Hg
Naphthalin, C^oHg (?)
Kohlenoxyd, CO
Kohlensäure, COg
Methan, CH^
Wasserstoff, Hj.
c) Teer mit folgenden Bestandteilen:
Benzol, G^Eg
Naphthalin, C,oHg (?)
Pataffin, C,oH„ bis C^H^g
Beten, C,bH,8
Phenol, CjI^O
Oxyphensäure, CgHaOg
Kresylsäure, CjHgO
Phlorylaäare, CgHi(,0
I CrHgO»
Kreosote CgHioO,
I CgH^jO,
Brandharze.
d) Holzessig, bestehend aus:
Essigsäure, CgH^Oj
Propionsäure, CgHgOg
Aceton, CgHgO
Holzgeist (Methylalkohol) CI^O, etc.
e) Holzkohle.
Die Holzkohle ist keineswegs reiner Kohlenstoff, sondern enthält
neben diesem noch Wasserstoff, Sauerstoff und Asche und —
wenn sie nicht unmittelbar gewonnen oder künstlich getrocknet
wiirde — hygroskopisches Wasser. So ist die mittlere Zusammen-
setzung der lufttrockenen Kohlen etwa folgende :
Kohle (Wasserstoff- und aaueratoShaltig) So"/«
hygroskopisches Wasser 12*/o
Asche 3%
lOO'/o
^aovGoOt^lc
HoUkoble. 219
Tamm nimmt*) die mittlere Zusammensetzang der Holzkohle
wie folflt an : ,„
° vollkommen
lufttrocken trocken
KoMenstoff 75-5% ] 8307o )
Sauerstoff 120% \ Q00% 13-2% \9S-9%
"Wasserstoff So"/« ] 2-T'lo j
Asche 1-0% 1-1%
hygroskopisches Wasser . . . 9"0''/o —
Summe . lÖCFO^ 100-0%
Nach den Untersuchungen von Violette,**) den eingehendsten
Untersuchungen über Holz verkohlung, die bisher vorliegen, wird
das Holz bei Temperaturen bis 200" C noch nicht verändert; bei
232' C bräunt es sieh; zwischen 270" und 350" C entsteht aus
demselben Botkohle und über 400" C endlich Schwarzkohle.
Außerdem unterscheidet man noch das sogenannte Botholz,
ein zwischen Schwarz- und Botkohle liegendes Produkt, dessen
Zusammensetzung nach Fresenius folgende ist:
Kohlenstoff 52667o
Wasserstoff .... Ö-78"/o
Sauerstoff 36-64''/o
Asche 0'43"/o
Wasser 4-49% ■
100-00"/o
Die schon erwähnten Violette' sehen Untersuchungen um-
fassen folgende Untersuchungsreihen:
1. Kohlen von einer Holzart (Faulbaum, Rhamnus Frangula)
bei verschiedener Verkohlungstemperatur (löO" bis über 1500" C).
2- Kohlen von derselben Holzart, gleichfalls bei verschiedenen
Temperaturen, aber in ganz geschlossenen Gefäßen erzeugt.
3. Kohlen aus jenen Holzarten, welche in Frankreich gewöhnlich
zur Schießpulverfabrikation benutzt werden.
4. Bei 300" C aus 72 verschiedenen Holzarten erzeugte Kohlen,
Bei diesen Versuchen wurde das Holz in zylindrische Stücke
von 1 cm Durchmesser geschnitten und in einem Dampfstrom von
150" C getrocknet. Die Verkohlung erfolgte (mit Ausnahme der
zweiten Versuchsreihe) bei Temperaturen bis 360" C mit über-
hitztem Waaserdampf, bei höheren Temperaturen im Tiegel, u. zw.
beim Schmelzpunkte des Antimons, Kupfers, Silbers, Goldes, Stahles,
Eisens und Platins.
Die Resultate der ersten Versuchsreihe sind in der folgenden
Tabelle zusammengestellt.
*) JernkontoieU Anualer, 35.
••} Polytachn. Jojon. 123, 117} 185, 291.
^aovGoOt^lc
Erste Yersuchs-
*) Unter Eobla vrird hier goiiE aUgemein da« durch Erhltzang des HoIecb
D.qit.zeaOvGoOt^lc
reihe Violette's :
Die Temperatar der
Verkohlung eBtepricht
Bei 150" C getrocknetes Holz
Teils gedörrtes Holz, teils nnans-
gebrannte Kohle (sogenannte
„Brände")
inttglleli (eelgoet tOr Jngd|inl>ec
SchwarzkoMen, za MUitärpulvt
geeignet
Sehr schwarze, dichte, feste und
schwer entzündliche Kohlen
Antimon
Silber
Kupfer
Gold
Stahl
Eisen
Platin
440" (Pictet)
954" (Violle)
1064" ( , )
1035' ( , )
1075'(Ledel>nr)
1600» (Fielet)
1775» (Violle)
s TeiQperatnr erhaltene Produkt verstau den.
sasiGoOi^le
Die Yersuche ergaben, daß das Holz bei rascber Verkobltmg
viel weniger (etwa halb so viel) Kohle gibt, als bei langsamer
Verkohlung.
Violette erhielt beim Eintragen von Holz in ein schon auf
432" vorgewärmtes Verhohlungsgeläß nnr 8'96°/o Kohle, während
dasselbe Holz, wenn es im Verlaufe von sechs Stunden auf 432" C
erwärmt wurde, ISST^/o Kohle ergab.
Ebenso gibt Karsten die Ausbeute an Holzkohlen bei rascher
und bei langsamer Verkohlung wie folgt an:
Holzart
Karxtea
! laogsamer ErwUrniaDg
KarsteD
Eichenholz, jung
„ alt . .
Rotbuchenholz, jung
„ alt .
Weißbnchenholz, jung
„ alt
Erlenholz, jung . .
, alt . .
Birkenholz, jung
Birkenholz, alt . .
„ 100 Jahre
gut erhalten . .
Fichtenholz, jung (Pi
picea D.) . . .
Fichtenholz, alt . .
Tannenholz, jung (Pi
abiea D.) . . .
Tannenholz, alt . .
Kiefernholz, jung (Pi
silvestris D.) . .
Kiefernholz, alt . .
Lindenholz . .
Eschenholz
Weidenholz . . .
Roggenstroh . . .
Farrenkraut , . .
16-54
15-91
14-87
14-15
13-11
13-65
14-45
15-80
13-05
12-20
1215
14-26
14-05
16-22
15-36
15-52
13-75
13-30
13-40
17-00
25-60
26-71
26-87
26-15
2622
26-45
25-65
25-65
2606
24-70
26-10
2625
25-00
27-72
24-76
26-07
25-96
24-60
24-60
27-96
24-4
28-8
24-4
22-8
21-1
22-2
17-6
17-7
17-6
206
20-1
16-2
19-4
160
Bei der zweiten Versuchsreihe Violette's wurden die
gewogenen, bei 160" C getrockneten HolzstUckchen in Glasröhren
eingeschmolzen und in überhitztem Dampfe drei Stunden lang auf
konstanter Temperatur erhalten. Diese Untersuchungen ergaben
nachfolgende Resultate :
sasiGoOi^le
n
"o
a
n
1
1
S
ll
II
Sl
62
s
3
1
2
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«1
..
.
-
«
es
g
D.qil.zMBlG001^le
224 Holikohle.
Die dritte Versuchsreihe mit Kohlen aua verschiedenen Holz-
arten ergab, daß diese — namentlich die zur Pulverfabrikation
verwendeten Kohlen — sehr variable Zusammensetzung besitzen.
So erhielt Violette im Innern des Apparates Kohlen mit Sö^/o,
an den Wänden Bolche mit 70% Kohlenstoff.
Bei der vierten Versuchsreihe wurden 72 verschiedene Holz-
arten zwei Stunden lang in Dampf von 150'' G getrocknet und
hierauf drei Stunden lang in einem Dampfstrom von 300" C verkohlt.
Hiebe! ergaben sich die folgenden Versuchsresuitate :
HoUart, bei 150° C ge-
trocknet. Die Verkobloug
erfolgt bei 300' C
Holzsrt, bei IGO* C ge-
trocknet. Die YerkoliliiDg
erfolgt bei 300° C
EorkhoU
Ebenholz . ...
AtlMluila
Weide, gefunlt . . . ,
Holz &DB RercDlanum,
WelceuBtroh
Eibenbatim . . , " .
Mahagoni
Bnchatefaenholz . . . .
Eisenholz
Wacholder ....
Gaajae
Moorkiefer. . .
Pappel (Butter) . .
, (Wurzel) . .
PBhre
Schwamm (Weiden). .
EUebeerbanm . . . .
VogeUdrachbaom . . .
Palmbanm
Thaja, kanadleche .
Hanfsten^ ....
Waldrebe
Eokosbaamliolz. . .
Banm wolle, katdierte
BollDaderatraaeh . .
Fimiabaam ....
Boaenstock, wilder .
Geifiblatt
Spindelbanm . . .
Weinstock
Kastanienbanm . .
Bohnenbaum ....
JohamiiBbeerBtrancb .
MiBpelbanm ....
Eiracbatraach , . .
Zitterpappel . . . .
BlaseiiBtranch . . .
Efeu
WeiBdom
Platane
Apfelbanm. . . . .
Ulme
Hagebuche . .
Erle
Beiberitaenstraach .
Stecfaginater ....
Birke
Pflaamenbanm . . .
Ädamsfeigenbaum .
Waide
Faulbaum
Akazie, falsche. . .
Hartriegel, roter .
Ginster ......
Esche
Quittenbaum, wilder
Hasel Staude . . . .
Vogelkirschbaum
Stechpalme . . .
Hartriegel
Schneebällen . . .
Bimbaam
Flieder, BpanischeT .
Bigonie
Pappel
Boßkaslanie . . . .
Aus den Violette' sehen Versuchen lassen sich folgende Schlüsse
ziehen :
^aovGoOt^lc
1. Die Verkohlung des Holzes liefert um so weniger Eohle, bei
je höherer Temperatur sie erfolgt. Die Ausbeute an Eohlen beträgt
beispielsweise bei derselben Holzart :
Bei 250" C 50 Gewichtsprozent
„ 300% 33
, 400\ 20
„ 1600% .... bis 15 „
2. Wird Holz bei derselben Temperatur verkohlt, so ist die
KoMenausbeute der Dauer der Verkohlung proportional; sie ist bei
langsamer Verkohlung doppelt so groß ah bei rascher,
3. Der Kohlenstoffgehalt der Holzkohle ist der Verkohlungs-
temperatur proportional ; die Kohle enthält nämlich beispielsweise :
Bei 250" G 65"/„ Kohlenstoff
„ 300% 73"/o
„ 400% 80% „
.bis zu 1500% 96% ,
4. Bei der Verkoblung in vollkommen geschlossenen Geißen
vergast nur wenig Kohlenstoff, indem derselbe zum größten Teile
in fester Form in der Kohle zurückgehalten wird. Es ist dies eine
Folge des gesteigerten Druckes. Daher wächst die Kohlenaus-
beute gegenüber der gewöhnlichen Verkohlung in Meilern beträchtlich,
5. Die Verkohlung des Holzes in vollkommen geschlossenen
GJefäßen liefert bei 280" C eine Ausbeute von 80% roter Kohle,
während man selbst bei Anwendung von überhitztem Dampfe nur
40%, im Zylinder nur etwa 15% erhält. Dies rührt von der Druck-
steigerung in vollkommen geschlossenen Gefäßen her, welche nach
den bekannten Gesetzen eine Verschiebung des Gleichgewichtes
nach der ßichtung des kleineren Volums hin bewirkt.
6. Bei 300" bis 400" C schmilzt das Holz in vollkommen ver-
schlossenen Gefäßen gänzlich und es resultiert eine schwarze,
glänzende, der erhitzten Pechkohle ähnliche Masse, der jede or-
ganische Textur fehlt.
7. In Zylindern oder eisernen Töpfen dargestellte Kohlen sind
sehr ungleichmäßig zusammengesetzt — sie zeigen einen Kohlen-
ßtoffgehalt von 70 bis 847o — i während man bei Anwendung von
überhitzten Dämpfen, je nach der gewählten Temperatur, Kohlen
von beliebiger Zusammenaetzung herstellen kann.
Die Rotkohle, welche in der Schießpulverfabrikation An-
wendung findet, ist nur halb verkohltes Holz. Sie besitzt eine rot-
braune bis braunschwarze Farbe, brennt mit langer, leuchtender
Flamme und enthält dementsprechend weniger Kohlenstoff und
mehr Wasserstoff als die eigentliche Holzkohle {Sehwarzkohle).
JOptnsr, Gbem. TsohDologle d. Eoerglen. I, 16
^aovGoOt^lc
226 Holzkohle.
Gate Holzkohle besitzt eine schwarze Farbe mit schwachem
stahlblauen Glänze. Sie hat deutliche Holzstruktur, einen scharf-
kantigen, muscheligen Bruch, geringes spezifisches Gewicht (017
bis 0'24), ist ziemlich fest, entzündet sich leicht und brennt mit
äußeret kurzer, blauer, rauchloser Flamme,
Beim Liegen an der Luft nimmt die Holzkohle durchschnittlich
Win Wasser auf; direkt mit Wasser befeuchtet, saugt sie so viel
1 ein, daß sich ihr Gewicht verdoppelt.
Gewicht der Holzkohlen {nach Petraschek):
Holzkohle
Ein Hektoliter
wiegt kci
von weichem Holz, im Mittel
„ hartem „ „ „
, weichem und hartem Holz, gemengt
17
24
21
Die Raumverminderung, welche Holzkohle infolge des Zu-
sammenbrechens und Abwetzens bei der Verfrachtung und beim
Abstürzen erleidet, heißt Kohleneinrieb, Derselbe beträgt nach
W e B B e 1 y etwa :
ta'/o
Schlittenfnhr
Sänmnng'
Grenien
Mittel
Grenican
Mittel
Grenien
Mittel
8—8
5'/,
3-6
5
4—8
6
&. der BeecbsEFenlieit
1V.-8V,
3V,
2V,
2'l.
3. du Wege« und der
1-8
3
1-2-/.
1*/.
1V.-8V!
1'/.
1-2
IV,
1-1'/.
IV.
1-1'/,
IV.
Zweite Ta^reise nach
ToraiwgBffangener Ober-
~
"
~
~
3-1
3V,
Der Einrieb infolge des bloßen Abstürzens in den Kohlen-
barren*) beträgt 4 — 5, im Mittel 4V»Vo*
Nach SauBBure absorbiert ein Yolum Buchsbaumkohle fol-
gende Gasmengen:
Ammoniak 90 Volum
ChlorwasserstofTsäure 85
Schweflige Säure . . 66
Schwefelwasserstoff . 56
Stickoxyd 40
Ölbildendes Gas . . 35
Nach Stenhouse absorbieren 0'59 y verschiedene Kohlen-
sorten die nachfolgend mitgeteilte Anzahl Kubikzentimeter ver-
schiedener Gase :
*) Eohlenmagv^in.
Kohlensäure . .
36 1
Kohlenoxyd . .
9-42
Sauerstoff . . .
9-25
Stickstoff . . .
7-50
Methan ....
500
Wasserstoff . . .
1-75
sasiGoOi^le
Ga»,
HolzkoUe
Torfkohle
HerkoUol
Ammoniak . . .
98-6
960
43-6
CMorwasBsistoff. .
450
600
Schwetelwa8ser«toff
300
28-5
9-0
Kohlensaure . . .
140
100
60
Sauerstoff. . . .
0-8
0-6
0-5
Schweflige Säure .
32-6
27-5
17-6
Die Entzündangstemperatur der Holzkohle hängt von
der Verkohlungstemperatur ab. So fand Violette:
Vertohlungstemperatur
Entzündungstemperatur
300° C
260—280° C
290—360° C
432° C
1000—1600° C
Schmelzpunkt des Platins
360—380° C
340-360° C
360—370° C
400° C
600—800°
1260° C
Die Terschiedenen Holzverkohlungsarten lassen sich
folgender Weise gruppieren :
A. Waldkohl
r e i oder Verkoh-
limg unter beweg-
licher Decke (mit
veränderlichem
Volum des Ver-
5. Verkohlung
in Apparaten
mit konstan-
tem Volumdes
Verkohlungs-
raumes:
a) Ohne Ge-fa) InGruben;
winnungvon/ß)in Meilern
Nebenpro-l . fl. stehenden Meili
d u k t e n : 12. liegenden _
pro-
Ä)MitG
nung
Neben
dukt.
i) Meiler-
Öfen (die Wär-
mezufuhr
folgt im Innern
des Verko-
kungsraumes):
Ä) Verkoh-
lung mit
Wärmezu-
fuhr von
außen.
tt) In Gruben (Teerschweh-
1 e r e i) ;
ß) in Meilern.
a) Die zur Verkohlung nötigeWärme
wird durch teilweise Verbrennung
des zu verkohlenden Holzes (wie
bei denMeilern) geliefert: Meiler-
öfen mit Luftzutritt ins
Innere;
ß) die zur Verkohlung nötigeWärme
wird durch sauerstoffreie Verbren-
nungsgase geliefert: Meileröfen
raitZutritt sauerstofffreier
Feuergase ins Innere;
t) die Heizung erfolgt mit Über-
hitztem Wasserdampfe,
^aovGoOt^lc
A. Waldköhlerei.
a) Waldfcöhlerei ohne Gewinnung von Neben-
produkten.
ci) Grubenköhlerei.
Die Verkohlung erfolgt in etwa 1 m tiefen, oben 2 m, unten
weniger breiten Gruben. Man heizt mit etwas Eeisigholz an,
schichtet dann Holz auf und deckt mit Rasen und Erde. Die Kohle
ist leicht und ungleich gebrannt.
ß) Yerkohlung in stehenden Meilern.
Diese Meiler haben im allgemeinen die Form eines Paraboloides
und ihr Rauminhalt berechnet sich nach der Formel:
d»n h d^hTc
oder, da beim fertigen Meiler der Umfang leichter zu messen ist,
als der Durchmesser, nach der Formel :
u* w h u*h u*h
"i^" T' "2 ~ ~8ir ~ 2^31
Da jedoch in Wirklichkeit die Meiler der Gestalt des Parabo-
loides nicht ganz entsprechen (sie sind oben meistens etwas
schmäler und spitzer), zieht man von dem so berechneten Volum
noch 4 bis G**lg ab.
Für die Meilerverkohlnng werden besonders folgende Holzarten
verwendet, von Nadelhölzern: Kiefer, Tanne, Fichte und Lärche;
von Laubhölzern: Eiche, Rotbuche, Weißbuche, Esche, Ulme,
Erle und Birke. Nach Scheerer kann man das günstigste Alter
der Bäume zum Zwecke der Yerkohlung wie folgt begrenzen :
Alter, in welchem die Fallnog
bereita geschehen kann:
80 bis 100 Jahre
Alter der Tollkommen-
Bten Entwicklang:
Kiefa
l-y) Jahre
Fichte
150 „
Tanne
80 bis 100 ,
Lärche
80 , 90 „
Eiche
200 , 260 ,
Rotbuche
WeiUbnche
|l20 „ 140 „
Ulme
80 ,
Erle
— ^
Birke
40 „
Am besten wird da« Holz im Winter ge
ärmsten ist, also am leichtesten austrocknet.
^aovGoOt^lc
Für die Anlage von Meilern wählt man gewöhnlich möglichst
windgeschiltzte Stellen and einen Boden, der weder zu trocken
noch zu feucht ist, Ersterer wird rissig, wodurch der Luftzutritt
^aovGoOt^lc
230 HolEkoUe.
zum Meiler wächst ; letzterer liefert Wasaerdampf, der sich beim
Paseieren der glühenden Eohle in Wasserstoff und Kohlensäure
umsetzt ; in beiden Fällen steigern sich also die Eohlenverluste.
Die vorher geebnete respektive mit einer kleinen Senkung gegen
die Mitte versehene Meilerstätte wird zweckmäßig noch mit einer
Schicht Eohlenklein bedeckt. Nun wird in der Mitte dieser so vor-
bereiteten Meilerstätte entweder nur ein einzelner, ziemlich starker,
gerader Stamm, derQnaadel (bei slawischen Meilern, Fig. 32
und 33), oder es werden drei lange gerade Stangen in einem
gleichseitigen Dreiecke von etwa 20 cm Seitenlänge in den Boden
gerammt, welche den Quandelschacht bilden (bei welschen
Meilern, Fig. 34). Um den Quandel oder den Quandelschacht
hemm schichtet man die Scheite, nnd zwar entweder aufrecht
stehend, wie in Fig. 34, oder teilweise horizontal liegend. Manch-
mal vereinigt man beide Aufstellungsarten wie in Fig. 33. Je nach
der Größe des Meilers werden ein oder zwei Scheitescbichten, ja
selbst mehr übereinander gestellt, jedoch die oberen Schichten
immer weniger steil als die unmittelbar darunter liegenden (Richten
des Meilers), Die beim radialen Schlichten der Scheite unver-
meidlichen Hohlräume werden mit kleineren Scheiten oder Astholz
ausgefilllt ; ebenso wird die oberste Scheiterlage noch mit kleineren
Scheiten, Astholz, etc. bedeckt, um dem Meiler oben eine runde
Gestalt zu geben. Diese Decke nennt man Haube. Bei Meilern
mit Quandelschacht werden die Scheite stets aufrecht gestellt, und
nur die Haube besteht aus horizontalliegenden Scheiten. Bei
diesen Meilern dient der Quandelschacht auch gleichzeitig zur Ent-
zündung derselben, während bei Meilern mit Quandelpfahl im
unteren Teile desselben an der einen Seite ein Kanal (siehe Fig. 32)
frei gelassen wird, der bis zum Quandel reicht. Die Außenfläche des
Meilers wird mit dünnem Astholz gleichmäßig „abgeachichtet",
dann mit dem „Bauchmantel" aus Laub, Nadeln oder Rasen und
schließlich mit dem „Erdmantel" aus EIrde, Sand oder EohllÖsche
bekleidet („Schwarzmachen"). Diese Decke reicht anfangs nicht
bis zum Boden, sondern wird durch Querhölzer und Streben ge-
halten (die „Rüstung, Fig. 32 C, D).
Am Fuße des Quandelschachtes respektive Quandelp fahles
wird ein „Zündkegel" aus Kienspänen, Bränden und klein ge-
spaltenem Holze errichtet.
Das Anzünden des Meilers erfolgt, indem man glühende Kohlen
und kleines Holz durch den oben erwähnten Kanal oder durch den
Quandelschacht zu dem Zündkegel bringt. Ist derselbe in Brand
geraten, so füllt man den Schacht mit fein gespaltenem Holze und
schließt ihn. Das Feuer breitet sich nun nach oben und seitwärts
^aovGoOt^lc
Holskohle. 231
aus. Es verdampft das hygroskopische Wasser, kondensiert sich aber
wieder an der Meileroberfläche and befeuchtet dieselbe : der Meiler
schwitzt. Dann entweichen sauere Dämpfe, später breimbare Gase
.□nterhalb des Meilermantels, und wo sich dieselben mit Luft mischen
könnoa, explodieren sie und werfen dabei teilweiae die Decke oder
ganze Partien des Meilers ab (der Meiler wirft, stoßt oder
schlägt). Derartige Beschädigungen des Meilers müssen augen-
blicklich ausgebessert werden.
Diese erste Periode der Eohlung dauert X8 bis 24 Standen.
Inzwischen ist die Quandelzone aasgebrannt and die hiedarch
entstandenen Hohlräume werden nach Zusammenstoßen des Feuers
mit gespaltenen Holzstücken wieder ausgefüllt und das wird so
lange wiederholt bis die Periode des Schwitzens vorüber ist. Nun
wild auch der Meilerfuß bedeckt. Nach und nach zieht man das
Feuer von oben immer mehr and mehr nach unten, indem man in
die Meilerdecke Öffnungen („Bäume") sticht. Diese Operation heißt
„Treiben" des Meilers. Die oberen Räume werden geschlossen,
vrenn aus denselben blauer Bauch aastritt, die unteren jedoch erst
dann, wenn die Flamme aus ihnen herausschlägt.
Nun folgt das Ziehen der Kohlen, indem man dieselben
von der Seite aus teilweise bloßlegt, wobei die heißen noch glühen-
den Kohlen mit Wasser abgelöscht und dann aus dem Meiler
entfernt werden.
Die im Meiler gewonnene Kohle wird wie folgt sortiert :
1. Stück-, Grob-, Lese- oder Ziehkohlen, die größten
oder dichtesten Stücke, noch in Form der angewendeten Holzscheite,
2. Schmiede- oder Mittelkohlen, dichte, aber nur faust-
große Stücke,
3. Kleinkohlen aus Astholz,
4. Quandelkohlen, kleine, undichte Stücke aus der Nähe
des Quandels,
5. Kohlenklein, Kohlenlösche, Lösche oder Kläre,
kleine Stücke oder Staub und
6. Brände, das sind unvollständig verkohlte Stücke vom
Bande oder Boden des Meilers.
Die ganze Brenndauer eines Meilers beträgt je nach seiner
Größe (120 bis 300 m=} 15 bis 20 Tage.
In Neuberg, Steiermark, sind sehr große (vielleicht die größten)
Meiler im Betriebe. Man baut dieselben heute mit einem Inhalte
von 400 bis 430 Raummeter Holz, während früher auch solche von
500 Baummeter Inhalt erbaut wurden, wovon man jedoch wegen
der schwierigen Leitung des Brandes wieder abging. Man verkohlt
sowohl Fichten- als Botbuchenholz, jedoch in eigenen Meilern.
^aovGoOt^lc
Hol^ohle.
Fest'ineter hartes
560 kg
400 „
900 „
700 „
580 „
800 „
600 „
400 „
23 „
14 «
line Höhe von
Folgende Daten über den Neuberger Meilerbetrieb dürften nicht
uninteressant sein :
Es wiegt:
Raummeter hartes Holz, halbtroeken .
weiches „ „
stockgrün,
halbtrocken .
ganz trocken ,
stockgrün .
halbtrocken .
ganz trocken
L hl harte Kohle
weiche „
Die Meiler haben einen Durchmesser von 14 m, (
47 f», einen Inhalt von 400 Raummetern Holz,
Sie sind aus fünf „Stößen" (Schichten oder Lagen) aufrecht
stehender Scheite von 1 m Höhe erbaut, und der Meilerboden wird
von 7 konzentrischen Ringen aus Scheiten („Lagen") gebildet,
so daß oben der Meilerhalbmesser 7 *» beträgt.
Das Ausbringen von einem Meiler beträgt:
Stückkohle . . . 2000 hl \ .... ■, -a -i <a v ^ ^.^
Kleinkohlen ... 400 „ ) ^^^o ^^ ^""^^^ t"*""» ^°^"°' "^^"^
Kohllösche 1% „ „
Brände ......... l^/o n n
Der Zeitaufwand beträgt :
für die Errichtung eines Meilers 4 Tage,
zum Anzünden des Meilers 7s Stunde,
der Brand des Meilers (je nachdem er auf trockenem
oder auf sumpfigem Boden errichtet ist) ... 18 bis 28 Tage,
das „Stören" des Meilers (Ausziehen der Kohle) ... 4 „
Hiebei sind an Ärbeitechichten erforderlich:
Zum Einsetzen 4 Tage ä 10 Mann = 40 Schichten,
„ Bedecken des Meilers mit Abfällen 1 Tag
ä 2 Mann = 2 „
„ Holzspalt«n und Verkleiden des Meilers .... 2 „
„ Schwarzmachen 1 Tag k 12 Mann = .... 12 „
„ Niederbrennen durchschnittlich (da per Tag
1 Mann pro Meiler genügt) 8 „
„ Stören des Meilers, 4 Tage ä 8 Mann = ... 32 „
Zur Bestellung des Meilerplatzes 2 „
Für Nachtwachen (da ja stets mehrere Meiler im
Brande sind) pro Meiler 2 „
Summe , . . 100 Schichten
^aovGoOt^lc
Die ZusammenBetzung der Meilergase (in Volampr'ozent) ist u
Ebelmen in den verBcIiiedenen Perioden folgende:
Zeil der Auf-
Nr.
Oasee nach
dem Anitek-
Onses
VoJonipMisent
ken des
CO,
CO
H,
Ni
Meilers
1
48 Stunden
26-57
8-68
9-13
66-62
2
'2 ,
„ „ undurchsichtig . .
26-68
9-25
10-97
53-40
3
96 ,
„ „ durchsichtig . . .
27-23
7-67
11-64
53-46
4
66 ,
23-51
5-00
4-89
66-60
5
'1 »
beinahe „ ...
23-28
6-88
13-53
67-31
6
95 ,
bläulich u. fast durchsichtig
23-08
6-04
14-11
55-77
Die Temperatur der aas dem Meiler entweichenden Gase war
dicht anter der Meilerdecke 230 bis 260° C. Ein Liter derselben ent-
hielt an kondensierbaren Zersetzungsprodakten (Wasser, Teer, etc.):
A. weiß and undurchsichtig 0'987 g
S. von ähnlicher Beschaffenheit .... 1'068 „
C. bläulich und fast durchsichtig .... 0'&31 „
y) Verkohlung in liegenden Meilern.
Fig. 35.
Die liegenden Meiler oder Haufen sind nicht rund, sondern
lan^^streckt. Sie haben meist eine Länge von 9V3 bis I273 »«
bei einer Breite von 2 bis 3 m (Fig. 35). Sie sind von Pflöcken,
die mit Latten oder Flechtwerk verbunden sind, bekränzt. In den-
selben sind die Holzstücke senkrecht zur Längenachse des Meilers
aufgeschichtet. Die Zwischenräume werden mit Kleinholz ausgefüllt.
Vorn sind dieselben etwa 0^6 m hoch, nach hinten zu werden sie
immer höher, so daß die obere Begrenzungsfläche unter 16" bis 20*
gegen den Horizont geneigt ist. Man entzündet sie an der Vorder-
V.
^/^\ H l-t A S^..
'" ^"f AGooqIc
UNIVEtVSITY B "
^c., ,;:;... ^y
234 Holikohle.
Seite Dnd läßt das Feuer langsam der Länge des Haufene nach
fortschreiten.
b) Waldköhlerei mit Gewinnung von Nebenpro-
dukten.
Will man bei der Waldköhlerei auch Nebenprodukte gewincen,
so muß man etwas anders verfahren.
a) Bei der Grubenköhlerei (Teerschwehlerei) versenkt
man einfach in der Mitte der Grubensohle ein mit einem ßost
bedecktes Gefäß, in dem sich der Teer sammelt.
Fig. S6.
ß) Bei der Meilerverkohlung werden, wenn es sich um
Gewinnung von Holzessig handelt, in die Meilerdecke Köhren ein-
gesetzt, die zu den Kondensationskammern führen. Das geschieht
jedoch, da die anfangs entweichenden Gase sehr viel Wasserdampf
enthalten, erst 34 bis 36 Stunden nach Anzünden des Meilers.
In Frankreich (bei Bordeaux) wird die Meilersohle konisch
vertieft und mit Ziegeln ausgemauert. Vom tiefsten Punkte der
Sohle führt ein Kanal zu einem Teerbehälter (Fig. 36). Man ge-
winnt so aus harzreichem Holz neben kleiner, aber guter Kohle
bis 20% Teer. In Kußland (Wolhynien und Podolien) ist der Teer-
behälter unmittelbar unter der Mitte der konischen Meilersohie
angebracht.
B. Verkohlung des Holzes in Apparaten mit kon-
stantem Volum des Verkohlungsraumes.
a) Meileröfen,
a) Die Verkohlung erfolgt durch teilweise Ver-
brennung des Holzes, also bei Luftzutritt ins Innere
des Meilerofens.
^aovGoOt^lc
Holzkohle. 235
Als Beispiel möge der runde Meilerofen (Fig. 37) dienen.
Die Sohle des gemauerten, kupp eiförmigen Ofens bildet den Rost,
durch welche der Luftzutritt erfolgt. Letzterer kann mittels der
Aschentür reguliert werden. Das Holz wird anfangs durch die
Arheitstär, später durch die obere Füllöffnung eingeschichtet. Gleich
nach dem ÄnzQnden wird die Arbeitstür vermauert, und sobald
FOUnfbnng
Fig. 37.
neben Wasserdämpfen auch Teer, etc. entweicht, wird auch die
obere Füllöffnung geschlossen, so daß nur die entweichenden Gase
durch das seitlich in die Decke eingesetzte Rohr zu den Konden-
DrDr-ia
D.qit.zeaOvGoOt^lc
sationsgefaßen gelangen. Ist der Ofen entsprechend gebeizt, so wird
aucli die Aschentür geschlossen. Nach Yollendung der Verkohlung
und Abkühlung des Ofens wird die Kohle durch die Arheitsöffnung
m
ß) Die Verkohlung erfolgtin Meileröfen, in deren
Inneres sauerstoffreie Feuergase treten.
Ein derartiger Ofen wurde von Grill im
Eisenwerte von Dalfors in Schweden erbaut
(Fig. 38 und 39).
Er ist rechteckig
und bat an den
beiden kurzen
Seiten Eintrags-
öffnungen. Die
Verbrennungs-
gase steigen von
einer unter dem
Ofen angebrach-
ten Feuerung ver-
tikal in der Mitte
des Ofens auf und
strömen durch
Fig. 39. Seitenzüge nach
vier Seiten aus.
Die flüchtigen Destillationsprodukte entweichen durch zwei in
entgegengesetzten Ecken angeordnete Kanäle und daranschliefiende
eiserne Röhren zu einem Teersammeitrog, ober welchem Schornsteine
angeordnet sind. Nach genügendem Anheizen wird der Ofen rings
abgeschlossen. Der Ofen wird mit 172'26 «t' Holz beschickt;
37"58 m^ Holz wurden in der Feuerung zum Heizen verbraucht,
147*31 m^ Holzkohle wurden ansgebracht. Die Löhne betrugen für
1 «i» Holzkohle 30^^ Heller (25 Pfennige).
Ähnlich ist der Schwartz'sche Ofen (Fig. 40, 41), bei dem
jedoch durch Anbringung von zwei Feuerungen in der Mitte der
Längsseite und zwei Abzügen in der Mitte der kurzen Seiten eine
gleichmäßigere Erhitzung erzielt wird. Im übrigen ist die Konstruk-
tion des Ofens aus der Zeichnung ersichtlich.
f) Die Heizung erfolgt mit überhitztem Wasser-
dampf (Fig. 42).
Dieses, von Violette zur Erzeugung von Pulverkohle (Rot^
kohle) eingeführte Verfahren, liefert durchschnittlich SöVg"/!} ^t-
kohle und gar keine Schwarzkohle, ist also dem älteren Verfahren,
bei welchem man UlS^/o Rotkohle und ITSl'/o Schwarzkohle,
^aovGoOt^lc
Hollkohle. 237
a nur 31'99% Ausbeute erhielt, weit Öberlegen. Fig. 42
gibt den Längsschnitt des Apparates. Aus einem Dampfkessel strömt
der Dampf durch das im Innern des Ofens spiralförmig gewundene
Rohr von Schmiedeisen. Hier wird der Dampf vermittels der
Feuerung und des beiderseits geschlossenen Rohres (Überhitzer),
Fig. 40.
Fig. 41.
Scbwartz'Ecber HolzTerkoblaogsofea.
welches möglichst gleichförmige Wärmeübertragung auf alle Teile
des Rohres bewirken soll, überhitzt. Die Feuergase umspülen die Re-
torte und entweichen endlich in die Esse. Der überhitzte Dampf tritt
aus dem Schlangenrohre in den eisenbleehernen Zylinder (Retorte),
der vorn mittels eines schmiedeisernen Deckels verschlossen ist,
und von da in den inneren, mit dem zu verkohlenden Holze ge-
fällten Zylinder (ebenfalls aus Eisenblech). Dampf und Destillations-
produkte entweichen durch ein Rohr ins Freie, oder sie gelangen
noch in passend eingerichtete Kondenaationsapparate, Der Ofen ist
der Retortenmündung entsprechend durch eine doppelte Arbeitstür
geschlossen. Der Dampfeinströmungs-Öffnung gegenüber liegt eine
Stoßplatte, durch welche der Dampf gleichmäßig verteilt wird.
^aovGoOt^lc
Holikohla.
b) Verkohlang mit Wärmezufuhr toq aaßen.
Die VerkohlQDg erfolgt in Retorten oder größeren zylindri-
schen Kesseln, den sogenannten „Thermokesseln". Die in
Bußland üblichen Thermokessel sind vertikal eingemauerte, zylin-
Pig. 42.
driscbe Kessel aus Eisenblech von etwa 8 m' Inhalt, welche mittels
einer eigenen Feuerung an den vertikalen Kesselwänden erhitzt
werden. Um das Holz schnell auf 100" vorzuwärmen, leitet man
am Boden des Kessels Dampf ein. Der im Kessel sich ansammelnde
Teer läuft durch ein am
Boden desselben angebrachtes
ßohr in eine Sammeltonne,
während die Teer- und son-
stigen Dämpfe durch ein am
oberen Ende des Kessels an-
geordnetes Bohr in ein Kon-
densationsgefaß gelangen, von
welchem der hier konden-
sierte Teer ebenfalls in die
schon erwähnte Tonne ab-
. läuft. Die Destillationspro-
dukte passieren ein Kiihl-
rohr, während die brennbaren
Gase zurück zum Feuer ge-
Hg. 43. leitet werden.
^aovGoOt^lc
Fig. 43 ze^ den Vertikalschnitt durch einen &anzösiechen
Ofen mit stehender Betorte.
Ks kommen jedoch Holzverkohlnngsapparate sowohl mit ver-
tikalen als mit horizontalen nnd mit schiefliegenden
Retorten vor.
Heute kommen die Meileröfen nur mehr für ganz bestimmte
Zwecke zur Anwendung, z. B. zur Verkohlung von Kiefernstock-
holz, wo die Gewinnung des wertvollen schwedischen Teeres und des
Fig. *4. Fig. 46.
Fig. 45. Fig. 47.
(Nach Zettecltf. f. Mgew. Chemie, 1900, p. 169.)
Kienöles gestattet, auf jene von Methylalkohol und essigsaurem Kalk
zu verzichten. Um Verluste an Holzgeist, die durch die Durch-
lässigkeit des Mauerwerkes bedingt sind, zu vermeiden, hat man das
Mauerwerk durch Eisenkonstruktionen ersetzt. Die modernen Meiler-
öfen sind eiserne Behälter, die von Heizröhren durchzogen sind,
um das Retorteninnere genügend zu erwärmen, während die Außen-
wände durch Feuerzüge erhitzt werden.
Einen derartigen modernen Meiler-Eetorten-Ofen zeigen
die Figuren 44 bis 47. In der Feuerung ist der Rost e (Fig. 46) und
^aovGoOt^lc
240 HoUkoUe.
das Glewölbe dd (Fig. 44) ersichtlich. Durch das Gewölbe treten
die Feuergase iadie Röhren f,, während ein anderer Teil der Fener-
gase neben dem Gewölbe nach aufwärts strömt und dann in die
Bohren e( eintritt. Alle diese vertikalen Röhren durchsetzen daa
Innere der Meilerretorte, Zur Entleerung der letzteren dienen die
Türen bb.
(ITaoh Zeitachrift f. angew. Chemie,
1900, p, 169.)
Andere ähnliche Ofen mit liegenden Retorten zeigen die Figuren
48 bis 52.
Eine ähnliche moderne Holzverkohlangsanlage mit stehenden
Retorten geben die Figuren 53 bis 56. Die Retorten a können mittels
eines Laufkranes g ans dem Ofen ausgehoben und zur Füllung
beziehungsweise Entleerung an einen geeigneten Ort gebracht werden.
Fig. 57 zeigt einen Retortenofen, der so eingerichtet ist, daß die
Retorten im Ofen verbleiben. Sie werden in geeignete Wägen ent-
leert, die man unter dieselben führen kann.
^aovGoOt^lc
- HoUkohle. 24t
Die Zukunft der Holzverkohlung liegt übrigens in der Anwen-
dung rotierender Betörten.
In welchem Maße sich die Holzverkohlung in den letzten
Jahrzehnten entwickelte, zeigen folgende auf Österreich-Üngam be-
zügliche Zahlen.
Fig. 66,
(Nach Zeitschr. f. angew. Chemie, 1900, p. 169.)
Vor etwa 30 Jahren betrug die Gesamtmenge des am Wege
der trockenen Destillation verkohlten Holzes in Österreich-Ungarn
etwa 10.000 Raummeter ; in den Ächtzigerjahren war sie bereits auf
120.000 Raummeter gestiegen, und heute hat sie bereits . 350,000
bis 400.000 Raummeter erreicht. '
JHptnST, ChBin. TecbDologie d. Energien, I. IS
^aovGoOt^lc
243 ToitkoUeo, Koke nud Briketts.
Diese Industrie ist für das Gedeilien der Forstwirtschaft von
hervorragendster Bedeutung geworden, weil erst durch sie die
rationelle Nutzbarmachung ausgedehnter Waldgebiete ermöglicht
■wurde. Diea zeigt sich auch am wachsenden Export von harten
Nutzhölzern, der hauptsächlich durch die rationelle Verwertung der
Fig. &6.
Fig. 64. Fig. 67.
(Nach Zeitichi. f. artgev. Cbemie, 1900, p. 1&9.)
Äbfallhölzer bedingt ist. So betrug der Österreichisch-ungarische Ex-
port an harten Nutzhölzern:
1896 6,399.120 K = 5,332.600 Mk.
1897 7,631.530 „ = 6,359.608 „
1898 10,152.388 „ = 8,460.333 _
XVI. Kapitel.
Torfkohlen, Koke nnd Briketts*
Ebenso wie beim Holz liefert die trockene Destillation von
Torf, Braunkohle oder Steinkohle gleichfalls: 1. Gase, 2. Teer,
3. Teerwasser und 4. einen festen kohligen Bückstand, der je nach
dem verwendeten Rohmaterial als Torfkohle oder als Ecke
bezeichnet wird.
Um ein Bild vom Verlaufe der trockenen Destillation zu geben,
wollen wir für die beiden extremen Fälle (Torf und Steinkohle)
Schemen geben:
^aovGoOt^lc
Torfbohlen, Koke nnd Briketts.
Schema der trockenen Destillation des Torfes
(nach H. Vohl).
100 Teile eines Torfes von einem Hochmoor im Kanton Zürich
ergaben bei der trockenen Destillation:
{schwere Kohlenwasserstoffe, C H^
Methan, CH,
Wasserstoff, H,
Kohlenoxyd, CO
{Turfol von 0-820 spez. Gewicht
schweres Öl (Schmieröl) von 0'855 spez. Gew.
Paraffin
Ammoniak
Methylamin
Picolin
Lutidin
Anilin
Cäspidin
25-000 Teile was- ^^
seriges Destillat p*„
Propionsäure
Butte rsäure
Valeriansäure
Phenol
Wasser
25.000 Teile Torfkohle
100.000
Schema der trockenen Destillation der Steinkohle
(nach R. Wagner).
100 Teile Gaskohle von nachfolgender Zusammensetzung:
Kohlenstoff 78-0*/o
Disponibler Wasserstoff 407o
Stickstoff l-57o
Schwefel . O-S^/o
Wasser, chemisch gebunden .... Ö'T^/n
„ hygroskopisch 50%
Asche , . ■ 5-0%
ergaben bei der trockenen Destillation:
10007o
^aovGoOt^lc
244 TorfkoMen, K<Ae tmd Bilketti.
(Kohlenstoff (wasserstoff-
und sauerstoffhaltig) 90— 967o
X. ,v «« .» x="- "«--. . Schwefeleisen (Fe, Sg)
u. erdige Bestandtei le 10—5 "/p
l lOOVo
2. Teerwasser {Ammoniakwasser) enthaltend:
I Wasser
Kohlensaares Ammon :
2{NHJ,C08 + COs
Schwefelammonium (NH^)j S
„^ ,_ . L n (NH.C1
ß) akzessorische Be-I «tt qjt
fltandteile: 1 Nh|'.CNS
3. Teer, enthaltend:
a) f 1 il s s i g e K o h 1 e n- ( Benzol, Telaol, Xylol, Psendo-
wasserstoffe; \ cumol, Cyanol, Propyl, Butyl, etc.
..,„,, i Naphthalin.Aceiylnaphthalin.Fluo-
ß) teste Kohl. nw»,»ep- ,^^ pj_ Anthraoen, Methyknthra-
1 cen, Reten, Chrysen, Pyren,
(Phenol, Kresol, Phlorol, Rosol-
säure, Oxyphensänre, Kreosot, Py-
i; ^auci o ..umiai 1,1^0 . ridin, Anilin, Picolin, Lntidin,
Körper: j Colüdin, Leueolin, Iridolin, Cryp-
I tidin, Acridin, Goridin, Rubidin,
l Viridin.
,^ . ,,,,.,, , „ f Anthracen,
8) A»phaltbild.„de Be- b,^^;,^^^
»tandte.le: | g.^j|^
4. Leuchtgas:
Ip I Acetylen, Äthylen, Pro-
*^^- 1 pylen, Butylen.
S Benzol, Styrolen,
Dämpfe: P^Pi?f"'^«^*y'-
I napatbalm, iiluoren
l (?), Propyl, Butyl.
n\ TT j « 3 n { Wasserstoff,
ß) Verdünnende Be-I,,,, '
* d t ■ 1 ■ 1 ^®'''*"i
l Kohlenoxyd.
{Kohlensäure, Ammoniak, Cyan,
Ehodan, Schwefelwasserstoff
geschwefelte Kohlenwasserstoffe,
Schwefelkohlenstoff, Stickstoff.
Der Verlauf der trockenen Destillation, also die Menge und,
Zusammensetzung der verschiedenen DestUIationsprodukte, wird aufier
^aovGoOt^lc
Torfkohlen, Koke nnd Briketts.
245
durch die Natur des zu verkohlenden rohen BtennstofFes noch durch
andere Faktoren wesentlich beeinflußt.
In erster Linie kommt da die Vergasungstemperatur
in Betracht, deren Einfluß sich, ebenso wie beim Holz, den mehr-
fach erwähnten Gleichgewichtsgesetzen unterordnet
So hat L. T. Wright*) eine Kohle von nachfolgender Zu-
sammensetzung bei verschiedenen Temperaturen der trockenen De-
stillation unterzogen.
Kohlenstoff
76-717,
Wasserstoff
6-27%
Schwefel .
1-72«/.
Stickstoff .
1-727,
Sauerstoff .
11-597.
Asche . .
2-99«/.
100-00"/o
Erfolgte die Vergasung bei 800" C, so erhielt man aus 100 ft^ Kohle :
100 hg Koble
gaben
'sr
'»•x-
B.h».-| 8a.k- B..«-
s..™
LilM
»--
Koke ....
i7-.W
1-24
1-Oft
lOfi
1-28
2-9(1
B4-97
Teer ... .
tili
IM«
O'OSS
OOB
0-60
7-28
6-43
Gaswasser .
(H)K
10«
012
0-22
8-*)
9-7«
9-78
Gas ....
7-.Tti
2-«f)
Sp„r
OjlB
l-4ß
_
12-2:-!
21140-0
InderReini-
gungsmasse
0-22
002
0-39
0-56
0-66
—
1-20
—
Summe . .
U-35
6-63
1-61
1-71
12-20
296
95-46
—
Hingegen lieferte die trockene Destillation von 100 kg Kohle
bei 1100» C:
100 kg KoUe
Kohlm-
itoir
Wuier-
itoff
B.hw.
.löfl-
Biuer-
.loff
A.ch.
UtM
8i*m
KUOgT.mffl
Koke ....
i7-95
0-70
0-77
0-47
1-24
2-97
B4-in
_
Teer ....
4-78
0-.1«
0-06
0-05
1-18
—
6-47
5-37
Gaswasser .
0-118
106
(M.H
O-Sil
8-.30
9-78
9-66
Gas ....
H-.W
3-42
Xpnr
0-86
9-m
_
I.5-11
31200-0
InderReini-
gungsmasse
0-38
004
0-74
002
0-93
—
211
—
Summe . .
71-73
5-61
1-70
1-61
13-86
2-97
97-57
-
sasiGoOi^le
24G Toifkohlen, Koke und BriketU.
Ferner waren :
bei 800' C bei 1100° C
Ruß im Teer 15% 2b%—30''jo
Spezifisches Gewicht des Gaswassera . . l'O 12
Lichtstärke des Gases bei 150 / atünd-
Uchem Verbrauche 18 Kerzen 15'3 Kerzen,
Eine weitere Vergleichung der in beiden Fällen erhaltenen
Produkte gestattet die folgende Zusammenstellung :
100 ka Kohle geben :
" bei 800° C bei 1100° C
Koke 64-76 Lg 64-16 kg
Teer 643 l 537 /
Gaswasser 9-78 l 9-96 l
Gas 2114 m» 31-20 m^
Mit steigender Temperatur wuchs die Gasausbeute (dem Vo-
lumen nach), das spezifische Gewicht des Teeres und dessen RuO-
gehalt, während der Gehalt des Teeres an Rohnaphtha und besonders
an leichten Teerölen beträchtlich abnahm.
Ebenso nimmt mit steigender Temperatur der Gehalt an Kreosot
und Anthraeenöl ab, während der Pechgehalt bedeutend steigt. Der
in anderer Form als Schwefelwasserstoff in den Gasen enthaltene
Schwefel steigt mit Erhöhung der Temperatur bis aufs Dreifache.
Die Ammoniakausbeute ist bei sehr niederer Temperatur gering, er-
reicht hei mittlerer Temperatur ein Maximum, während hohe Tem-
peraturen abermals eine Verringerung ergeben.
Die Destillation verläuft auch im Anfang anders, als gegen
das Ende zu. So erhält man in der Pariser Gasanstalt bei einer
De still ationstemperatur von lOOO'' C :
Destillationszeit ...0" l** 2^ 3** 4'' ö"" 6^
Gasvolum 17 30 27 20 6
Leuchtkraft ä 105 / . l-l5c 0-90c 0-30c 010c 0-4c Oc
C, G. Müller unterscheidet bei der Destillation der Stein-
kohlen zwei Perioden: In der ersten, der eigentlichen De-
stillationsperiode, entwickeln sich bei der verhältnismäßig
niedrigen Temperatur von 500° bis 600® stark leuchtende Gase,
Wasserdampf und Teer, wobei die Steinkohle sich aufbläht und
Koke bildet. In der zweiten Periode, in welcher die Temperatur
zur hellen Rotglut gesteigert wird, geben die Koke — eine Volums-
verminderung erleidend — selbst neue Gase ab, deren Volumen
beinahe ein Drittel des Gesamtgasvolums beträgt, welche übrigens
^aovGoOt^lc
To rfkoblen. Koke and Biiketta. 247
nicht von Teer begleitet sind und nur mit schwach leuchtender
Flamme brennen. Die Eoke, welche am Ende der ersten Periode
zurückbleibt, ist keineswegs mit MineralstofTen verunreinigter Kohlen-
&tofi, sondern wahrscheinlich ein Gemenge sehr fester Kohlenstoff-
verbindungen, deren Zusammensetzung ungefähr dem Atom Ver-
hältnisse CjjHjO entspricht. Dieser Stoff wird nun in der zweiten
Periode unter Glühhitze weiter zersetzt. Aber seibat unter Weiß-
gluhhitze gelingt die völlige Austreibung der letzten Reste von
Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff nicht.
Wenn grßßere Mengen Steinkohle in rotglühende Entgasungs-
räume gebracht werden, finden beide Prozesse nebeneinander statt.
Man würde sie beide, die Steinkohle nzersetzun" und die Kokezer-
setzung, im großen von einander trennen können, wenn man doppelte
Öfen derart einrichten würde, daß die einen nur auf 600" C er-
hitzt würden und zur Austreibung des Teeres dienten, während die
anderen in lebhafter Rotglut ständen, und die in ersteren gebildete
Koke zu entgasen hätten. Eine solche Trennung könnte unter Um-
ständen praktische Vorteile bieten. Die von Müller im kleinen
ausgeführten Versuche bestätigen die zunächst bekannte Tatsache,
daß sich in den Zersetzungprodukten der Steinkohle nur '/s des vor-
handenen Stickstoffes in Gestalt von Ammoniakverbindungen vor-
findet; sie ergaben aber außerdem das wichtige Resultat, daß die
Hauptmenge des Ammoniaks nicht in der ersten Periode, zugleich
mit dem Teer, sondern beim Beginne der Kokezersetzung auftritt.
Es betrug beispielsweise das gewonnene Ammoniak bei der
Probe in der 1. Periode in der 2, Periode
1 0065 0-267
2 0059 0144
3 0-108 0-145
4 0-120 0178
5 0063 0183
6 0-056 0-242
Mittel . . . 00785 01931
Welchen Einffuß die Natur des angewendeten Rohstoffes idi
großen ganzen hat, haben die früher mitgeteilten Schemen gezeigt.
Aber selbst bei Benützung verschiedener Sorten von Gaskohlen
(Steinkohlen, die zur Gasbereitung dienen) zeigt sich noch der Ein-
fluß der verschiedenen Zusammensetzung deutlich:
^aovGoOt^lc
Torftohlen, Koke nnd BriketU.
Steinkobleu Ton
Pub de Calais
Easland
ODmentry
Blaaa;
J
HjO, hygroskop.
Asche
217
904
2-70
7-06
3-31
7-21
4-34
8-8
6-17
10-73
Sauerstoff . . .
Wasserstoff. . .
Kohlenstoff. . .
: Stickstoff. . . .
6-56
606
88-38
1
6-66
6-36
86-97
1
7-71
6-40
86-89
1
1010
563
83-37
1
1170
6-64
81-66
1
« Gas
.^\ Teer
ä 5 Ämmoniakwasser
11 Koke
Q g. Kohlenstaub . .
1370
3-90
4-69
71-48
6-33
16-08
4-65
6-57
57-63
7-07
16-81
5-08
6-80
64-90
7-41
16-95
5-48
8-61
60-88
8-08
17
5-69
9-86
68
9-36
Volum, m^ . . .
Leochtkraft, Carcel
30-13
1310
31-01
112c
30-64
1040
29-73
102-1 c
27-44
101-80
CO
cA
1-47
668
64-21
34-37
0-79
2-48
1-58
7-17
52-79
34-43
0-99
3-02
1-72
8-21
50-10
3503
0-96
3-98
2-79
9-86
46-45
36-42
1-04
4-44
3-13
11-93
42-26
3714
0-88
4-76
Sehr bemerkenswert ist der Einfluß mineralischer Stoffe, be-
sonders von Kalk auf den Verlauf der trockenen Destillation der
Kohlen, wie er aus den Untersuchungen Knoblauch' s hervorgeht.
Derselbe verwendete eine Saarkohle, welcher je 2i/g> 5 und 107o
gebrannter Kalk respektive b^j^ Kieselsäure innig beigemengt waren.
Die wichtigsten Ergebnisse dieser Versuche sind in der folgenden
Tabelle enthalten, welche die Unterschiede in der Ausbeate der
Produkte auf 1000 hff Kohlen, aus den Gemischen berechnet, darstellt:
1000 Ätp Koble geben:
Kalkznsate
Kioeel-
ü"/.
6%
14-7
SO-1
353
21-6
16-8
18-2
17-5
27-4
e-2
0-483
0-60f
0-9SE
016
2-03
2-53
3-88
0-67
142
1'58
1-81
0-21
0-93
1-03
1-19
0-138
21-3
26-7
40-9
0-7
59'7
66-2
76-2
8-8
Gas, m' mehr
Koke, kg mehr
Teer, kj/ weniger .... . . . .
Ammoniak, kg mabi
Sulfiit, kff mähr.
SchnefelwaBseretoff, leg venigei . . . -
Ammoniak | in % der J mehr
SchwefelffasaeratofF j Aa»beute i neniger
^aovGoOt^lc
ToiftoUm, Kok« und Brikotts. 349
Somit ändert sich die Quantität der DestillatioDsprodukt^ nidit
proportional der Menge des Zusatzes; am meisten folgt noch die
Gasaosbente der Znsatzmenge. Bei Kalkznsatz steigt die Difierens
in der Ammoniakaasbeute nur sehr langsam, so daß bei einem be-
stimmten Kalkznsatze ein Maximum in der Ammoniakausbeutn
erreicbt wird nud selbst ein bedeutend größerer Zusats nur seht
wenig Wirkung hat. Die Kieselsäure ist in Bezug auf Ammoniak
und Schwefelwasserstoff insofern ohne Belang, als eine chemische
Wirkung nicht stattfindet- die geringen Differenzen in den Mengten
dieser Stoffe sind der verschiedenartigen Zersetzung der Kohle zu-
zuschreiben. Da bei dem Zusätze die Zunahme an Koke bedeutender
ist als die Abnahme an Teer und gleichzeitig ein größeres Gas-
quantum gebildet wird, so muß der Kohlenstoffgehalt des Gases ver-
ringert, also seine Leuchtkraft vermindert sein, und zwar um etwas
mehr, als im Verhältnisse der Mebrausbeute an Gas. Für Kohlen,
welche nicht erheblich von der Versuchskohle abweichen, läßt sich
der Einfluß eines SV^P^zentigen Kalkzusatzes wie folgt formulieren ;
1. Die Gasausbeate wird um 57o erhöbt, die Leuchtkraft um
mehr als 5"/^ vermindert.
2. Die Kokeausbeute beträgt stark i^/o mehr, wovon S'&Vo
auf den Kalkzusatz entfallen, ao daß die Vermehrung der Koke-
snbstanz nur l*757o beträgt. Diesem Mehrbetrage entspricht aber
keine Vergrößerung des Heizwertes, da der Aachengehalt größer
ist und iahei die Vollständigkeit der Verbrennung verringert wird,
3. Die Quantität des Teeres ist um lO'/o "Ißf Ausbeute ver-
mindert, seine Qualität gleichfalls verringert.
4. Die Ammoniakausbeute wächst um 20^/0 (der Ausbeute).
5. Die Schwefelwasserstoffausbeute sinkt um 1'4 pro lUUO
Kohle.
6. Die Koblensänre des Rohgases wird um lO^/g der Ausbeute
vermehrt, und
7. die Gyaubildung wird etwas verringert, ohne daß hiedurch
die Menge des gebildeten Ferrocyans direkt beeintlulH würde.
Dieser Punkt jedoch, sowie die Frage, ob und wie weit der
höhere Schwefelgehalt der Koke (in obigem Falle etwa Ü'S"/,)
als verbrennlicher Schwefel auftritt, wären noch wcitt^r zu
studieren.
W. Jicinski hat aber die Vorgänge bei der Verkokung
folgende Mitteilongen gemacht:
Die Zusammensetzung von fönf Flözen ans dem enteren
Ostrauer Bevier (die den nachstehenden Betrachtungen za Grunde
gelegt sind) ist folgende:
^aovGoOt^lc
Torfliohlen, Koke tmd Bribetta.
Anmerkung
vom PIBz ■
C 1 H 1 1 N 1 Äsche
Johann
«1-74
fiftS
8'18
1S1
524
Oiskohle
Adolf ....
«l-«(
5-2;
^■81
1-7(
289
whr gnt
GUothw . . .
ft-(»l
7-fif
l-4f
6'a7
Kokskohle
Fr«Ezisk«, . .
NH-MP
4-Hh
S-ftf
|-fi¥
5-37
voraliglich
Julian» . .
HG-76
1'06
"'
1-30
4-73
«littolmaGif
anthracitart. Kohle
Schwefelgehalt: OÖO bis rOö"/«.
Phosphorgehalt: 0^004 bis 0-1087o-
Bei der trockenen Destillation entwickeln obige Kohlensorten :
Flöz
Auf 1 tjf Kohio
Knbikjneter Gaa
KokerückBtiuid
in 'i.
30-86
30-02
29-96
28-60
27-12
67-00
76-00
75-00
81-38
86-62
Adolf
Günther
Franziska
Juliane
Die Ammoniak ausbeute ist dem Stickstoffgehalte der Kohlen
nicht proportional. Bei manchen Kohlen scheint sich Ammoniak
leichter abzuspalten- als bei anderen. Von dem Gesamtstickstoff-
gehalte der Kohle bleibt durchschnittlich ^/^ in der Koke zurück ;
dies ist der sogenannte Kohlenstickstoff; er wird nur bei der
vollständigen Verbrennung der Kohle vergast. Etwa V4 ^^^ Gesamt-
stickstoffes, der Ammoniakstickstoff, beteiligt sich an der
Ammoniakbildung. Doch auch von diesem entweicht bei der De-
stillation ein Teil als Cyan oder als freier Stickstoff, so daß der
bei der Ammoniak gewinnung nutzbare Stickstoff nur zwischen
0'188 bis 0'089 des Gesamtstickstoffes schwankt.
Die Tabelle auf S. 251 gibt den nutzbaren Ammoniakstickstoff
einiger Kohlensorten.
Der Teer aus dem Koke ofenbetriebe enthält gewöhnlich:
Benzin 0-9 —1-06%
Naphthalin 4-26— 5-27''/„
Anthracen OÖT— 064%
Pech 50"/(,
andere Rückstände 4070
^aovGoOt^lc
Taifkohleii. Koke nnd Briketts
G — T
HtaTOn rur
G.Wl=B-
Grube oder Flöz
.-ti:.
■af
7o J«
!»■;,
Brt.rit»
Zeche Kaüentnhl 1
1-39
0-144 ] 0-200
0-241
OM
1
„ Plato } WeBtfHlen
1-46
0146
0-212
0-2G8
1-00
34
1-77
0142
0-S52
0-306
1-18
1
Fldi JohuiQ
1-81
0-140
0184
0-244
0-94
1-7
„ Adolf
1-76
0126
0-222
0-270
1-0*
1-7
„ Günther Ostran
1-4S
0120
0172
0-210
0-81
1-3
„ Frtmutka
1-62
0-089
013a
0166
0-64
2-6
„ Jaliua
1-30
0134
0-175
0-213
0-62
Obetecblesien, Durchachnirt
2-49
O'ies
0360
1-40
3-6
ZeohePriede..rf.offcmw| j,j^„.
^iLt
bakunt
0168
0-204
0-79
3-0
" vt'' *'**"^ °"^| Schlesien
„
0148
0-180
1-69
2-5
Eogland, Durchsctmitt
1-40
0-167
0-236
0-286
111
3-12
• Die Teerausbeute beträgt gewöhnlich 2 — 3% ^^^ Kohle und
höchstens ein Drittel bis ein Viertel der im Laboratorium ermittelten.
Der Unterschied zwischen den in Kokeöfen und in Gasanstalten
gewonnenen Gasen geht aus nachstehenden Analysen hervor :
BestandtBile
KokeofeBgase
Gaue aaa der
Benzoldampf
Äthylen . . .
0-61
1-63
0-43
1-41
6-49
5332
3611
1-54
119
0-87
6-40
6500
3600
SoWefelwasserstoif
KoMensäure
Kohlenoxyd
Wasserstoff
Methan
Snmme
10000
10000
Weitere Analysen v
in Kokeofengasenenthältdie folgende Tabelle
VcrkokuDgiigaHe
und andere Produkte
Ans einem Ofen lu ge»lng
kohl. DK*
PI.'"."
. 1 ..,. 1 ..
M,...
"de-
Hirt»
Methan ....
Kohlenoxyd . . .
1-44 1-66 0-40
417 391 219
1-17
3-42
7-0
11
6-6
16
6-2
63
sasiGoOi^le
Torftohlen, Koke und Briketts.
W^
und andere Prodntte
ga«:l
PIsyfftlT
. 1 n 1 ,.
u-^^
irtrti
SSi
.tl1U.rt
•tiliitn
KohleDSäure . . .
in-13
9-fin
13(16
inss
11
1-1
9.'A
Ölbildendea Gas . .
_
—
—
0-7
0-5
l-fi
Schwefelwasserstoff .
—
—
—
—
()f>
()■>(
0-X
Wasserstoff . . .
fi-x«
HfM
1-10
HiM^
0-5
0-4
1-4
Ammoniak . . .
—
—
—
—
()-2
0-2
(V3
Stickstoff . . . .
77-H8
S1-1H
HH-2b
m-Hi
(H«
„
—
Wasser
7-5
lÜ-41
16-6
Teer
_
_
^
^?.■ün
9-7i
Koke
_
—
68-92
67-Jf
«F.-1
FiüchtigeBestandteile
„
—
—
—
30-8 bis 32-77o
Darunter: brennbare
. Gase
—
—
—
—
19 2 bis 22-37o
Über die Ausbeute an verachiedenen Produkten bei der Torf-
verkohlung haben Sir Robert Kane und Professor Sullivan
eine Keihe von Versuchen angestellt, welche der Hauptsache nach
In Retorten, welche den bei der Leuchtgasfabrikation aus Stein-
kohlen ähnlich waren, wurde von verschiedenen Torfsorten je ein
Zentner verkohlt. Die Süchtigen Produkte wurden in einer Keihe
Wo ulf scher Flaschen sowie in einem mit Wasser gekühlten
Schlangenrohre kondensiert und auch die Gase gesammelt. Hiebei
ergab sich;
Art and Fundort des Torfes
Wasser
Teer
Kohle
Gas
i^itnier , ^^aut Lncas Boy bei
Leichter Torf, obere Lage, vom Wood
23-600
33-273
38-102
88-628
32 098
38-127
21-189
2-000
3-577
2767
2-916
2-344
4-417
1-468
37-500
89-132
82 642
31-110
23 437
21-878
18-973
36-900
35-018
26-489
32-346
42-131
36-693
57-746
Schwerer, dichter Torf vom Wood of
Obere Lsge von Ticknevin
Obere Lage v.Ticknevin, bei Kotglat dest.
Obere Lage von Shsunoo
Dichter Torf
Durchschnitt ....
31-378
2-787
29-222
36-606
sasiGoOi^le
TorlkoUen, Koke mtd^riketbi. 253
Die weitere Untersucliiiiig des Teeiwasaers und des Täeres ergaben:
Alt und Fundort des Torfes
IHiaohaiig' von im- 1
gefUii gleichen
Teilen dloMT bei-l
Dichter „ Ideo Sorten vomf
I Moant LiicM Bog
£ieicht«r Torf, obere Lage, vom
Wood ot AUen
Sobweier, dichter Torf romWood
of Allen
Obere Lage TOn Tioknevin . ,
Obere X>Bge von Ticlcnsrin, bei
starker Botgtat destilliert .
Obere läge i
Dichter Torf
»■196 0-756
0-4041-5'!6
O'18ll0'702
■196 0-816
■isi'o-
■112 0-647
DarchBchnitt . , »■S68ll-03T 0-19l|0-280 0-146
I I 1 1
Bei der zweiten Vetsuchareihe wurde ein Teil des Torfes unter
Anwendung eines Gebläses verbrannt, und hiebei folgende Re-
sultate erhalten:
Art nnd Pnndort des Torfes
Wasser
Teer
Asche
Oase
Leichter Torf, obere Lage, vom Wood of
30-678
30-663
29818
2610
2-395
8-270
a-493
7236
a-871
6831»
59-716
65'041
Schwerer Torf, obere Lage, vom Wood of
Allen
Dichter Torf von Sh&nnon ......
Die so gewonnenen Teerwäsaer und die Teere enthielten:
Art nnd Fundort des Torfes
Teerwuaer
T.„ 1
^
SS?."
s;i
Fuitan
öl
Leichter Torf, obere Lage, vom Wood
0'322
0-344
0194
0-179
0'268
0'174
0'158
0-166
0106
0-169
0'086
0-119
1-220
0-946
i'Oiä
Schwerer Torf, obere Lage, vom Wood
Dichter Torf von Shannon ....
0-S87
0'207
0-140
0136
1-059
sasiGoOi^le
Torfkohlen, Koke und Btiketta.
Zur weiteren Vergleichung seien noch die Durchsclinittswerte
ans beiden Yersnchsreihen nebeneinander gestellt:
Frodokte der trockenen DestUlatlon
In gescbloBW-
Bei
DCn GefiU]«n
0-268
0-287
1037
1-110
0192
0-207
0-280
0305
0-146
0-140
1-340
1-059
0-134
0-125
Ammoniak
oder schwefelsaures Ammon
Essigsäure
oder essigsaurer Kalk . .
Holzgeist
Öle
Paraffin
Bio obigen Zusammenstellungen lassen auch erkennen, welche
nntzbaren Produkte bei der trockenen Destillation des Torfes er-
halten werden können. In dieser Beziehung ist auch die folgende,
Muspratt'a Chemie entnommene Zusammenstellung Über die Ausbeute
an nutzbaren Produkten bei der trockenen Destillation irischen
Torfes nicht ohne Interesse:
Kane
DemProBpekt
OrOB« der Anebente in % nach
and
HodgeB
CompaDy
Schwefelsaures Ammon .
i-iio«/.
1-000%
1000»/c,
Essigsäure
0-207%
0-328%
—
oder essigsaurer Kalk ,
0-305%
—
0-7007o
Holzgeist
0140%
0-2327,
0-185%
Teer
2-3907,
4440»/,
—
T„T„od„kte { g«««=» -
0-125%
1-069%
-
0-104Vo
0-701 7o
Das gleiche gilt von den Angaben von Wagenmann und
Vohl über deutsche Torfsorten. (Siehe Tabelle S. 256.)
Die Torfkohle enthält im völlig trockenen Zustande (nach
Schwackhöfer) durchschnittlich:
Kohlenstoff 7b—Hb%
Wasserstoff 2— 47o
SaueratoifE 10-157o
Asche 5— 107o
doch kann letztere auch auf 60% ii^d mehr steigen. Lufttrockene
Torfkohle enthält mindestens 10% hygroskopisches Wasser. Der
Schwefel- und Fhosphorgehalt ihrer Asche ist oft recht bedeutend.
^aovGoOt^lc
Torfkohleü, Koke und Brikett«.
Deslillationspro dak te
Oldenbnrger
Torf,
nach Vohl
Wassergehalt des Torfee .
Aschengehalt des Torfes .
Koke
Ammoniakwasser ...
darin Ammoniak . . .
leichtes Öl ... .
schweresöl, Schmieröl
Paraffimnaese . . .
Asphalt
Paraffin . . . . .
Kreosot
kohliger Rückstand .
Verlust
Teer
Gase
Dämpfe
33-58
6-76
27-70
5001
0-
0-435
1-1
1-E
1-105
0-304
36-26
5-49
25-77
5803
0-25
0380
1124
2-389
- g
- s
0-663
0-634
100-000 100000 1000000
35-3120
40-0000
1-7633)
1-7715
Die Torfkohle ist sehr porös und leicht. Sie besitzt ein spe-
zifisches Grewicht von 0-23 bis 038, absorbiert Färb- und Riech-
stoffe bedeutend und findet daher Anwendung zum Entfuseln von
Branntwein, als Desinfektionsmittel, sowie (wegen der Absorption
Ton Ammoniak) als Dünger,
Sie ist leicht entzündlich und glimmt selbst bei schwachem
Luftzüge fort. Ihr absoluter Heizeffekt schwankt zwischen 6500
und 7000 Kalorieen.
Braunkohlenkoke. Die erdigen und muscheligen Braun-
kohlen zerfallen beim Glühen in kleine Stücke, weshalb sie sich
nicht zur Verkokung eignen. Hiezu sind fast nur die Lignit«,
welche eine der Holzkohle ähnliche Koke liefern, und die Pech-
kohlen geeignet. Sie werden in Deutschland als Grude bezeichnet.
Die trockene Destillation der Braunkohle gibt:
40— 507o Grude
12—2070 Teerwasser
14—35% Teer
15—25% Gase.
•) Die Teeranabeate ist oach StohmauD weit zu hoch, was wahrsehein-
Uch TOn einem Waasergehalte daswlben herrtthrl.
sasiGoOi^le
256 Torfkohlen, Koke önd Brikotti.
Steiakohlenkoke endlict ist im allgemeinen dimkelgran,
doch lassen sich silbergraue, hellgraue, dunkelgraue und fast
schwarze Sorten unterscheiden. Die helleren Sorten sind dnrchwegs
geflossen, die dunkleren meist nur gefirittet.
Die in den Kokeöfen gewonnene Koke ist im allgemeinen
weniger dicht als jene aus Gasretorten, weshalb erstere in der
Metallurgie und zu Peuerungszwecken vorgezogen wird. Nach
Muck schwankt das spezifische Gewicht zwischen V2 und 19.
1 m' .Koke wiegt (inklusive der Zwischenräume) 350—450 kg.
Für die Praxis sind Festigkeit und Zusammensetzung
der Koke von Bedeutung; erstere namentlich in Schachtöfen, wo
sie den Druck der darauf lastenden Bescbickungssäule aushalten
sollen, ohne zerdrückt zu werden, letztere wegen der schädlichen
Wirkungen mancher Stoffe,
Ober die rückwirkende Festigkeit der Koke hat Direktor
Jugnet folgende Angaben gemacht;
Carv^s-Ofen von 70 cm Breite 66'4 kgjcm^
.... 79-72 „
.... 92-32 „
.... 43-92 „
.... 42-12 „
.... 80-50 „
Bezüglich der Kokezusammensetzung ist besonders ihr Schwefel-
und Phosphorgehalt von technischer Bedeutung.
Die Koke ist schwer entzündhch, gibt nur eine kurze, blaue
Flamme und erfordert einen kräftigen Luftzug. Ihr absoluter
Wärmeeffekt beträgt 7000 bis 7800 Cal.
Auf der Koke finden sich bisweilen haarfÖrmige Gebilde,
welche als Kokehaare bezeichnet werden. Sie enthalten keine
Asche und sind der Verkokungsrückstand teerartiger Destillations-
produkte. Ihre Zusammensetzung (bei 110" C getrocknet) ist nach
V. Platz folgende:
Kohlenstoff .... 95-729%
50
Beehive-Oten
^
50
Smet ,
^
SO
CoppiSe- „
,
50
Wasserstoff
Sauerstoff
Asche . .
Summe
0-384%
3-8
100-000%
Anhangsweise sind hier noch die Preßkohlen oder Briketts
Um für das beim Kohlenbergbau abfallende Kohlenklein,
das ein minderwertiges Produkt darstellt, einen besseren Absatz
zu finden, hat man versucht, daselhe (mit oder ohne Anwendung
^aovGoOt^lc
Torfkoblea, Koke and Briketts. 257
geeigneter Bindemittel) durch Pressen zu größeren Stücken zu ver-
einigen, die man Preßkohlen oder Kohlenbriketts nennt.
Hieher gehören:
Torfbriketts oder Preßtorf, die wohl nur lokal in der
Nähe ihres Erzeugungsortes Verwendung finden.
Steinkohlenbriketts. Als Bindemittel dienen Teer, Stein-
kohlenpech, Asphalt, Starkekleister, Mehl, Eiweiß, Melasse, Ton,
Gips, Alaun und Kalk, Wasserglas, etc. Der Kohlenstaub wird mit
dem Bindemittel gemengt und zu Ziegeln gepreßt. Sie haben
häufig den Nachteil, übelriechenden Rauch zu entwickeln oder
einen hohen Aschengehalt zu besitzen.
Holzkohlen- und Kokebriketts werden in gleicher
Weise hergestellt,
Braunkohlenbriketts. Hier dienen die in den Braun-
kohlen selbst enthaltenen harzigen und sonstigen organischen StoiFe
als Bindemittel. Die Kohle wird so weit getrocknet, daß sie noch etwa
157o Wasser enthält und (bei 1000—1500 at. Druck) heiß gepreßt.
Der Wassergehalt der Kohle ist hiebei notwendig, um eine Zer-
setzung der erwähnten organischen Stoffe zu verhindern.
Die Erzeugung solcher Braunkohlenbriketts wird namentlich
in Obers chlesien, aber in neuerer Zeit auch in Österreich schwung-
haft betrieben und findet dieses Brennmaterial (besonders für den
Hausbrand) eine von Jahr zu Jahr steigende Verwendung. So
wurden im Jahre 1901 in Berlin für den Hausbrand verbraucht:
Braunkohlenbriketts . 120000 Waggons
Steinkohle 5000 „
Die Heizung mit solchen Briketts erfordert übrigens eine eigen-
tümliche Behandlung, indem die Verb rennung bei möglichst schwachem
Luftzug erfolgen muß, wenn das Brennmaterial gut ausgenützt
werden soll, Hiebei verbrennen die Briketts sehr langsam und geben
den weitaus größten Teil der entwickelten Wärme an den Ofen ab.
Bei starkem Luftzutritt hingegen verbrennen sie sehr rasch und
die Wärme kommt nur zum kleinsten Teile dem Ofen zu gute,
da dann die heißen Verbrennungsgase rasch in den Schornstein
entweichen und somit diesen statt des Ofens erwärmen.
In der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure (1887,
pag. 91) wurden folgende Untersuchungsergebnisse mitgeteilt:
I II HI IV
Asche 5-83 5-59 5-93 5-95
Wasser 19-81 18-67 2110 22-46
Gasgiebigkeit 24-531 24-93| 28-521 16'74U,.,.
FixerKohlenstoff48-83r*'**' 50-79r^ ^^ 44'83r^**^ 54-74|"*^
Brennwert 3203 Cal. 32l5 Cal. 3159 Cal. 2784 Cal.
^aovGoOt^lc
2gg TerkoknngBappaiftte.
Nr. I und II sind als gute, Nr. UI und IV als minderwertige
Briketts bezeicbaet.
Schalltbaler Briketts (aus Untersteiermaik) enthielten :
Kohlenstoff 48-21 "/^
Wasserstoff 399 „
Sauerstoff 19-92 „
Schwefel 1-35^
Wasser (hygr.) . . . 15-63 „
Asche 10-91 „
Heizwert 4280 Cal.
Die Untersuchung der sogenannten „Clara-Briketts" ergab :
E lernen taranalyse:
Kohlenstoff 4S-12%
Wasserstoff öSO „
Sauerstoff u. Stickstoff . 2293 „
Asche 12-62 „
Hygroskopisches Wasser 1093 „
Intermediat-Analyse :
Hygroskopisches Wasser . I0'93%
Gasgiehigkeit 44-21„l ,,.,
Fixer Kohlenstoff =12-24 „("* ^'^
Asche . 12-62 „
Brennwert (im Kalorimeter bestimmt) 4656 Cal,
Nutzbarer Heizeffekt (das gebildete Wasser als Dampf
gerechnet) 4349 Cal.
Heizwert der wasser- und aschenfreien Kohle . . 5688 „
XVH. Kapitel.
Verkokungsapparate.
Die Apparate, welche zur Gewinnung von Koke (und Torfkohle)
aus rohen Brennstoffen dienen, lassen sich in folgender Weise über-
sichtlich gruppieren :
A. Verkokung in Meilern.
a) die Meiler sind aus Kohlenstilcken allein errichtet und mit
Erde, etc. gedeckt; Quandelschacht und Zuglöcher sind in der
Kohlenmasse ausgespart (Fig. 58).
ß) Die Meiler besitzen einen gemauerten Quandelschacht (Fig. 59).
^aovGoOt^lc
Verkokangsapparate. 259
•() Zur Gewinnung der Destillationsprodakte dient ein Kanal
im Meilerboden, sowie ein im Quandelschacht beweglicher Kolben
mit Ffihrungsstange : Dudleys Kokemeiler.
B. In Haufen.
Fig. 59.
Fig. 60.
"^ ° I jap
D D
□ D
I D D
' D □
a D
^aovGoOt^lc
2gQ Terkokimguppante.
a) Dieselben sind entweder analog jenen bei der Holzverkohlnng
eingericbtet:, oder
ß) Haufen mit temporärer Brettereinfassung (ähnlich wie bei
der Holzverkohlung nach Foucanlt); hiebei sind die Haufen:
1. rechteckig geformt oder
2. rund.
C. In geschlossenen Meilern oder in Stadeln, d. a.
Haufen mit gemauerten seitlichen Begrenzungen. Sie sind gewöhn-
lich von rechteckigem Grundriß und haben in der Mitte beider
Schmalseiten Fülltüren, Überdies sind die Stadelwände von verti-
kalen und horizontalen Luftkanälen durchzogen, die nach Bedarf
durch aufgelegte Ziegel, beziehungsweise eingesteckte Pfropfen ver-
schlossen werden können und zur Begulierung der Verkokung
dienen {Fig. 60, 61). Die (bewegliche) Decke wird durch Koke-
löscbe gebildet. Hieher gehören die Schaumburger Kokeöfen.
^aovGoOt^lc
Tdkokai^nppanit«. 2fil
D. Verkoknng in geschlossenen Öfen.
Die hieher gehörigen Ofen können nach Balling wie folgt
eingeteilt werden :
a) Öfen mit Laftzatritt ins Innere, in welchen die
zur Verkokung nötige Wärme durch teilweise Ver-
brennung der ZQ verkokenden Eohle geliefert wird
(Meiler Öfen). Hieher gehören beispielsweise die alteren Ver-
kokungsöfen von Riesa {Fig. 62, 63) und die in Amerika und England
heute noch sehr verbreiteten Bienenzellen- oder Beehiveöfen
(Fig. 64, 65).
Die Gase aus solchen Öfen zeigen (nach Ebelmen) die auf
pag. 251, 252 gegebene Zusammensetzung. Da dieselben noch viele
brennbare Bestandteile enthalten und auch vermöge ihrer Temperatur
beträchtliche Wärmemengen entführen, lag der Gedanke nahe, die-
selben noch anderweitig zu Heizzwecken zu henützen. Am häufigsten
geschieht dies bei den Beehiveöfen zur Heizung von Dampfkesseln,
^aovGoOt^lc
262 Verkok iingnapparat«.
die dann unmittelbar ober den Kokeöfen aufgestellt werden. Die
weitere Verfolgung dieser Idee führte zu den:
b) Kokeöfen ohne Luftzutritt ins Innere, welche
durch die bei der Verkokung entwickelten Gase ge-
heizt werden. Die Verkokung findet in prismatisch geformten
Käumen statt, nach deren Lage man unterscheidet :
KokBofen, Syateta Smet (Aafriß).
Fig. 69.
KokeofsD, S^Bteni Smet (Grundriß).
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Verkokangsftppuftte.
a) liegende Öfen
1, ohne Kondensationsanlagen für die Gase
2. mit „ „ „ „
ß) stehende Öfen
1. ohne Kondensationsanlagen für die Gase
2. mit „ „ „ „
i) mit geneigter Achse (System
von Powel und Dubochet) sind nur
versuchsweise zur Anwendung gekommen.
Die liegenden Kokeöfen unter-
scheiden sich wieder nach der Führung
der Heizgase. Im folgenden sollen einige
der wichtigsten Beispiele derartiger Öfen
angeführt werden,
Fig. 70.
Fig. 72. Kokeofen, SjBtem Fran^oifl (Qnorflchnitt).
Fig. 73. KokeofeD, Sfatent Ftanfois (lAnguclinitt).
D.qit.zeaOvGoOt^lc
264 Terkoknnguppsnl«.
KokeofeiiFraii9ois-Rexroth (Fig. 66 Querschnitt, Fig. 67
liängsschnitt durch die Kammern).
Die Gase treten aeitlich aus den Kammern, passieren dann
zwei horizontale Kanäle (in den Seiten wänden), gelangen dann
in zwei horizontale Bodenkanäle und schließlich in den £ssenkanal.
Kokeofen, System Smet (Fig. 86 links, Querschnitt, rechts
Ansicht; Fig. 69 links, Schnitt durch die Bodenkanäle, rechts,
Schnitt durch die Kammern, Fig. 70, 71 Details der Türen).
Die Führung der Gase erfolgt ähnHch, wie bei den vorigen in
horizontalen Kanälen nehen einer Seitenwand und unter dem
Boden der Kammern ; die Gase treten am höchsten Funkte aus den
Kammern aus.
Kokeofen System Frangois (Fig. 72 Querschnitt, Fig. 73
Längsschnitt). Die Ableitung der Destillationsgase erfolgt wie bei
Fran^ois-Rexroth seitlieh; die Gase strömen neben der
Kammerwand in vertikalen Kanälen nach abwärts, unter dem
Kammerboden aber in horizontalen Kanälen zur Esse.
Ganz ähnlich sind die Kokeöfensysteme von Coppöe (Fig. 74,
75, 76, 77, 78) und Dr. Otto. Sie unterscheiden sich von den
vorigen hauptsächlich durch größere Höhe und Länge, aber kleinere
Breite der Kammern, wodurch eine Vergrößerung der Heiz&äche
erzielt wird.
Stehende Kokeöfen ohne Kondensationsanlagen
(System Appolt, 1854) gehören zn den ältesten Kokeöfen.
Sie zeichnen sich durch außergewöhnlich große Heizfläche auf
und wurden daher seinerzeit sehr geschätzt. Sie sind jedoch sowohl
in der Anlage als in der Erhaltung weit kostspieliger als die liegenden
Kokeöfen und daher so selten geworden, daß sie fast nur mehr
historisches Interesse beanspruchen, weshalb sie hier übergangen
werden können.
Wie aus dem Schema der trockenen Destillation der Stein-
kohlen hervorgeht, fallen hiebei neben Koke noch eine Beihe von
Nebenprodukten, wie Teer, Gaswasser, etc., welche wegen ihres
Gehaltes an wertvollen Stoffen (Ammoniak, Benzol, etc.) in vielen
Fällen ihre Gewinnung lohnend erseheinen lassen, obwohl hiebei
Wärme verloren geht, indem einerseits die Gase zum Zwecke der
Kondensation eine Abkühlung erfahren müssen, anderseits ihr
Heizwert um jenen der Kondensationsprodukte verringert wird.
Da die Gewinnung von Nebenprodukten aus Kokereien von
Jahr zu Jahr an Ausdehnung gewinnt, muß hier wenigstens an
einem Beispiele gezeigt werden, welche Veränderungen die Kon-
struktion der Kokeöfen hiedurch erleidet. Wir wollen hiezu den
Unterfeuerungsofen von Dr. Otto wählen (Fig. 79,80,81).
^aovGoOt^lc
nitw — i — [— f—i — I — I — 1
Fig. 77. Kg. 78.
Kokeofen von Copp^e.
D.qil.zMBlG001^le
Verkokanj^pparats.
Die Destillationsgase strömen durch zwei am höchsten Panitte
jeder Kammer angebrachte (mit Ventilen versehene) Steigröhren in
die Vorlagen a, die quer über die ganze Ofenbatterie liegen und
^aovGoOt^lc
Vetkokmigsapparal«.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
26 g TsrkokungMppante.
ähnlich der Hydraulik bei der Leuchtgasfabrikation eingerichM
sind. In diesen kondensiert sich schon ein Teil des Teeres. Von
hier gelangen die Gase in die Kondensations- und Beinignngsvor-
richtungen, die wir hier flbergehen, und werden endlich durch ein
unter dem Ofenhorizonte liegendes Gasleitungsrohr wieder zu dem
Ofen zur&ekgefQhrt. Von hier gelangen sie durch je ein zwischen
zwei Öfen (bezw. Kammern] verlaufendes Gasverteilungsrohr b zn
(mit Begulierhähnen versehenen) Brennern, welche in die mit
Querwänden versehenen Verbrennungskammern münden. Die
Verbrennungsluft tritt rund um jeden Brenner ein. Die Verbrennungs-
gase ziehen im mittleren Teile der Verbrennungskammer nach ab-
wärts, treten durch Schlitze in den unter jeder Verkokungskammer
liegenden Bauchkanai und von hier (nach abwärts) in den
Essenkanal.
Bei neueren Kokeöfen wird die Verbrennungsluft vor dem Ein-
tritte in den Ofen in Begeneratoren (siehe später) vorgewännt.
Die in einem der erwähnten Apparate enthaltene Koke wird
noch rotglühend „ausgezogen" und — um ihre Verbrennung an
der Luft zu verhüten — mit Wasser abgelöscht.
Zu dwi oben erwähnten, für die Verkokung von Steinkohlen
dienenden Apparaten, treten bei der Torfverkohlung noch:
E. Öfen mit alleiniger Wärmezufuhr von außen,
and zwar erfolgt die Erwärmung:
a) mittels eigener Feuerungen (Retortenöfen von Crony
sur l'Ourqn bei Meaux, der Lottmann'Bche Ofen, etc.);
b) mit überhitztem Wasserdampf (Ofen von Vignoles);
c) durch Feuergase, wie bei den Öfen von Grane, die zur
Feuerung mit Torf, Steinkohlen, Koke oder mit Gasfeuerung
eingerichtet sind.
Anhangsweise möge noch die Braunkohlenverkokang (Braun-
kohlenschweelerei) erwähnt werden, die bisher hauptsächlich in
den sächsich-thUringischen Ländern, wo sich paraffinreiche Kohlen
ßnden, betrieben wurde. Man bedient sich hiebei fast ausschheS-
lich des Bolle'schen Tellerofens. Es ist dies ein stehender
Zylinder mit tellerförmigen Einsätzen. Das zu schweelende Material
fällt in dem engen Zwischenräume zwischen der stark erhitzten
Zylinderwand und dem Tellerrande sukzessive herab, während die
Destillationsprodukte in den Hohlraum gelangen, den die Teller ein-
sehließen, und von dort abgesaugt werden. Von Zeit zu Zeit wird
die gebildete Koke (Grude) aus dem unteren Teile der Zylinder
entleert. Die Arbeit ist eine kontinuierliche, erfordert aber — da
die bei der Schweelung entwickelten Gase zur Heizung nicht hin-
reichen — die' Anwendung beträchtlicher Mengen fremden Brenn-
^aovGoOt^lc
Flauige Bremutoffe.- gg9
stofifes. Die Betriebsergebnisse sind je nach der verwendeten Kohlen-
Borte verschieden, doch können die folgenden Angaben als Durch-
schnittewerte gelten.
Ein Rolle'scher Telletofen
schweelt in 24 Stunden 2500 leg Braunkohle
bei einem Kohlen verbrauch von . 2ö— 307o
Temperatur des Apparats 800—900* C
Ausbeute an:
Teer . lO^/o
Wasser 50 „
Grude 32 „
Spezifisches Gewicht des Teeres bei 35" C . . . . 0-82-0-95
Übungsthemen:
Untersnchnng verschiedener künstlicher fester Brennstoffe;
Elementaranalyee, Brennwert, Aschen-, Schwefel- und Phosphorbe-
stimmung, Äschenanalyse; Bestimmung von spezifischem Gewichte
Festigkeit und Porosität.
Ausbringen bei der trockenen Destillation an Verkohltem
Brennstoff, Gas, Teer und Teerwasser, sowie an Ammoniak, Essig-
säure, etc. Hiebei ist der Einäuß der Destillationstemperatur, lang-
samer oder rascher Erhitzung, von Beimengungen, etc. zu studieren.
XVin. Kapitel.
Flüssige Brennstoffe.
Hieher gehören Petroleum, Teer von der trockenen De-
stillation von Steinkohle und Holz, Schief er öl, und für gewisse
Zwecke der Wärmeentwicklung im kleinen Maßstabe vegetabili-
sche Öle, Alkohol, Terpentin, Benzin, etc.
Die flüssigen Brennstoffe bieten den großen Vorteil ohne Rück-
stand zu verbrennen. Ein derartiger Hückstand — wie er bei festen
Brennstoffen auftritt — kann die Roste verlegen und so den Luft-
zutritt ungleichmäßig gestalten und hindert die in der Asche ein-
geschlossene Kohle an der Verbrennung,
Ihre Verwendung bietet jedoch eine ernste Schwierigkeit,
welche die Anwendung gut konstruierter und sorgfältig erprobter
Brenner nötig macht. Es ist die Schwierigkeit sie so fein zu ver-
teilen, daß sie verbrennen, ohne daß Kohlenstoff abgeschieden wird,
^aovGoOt^lc
270
Fl&aslge BrennstofTe.
wodurch die Leitungsrohren verstopft and das Nachfiießen des
Brennstoffes auch gänzlich unterbrochen werden könnte.
Einer allgemeineren Verwendung flüssiger Brennstoffe steht
jedoch besonders ihr hoher Verkaufspreis entgegen. Der Preis des
Petroleums ist wegen seiner allgemeinen Verwendung als Be-
lenchtungsmaterial, jener des Teeres, wegen der aus demselben
gewinnbaren Produkte (B e n z i n, Anthraeen, Naphthalin) zu
hoch, um in größerem Maßstabe als Brennstoff benützt werden zn
können. Es kommen also hier eigentlich nur gewisse Rückstände
der trockenen Destillation von bituminösen Schiefern, von Teer
und Petroleum in Betracht, die unter dem Namen „Schweröle"
bekannt sind. Freilich ist auch der Verkaufepreis dieser Produkte
etwa viermal so groß, als jener von Steinkohlen, doch können sie
zur Erzeugung hoher Temperaturen in kleinen Apparaten trotzdem
ökonomischer sein als Steinkohle.
In letzterer Zeit sind Versuche gemacht worden, Spiritus
als Brennmaterial einer allgemeineren Verwendung zuzuführen,
was wohl nur dann möglich scheint, wenn die bestehenden
fiskalischen Schwierigkeiten überwunden sein werden.
Es ist hier nicht am Plalae, auf die Technologie der ver-
schiedenen als flüssige Brennstoffe benützten oder benutzbaren
Stoffe näher einzugehen, weshalb wir uns darauf beschränken, die
wichtigsten für diese Verwendung maßgebenden Daten zusammen-
zustellen.
Art des BrennstofTea
EohlBn-
Btofif
Waager-
■toff
i-!^«'-||
830
140
30
_
850
115
3-5
85-6
900
14-2
50
0-3
5-0
_
870
130
-
-
86-7
80-6
130
151
4-3
03
77-2
11-7
111
-
Rohpetroleum aus Ame-
rika
Rohpetroleum vom Kau-
kasus
raffiniert. Petroleum aus
Amerika
Steinkohlenteer ....
Schweröl aus amerikan.
Petroleum
Schweröl aus Petroleum
von Baku
Petroleumgeist a. Amerika
Schieferöl . . .
Teeröl
Rapsöl ....
11100
10300
11046
8900
- — 10900
11086
8830
^aovGoOt^lc
Flflwi^ Brennstoffe.
271
Der Sauerstoff dea Petroleums stammt von gelöstem Wasser,
jener des SteinkoHenteeres teils gleichfalls aus Wasser, teils ist er
ähnlich, wie im Phenol, gebunden vorhanden.
Ferner mögen noch folgende Bestimmungen von Verbrennungs-
wärmen angeführt werden:
Brennwert io Cal.
Brennstoff
Verbrannt zn
pro
Beobachter
1 kl
1 Mol.
Benzol (flüssig)
CO» und HgO flüssig
9997
779800
P.Stohmann
Hexan (flüssig)
„ n
IlMÜ
991200
n !i
. ( » )
„ „ „ Dampf
10636
914800
Heptan ( „ )
11 n n flüssig
11375 1137600
n "
Alkohol ( „ )
n 1 r 71
70M
324500
Berlhelot
« ( r, )
n !> n n
V184
330500
Slib^»n
Glyzerin ( „ )
n n n
4316
397100
j'.Stohmann
Butter . . . .
^
VXM
^
Tierfett (Mittel)
■ " " '
9500
. .
Der Rückstand von der ersten Destillation des Rohpetroleums
findet in Rußland unter dem Namen Masut (tartarisch) oder
Astatki (russisch) ausgedehnte Anwendung als Brennstoff. Es ent-
wickelt bei 150' C brennbare Gase, wird bei etwa 215''entzündbar,
bei 300" C selbstentziindbar, und hat das spezifische GewichtO'91.
Sein Brennwert beträgt 11000 Cal. In der Praxis können 62 kg
Masut 100 kff Steinkohlen ersetzen und sein Heizwert überschreitet
den der Steinkohle um 72'5''/c 1 ^ff Masut erfordert zur voll-
ständigen Verbrennung 1000 Liter Luft.
Zum weiteren Vergleich können die folgenden Angaben von
Wright, die sich auf 1 Pfund englisch = 045 kg beziehen,
dienen, die natürlich von der Art der Feuerung abhängen:
Berechnete
Verdampfung,
engl. Pfund
Nottingham-Kannelkohle . . . 1227
Gaskohle 1424
Kannelkohle 12-23
Gaskohlenkoke 13-83
Teer 15'06
Kreosot 16-78
Gefanaeee
Ana-
ffenutate
engl. Pfand
IVUrn,.,'/.
8-78
71-66
1001
70-30
9-91
8103
1115
80-62
12-71
84-40
13-35
79-66
sasiGoOi^le
272 OftifSnuife BrennstoSe.
XIX. Kapitel.
Gasförmige BrennBtoff&
Die gasförmige» Brennstoffe bieten ebenso, wie die Süssigen,
den Vorteil rUckstandstoser Verbrennung und leichter, regulierbarer
ZnfUfarung in den Verbren nangsranm. Überdies läßt sich die Flam-
menUnge innerhalb gewisser Grenzen beliebig variieren und außer-
dem gelingt im allgemeinen ihre vollständige Verbrennung mit
einem weit kleineren LuftliberschuBse, als jene fester und äQssiger
Brennstoffe. Sie liefern daher eine höhere Verbrennungstemperatur
und eine kleinere Menge von Ranchgasen, wie andere Brennstoffe
gleicher Zuaammenaetzung, wodurch eine bessere Ausnützung der
bei der Verbrennung entwickelten Wärmeenergie ermöglicht wird.
Schließlich kann man bei gasförmigen Brennstoffen nicht allein die
Verbrennungsluft, sondern auch die Heizgase erwärmen.
Solche gasförmige Brennstoffe (Naturgas) finden sich an
manchen Orten der Erde ia der Nator, wo sie Bohrlöchern ent-
strömen. Das ist namentlich in Nordamerika der Fall, wo sie auch
tatsächlich industrielle Verwertung linden und manchmal auf ziem-
lich weite Entfernui^ fortgeteitet werden.
Die durchschnittliche Zusammensetzung des pennsylvanischen
Naturgases ist (nach E. Muck) folgende:
Methan, CH^ .
Wasserstoff, H, ,
Stickstoff, Nj
Äthan, CjHß .
Äthylen, C,H.
Kohlensäure, CO^ .
Kohlenoxyd, CO
Da derartige natürliche Gase doch nur ziemlich selten und
lokal zur Verfügung stehen, war man bestrebt, ähnliche Gase künst-
lich herzustellen, wozu sich folgende Wege darbieten :
1. Die trockene Destillation kohlenstoffhaltiger Körper,
wie Steinkohlen, Braunkohlen, Torf, Holz, Fett, etc., wodurch man
die sogenannten Destillationsgase erhält, die noch bekannter
sind unter den Namen Leuchtgas. Je nach dem Materiale, dessen
trockener Destillation sie ihren Ursprung verdanken, bezeichnet man
sie auch als Steinkohlengas, Torfgas, Holzgas, Fettgas,
Olgas, U.S.W. Sie werden in dem der Beleuchtung gewidmeten
Teile dieses Buches eingehender besprochen werden.
• .67 •/.
. .22 •/,
. . 3 "/.
..67.
. 1 7.
,. . 0-6«/.
. . 0-6%
sasiGoOi^le
OasfSrinlge Brennatoffe. 373
2. Die unvollständige Verbrennung von Kohle bei
ungenügendem Luftzutritt, wobei das gewöhnlicbe Generatorgas
entsteht, das auch Luft gas genannt wird.*)
3. Die Zerlegung von Waaserdarapf mit glühender Kohle, oder
— wenn man will — die Verbrennung von Kohle mittels Wasser-
dampf, welche das Wassergas liefert.
In besonderen Fällen kommen noch andere Daratellnngsarten
von Heizgasen zur Anwendung, wie
4. die unvollständige Verbrennung von Kohle durch gleichzeitige
Einwirkung von Luft und von Oxyden, die hiebei reduziert werden.
Dieser Prozeß verläuft in Schachtöfen, namentlich aber in Eisen-
hochöfen, aus deren Gicht ein relativ stickstofTarmes aber kohlen-
oxydreiches Heizgas entweicht, das deshalb Gichtgas genannt wird,
und einen hohen Brennwert besitzt. Ist das Sauerstoff abgebende
Oxyd Wasser, so erhält man das Misch-**} oder Dowson-
g a s. ***)
5. Um sehr hohe Temperaturen, beziehungsweise große Leucht-
kraft zu erzielen, bedient man sich auch manchmal eines sehr
kohlenstofEreichen Gases, dea Acetylens, C,Hj, das durch Zer-
setzung von Caiciumkarbid mit Wasser erhalten wird:
Ca Cj 4- 2 HgO = Ca (OH)a + C^Hj.
Da es häuptsächlich zu Beleuchtungszwecken dient, werden wir
es gelegentlich der Behandlung der Leuchtt^chnik näher besprechen.
Wir gelangen somit zu folgendem Schema für die
Darstellung von Heizgasen
1, durch trockene
Destillation (De-
stillations-
gase).
von Steinkohle Steinkohlen
Leuchtgas
„ Torf Torfgas
„ Holz Holzgas
„Fett Fettgas
„ Petroleumrückständen,
u, s. w. Olgas
*) In der Belencbtuigatechmk versteht mau jedoch noter Lnftgaa har-
bniiecte Luft.
**) Die Belenchtung^chnik versteht hingegen unter Mischgas ein Gemenge
von Waesergas and Lenchtgtis.
*••) let dieses Oijd Kohlensttnre, so erhält man regenerierte VerbreannBgg-
^se, z. B, regeneriertes Gichtgas, die allardiags kaum prslitischB Bedeatnng haben.
JüptDer, Obem. Teobnologi* d. Eaetglen. I. 18
^aov'GoOt^lc
274 OfuISnni^ BrBDDstoffs.
2. dnich aDvollstän- u) mit Luft allein . . . Generator-oder
dige Verbiennang L ti f t g a s
von Kohle. 5) „ Luft u. Metalloxyden,
namentlich Fe^Og
im Hochofen. . . Gichtgas
c) ^ Luft- und Wasser-
dampf Misch- oder
Dowsongas
d) f, Luttu. Kohlensäure regenerierte
Verbrennungs-
gase
3. durch Zerlegung von Karbiden ; in der Praxis
durch Zerlegung von Calciumkarbid mit Wasser Äcetylen.
Sehen wir von den industriell noch wenig oder doch nur lokal
benützten Gichtgasen und dem Äcetylen einstweilen ab, so haben
wir als die wichtigsten Industriegase folgende zu erwähnen:
I, Destillationsgase, durch trockene Destillation kohlen-
stoffhaltiger Körper gewonnen. Technisch kann man dieselben ein-
teilen in:
a) Leuchtgas, speziell zu Beleuchtungszwecken in Retorten
gewonnen. Je nach der Art der Kohstoffe, welche der trockenen
Destillation unterworfen werden, unterscheidet man, wie schon
erwähnt, Steinkohlen-, Holz-, Torf-, Fett^, Olgas, u. s. w. — Neben
seiner Verwendung zu Leuchtzwecken findet es — und zwar in
von Jahr zu Jahr steigendem Maße — Anwendung zur Heizung
und zum Betriebe von Gasmotoren.
Als Beispiel möge die Zusammensetzung des Pariser Leucht-
gases angefahrt werden, das mit den Übrigen französischen Leucht-
gassorten nahezu gleich zusammengesetzt ist, weil in Frankreich
alle Leuchtgassorten gleiches Leuchtvermögen besitzen müssen.
Gewicht von Im' = 0523 kff
Heizwert „ 1 m» = 5600 Cal.
Gewicht „ 22-431= 2 ff
Heizwert „ 2ff = 125 Cal.
Gewichtsprozentische Zusammensetzung :
Kohlenstoff 4d-2%
Wasserstoff 21-3''/o
Sauerstoff und Stickstoff. . . . 25'5**/o
Volumprozentische Zusammensetzung:
^aovGoOt^lc
QsifSnoige Brennstoffe. 275
H, bl %
CH. 33 «/o
CO 8-87o
COa i-S%
Oj + N^ l %
C5 He 117«
absorbierbare C» Hin . ■ S-S' /q
10007„
6) Destillationsgase, die bei der Gewinnung verkohlter Brenn-
stoffe als Nebenprodukte auftreten. Es sind dies in erster Linie die
Kokeofengase, ferner, wenn auch in ziemlich unbedeutender
Menge, die Meilergase, etc., die schon früher besprochen wurden.
II. Das. Generator- oder Luftgas ist strenge genommen
nur dann als solches zu bezeichnen, wenn zu seiner Erzeugung
Kohlenstoff (Holzkohle oder Koke) verwendet wurde; also eine
Kohle, die weder Wasserstoff noch Sauerstoff in organischer Ver-
bindung enthält, und wenn die zur unvollständigen Verbrennung
dieses Kohlenstoffes dienende Luft*) völlig trocken war. In der
Praxis versteht man darunter jedoch jedes Gas, das entsteht, wenn
man in geeigneten Apparaten (Gasgeneratoren oder einfach
Generatoren genannt) Luft allein**) durch eine genügend hohe
Schicht glühender Kohlen strömen läßt. Da nun die Luft nie ganz
trocken ist, haben wir es in der Praxis stets mit einem Gemenge
von Luit- und Wassergas zu tun, wozu sich — wenn zur Füllung
des Generators rohe, also unverkohlte Brennstoffe benützt werden
(was gewöhnlich der Fall ist) — auch noch Destillationsgase gesellen.
Hl. Wassergas endlich wird meist zu Leuchtzwecken, in
neuerer Zeit aber auch hin und wieder ze Heizzwecken (namentlich
zum Schweißen) verwendet. Danehen kommt noch, und zwar
recht häufig
IV. das sogenannte Misch- oder Halbwasse rgas***) für
Heizzwecke in Betracht. Es wird erhalten, indem man durch die
Kohlenschicht im Generator gleichzeitig Luft und Wasserdampf
treten läßt.
Schließlich werden wir noch — wenigstens anhangsweise —
V. das Gichtgas und
VI. die regenerierten Verbrennungsgase zu bespre-
chen haben.
•) Primatluft genannt,
**) AUo obne künstlich Wasserdampf eiazablasen.
***) Letzterer Ausdruck ist ia der BeleacbtuDgatechuik ilbticb.
^aovGoOt^lc
Oenenitar- oder LnftgM.
XX. Kapitel.
Generator- oder Lnft^as.
Läßt man durch eine Schicht von reinem Kohlenstoff (in der
Praxis also Holzkohle oder Koke) Luft in beschränktem Maße
strömen, so tritt unvollständige Verbrennung ein, d. h. es bildet
eich durch Einwirkung des Sauerstoffes auf die glühende Kohle
Kohlenoxyd :
C + i (0,) = CO.
Gehen wir von der sehr nahe richtigen Annahme aus, daß
die Luft auf ein Mol Sauerstoff vier Mole Stickstoff enthalte, so
können wir die Iteaktionsgleichung schreiben.
C + i (0,) + 2 N, = CO + 2 N,.
Wir erhalten somit ~ der obigen Reaktionsgleichung ent-
sprechend — ein Gas, das theoretisch auf ein Mol CO zwei Mole Nj
enthält, dessen Zusammensetzung mithin sein müßte :
Kohlenoxyd 33'3 Volumprozent
Stickstoff 66-7 „
Dieses Gas müßte daher pro 22'42 Liter
beiseinerVerbrennungbeikonstantemVolum0'333X6'<'-9 = 22-6lCal.
„ „ n n n Drucke aber 22fil +0-5 X 0-54=
= 22-88 CaL
liefern. Somit betrüge sein Heizwert (bei konstantem Drucke) pro
, , 2288 X 1000 inontiK- i ■
Im*.... So^io = 1020-5 Kalorieen.
Der Heizwert für 1 g des Gases ergibt sich einfach in folgen-
der Weise : Nach der Beaktionsgleichung enthält das Gas pro
1 Grammatom Kohlenstoff:
12 q Kohlenstoff! ,„ ^. ,, ,
16 9 Sauerstoff | ^ ^ Kohlenoxyd
4 X 14 = Ö6 ? Stickstoff
Summe ^ 84 ß
Da nun 84 g des Gases drei Mole (CO -|- 2 Ng) enthalten,
entsprechen 22'42 Liter desselben (bei 0'^ C und 760 mm Baro-
meterstand gemessen)-^ ^ 28 ir, und 1 Gramm des Gases ent-
wickelt somit: „„ =817 Kalorieen.
^aovGoOt^lc
Generator- oder Lnftgas. 277
Die eben besprochene Reaktion tritt aber nur bei seht hohen
Reaktionatemperatoren allein ein. Bei niederen Temperaturen er-
scheint neben derselben eine zweite Reaktion, und zwar in um so
hervortretenderem Maße, je niederer die Reaktionstemperatur sinkt,
nämlich die Reaktion:
C + 0, = COa
oder wenn wir ebenso wie früher Luft statt Sauerstoff ein-
wirken lassen :
C + 0, + 4 N, = COg -f 4 Nj
Für jede Temperatur (und jeden Druck) existiert zwischen
diesen beiden Reaktionen ein bestimmtes Gleichgewichtsverhältnis,
das wir nun studieren wollen. Ziehen wir die beiden Gleichungen
C -I- 0, = CO,
und
2 C -I- Oa = 2 CO
voneinander ab, so erhalten wir die Gleichung
2 CO = COj + C,
welche eine Reaktion darstellt, die tatsächUch bei nicht zu hohen
Temperaturen eintritt und das Verhältnis bestimmt, in welchem die
beiden ersten Reaktionen nebeneinander auftreten. Die Reaktion
2 CO I^ COg + C
ist nämlich umkehrbar, d. h. während reines Kohlenoxydgas inner-
halb gewisser Temperaturgrenzen in Kohlensäure und Kohlenstoff
zerfällt, verbrennt reine Kohlensäure, indem sie seibat zu Kohlen-
oxyd reduziert wird, unter den gleichen Umständen festen Kohlen-
stoff zu Kohlenoxjd. Es wird sich somit ein Gleichgewicht zwischen
Kohlenoxyd, Kohlensäure und Kohlenstoff herstellen müssen, das
von der Temperatur und der Konzentration, also vom Gasdrucke
abhängt.
Da aus zwei Volumen CO nur ein Volum CO3 entsteht, die
Reaktion sich also im Sinne unserer von links nach rechts gelesenen
Gleichung unter Volumverringerung vollzieht, wird eine Druck-
steigerung die Bildung von COg, eine Druekabnahme aber die Bil-
dung Ton CO begünstigen. Wenn wir also im Generatot ein mög-
lichst CO reiches Gas erzeugen wollen, so werden wir den Wind
(die Piimärluft) nicht unter zu hohem Drucke einwirken lassen
dftrfen.
Um den Einfluß der Temperatur auf das Gleichgewicht zu er-
mitteln, müssen wir die Wärmetönung der Reaktion kennen. Wir
erhalten dieselbe (für 18* C) in folgender Weise :
^aovGoOt^lc
278 Generator- oder LaRgai.
C + 0, = CO, 94310 Cal.,
2 (C 4- 0) = 2 CO . . ■ 2 X 26700 = 53400 „
2 CO = COg + C 40910 Cal.
d. h. der Zerfall des Kohlenoxydes in CO, und C erfolgt unter
Wärmeentwicklung. Es wird somit eine Temperaturateigetung
die Bildung, eine Temperaturabnahme aber den Zerfall
^
\
/
4
r
1
%
ii
1
\
\
li
-
i
1
1
1
1
1
f
\\
1
f
ffl
/
' u
'
\\
\\
l
f
^
^
Fiff. 83.
Ideale ZtuaromenBetznog des Oeneratorgaaes aoR reinem Sanentoff.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Oener^or- oder Laftgns.
279
von Kohlenoxyd begünstigen. Hieraus ergibt sieh ohne weiteres,
daß wir um so besseres, d, h. an CO reiches Gas erhalten werden,
je höher die Temperatur des Generators ist.
Alle diese Betrachtungen beziehen sich auf den Gleichgewichts-
zustand. Ob dieser in der Praxis tatsächlich erreicht wird oder nicht
ist freilich von verschiedenen Umständen (wie Schütthöhe der
Kohlen, Porosität derselben, Windgeschwindigkeit, etc.) abhängig.
Jedenfalls aber ist es nicht allein für die Theorie des Generators,
sondern auch für die Praxis wichtig, dieses Gleichgewicht für die
verschiedensten Verhältnisse zu kennen, da man Jiur durch einen
Vergleich der praktisch erreichten Besultate mit dem entsprechen-
den theoretischen Gleichgewichtszustände einen Maßstab für die
Beurteilung des Generatorgases erhält.
Es würde uns hier zu weit führen, auf die Art, wie man zu
dieser Kenntnis gelangt, näher einzugehen, da selbe a. a. 0.*) aus-
führlich besprochen wurde. Wir gelangen so zu folgenden Angaben
über die ideale Zusammensetzung des Generatorgases bei
verschiedenen Temperaturen und Drucken:
A. Ideale Zusamn:
etzung des mit re
erzeugten Generatorgase
1
Bt
2 at
...
4 at
CO
CO,
CO
CO,
CO
CO,
CO
CO,
.lo» T.»p«^ ,01.
237 "C
BOO'ttbB
0-004
99-996
0-0028
99-9972
O-O023
99-9977
0-002
99-998
327«,
000° .
0-12S
99-87;
0087
99-913
0-0711
99-9281
0-061
99-939
427%
700° ,
1-421
98-57;
I-Oll
98-989
0-836
99-174
0-716
99-284
527 °„
800° ,
8-79«
91-20e
6-303
93-697
5-177
94-823
4-49S
95-591
627°,
900° „
32'642
67-45t
!4-809
79-191
SO-408
79-592
17-945
82-055
727 •,
1000° ,
70-35
29-65
18-705
42-295
Jl-788
48-212
47-017
52-983
1100° „
92-75
(7-198
L2-80a
^3-72
17-28
78-987
21-01;
937°,
1200" ,
98-445
1-565
97-00
3-00
J5 65
4-35
94-315
5-685
1027°,,
1300° ,
99-50
0-50
99-00
1-00
98-97
1-03
98-67
1-33
Fig. 82 gibt den Inhalt dieser Tabelle im Diagramme.
*) Jüptnei: Lehib. d. phja. Chemie II, 2, pag. 168 and noch anefnhr-
licher in Jüptner ,BeLtrftg8 zur Theorie dea Geosrator- nnd des WaBsergaaes" .
(Ah r ans: Samndangchem.n, chem.-techn, Vorleaong'eii, 1904, 9, Heft 11 n. 12.)
^aovGoOt^lc
Oenonitor- odai Ltiftgaa.
B. Ideale Zueammensetznng des mit trockener atu
sphärischeT Luft erzeugten Generatorgases.
vonCO+CO,
in at.
setamg
t" c
T«»!».
00,
00
K.
WindpressuDg
= 1 at. 1
227»
500"
0-21
2100
79-0O
327»
600"
0-21
21-00
—
79-00
427»
700"
0-2145
2031
1-14
78-66
627"
800"
0-24
16-40
7-60
7600
627»
900"
0-29
8-75
2025
71-00
727"
1000"
0-334
2-14
31-26
66-60
827"
1100"
0-344
0-47
33-93
65-60
927"
1200"
0-346
0-14
34-46
66-40
1027«
1300"
0-3465
0-01
34-65
66-36
= 2 at.
227«
600"
0-42
21-00
79-00
327'
600"
0-42
21-00
_
79-00
427"
700"
0-428
20-39
101
78-60
627"
800"
0-466
17-48
6-82
76-70
627"
900"
0555
1066
17-09
72-26
727"
1000"
0-6535
3-12
29-66
67-32
827"
1100"
0-6865
0-69
33-74
65-67
927'
1200"
0-692
0-16
34-44
65-40
1027"
1300"
0-693
0-09
34-66
65-36
Windpreasung
= 3 at.
227»
600"
0-63
21-00
79-00
327"
600"
0-63
21-00
_
79-00
427"
700"
0-6395
20-51
0-81
78-68
527"
800"
0-686
18-14
4-76
77-10
627"
900"
0-8075
11-94
14-98
73-08
727"
1000"
0-957
4-31
27-69
68-10
827"
1100"
1025
0-83
3337
65-80
927"
1200»
1-0366
0-21
34-34
65-46
1027"
1300"
1-04
0-10
34-66
65-34
sasiGoOi^le
Generator oder Laftgas.
Partialdruck
rem CO+CO,
in at.
'
Mkojv
t» T j T» abfc
CO,
CO
CO,
Windpressung
= 4 at.
227»
600»
0-84
21-00
79-00
327"
600"
084
21-00
—
7900
427«
700»
0851
20-59
071
78-70
527"
800"
O905
18-62
4-11
77-37
627»
900"
1066
12-73
13-67
73-60
727«
1000"
1-258
6-00
26-46
68-65
827»
1100"
1-359
1-13
32-86
66-02
927»
1200"
1-381
0-28
34-26
66-47
1027»
1300"
1-385
0-13
34-60
65-37
Die Daten der vorstehenden Tabelle sind noch überaictitUcher
aas der graphischen Darstellung in Fig. 83 erkennbar.
Da wahrscheinlich in Zukunft öO^/piger Sauerstoff (mit 50'/o
Stickstoff) beim Generatorenbetriebe in BerQcksichtigung zu ziehen
sein wird, wollen wir auch noch för diesen Fall die ideale Zu-
sammensetzung des Gases anführen:
C. Ideall
Zusammensetzung des mit bO^/oigem Sauer-
stoff erzeugten Generatorgases.
VergaBangB-Temperatar
»onco+co,
in at.
»ann;
t« C j T» Bba.
CO,
CO
N,
Wl
ndpresaiuig
= 1 at.
227"
50O«
0-60
60-00
50-00
327"
600"
0-50
50-00
—
60-00
427"
700«
0-602
49-40
0-80
49-80
527«
800"
0522
43-40
8-80
47-80
627"
900«
ü-568
29-60
27-20
43-20
727"
1000«
0-633
lOlO
53-20
36-70
827«
1100«
066
200
6400
3400
927«
1200«
0-663
1-10
66-20
33-70
1027«
1300"
0-6665
0-36
66-20
33-46
sasiGoOi^le
OoDetatm- and LoHga».
Sli<f
'^ff
•^
^
•^
^
J^
«i
Kohl
!äum
i
^
>
%/
^
>
%
V
Fig. 83.
IdB»le ZnssmineDBetzuiig des Generatorgases ans trockener Luft.
Vetgasangfr-Temperatar
Partlaldruck
von CO+CO,
in at
Volompn
Setzung
f C 1 T« abs.
CO,
CO 1 N,
Windpressuiig ^ 2 at.
227'> 500»
327« 600"
1-
1-
5000
5000
— 50-00
— 5000
D.qil.zMBlG001^le
OeneiatoT- nnd Laflga«.
PartiAldrnck
^on CO+CO,
fn et.
BetzODg
t» c
T" abB.
CO,
CO
N,
Windpressang
= 2 at.
42T
700"
10036
49-56
0-61
49-83
627«
800"
10296
45-66
5-83
48-62
627»
900"
11065
34-03
21-30
44-67
727"
1000"
1-23
16-60
46-00
38-50
827"
1100"
1-308
3-80
61-60
34-60
927"
1200"
V326
1-10
65-20
33-70
1027"
1300"
1-3305
0-43
66-10
33-47
Wi
ndpresBUng
= 3 at.
227"
600"
1-6
60-00
60-00
337"
600"
1-5
50-00
—
50-00
427"
700'
1-5045
49-56
0-60
49-86
527"
800"
1-538
46-20
6-07
48-73
627"
900"
1-6345
36-66
17-93
«•52
727"
1000"
1-814
18-60
41-87
39-63
827"
1100"
1-9455
6-45
69-40
3616
927"
1200"
1-986
1-40
64-80
33-80
1027"
1300"
1-9955
0-45
66-07
33-48
W
ndpressung
= 4 at.
227"
500"
2-
50-00
50-00
327"
600"
2-
50-00
—
5O0O
427"
700"
2-0053
49-60
0-64
49-86
527"
800"
2-0443
46-68
4-43
48-89
627"
900"
2-1615
37-89
16-16
45-96
727"
1000"
2-384
21-20
38-40
40-40
827"
1100"
2-588
5-90
58-80
35-30
927'
1200"
2-6435
1-74
6436
33-91
1027"
1300"
2-6605
0-46
6605
33-49
Fig. 84 gibt die betreffenden Diagramme.
Hieraus ergeben sich folgende bemerkenswerte Tatsachen :
1. In allen Fällen ist der Kohlenaäuregehalt der idealen
Generatorgase bei niederen Temperataren ein Maximum, das praktisch
bis etwa 400" C konstant bleibt.
^aovGoOt^lc
234
Genantor- oder LoftgBi.
2. Mit steigender Temperatur sinkt der KohlensSuregehalt und
wird — je nach Umständen — zwischen 800" und 1000" C nahe-
zu Null.
3- Der E o h 1 e n o x y d g e h a 1 1 ist bis zu etwa 400" C
fast Null.
4. Mit steigender Temperatur wächst der Kohlenoxydgehalt
und erreicht — je nach Umständen — zwischen 800" und 1000" C
ein Maximum.
Fig.U.
Ideale ZuMunmeBaetznng dea GenerBtorgasu e,a» SO'/oiljem SaanrBtoff.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
QeDCrator- oder Luftgas. 285
6. Der Kohlensäuregeiialt wächst bei gleicher Temperatur mit
dem Drucke und daher auch mit dem Sauerstoffgehalte der Pri-
märluft.
6. Der Kohlenoxydgehalt zeigt das ent^geugesetzte Verhalten.
7. Bei niederen Temperaturen wächst der absolute COj-Giehalt
mit dem Sauerstoffgehalte der Primärluft und
8. bei hohen Temperaturen wächst der abaolnte Gehalt des
Gases an Eohlenoxyd mit dem Saaerstoffgehalte der Primärluft.
Um daher ein Generatorgas von möglichst hohem Heizwerte,
also von hohem Kohlenoxydgehalte *) zu gewinnen, muß:
1. Bei gleichem Saaerstoffgehalte der Primärluft die Vergasungs-
temperatur eine hohe sein ; doch reicht för die Praxis eine Tempe-
ratur von 700" bis 900' C vollkommen hin, weil bei diesen Tempe-
raturen der maximale Kohlenoxydgehalt nahezu erreicht ist.
2. Bei hohen Vergasungstemperaturen wächst die G6te des
Cieneratoigases, also sein Kohlenoxydgehalt, mit dem Sauerstoffge-
balte der Primärluft.
3. Starke Windpressungen sind ungünstig, weil dadurch —
sonst gleiche Umstände vorausgesetzt — der Kohlensäoregehalt
erhöht wird.
Will man hingegen im Generator möghchst viel Kohlensäure
erzeugen, wie dies beim „Heißblasen" des Wassergasprozesses**)
möglicherweise der Fall sein könnte, tun eine rasche Temperatnr-
steigernng zu erzielen, so ist dies — vorausgesetzt, daß das Gleich-
gewicht erreicht werden soll — nur bei sehr niederen Temperaturen
möglich ; da mit steigender Temperatur die Menge des gebildeten
Kohlenoxydes rasch wächst, die der Kohlensäure aber abnimmt.
Wenn also im Generator der Gleichgewichtszustand tatsächhch
erreicht wird, so kann — wenn beim Generatorbetrieb auf eine
möglichst große Kohlensäureausbeute hingearbeitet wird — keine
hohe Geueratorentemperatnr erzielt werden. Auch eine Steigerung
des Sauerstoffgehaltes der Primärluft ändert hieran nichts.
Aus den vorstehenden Daten lassen sich die Volumsverhältnisse
CX), . C0„ , CO - j. . ,
CO' ^''''- co+"cö; ""^^ CO -f CO, ' ^'""' ^'^ ^"'^ "'"^ '''"
stimmten Loftvolom vergaste Kohlenstoffmenge, das zur Vergasung
einer beliebigen Kohlenstoffmenge nötige Luftqaantnm, sowie die
Menge von Kohle und Luft berechnen, die zur Erzeugung von Im*
idealem Generatorgas erforderlich sind, lauter Zahlen, die zur Be-
urteilung des Prozesses dienen können.
*) Hit wacbseadem CO-Gebatte sinkt gleichi^eitig auch der Stick stolTgehalt,
HO daB dar Brennwert des Oasea eine doppelte Stei^rang' erflhrt.
••) siehe dieaen.
sasiGoOi^le
ggß Genarfttor- oder Lnft^M.
Wir haben bisher vom idealen Generatorgase gesprochen, d. i.
von einem Gase, daa durch Einwirkung von trockener Primärluft
auf glühende Kohlen entsteht, wenn beim Verbrennungsprozesse
der Gleichgewichtazoatand erreicht wird. Es bleibt uns noch der,
in der Praxis gewiß häufige Fall zu betrachten, daß dieses Gleich-
gewicht nicht erreicht wird.
Jede einzelne Kokeschicht besteht aus Eokest&ckeu und da-
zwischen freibleibenden Lufträumen, die um so größer sind, je
grobstückiger die Koke angewendet wird. Bei faustgroßen Koke-
st&cken mögen dieselben etwa \ bis ^ des ganzen Querschnittes
ausmachen, und diese Zwischenräume sind es, welche die Luft-
durchläasigkeit des Generators bedingen. Jedes Kohlest&ck ist somit
von einer an manchen Stellen nur Millimeter dicken, an anderen aber
mehrere Zentimeter starken Luftschicht umgeben. Die Keaktion
zwischen dem Luftsauerstoffe und der Kohle findet nur an der Beröh-
mngsstelle zwischen beiden Agentien statt, und es fragt sich, welche
Reaktion hier zuerst stattfinden wird? Das Gesetz der stufenweisen
Reaktionen*) sagt nun, daß Überall dort, wo mehrere Reaktionen
auftreten können, zunächst jene erscheint, die zu den wenigst
stabilen Zuständen fuhrt, dann die nächst stabile, u. s. f., so daß
der stabilste Zustand erst zuletzt eintreten wird. In unserem Falle
haben wir nur zwei mögliche Reaktionen: die Bildung von Kohlen-
säure oder von Kohlenoxyd, und wu: haben vor allem zu unter-
suchen, welche von beiden die stabilere sein wird? Zu diesem
Zwecke müssen wir die freien Bildungsenergien dieser beiden Ver-
bindungen ins Auge fassen.**) Da ergibt sich nun (wenn wir die
Konzentration des freien Sauerstoffes = 1 at. annehmen) *•*), daß
sich die beiden BUdungsenergiekurven bei nur wenig unter 1000° abs.,
also bei einer etwa bei 700" C liegenden Temperatur schneiden, und
daß bei niederen Temperaturen die Bildungsenerpe der CO,, bei höheren
aber jene des CO größer ist. Ebenso verhält sich aber die Stabilität
beider Verbindungen, und es wird somit zu Beginn der Einwirkung
bei niederen Temperaturen zuerst Kohlenoxyd, bei höheren aber
in erster Linie Kohlensäure entstehen müssen. Beim Weiter strömen
der Gase werden dieselben nun sowohl mit den oberen Kohlen-
schichten, als auch mit der im Innern des aufsteigenden Gasstrome-S
enthaltenen Luft in Reaktion treten müssen. Letztere Reaktion er-
folgt teils am Wege der Gasdiffusion, teils zufolge der mecha-
nischen Mischung, welche durch das Aufsteigen des Gasstromes in
*) JUptner, Lehrb. i. phja. Chamie, II, i, p. 314.
»•) Jüptner, 1. c, p. 310.
•*•) Wir wollen hier ein fachheitshalbw von äer durch die Änderung- dieaea
Druckes bewirteten Verecbiebiing der AßDitaiakarTen abiehen.
sasiGoOi^le
Generator- oder Lafigms. 287
den einmal weiteren, ein andermal aber engeren Zwischenräumen
zwischen den Kohlenstncken befördert wird.
Die Reaktion der Außensehicht des Gasstromes mit der Eohle
kann entweder in Verbrennung von Kohle durch vorhandene COj
oder aber in der Abscheidung von Eohle aus dem Eohlenoxyd
(2 CO = COg 4" Q bestehen. Da bei niederen Temperaturen zunächst
CO gebildet wird, wäre bei solchen nur ein Zerfall desselben und
C-Abscheidung denkbar. Diesem Zerfalle wirkt aber die Reaktion
zwischen Außensehicht und Eernschicht des Gasstromes ent^gen,
indem der Sauerstoff der Innen^chicht, etwa aus CO abgeschiedenen
C verbrennen würde, Ist die Diffusions- und Mischungsgeschwindig-
keit zwischen Außensehicht und Kern des Gasstromes genügend
groß, so wird kein C zur Ahacheidung gelangen können, ja es
wird auch das gebildete CO zu 00^ verbrannt und sogar durch den
nach außen tretenden Sauerstoff noch weiter Kohle oxydiert werden
müssen. Infolgedessen wird sieh die Durch schnittszusammensetzung
des Gases jener des Gleichgewichtes immer mehr nähern müssen.
Bei höheren Temperaturen hingegen wird zu Anfang der Ein-
wirkung COj gebildet, und diese wird in Berührung mit den
höheren Kohlenschichten weiter noch C zu CO oxydieren. Ander-
seits aber wird der Sauerstoff der Kerusehicht bestrebt sein, das
vorhandene CO zu COj zu verbrennen.
Wir haben also in beiden Fällen zwei einander entgegengesetzte .
Wirkungen. Bei niederer Temperatur ist die Wechselwirkung
zwischen Kohlen- und Außensehicht des Gasstromes bestrebt, die
Erreichung des Gleichgewichtszustandes zu verhindern, während die
Wechselwirkung zwischen Außensehicht und Innenschicht diese An-
näherung an den Gleichgewichtszustand fördert. Bei hohen Tempe-
raturen hingegen tritt das entgegengesetzte Verhalten ein: Die
Wechselwirkung zwischen Gaa und Kohle begünstigt, die Reaktion
im Gaastrome selbst hingegen verzögert den Eintritt des Gleichge-
w ichtszustand es .
Die Verhältnisse werden noch komplizierter, wenn man bedenkt,
daß die wirkliehe Geschwindigkeit des Gasstromes an verschiedenen
Stellen des Generators infolge der sehr ungleichen Dimensionen der
Zwischenräume eine sehr verschiedene sein vmd, und daß die Tempe-
ratur im Generator gleichfalls eine sehr ungleiche ist. Arbeitet der
Generator mit Oberfeuer, d. h. liegt die Maximaltemperatur in den
oberen Partien der Beschickung, so verschiebt eich der Gleichge-
wichtszustand des aufsteigenden Gasstromes immer mehr zu Gunsten
der CO-Bildung; liegt hingegen die Maximaltemperatur im unteren
Teile des Generators, so tritt der enl^gengesetzte Fall ein. Die
Lage der Maximaltemperatur im Generator wird aber im Verlaufe
^aovGoOt^lc
OstMiatar- odM LnftgM.
des Betriebes eich ändern müssen. Beim Beginn des Anheizens
werden die höheren Schichten des Generators kalt sein und daher
COj entweichen lassen, allmählich werden sie sich durch Wärme-
ttbertragung von den Verbrennongsgasen anf die Kohle erhitzen,
und die beule Zone wird daher von unten nach oben wachsen.
Nach lange andauerndem Blasen ist schließlich ein Zustand denkbar,
wo die ganze Kokesäule die Verbtennungstemperatur des heißen
Kohlenstoffes in kalte Luft angenommen hat.
Wie man sieht, bietet das Studium der Vorg^ge im Generator
große Schwierigkeiten, weshalb auch hierüber wenig wissenschaft-
liehe Untersuchungen vorliegen. Eine der besten ist noch jene von
0. Boudouard*), obwohl auch sie nicht völlig einwandfrei er-
scheint.**) Er ließ Luft mit verschiedener Geschwindigkeit durch
ein mit Holzkohle, etc. gefülltes Bohr strömen, and untersuchte die
so erhaltenen Gase. So fand er bei 800" C :
Volam
7.
QMchwiDdigkeit pro Minute in 1
Liton 1
0-lOi 0-27 1 1-30
1-4655
3-20
CO,
CO
Nj,(Di4renz)
18-2
6-2
76-6
18-43
3-8
047
77-30
18-92
1-88
0-94
78-26
19-9
1-83
78-27
19-4
0-93
0-93
78-74
Dem erreichten Gleichgewichte würde bei dieser Temperatur
Kohlensäure 0'92 Volumprozent
Kohlenoxyd 34-32 „
Stickstoff 74-76 „
Wie man sieht, enthalten die Gase des Bondouard'schen Ver-
snches ganz bedeutend überwiegende COj -Gehalte bei stark reduzierten
CO-Gehalten und überdies in drei Fällen aneh noch freien Sauer-
stoff.
Das steht in voller Übereinstimmung damit, daß bei SOO'* C
die Kohlensäure weniger stabil ist als das Kohlenoxyd, daß also
zunächst Kohlensäure entstehen maß, und sich daher die Qas-
Zusammensetzung erst allmählich dem Gleichgewichtszustände nähert.
*) Th^eB.
**) Eiaeneits wegen der nngleicben Oeschfrlndigkeit des GasstromM In
venohiedeuea Teilen der EShre, audeneita wegen der kanm konstant n eifial-
tenden Temperatur.
^aovGoOt^lc
OenenUor- oder Laftgu.
Um der Sache etwas naher zu treten, wollen wir die G-ase in
ihre Elementarbestandteile zerlegen. Wir erbalten so in 22'42 1 Gas :
Grammatome
KohleQBtoff in
Mole BaneTBtoff
Stick-
l'riniat^
iDft
Btoff
=21
CO,
CO
Total
CO,
in CO
Frei
Total
n'98
34-32
3.V24
O-92I 17-62
_
18-54 64-76
88-30
010
IH-Ü
6-8
23-4
1«-2
26
—
20-8 76-6
97-4
0-27
mm
3-K
22-2.-
lH-43
1-9
«47
20-8 77-30
98-1
1-30
1S-Ü8
1-K«
80-KI
1H-92
0-94
11-94
20-8 78-26
99-06
1-465
la-i)
1-83
21-7.1
18-9
0-92
20-18(1 78-27
98-45
3-20
l!l'4
U-93
2Ü-3S
19-4
0-47
0-93
21-20
78-74
99-94
Im Anfange entsteht nach dem Gesetze der stufenweisen Re-
aktion eine dünne Kohlensäure schiebt, die aber im Weiterströmen
oxydierend auf die anliegende Koblensehicht wirkt. Wir werden
somit nicht weit fehlen, wenn wir voraussetzen, daß die Oberfiäcben-
scbicht des Gasstromea schon sehr bald nach dem Eintritt in das
Bohr eine Zusammensetzung angenommen haben wird, die dem
Gleichgewichtszustände entspricht. In diesem Falle muß aber das
CO
Verhältnis u.- ' -,^ = 0"0261 und somit gebildet worden sein :
"•"• <^» Sat^SofT
22-79
21-65
Mole CO,
Geschwindigkeit
0-10 0-61
0-27 0-58
1-30 054
1-466 0-54
3-20 0-53
1201
11-41
10-67
10-64
10-43
Bntsprecbende
Laftmenge
67-19
64-33
60-81
50-67
49-67
2019
19-80
Zieht man das tatsächlich f&r diese ursprüngliche Verbrennung
gebrauchte Luftvolnm von jenem der Primärluft (siehe die vorige
Tabelle) ab, so erhält man die überschüssige Luftmenge,
aus welcher sich der Luftüberschuß (Fig. 85) einfach berechnet.
Geschwin-
digkeit
pro Minute
in Litern
Volnmen
Von 100 Volumen
Primärluft
n-facher
Luft-
UbenchnQ
PrindilnR
mlpFUDg-
licben Ver-
brennnnR
UbOT-
«hn.a^ge
Lnn.
ebencboU
010
0-27
1-30
1-465
320
97-40
98-10
99-06
98-46
9994
57-19
54-33
50-81
60-67
49-67
40-21
43-77
48-26
47-78
60-27
68-72
65 38
51-29
5146
49-70
41-28
44-62
48-71
48-54
50-30
0-737
0-806
0-949
0-943
1-012
»m. T«ohaoiot|ie d^ Energien-
sasiGoOi^le
290 Oenerator- oder Lvltgss.
Für die praktische Betriebskontrolle dürfte die folgende Be-
trachtungsweise noch empfehlenswerter sein.
Wir geben wieder von der Voraussetzung aus, daß sich im
ersten Angenblicke der Einwirkung allerdings das wenigst stabile
Gas bilde, daß eich aber an der Oberflächenschicht in kurzer Zeit
das der wirklichen Vergasungstemperatur entsprechende Gleich-
gewicht einstellen werde. Im weiteren Verlaufe wird aber eine
Störung dieses Gleichgewichtes dadurch eintreten, daß sich die
äußere Gasschicht allmählich mit der inneren Luftschicht mischt, sich
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Gaaentor- oder Laftfas.
291
hiebe! abkühlt und demzufolge, so wie wegen dea bei dieser
Mischung entstehenden Sauerstoff Überschusses, ein Teil des ur-
sprünglich vorhandenen Kohlenoxydes zu Kohlensäure verbrennt.
Greifen wir auf die ßoudouard'schen Versuche bei 800" C
zurück, so können wir aus dem Gehalte der Gase an freiem Sauer-
stoff die entsprechende Luftmenge berechnen, diese von der Gas-
zasanunensetzung in Abzug bringen und die dem so erhaltenen
Gasgemenge entsprechende Gleichgewichtstempetatuc ermitteln und
mit der tatsächlichen Vergasungstemperatur (800" C ^^ 107ä"abs.)
vergleichen. Wir erhalten so :
OeBchwinaigkeit pro Minat« in Litarn
0-10
037
1-80
1-465
8-20
Freier Sauerstoff, Volum-
prozente
—
—
IKV
IISI4
—
»-93
Entsprechende Lnftmenge,
Volumprozente . , ,
—
—
UM
4-4«
—
4-43
Zusammensetzung COg .
(J!I2
1»;!
lK'»b
IKHl
IM
211-29
des hiftfreien Gases CO .
14-avi
,V8
SHH
vm
1-K.H
(I-9V
in Volumprozenten Ng
i4-7ß
76-6
77-2«
78-21
78-27
78-74
sprechende Vergasungs-
temperatur in absoluter
Temperatur ....
llWä'
V«3"
V4!t"
V32»
72!)»
700»
Selbe liegt niedriger als
die wirkliche Vergasungs-
temperatur um . , .
0"
■MI'
324»
341»
344»
373»
Wie aus dieser Tabelle sowie aus Fig. 86 hervorgeht, liegt
die der tatsächlichen Zusammensetzung der Gase entsprechende
„ideale" (oder scheinbare) Vergasungstemperatur durchaus unter
der wirklichen, und es besteht die Kurve dieser Temperaturdiffetenz
ans zwei nahezu geradlinigen Ästen, die durch ein kurzes, scharf
gekrümmtes Kurvenstück miteinander verbunden sind. In dem
fast vertikal verlaufenden Aste überwiegt offenbar die Reaktions-
geschwindigkeit, während im steil aufsteigenden Aste die Wind-
geschwindigkeit hauptsächlich maßgebend ist.
Natürlich hängt die Lage und Gestalt dieser Kurve nicht allein
von der Vergasungstemperatur, sondern auch von der Stückgröße
und Schütthöhe der Kohlen ab ; aber diese werden unter vergleich-
baren Umständen in allen Fällen den nämlichen Charakter be-
sitzen müssen, und es dürfte namentlich die Lage des Wende-
^aovGoOt^lc
Oenor***»'^ •^" t-nftg««.
/
/
/
/
/
/
/
/
f
/
1
J
Hg. 86.
TemperatardiSereDa ziriaolieD der wirklichen nad der wb^baren
VergasDDgBtempemtar.
Punktes zur Charakteristik der Verhältnisse herangezogen werden
können. Mit steigender Vergasungstemperatur wächst die Reak-
tionsgeschwindigkeit; der Wendepunkt der Kurve wird somit nach
rechts rücken. In ähnlicher Weise wird wohl auch Vergrößerung
der Schütthöhe und Verkleinerung der Korngröße wirken müssen.
Freilich machen sich hiebei noch mancherlei andere Einflüsse gel-
tend, wie Reibung des Gasstromes an den Kohlenstiicken, Wärme-
übertragung vom aufsteigenden Gase auf die höheren Kohlenschichten,
Höhenlage des Temperaturmaxiraums im Generator, u. s. w., welche
eine weitere Verfolgung dieser Betrachtung wesentlich erschweren.
Als praktische Ergebnisse von Generatoren, die mit verkohlten
Brennstoffen beschickt wurden, mögen folgende Zahlen angeführt
werden :
^aovGoOt^lc
Generator- oder Luft^as. 293
Ebelmen vergaste zu Audincourt Holzkohlenkleia in emem
Gebläaegenerator von der Gestalt eines kleinen Hochofens und er-
hielt ein Gas von folgender gewichtsprozentischer Zusammensetzung:
Kohlenoxyd . . . 34-17o
Kohlensäure , . . OS^
Stickstoff .... 64-9%
Wasserstoff*) . . 0-2%
100-07o
während er in einem Gasgenerator der H&tte zu Pont l'Ev^que, der
mit Koke bedient wurde, das Gas wie folgt zusammengesetzt fand :
Kohlenoxyd . . . 33'8"/o
Kohlensäure . . . l'37o
Stickstoff .... 64-8"/o
Wasserstoff . . . OlX
lOOOX
Gemischte Destillations- und Verbrennnngsgase,
Unterwirft man natürliches, unverkohltes Brennmaterial in
geeigneten Apparaten (Gasgeneratoren) der unvollständigen Ver-
brennung so entstehen gemischte Destillations- und Verbrennunga-
gase, Hiebei wird in den obersten Schichten des Generators die
hygroskopische Feuchtigkeit entfernt ; im weiteren Herabsinken
wird das Brennmaterial (oder richtiger „Vergasungsraaterial") der
trockenen Destillation unterworfen, wobei natürlicherweise Koke zu-
rückbleibt und diese endlich wird im untersten Teile des Generators der
unvollkommenen Verbrennung unterzogen, wobei nicht nur die für
die ersteren Vorgänge (Wasser Verdampfung und trockene Destillation)
nötigen Wärmemengen produziert, sondern auch noch CO gewonnen
wird. Da überdies die atmosphärische Luft stets eine gewisse Menge
Wasserdampf enthält, wird auch diese zerlegt.
Von diesen Vorgängen im Generator gibt folgende**) Zusammen-
stellung ein anschauliches Bild, in welchem jedoch von der geringen
Teerbildung abgesehen wurde,
Zusammensetzung der verwendeten Kohle (Ostrauer Steinkohle
und Leobner Kohle gemischt):
Kohlenstoff 64-92%
Disponibler Wasserstoff .... 2'50"/o
Stickstoff 0-50»/«
Chemisch gebundenes Wasser . . 1422%
*) Vom Wasseiatoff der Luft harrOhreiid.
'^) JQptner & Toldt: „Chem.-kalor. Unlersacbaagen übac Generatoren
und MartinSren"; JUptner: „FrUfan^ der Feaerangaanlagen."
^aovGoOt^lc
294
OftDerator- oder Laft^u.
Hygroskopisches Wasser .... 12'42%
Asche ö'44%
10000%
Gehalt an verbrennlichem Schwefel 0'52%
Heizwert 6374 Cal.
a) Vorgänge im oberen Teile des Generators
(Trocknen der Kohle):
100 kg Kohle geben : 12'42 kg Wasserdampf and
8758 „ trockene Kohle.
b) Vorgänge im mittleren Teile des Generators
(trockene Destillation der Kohle):
Hiebei wurde das Ergebnis der Intermediatanalyse (Koke-Aua-
bringen) benutzt und angenommen, daß die Koke außer der Asche
nur mehr Kohlenstoff enthalte, Dfe weitere Annahme, daß die
Gase der trockenen Destillation den Sauerstoff nur als Kohlenoxyd
und als Wasser enthalten, ist allerdings nicht ganz richtig, als
erste Annäherung aber immerhin zulässig. Dieselben enthalten
nämlich auch nicht unbedeutende Mengen COj neben kleinen
(also vernachlässigbaren) Mengen anderer Sauerstoffverbindungen.
Die Teerbildung wurde, wie schon erwähnt, gleichfalls vernach-
87-58 iy trockene
geben: |
Kohle enthallen
Koke
Destillationsgase kg
H,0
CO ( CH.
_Hl
NH,
HS
Asche
4il3
4-9il
Kohlemtoff . .
U«
'>«-73
_
B-fi7
0-5?
_
—
-
Stickstofi . . .
OWl
—
—
—
—
—
O-Ml
-
Schwefel . . .
(l-SS
ü-12
-
_
_
—
_
l)-40
Wasserstoff . .
4-(lK
- ;0-635
—
0-17
3-14
0-11
0-1126
Saaerstoft . . .
12-64
- 5-08
7-56
—
—
—
-
Sumjae . ,
37-58
63-77
5-715
13-23
0-69
3-14
0-61
0-425
Nach dem Früheren geht nur etwa ein Fünftel des Stick-
etoffgehaltes der Kohle als Ammoniak in die Destillationsprodukte;
bei den geringen Mengen, um die es sich hier handelt, erscheint
jedoch die vereinfachende Annahme, den Gesamtstickstoffgehalt
als NHj zu verrechneDj erlaubt.
^aovGoOt^lc
Qenerator- oder Lnfl^u.
c) Vorgänge ober dem Boste (teilweise Verbren-
nung der gebildeten Koke):
Bestandteile
infc,
Koke
Luft
Geben : |
Snnmie
BoBt-
dorch-
fall
Gase: |
CO.
CO
H,0
N.
Asche
Stickstoff . . .
Schwefel . . .
4-92
58-73
0-12
211-63
0-25
64 49
4-92 4-92
63-73 15-67
211-63 _
0-12 1 0-12
0-25 _
64-4y 1 0-25
6-57
1761
3649
48-65
0-26
211-68
Summe . .
63-77
276-87
340-14
20-96
2408
86-14
0-25
211-63
Die Analyse der Kohle ergibt 5-44% Asche, während in der
Zusammenstellung nur 4-92% ausgewiesen erscheinen. Das erklärt
sich durch Oxydationserscheinungen, namentlich Bildung von Sul-
fciten aus FeSg.
Die in der letzten Tabelle ausgewiesene Gaszusanunensetzung
ergibt sich aus der durchschnittlichen Zusammensetzung des Gene-
ratorgases und der früher gegebenen Zusammensetzung der Destil-
Die Wärmeverteilung im Generator ist aus der folgenden
Zusammenstellung (Tabelle auf Seite 296) ersichtlich.
Natürlicherweise ist die Zusammensetzung der Generatorgase
sowohl von der Art des verwendeten Brennstoffes, als von Schütt-
höhe und Stückgröße derselben, von der Konstruktion des Generators
und der Art seines Betriebes (namentlich Temperatur und Wind-
pressung) abhängig. Die folgenden, einer Studie Richard Aker-
man'»*) entnommenen Beispiele, sollen dies illustrieren. (Siehe Tab.
auf Seite 297.)
*) Beitrag zur Eütwicklang' dar Frage der HeizgasgeirinDiiiig (dentscbe
Dbenetznn^ und teUneiae Umarbeitung vom Vmtaaaei; Berg- nod HUttemn., Jabib.,
Band 40).
^aovGoOt^lc
Generator- oder Laftgas
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D.qil.zMBlG001^le
Glenerator- oder Lnfipu.
ratorgase ans Scheitholz, Reisig und Säge-
spänen.
315
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QaDer&tDr- oder Laftga».
B. Geneiatorgae aus Torf.
Unnkfora
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Beachaffenbelt des Torfu . . .
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Zeil, welche der Brennstoff im
Oenoralor weilt, Stunden . .
10-4
nr.
8-9
6-9
21-3
Temperatnr der aus dem Gene-
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kff Teer in 24 Stunden . .
7,.«,^™™ , Kohlenstoff«;,
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49-15-48'8
sasiGoOi^le
OenentoT- oder Laftgaa.
C. Generatorgas aus Steinkohlen.
SöderfoTB
Ankarsram
Degei^
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Art dsB 1 g
VerkoknngB- raschem, ( S
BKckataadeB langsamem ( 'S
bei \M
Koke
nicht gesintert
Koke
nicht gesintert
Koke
nicht
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1 hjgroBk. Wasser •/. .
Inter- Oase, unbreimbar •/,
mediat- { , brennbar "/„ .
Analyse Kokefcohb % . . .
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13-7
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14
KalkBteinEosatx \
34
3-4
3-4
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3-6
Gewicht in % der
„„ . ^ , Steinkohle . . .
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2'0
?
2'0
■/
2'0
4-0
20
40
30
40
30
3-8
2-35
1443
4-7
3506
2-25
1G78
4-5
3357
1'75
1305
3-5
2611
1'7
1251
3-4
2502
0'95
699
19
1398
0-6
368
1-0
736
8-15
6023
163
12046
Anzahl der QeneratorfUUDOgen
in 24 Stunden
Zeit, welche die Kohle im Ge-
nerator veibleibt. Standen . .
1-7
14-1
1-6
15ü
1-26
19-2
1-2
20
0-7
34
0-40
60
71
3'4
670
bis
740»
639
bis
792°
816
bia
722«
500"? 600»?
500"?
800"?
ZuBammen- CO
setinngderluft C,H, ,
nnd Wasser- CH. „
freien Oaae H,
In,
3-4
25-7
l'l
5-3
7-8
5fi'7
41
2&-3
l'O
3-7
11-0
64-9
24'6
0-7
4-8
9-4
56'7
1-8
27-3
0-4
4-2
62
2-4
29-8
O'l
3-6
8-4
55-7
2-6
28'7
0'3
55
90
540
2-7
28-4
0-6
31
5-2
60-0
D. Generatorgas aus Braunkohlen.
Als Beispiel fjlr die Zusammensetzung des ans Braunkohlen
gewonnenen Gases mögen folgende Daten dienen : *)
*) Jttptuei: .QeneratoistDdien" (Chemiker-Ztg. 1887, Nr. 50 ff. n. Hr. (00).
^aovGoOt^lc
Gtonerator- oder Luftgu.
Zahl der Generatoren ....
RostSäche per Generator . . .
Versuchsdaaer
Vergichtete Kohle
^ [ Kohlenstoff
■£ ^ disponibler Wasserstoff
I -g Stickstoff
gb5 ( Wasser, ehem. gebunden
„ hygroskopisch
Asche
verbrennl. Schwefel. ,
Heizwert
Kostdurchfall, Gewicht ....
Zusammen- (v < i • a
setong de, ^ ' '
RostdurcMalles r"""" ■ ■ ■
trockenen
Generator-
f COa Volumprozent
0,
00
I OH,
H, ,
2-5 «>■
12 Stunden 45 Minuten
3600 it^ Leobner Stückkohle
61-72"/.
1-867,
0-227.
20-09";, ■
9-347,
6-78«;.
0-377„
5446 Kalorieen
936-7 kg
73-94"/,
26-06"/,
29-437,
5-3
0-3
2519
0-29
10-29
58-
5-4
0-8
25-06
0-16
10-65
57-95
III
4-2
0-6
25-39
0-51
11-29
5801
4-4
0-8
26-60
0-40
11-60
56-30
4-64
0-66
25-59
0-38
Uli
57-63
Per Stunde und 1 m^ Eostfläehe werden somit vergast :
von Scheitholz und Sägespänen gemischt .... 45 — 50 hf
„ Sägeabfällen und Schv^artenstücken .... 200 — 330 „
„ Scheitholz 370 „
„ schlechtem, lockerem, staubigem Torf .... 75 — 120 „
„ gutem Fasertorf 200—250 „
„ Braunkohlen 40 — 50 „
„ Steinkohlen 60—250 „
Die vorstehenden Versuche zeigen aber auch, daß man die
Generatoren noch weit langsamer betreiben kann; so sinkt bei-
spielsweise in Äukarsrum die pro 1 m' Rostlläche nnd Stunde
vergast« Brennstoffmenge in einem Falle sogar bis 15 Äj herab I
") Uit Berttcksichti^Qg der San^eiten für die einzelnen Qaaprebea
sBBiGooi^le
ÜbDDgsthemen:
In einem kleinen Versuclisgenerator (eyentuell in einem FftU-
ofen) ist mit verschiedenem Brennmaterial bei variierender Schütt-
höhe und unter Anwendung von Luft verschiedenen Druckes Luft-
gaa zu erzeugen, Gaa und Brennstoff sind zu analysieren, die
Mengen des verbrauchten Brennstoffes und des erzeugten Gases zu
ermitteln und Bilanzen des Prozesses aufzustellen. Die Ergebnisse
sind mit dem idealen Prozesse zu vergleichen.
Auch können (in Glas- oder Porzellanröhren) Versuche in
kleinem Maßstabe ausgeführt werden, die namentlich den Einfluß
von Rohrlänge (Schütthöhe) und Windgeschwindigkeit zeigen sollen.
XXI. Kapitel.
Statt die Verbrennungsgase durch Einwirkung von Luftsauer-
stofF auf glühende Kohlen zu erzeugen, kann man sich hiezu auch
jenes Sauerstoffes bedienen, der im Wasser enthalten ist.
Leitet man Waaserdampf über glühende Kohlen, so treten, je
nach der Temperatur, zwei verschiedene Keaktionen auf.
Bei sehr hohen Temperaturen verläuft die Umsetzung nach
der Gleichung:
C + H,0 = CO -1- Hj,
während bei sinkender Temperatur neben dieser immer mehr eine
zweit« Reaktion auftritt, die sich durch die Gleichung
C + 2H,0=C0, +2H,
darstellen läßt.
Erstere Gleichung liefert ein Gemenge von gleichen Volumen
Kohlenoxyd und Wasserstoff, also ein Gas von der Zusammen-
setzung :
Kohlenoxyd .... 50 Volumprozent
Wasserstoff .... 50 „
während die zweite Reaktion, wenn sie allein auftritt, ein Gas
liefert, das auf 1 Volum COj 2 Volumen Wasserstoff enthält, dessen
Zusammensetzung also wäre :
Kohlensäure .... 3333 Volumprozent
Wasserstoff .... 66' 6 7 „
^aovGoOt^lc
302
WuMTgM.
Der Brennwert des ersteren Gases beträgt pro 22 43 Liter 68 Cal.
während der des zweiten Gases nur 45'4 „
beträgt.
Eine Vergleichung des Luftgasprozesses mit den beiden Wasser-
gasprozessen ergibt :
Ä
P r o I e B:
1 Hol dM Ou.
H,
CO
00,
". 'ST
Dniok
0>L
1
2
3
C-|4(0.>+2'*,=CO+2N,
661
50
831
50
33J
66|
22-6
45-4
680
22-9
46-6
68-5
Die Brennwertangaben beziehen sich aaf gleiche GasToIumen ;
eignen sich daher besonders zur Vergleichang der Gaaqaslitat«n.
Will man hingegen die Ausnutzung des Brennstoffes in Betracht
ziehen, so muß man die Brennwerte auf gleiche Kohlenstofünengen
(also auf gleiche Volumen von CO und COg) beziehen und er-
hält dann:
Hr
12»
Kohlenstoff
Uior Quo
Breimwoit dieioa Obmi |
Volom
Dmek
1
2
3
67-26
67-26
44-84
67-8 Cal.
136-2 ,
136-0 ,
68-7 Cal.
139-5 ,
137-0 ,
Wie man sieht, gibt also das Wassergas selbst im ungünstig-
sten Falle einen weit größeren Heizwert als das ideale Luftgas,
wozu noch kommt, daß es weit weniger nicht brennbare Gase
enthält.
Will man übrigens den Vergleich vollkommen durchführen, so
muß man — wenn schon nicht den pyrometrischen Heizeffekt, das
ist die theoretisch erzielbare Verbrenn ungatemperatur — doch
mindestens die zur Verbrennung theoretisch erforderliche Loftmenge
berechnen. Man erhält so für je 22 42 Liter Gas:
^aovGoOt^lc
—
Bnio-
Inaiffe-
Nr.
GuesinVoIimprozeiiteii
rente
Produkte
H,
CO
CO,
N»
0,
N,
Oase
H,0
CO,
N,
1
_
33^
_
66»
16»
64{
334
13U
_
33t
661
a
am
—
33t
m
1331
66?
1661
66f
33t
133}
3
bU
M
W
iW
lUO
200
50
M
200
Da die Zerlegung des Wassers mehr Wärme erfordert als die
Bildung von Kohlenoxyd oder selbst von Kohlensäore Wärme ent-
wickelt, können beide Wassergasprozesse nur unter Wärmezufuhr
von außen durchgeführt werden. Wir haben nämlich :
C + J (OJ = CO + 21100 cal.
C+2Hi,0 = C0i, +2H»+97600— 138000 = CO, -|-2Hg ~4fl-4 cal.
C -f HjO = CO -f H» -f 26100— 69000 = CO + H, - 42-9 cal.
Ziehen wir diese Wärmezufuhr gleichfalls in Betracht, so er-
halten wir:
Prozeß
Heizwert
dea Gases
preis yKgli-
lenstoff
ZnznfOhrende
Wannemengt
Wanne-
geiriiiii
C+i(0,) + 2N, =C0 + 2N,
C+2hS=C0, + 2H,
C+H,0=CO + H,
68-7 Cal.
139-5 „
1370 ,
-211 Cal.
4-40-4 ,
+42-9 .
39-8 Cal.
99-1 ,
94-1 ,
DerabsoluteWärmegewinnistsomitbeimWasaergase kein großer
tind wird noch kleiner, wenn man die Wärmeverluste bedenkt, die
mit der Zufnhr der erforderlichen Wärmemengen in dem Generator
unvermeidlich verbunden sind. Der Vorteil des Wassergases besteht
somit keineswegs in einem Wärmegewinn, sondern darin, daß man
ein Gas von größerem Heizwerte erlangt, weil sich bei einem
solchen die bei der Verbrennung erzielte Wärme besser aus-
nützen läßt.
Wie aus den vorstehenden Betrachtungen sich ergibt, wird,
wenn man Wasserdampf durch eine Schicht genügend heißer
Kohlen leitet, der Prozeß anfangs nach der Gleichung C-1-H,0=
= CO -\- Hj erfolgen. Da aber hiebei Wärme gebunden wird, maß
sich die Kohlenschicht abkühlen, und daher wird neben dem ersten
auch noch der zweite Prozeß: C -j- SH^O = CO, + 2Hj auftreten.
^aovGoOt^lc
304 WaiaerBa*
Da nun die Abkühlung immer weiter fortschreitet, wird dieser
zweite Prozeß immer mehr in den Vordergrund treten, und schließ-
lich wird — - da auch dieser unter Wärmeabsorption erfolgt — die
Kohle im Generator so kalt werden, daß der Prozeß zum Stillstand
kommt, daß also der eingeblasene Wasserdampf die Eohlenschicht
ganz unzersetzt passiert.
Dies führt zu der Notwendigkeit, die KohleiifüUung des Ge-
nerators neuerdings zu erhitzen, was man in der Weise auafßhrt,
daß man den Dampf abstellt und so lange Luft durch die Kohlen
bläst (also Luftgas erzeugt, das für sich aufgefangen oder verwendet
wird), bis die Kohlen genügend heiß geworden. Man nennt das das
Warmblasen. Ist dies erreicht, so wird der Gebläsewind abge-
stellt und wieder Dampf eingeblasen (DampfblasenoderGasen),
bis die Temperatur so weit gesunken ist, daß der Wassergasprozefi
nicht mehr rationell verläuft.
Man hat es somit mit einem intermittierendenProzesse
zu tun, dessen Überwachung nicht nur Aufmerksamkeit erfordert,
sondern der es auch dort, wo man einen kontinuierlichen Wasser-
gasstrom braucht und keine Gasglocke aufstellen will, nötig macht,
mindestens die doppelte Anzahl von Generatoren aufzustellen.
Wie wir gesehen haben, verlaufen die beiden Wassergasprozesse
im allgemeinen nebeneinander ; da nun der eine derselben ein weit
besseres Gas und günstigere Kohleausnützung liefert als der andere,
ist es von Wichtigkeit, die Bedingungen kennen zu lernen, von
welchen die Verteilung der Umsetzung auf beide Prozesse abhän^g
ist. Wir wollen zu diesem Zwecke den Gleichgewichtszustand
zwischen beiden Reaktionen studieren.
Zur Ermittlung des Gleichgewichtes in der Gasphase müssen
wir zunächst eine Reaktion zwischen den in derselben auftretenden
Bestandteilen aufsuchen. Wir erhalten eine solche einfach, wenn
wir die beiden Reaktionsgleichungen
C 4- HgO = CO -f Ha
und
C4-2H30 = C0, 4-2H,
voneinander abziehen. Wir kommen so zu der Beaktion :
COa + Hj :^t CO + HjO.
Es ist dies eine umkehrbare Reaktion, bei welcher aus 2 Volumen
(COj -|- Hg) wieder 2 Volumen (CO -f- HjO) werden, die also bei
Temperaturen, bei welchen das Wasser als Dampf auftritt (und nur
um solche kann es sich hier ja handeln), vom Drucke unab-
hängig ist. Man könnte also vermuten, daß die Zusammensetzung
^aovGoOt^lc
WaasBTgM. 305
des Wassergaaes bei gegebenen Temperaturen vom Drucke unab-
hängig sei. Dies ist jedoch nicht der Fall, wie nachstehende Be-
trachtung lehrt. Aus der letzten Reaktionsgleichung folgt für das
isotherme Gleichgewicht
K, :
Ccos Chjo
Es entspricht daher für eine gegebene Temperatur jedem beliebigen
Verhältnisse von CO : COa ein anderes Verhältnis von H^ : HgO.
Um hier zu bestimmten Ergebnissen zu gelangen, müssen wir eine
Reaktion suchen, welche das Gleichgewicht zwischen der Gasphase
(die in unserem Falle aus CO,, CO, Hg und HjO besteht) und der
festen Phase (dem C) bestimmt, and als solche wollen wir die
schon beim Luftgasprozesse benützte Gleichung
CO, + C:^>2C0
wählen. Für diese gilt :
K,
Ccoä
und nun sind die Bedingungen zur Fixierung des isothermen Gleich-
gewichtes gegeben. Da nun diese letztere Reaktion vom Drucke
abhängt, muß auch die Zusammensetzung des Wassergaaes vom
Drucke abhängig sein.
Es würde uns hier zu weit führen, die Theorie des Wassergas-
prozesses ausführlicher zu behandeln, um so mehr als dieselbe bereits
anderwärts*) eingehend besprochen wurde, und begnügen uns hier
damit, die Ergebnisse einer derartigen theoretischen Untersuchung
anzuführen. Bezeichnen wir den Dampfdruck mit 11 und
die Vergasungstemperatur (in " C) mit t, so ist die ideale Zo-
sammensefaung des Wassergases (d. h, die dem erreichten Gleich-
gewichtszustände entsprechende Zusammensetzung) folgende;
•) JUptner, Lehrb. der phjs. Chemie 11, 2, p. ITT, aad Ahrens „Samm-
Inn^ cheiD. und cbem.-techn. Vorträge", 1904.
^aovGoOt^lc
Volum-
proEente
0-1 1 0'25 1 0-fi 1 0-76 1 1-0 1 1-5 1 2-0 | 3-6 | S'O | 40 | 5-0 | lO'O
l = 400" C
CO
0-84
0-1 R
o-ofi
0-04
008 ooa
0-0?
0-01
0-01
0-01
0-01
0-00
CO,
1088
7-«6
ft-il7
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4-46
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H-2V
2-97
«-7;-i
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«■114
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4-82
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66-88
76-18
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84-80
86-67
88-77
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9 loa
91-79
92-77
98-58
95-84
t -. 600» C
CO
26-66
1887
U-«5
11-56
1003
H-U
6-99
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561
4-78
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CO,
lam
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17-1 f.
I7-7H
l7-8tJ
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52-S4
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48-95
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13-48
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17-48
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B,0
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41-48
43-91
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CO
49-04
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CO,
0-fif
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t = 1000»C
CO
5000
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50-00
50-00
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18-57
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47-98
46-24
CO,
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0-^5
0-45
0-61
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—
—
—
—
—
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1-48
2-75
t = 1200°C
CO
60-00 50-00
50-00
5000
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50-00
50*00 50-00
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49-32
49-31
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- -
0-26
0-25
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50-00 50-0(
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H,0
— —
—
—
—
—
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-
0-61
0-64
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t = 1400" C
CO
50-00
f.o-on
50-00
50-(lfl
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5000
5000 50-00
60-00 60-00 50-00
50-or
CO,
_
—
—
_ —
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50-(M
50-00 i0-0<
iO-00 50-00 50-01
H.0
—
—
—
—
—
—
—
-
—
-
-
-
Fig. 87 und 88 geben die ideale Zuaamnieiisetzung des
Wassergases bei einer und bei vier Atmosphären Dampfspannung im
Diagramme. Es zeigt sich hier im allgemeinen eine Verschiebung
der Kurven mit wachsendem Drucke gegen höhere Temperaturen
hin. Ferner zeigen diese Schaubilder, daß der Gehali an nnzer-
setztem Wasserdampf von einer gewissen Temperatur angefangen
rasch abnimmt, während der Gehalt von Kohlenoxyd und Wasser-
stoff in gleicher Weise rasch steigt. Letztere beiden Kurven ver-
laufen in ihrem mittleren Teile fast parallel, doch erfolgt das An-
steigen der Wasserstoffkurve um etwa 200* C tiefer als jenes der
Kohlenoxydkurve. Gleichzeitig mit der Wasserstoffkurve beginnt auch
^aovGoOt^lc
die Eohlensänrekurre (wenn auch langsam) zu steigen, bis sie die
Waaserdampfkntve schneidet and dann ziemlich gleichzeitig mit
dieser fällt.
mg. 87.
Ideale Tolamprozentiscbe ZnsunineD-
Beteang dea WaBsergswa bei 1 Ätm.
Draek.
T^emnef.aliir Ärv " CtlsMis.
Hietaas ergibt sich für die Praxis, daß die günstigste Vergasnngs-
temperatur innerhalb eines Temper aturintervalles von etwa 200"
liegt und mit dem Dampfdrucke steigt.
Noch deutlicher wird dies, wenn man den Gehalt des Wasser-
gases an brennbaren Gasen (CO -f- Hj) berechnet (Fig- 89).
^aovGoOt^lc
308
Vb/.M '
^
\
Ideala
Fic, 88.
nng des Wamergases bei
4 Atta. Drock.
\
\
\
\
^
/
i-i
}
/
f
f
1
/
7
\
Jl
i;
/
\
^
TemfierAtuf -in, "Cels.uis.
Gehalt des idealen Wassergases an brennbaren
Gasen in Volnmprozenten,
Dampf-
druck in
Atm.
400
600 800
1000 1200
1400
0-1
025
23-23
15-96
79-00 99-07
69-76 97-88
100-00 100-00
100-00 100-00
100-00
100-00
D.qil.zMBlG001^le
Dampf-
Vergasungstemperatup in " C
druck in
Atm.
400
600
800
1000
1200
1400
0-6
1205
63-60
96-12
lOOOO
100-00
100-00
0-16
1016
5870
94 52
100-00
100-00
100-00
10
8-97
55-78
9308
100-00
100-00
100-00
1-6
7-60
5162
90-44
99-34
lOO-OO
100-00
20
6-58
48-80
88-24
99-34
100-00
100-00
2-5
5-95
46-64
86-34
98 90
100-00
100-00
30
6-48
44-90
84-62
98-36
lOO-OO
100-00
4-0
4-83
42-20
81-66
98-12
99-14
10000
50
4-32
40-21
79-14
97-70
99-11
100-00
100
311
34-38
70-86
95-66
99-11
100-00
Da die Verbrennung von 1 Mol Kohlenoxyd 68600 cal., die
von einem Mol Wasserstoff zu flüssigem Wasser 68400 cal, prak-
tisch also gleiche Wärmemengen liefert, bann diese Tabelle auch
unmittelbar zur Vergleichung des Brenn wertes der verschiedenen
Gase dienen. Da 1 Mol jedes Gases bei 0" Temperatur und
760 mm Quecksilberdruck den Baum von 2242 Liter einnimmt,
erhält man den Brennwert von 1 jm* obiger Gase in großen Ka-
lorieen, wenn man ihren Gehalt an brennbaren Gasen mit
l*»«X^S-ö, = 306multipUziert:
100 X ^2-42 ■
Brennwert von 1
^ idealem Wassergae
Kalorie en.
großen
Dampf-
Vergasungstemperatur ir
• C
druck in
Atm.
400
600
800
1000
1200
1400
0-1
680
2417
3032
3060
3060
3060
025
590
2136
2995
3060
3060
3060
0-5
369
1946
2941
3060
3060
3060
0-76
311
1715
2892
3060
3060
3060
1-0
274
1707
2848
3060
3060
3060
1-6
230
1580
2767
3040
3060
3060
2-0
201
1493
2700
3040
3060
3060
2-5
182
1427
2642
3026
3060
3060
3-0
168
1374
2589
3010
3060
3060
4-0
148
1353
2499
3002
3034
3060
5-0
132
1230
2422
2990
3033
3060
10-0
95
1052
2168
2927
3033
3060
sasiGoOi^le
310
WaasergM.
Diese Zusammenstellung zeigt noch deutlicher, daß der i
wert des idealen Wasseigasea
1. mit der Temperatur steigt,
3. mit wachsendem Drucke fällt.
^
^
^
w
^
'//
/
Ifi
1
//
i/n
i/
l
/
'Uli
'////
1
//
J
Gehalt des idealen WaasergaMB an breaabaren Gasen.
Bei einem Dampfdrucke von 1 bis 2 Atmosphären liegt die
günstigste Vergasungstemperatur zwischen 800" und 1000" C, bei
10 Atmosphären Dampfspannung hingegen zwischen 1000" und
^aovGoOt^lc
WusergM.
311
1300" C. Es wird sich daher nicht empfehlen, mit Wasserdampf
von zu hoher Spannung zu arbeiten.
Ungünstig wirkt auf die Qualität des Waesergases sein Gehalt
an unzersetztem Wasserdampf und an Kohlensäure, weshalb wir
auch hier den Einfluß von Druck und Temperatur betrachten wollen.
fiil*
^
^
Fig, 90.
olumpTozeQliscber Gehalt des
idealen WosBer^iwB an unzei-
setzlem Wasserdampr.
1
1
\
1
\v
\
ww
\
\
%
\
\
\\^
^
\
^
^\^
^
^
^^
Der Gehalt des idealen Wassergases an unzersetztem Wasser-
dampf (Fig. 90) sinkt rapid mit der Vergasungatemperatur und steigt
ziemlich langsam mit dem Drucke. Da hiedurch die Entzündbar-
^aovGoOt^lc
keit des Gases wesentlich beeinträchtigt wird, darf man (um den
Gehalt an Waseerdampf nicht erheblich über 10 Volaraprozent
steigen zu lassen) je nach dem Drucke (1 bis 10 Atmosphären) die
Vergasnngstemperatur nicht unter etwa TOC bis 800" C sinken
lassen.
Der Kohlensäuregehalt (Fig. 91) wirkt hauptsächlich dadurch schäd-
lich, daß er eine ungünstige Ausnutzung des Kohlenstoffes bedingt. Über-
D.qit.zeaOvGoOt^lc
WaBBergas.
313
dies aber verschleclitert er die Gase als nicht brennbare Beimengung
und erniedrigt (ebenso wie der Wasserdampfgehalt) infolge seiner
hohen, mit der Temperatur rasch wachsenden spezifischea Wärme,
die Verbrennungstemperatur des Gases. Da er jedoch schon zwischen
;
1
K
1
?^
X, \
^
KS
■^x
\;
^^
^
^
■~<^
k
'^
^
i
.3 S
J 5? ^
600" und 700" C nur'mehr wenige Prozente beträgt, kommt er bei
Beurteilung des Generatorgases wenig in Frage.
Hingegen ist es technisch wichtig, die Mengen von Kohlenatoft
und Wasserdampf zu kennen, welche zur Bildung von 1 m^ Waaser-
gas erforderlich sind. Die betreffenden Daten sind in den folgenden
Tabellen enthalten.
^aovGoOt^lc
ZurBildungvon Im* ideal emWas
Dampfmenge in
rgas erforderliche
Dampf-
Vergaaungstemperatur in
• C
Atm.
400
600
800
1000
1200
1400
Ol
0-8887
0-6050
06046
0-6000
0-6000
0-60OO
025
09202
06507
0-5106
0-5000
0-6000
0-6000
0-5
0-9397
0-6820
0-5194
0-5000
0-5000
0-6000
0-75
0-9492
0-7066
0-6274
0-5000
0-5000
06000
10
0-9651
0-7211
05346
0-5000
0-6000
0-500O
1-5
0-9626
0-7419
0-5478
0-5033
0-6000
O500O
20
09671
0-7660
0-5588
0-5033
05000
0-500O
2-6
0-9702
0-7668
0-5683
0-6055
0-5000
0-5000
30
0-9726
0-7766
05764
0-5092
0-6000
0-500O
40
0-9759
0-7890
05917
0-5094
05043
O-500O
60
0-9784
O7990
0-6043
0-5116
05044
0-6000
100
0-9846
O8280
0-6457
0-5217
0-5044
0-500O
1 »i>
Wasserd
ampf I
efert datier m*
idealen
Gas:
Dampf-
Vergasungstemperatur in
" C
druck in
Atm.
400
600
800
1000
1200
1400
Ol
1-125
1-653
1-981
2«00
2-000
2-000
0-25
1-087
1-537
1-958
2000
2-000
2-000
0-5
1-068
1-466
1-925
2-000
2-000
2-000
0-75
1-053
1-415
1-896
2-000
2000
2-000
1-0
1047
1-386
1-871
2-000
2-000
2-000
1-6
1-039
1-348
1-825
1-986
2-000
2-000
2-0
1-034
1-323
1-789
1-986
2000
2-0OO
2-6
1-031
1-304
1-759
1-978
2-000
2-000
3-0
1-028
1-289
1-736
1-963
2-000
2-000
4-0
1-024
1-269
1690
1-963
1-983
2-000
6-0
1-022
1-261
1-655
1-965
1-982
2-000
10-0
1-016
1-208
1-548
1-916
1982
2-000
Diese letztere Tabelle gewinnt für die Praxis besonderen Wert,
weil sie eine einfache Kontrolle des Generatorganges ermöglicht, indem
aie die dem Verlaufe des Prozesses entsprechende ideale Vergaaungs-
^aovGoOt^lc
316
temperatur zu bestimmen erlaubt. Ist ferner noch der Gehalt des
Gases an einem einzigen Gaabestandteile bekannt, z. B. von COj, der
mittels eines automatischen Gasanalysenapparates, wie A d o s und
des von Strache leicht ermittelt werden kann, so läßt sich hieraus
die ganze Gas Zusammensetzung ableiten.
1 irt' Waasergas enthält Gramme Kohlenstoff:
Dampf-
Vergasungstemperatur in
•
Atm.
400
600
800
1000
1200
1400
0-1
695 1
211-40
266-14
267 60
267-60
267-60
0-26
42-71
186-96
261-23
267-60
267-60
267-60
06
3227
170-19
257-22
267-60
267-60
267-60
075
2719
157-08
252-94
267-60
267-60
267-60
10
2403
149-27
249-08
267-60
267-60
267-60
1-5
20-07
138-14
242-07
265-83
267-60
267-60
20
17-61
13059
236-13
266-83
267-60
267-60
25
17-06
124-81
231-06
26466
267-60
267-60
30
1466
120-16
226-71
26321
267-60
267-60
40
12-90
112-93
218-52
262-57
266-30
267-60
60
11-66
107-58
211-78
261-45
26525
267-60
100
8-30
91-96
189-62
256-99
266 25
267-60
1 m^ Wasserdampf vergast Gramme Kohlenstoff
(Fig. 92):
Dampf-
Vergaaungstemperatur in
• C
Ätm.
400
600
800
1000
1200
1400
Ol
66-96
349-44
625-44
535-20
535-20
535-20
0-26
46-41
287-30
511-61
535-20
636-20
536-20
0-5
34-81
249-54
495-23
536-20
636-20
635-20
0-76
28-64
222-34
479-69
536-20
536-20
635-20
10
25-16
207-00
465-92
63520
635 20
635-20
1-5
20-85
186-19
441-89
528-17
635-20
635-20
2-0
18-21
172-74
420-77
628-17
535-20
535-20
2-6
17-67
162-77
406 64
523-66
535-20
636-20
3-0
16-07
154-93
393-32
516-91
535-20
635-20
4-0
13-22
143-13
369-31
511-52
626-17
635-20
5-0
11-81
134-64
360-45
611-14
62687
535-20
10-0
8-43
116-06
293-67
490-68
626-87
535 20
sasiGoOi^le
316
Wauergss.
Wird der Wasaerdampf des Gases — wie dies in der Praxis
oft der Fall ist — kondensiert, so ändert sich natürlich seine Zu-
sammensetzung und sein Brennwert entsprechend.
Die Berechnung seiner Zusammensetzung aus dem direkt be-
stimmten Kohlensäuregehalte ist hier sehr einfach. Ist nämlich der
COj-Gehalt des trockenen Gases ^ c Volumprozent, so ist sein
Gehalt an:
Kohlenoxyd = 50 — f c Volumprozent
Wasserstoff =; 50 -f- J c „
Als Beispiel wählen wir das bei 800" C und 2'5 Atm.Dampf-
spimnung gewonnene Gas. Ist der Kohlensäuregehalt zu 6'84 Volum-
prozent gefunden worden, so ist sein Gehalt an
CO = 50 — 1-5 X 6-84 — 39-74 Volumprozent
H, = 50 + 0-5 X 6-84 = 53 42
Die Tabellen auf den Seiten 317 und 318 enthalten die wich-
tigsten Daten über das trockene Wassergas.
Gegenüber den nassen Gasen, bei denen für einen und denselben
Druck der Eohlensäuregehalt anfangs mit der Temperatur bis zn
einem Maximum steigt, um später wieder abzunehmen, zeigen die
trockenen Gase ein weit regelmäßigeres Verhalten: Mit steigender
Temperatur sinkt bei konstantem Drucke ihr Kohlensäuregehalt,
während sowohl Kohlenoxyd als Wasserstoff zunehmen. Bei konstanter
Temperatur hingegen wächst mit dem Drucke der Kohlensäuregehalt,
während- jener an Wasserstoff und an Kohlenoxyd sich verringert.
Die folgende Tabelle enthält die technisch wichtigen Angaben
über die aus 1 m' Wasserdampf gewinnbaren Mengen trockenen Gases;
D«mpf-
liefert 1)ei
spaunoug in
Atm.
tit
■ trocicenea WasaeTg:aa
«fO'C
600° C
800° C
1000° c
1200° C
1400° C
Ol
0-373
1-518
1-972
2000
2-000
2-000
0-25
0-259
1-304
939
2-000
2-000
2-000
0-5
0-192
1-184
889
2-000
2-000
2000
0-75
0-160
1082
845
2-000
2-000
2-000
10
0-141
1-021
807
2000
2-000
2-000
1-5
0-117
0-934
736
1-978
2-000
2-000
20
0-102
0-876
679
1-978
2000
2-000
2-6
0-092
0-831
630
1-966
2-000
2-000
30
0-084
0-790
689
1-943
2-000
2-000
40
0-074
0-743
616
1-940
1-971
2-000
50
0-066
0-702
467
1-927
1-969
2-000
100
0-047
0-588
268
1-863
1-969
2-000
sasiGoOi^le
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^aovGoOt^lc
II
ill
s
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gss
§88
i
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1
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8
S8S
1
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588
S8g
gS§
§88
OOO
§88
gis
"88 8
888
§88'
ISS.
jdnyGoot^lc
Die günstigsten Bedingungen zur Erzeugung von trockenem
Wassergaa sind also dieselben, wie für die Darstellung von nassem
Gas.
Wir haben bisher den Fall besprochen, daß im Wassergas-
generator tatsächlich der Gleichgewichtszustand erreicht worden sei.
Wir wollen nun auch jenen in der Praxis nicht selten vorkommenden
Fall ins Auge fassen, wo das Gleichgewicht nicht erreicht wurde.
Bläst man Wasserdampf durch eine Schicht glühender Kohlen,
so wird offenbar an der Berührungsfläche zwischen Dampf und
Kohle die Reaktion vollkommen verlaufen, d, i. in kurzer Zeit
Gleichgewicht eintreten. Beim Weiterstreichen des Gasstromes vrird
derselbe nun in zweierlei Weise eine Veränderung erleiden können.
Einerseits wird teils durch Diffusion, teils durch mechanische
Mischung eine Reaktion zwischen den inneren, wasserdampfreicheren
Schichten des Gasstromes und der Außenschicht eintreten ; ander-
seits wird aber auch das Gleichgewicht in der Außenschicht dadurch
eine Störung erleiden, daß dieselbe mit anderen Kohlenpartien in
Berührung tritt. Strömt das Gas von kälteren zu heißeren Kohlen-
schichten (Gegenstrom), so wird anfangs in der Außenschicht ein
kohlensänrereicheres Gas entstehen, das später mit heißerer Kohle in
Berührung kommend, im stände ist, neue Kohlenmengen zu oxydieren
und sich daher immer mehr an Kohlenoxyd anreichert. Strömt
hingegen umgekehrt der Dampf von den heißesten zu immer
kälteren Kohlen schichten (Parallelstrom), so wird sich anfangs in
der Außenschicht ein kohlenoxydreiches Gas bilden, und im Weiter-
streichen wird sein Kohlenoxydgehalt ab-, sein Kohlensäuregehalt
aber zunehmen müssen.
Wir wollen nun nochmals die Reaktion zwischen der äußeren
Gasschiebt und dem inneren Dampfstrome betrachten. Arbeiten wir
nach dem Gegenstromprinzipe, so kann der Wasser dampf des
Innenraumea auf die äußere Gasschicht nur in der Weise chemisch
einwirken, daß CO zu CO^ oxydiert und H^ frei wird. Der Brenn-
wert des Gases bleibt somit — vorausgesetat, daß die Temperatur
konstant bleibt oder sinkt (was Ja möglich ist, weil die Außen-
schicht des Gasstromes wärmer sein wird als der eingeblasene
Dampf) — ungeändert. Steigt aber die Durcbschnittstemperatur des
Gasstromes, was ja, da das Gas in immer heißere Partien des Gene-
rators strömt, wahrscheinlich ist, so nimmt diese Reaktion ab, und
tatsächlich eintretende Verbesserung des Gases ist dann nur durch die
Oxydation glühender Kohle durch die Kohlensäure und den Wasser-
dampf der Außenschicht, sowie den nach außen diffundierenden
Wasserdampf zu erklären.
^aovGoOt^lc
320 WMwtyM.
Arbeiten wir jedoch nach dem Parallelatromprinzipe, so wird die
anfangs gebildete heiße Außenschieht kräftig auf den Wasserdompf
reagieren (die Diffuaion wird übrigens auch ebenso, wie die Reak-
tionsgeschwindigkeit, wegen der höheren Temperatur größer sein)
und es wird das Gas gleichfalls ohne nennenswerte Änderung seines
Brennwertes an Wasserstoff reicher, an Kohlenoxyd aber ärmer
werden. Eine Verbesserung der Gasqualität tritt hier, ebenso, wie
früher, durch Einwirkung des nach außen diffundierenden Wasser-
dampfes auf die glühenden Kohlen ein. Anderseits aber wirkt der
Umstand auf die Gasqualität ungünstig, daß derselbe mit immer
kälteren Kohlen in Berührung kommt und daher immer mehr
Kohlensäure gebildet wird.
Erstere Art des Gasens ist offenbar vorteilhafter, um so mehr,
als hiebei auch der Dampf-, bezw. Gasstrom allmähhch vorgewärmt
wird.
Betrachten wir die durchschnittliche Zusammensetzung des
Wassergases, im Falle der Gleichgewichtszustand nicht erreicht
würde, so finden wir in demselben unter allen Umständen zwischen
Kohlensäure, Kohlenoxyd und Wasserstoff die Beziehung, daß das
Wasserstoff- GasYol um gleich ist der Summe von Kohlenoxyd volum
und doppeltem Kohlensäure volum. Daneben findet sich natiSrlich
noch Wasserdampf. Die Zusammensetzung des nassen Wassergases
sowohl, wie diejenige des trockenen, wird also unter allen Um-
ständen einem Gleichgewichte entsprechen, das aber bei gleicher
Dampfspannung einer anderen (der „idealen") Vergasungstempe-
ratur zukommt, die natürlich, ebenso, wie beim Luftgas, niederer,
als die wirkliche Vergasungstemperatur liegen wird.
Dr. Hugo Strache und B. Jahoda haben den Einfluß von
Schichthöhe, Wind- und Dampf-Geschwindigkeit auf den Verlauf
des Prozesses beim Warmblasen und beim Vergasen studiert, und
hiebei folgendes gefunden:
Beim Warmblasen entsteht im Anfang (wenn die Tempe-
ratur des Brennstoffes noch nieder ist) fast nur Kohlensäure und
kein Kohlenoxyd, während mit steigender Temperatur die Bildung
von Kohlenoxyd zunimmt. Es handelt sich hier eben um das schon
früher besprochene Gleichgewicht:
2C0:^tC0g +
Da abet von einem bestimmten Luftvolum bei der Bildung
von Kohlensäure weniger Kohlenstoff aufgenommen vrird, als bei
der Bildung von Kohlenoxyd, so ist der Brennstoffverbrauch zu
Beginn des Blasens weit kleiner, als später, während die pro Minute
entwickelte Wärmemenge zu Beginn weit größer ist, als später.
^aovGoOt^lc
Waneigui. 331
Der Wärmeverlust durch das waxm abziehende Generatorgas
wächst natürlich mit der Temperaturerhöhung. Die im Generator
aufgespeicherte Wärme ist offenbar die Differenz aus der entwickelten
Wärme und dem Wärmeverlust. Den Quotienten aus aufgespeicherter
Wärme und verbrauchter Kohlenstoffmenge nennt Strache den
„Nutzeffekt beim Warmblasen", Er ist im Anfange des
Blasens (bei niederer Temperatur) hoch und fällt mit steigender
Temperatur und wachsendem Brennmaterial verbrau che.
Kohlensäuregehait*) und Nutzeffekt heim Warmblasen erreichen
im Durchschnitte bei der Temperatur von:
G2b° C . . . . 80% Nutzeffekt . . . . 18 % COj-Gehalt
672" C . . . . 707o B .... 16 % „ „
929» C . . . . 407o „ .... 7-67o „
1300» C . . . . 307o „ .... 4-6»,o „ „
Der Gesamt-Nutzeffekt fär eine bestimmte Blasezeit fällt rapid
zwischen 660 und 900*^; es ist daher günstig, die Temperatur des
Generators nicht über 900" zu steigern.
Die Wärmeverluste beim Warmblasen lassen sich zum großen
Teile zur Vorwärmung des Wasserdampfes ausnützen (natürlich
nur bei Erzeugung von reinem Wassergas).
Die Wärmeverluste beim Gasen (Dampfblaaen) sind von
der Dampfgeschwindigkeit und der Temperatur des
Generators abhängig. Zu geringe Dampfgeschwindigkeit gibt eine
geringe Gasmenge und daher verhältnismäßig großen Wärmeverlust
durch Ausstrahlung ; eine zu große Dampf gesch windigkeit hingegen
wirkt wegen des unzersetzt durchgehenden Wasserdampfes (nicht
erreichter Gleichgewichtszustand) ungünstig. Da der Wasserdampf
eine hohe spezifische Wärme besitzt, werden in letzterem Falle
dem Generator große Wärmemengen nutzlos entführt.
Aus diesen Untersuchungen ergibt sich :
1. daß sowohl die unzersetzt durchgehende Dampfmenge, als
der COj-Gehalt des Gases bei bestimmter Temperatur des Genera-
tors mit zunehmender Dampfgeschwindigkeit stark zunimmt, und
zwar Kohlensäure und Dampf in ähnlicher Weise;
2. daß sowohl der Dampfgehalt als der Kohlensäuregehalt des
Rohgases mit zunehmender Temperatur bei gleichbleibender Dampf-
geschwindigkeit abnimmt, nnd
3. daß Kohlensäure- und Dampfgehalt auch bei niedrigen
Temperaturen durch Verringerung der Dampfgeschwindigkeit auf
ein Minimum herabgedrückt werden können.**)
*) Der CO,.Gehalt ist hier natQtlich gröCar, als dem GleichgewichtszDBtande
eutoprecheD wUrde.
**) Der Orenzwert entspricht dem eTreichten OleichgenichtsEiutande.
Japtner, Ohsm. TeoliDologis d. S
sasiGoOi^le
Woasergfti.
Der Nutzeffekt beim Gasen berechnet sich aus dem
Kohlenstoff-Verbrauche beim Gasen, dem Wärmeveriust des Geijera-
tora und dem Heizwert des erzeugten Wassergases. Der Wärme-
veriust setzt sich zusammen aus der Bildungswärme, der Eigen-
wärme des erzeugten Wassergases und des nnzersetzt durchgehen-
den Dampfes, sowie der Wärmeausstrahlung des Generators. Es
ergibt sich für jede Temperatur eine bestimmte Dampfgeschwindig-
keit, bei welcher das Maximum des Nutzeifektes erreicht wird. Die
Höhe dieses Maximums achwankt zwischen 87% und 937o-
II l!
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Fig. es.
(Nach Straobe and Jahoda.)
Aus dem Kohlenstoffverbrauche beim Blasen und beim Gasen
und aus dem Wärmeverluste beim Blasen und beim Gasen läßt
sich der Gesamt-Nutzeffekt für jede bestimmte Dampfge-
schwindigkeit berechnen. Er ändert sich ähnlich, wie der Nutz-
effekt beim Gasen.
^aovGoOt^lc
HUchgas, Gicbtgaae und regenerierte TeibreiiDQngsgage. 323
Fig. 93 zeigt diese Verhältnisse för eine bestimmte Ge-
schwindigkeit im Diagramme.
Auch die Totalnutzeffekte zeigen bei einer ganz bestimmten
Dampfgesehwindigkeit ein Maximum, dieses beträgt
bei 780" C . . . . 72-57o
„ 860» C . . . . 77%
Obungsthemen:
Hier können analoge Versuche, wie beim Generatorgas
gestellt werden.
XXn. Kapitel.
Hiscbgas, Gichtgase und regenerierte Yerbrennungsgase.
Die Darstellung von reinem Wassergas bietet allerdings den
Vorteil, ein Gas von hohem absolutem und pyrometrischem Heiz-
effekte zu erhalten, was für gewisse Zwecke von Wichtigkeit
sein kann.
Abgesehen davon, daß dieses Gas nur auf Kosten fremder
Energie (zur Zersetzung des Wasserdampfes) und mit Anwendung
eines Dampfkessels (dessen Anlage- und Betriebskosten ja auch in
Rechnung fallen) gewonnen werden kann, und daß das beim An-
heizen (Blasen) entstehende (bei rationellem Betriebe kohiensäur©-
reiche) Luftgas nicht direkt, sondern nur für Nebenzwecke (Er-
hitzen des Wasserdampfes, etc.) benutzt werden kann, bietet dieser
Prozeß noch folgende zwei Nachteile :
1. Einen intermittierenden Prozeß (Zwei-Phasen-Prozeß), der
schwieriger zu leiten ist und kompliziertere Urasteuerungsvorrich-
tungen erforderlich macht, deren Anschaffung, Erhaltung und
Wartung Kosten verursacht, und
2. eine ansehnhche Vergrößerung der Anlage, da, um in einer
bestimmten Zeit eine gewisse Gasmenge zu erhalten, mindestens
zweimal so viele Generatoren erforderlich sind, als bei kontinuier-
lichem Betriebe.
Man verfiel daher auf den Gedanken, die beiden Prozesse des
Anheizens und der Wassergaserzeugung gleichzeitig neben-
einander in einem und demselben Generator durchzuführen, wo-
durch man das sogenannte Mischgas oder Dowsongas erhält,
21*
^aovGoOt^lc
324 Hisohgas, Oictitgue and regenerierte YerbreniiangggaBe.
Da man hiebei Gas von möglicliat hohem Heizwert gewinnen
will, wird man im allgemeinen trachten, mögliehst wenig Kohlen-
sänre zu erzeugen. Doch erfordert auch dieser Umstand Überlegung,
weil mit abnehmendem Kohlensäuregehalte der Stick stoffgehalt
des Gases wesentlich zunimmt, wodurch der pyrometrische und
absolute Heizeffekt des Gases (letzterer pro Volumseinheit ge-
rechnet) her abgedrückt wird.
Wir wollen uns hier darauf beschränken, die idealen Fälle zu
betrachten.
Wie wir gesehen haben, gibt der Prozeß:
C + HjO = CO + H,
für je 12 if Kohlenstoff, die vergast werden, eine Wärmeabnahme
von — 42900 Kalorieen, während der Prozeß :
C + i(0,) = CO
für je 12 g Kohlenstoff einen Wärmegewinn von -J- 21100 Kalorieen
liefert.
Wenn wir somit die Temperatur des Generators konstant er-
halten wollen, so müssen wir — wenn wir von allen sonstigen
Wärmeverlust«n absehen— durch den zweiten Prozeß so viel Wärme
entwickeln, als der erste verbraucht. Wir werden somit auf ein
Atom Kohlenstoff, das wir mit Waaserdampf vergasen, rund zwei
Atome Kohlenstoff mit Luft vergasen 'müssen. Dies führt zu der
idealen Bedingungsgleichung :
3 C 4- H,0 + Og + 4 Nj = 3 CO -f- H, + 4 Ng
was der folgenden volumprozentischen Zusammensetzung des
Mischgases entspricht :
Kohlenoxyd 37'5 Volumprozent
Wasserstoff 12-5 „
Stickstoff 50-0
1000 Volumprozent
Anderseits sind bei dem Prozesse :
C + 2 HjO = COj + 2 H,
für je 12 ff Kohlenstoff 40400 cal. durch den Luftgasprozeß auf-
zubringen. Es kommen also auch hier auf je ein Atom Kohlen-
stoff, das mit Wasserdampf vergast wird, rund zwei Atome Kohlen-
stoff, die mit Luft vergast werden müssen. Die ideale Urasetzungs-
gleichung ist somit :
3 C + 2 HgO + Ob + 4 Ng = CO, + g Hj + 4 Nj -1- 2 CO,
was als ideale volumprozentische Zusammensetzung dieses Gases
^aovGoOt^lc
Miecbgu, Gichtj^aM ond regeaeTierl« Verbrontinngs^aM. 335
Kohlensäure ll'l Volumprozent
Kohlenoxyd 22*2
Wasserstoff 22-2 „
Stickstoff 4Ö-5 „
lOO'O Volumprozent
Dort, wo man nicht' mit reinem Kohlenstoff, sondern mit natür-
lichen festen Brennstoffen arbeitet, kommen hiezu noch die De-
stillationsprodukte derselben, wodarch der Stickstoffgehalt der Gase
noch weiter erniedrigt wird.*)
Ferner aber wird in allen diesen Fällen wegen des Gleich-
gewichtes
CO + H^O :^ CO, + H,
noch eine gewisse Menge Waaserdampf hinzutreten, die unter Um-
ständen recht bedeutend sein, ja sogar die Verwendbarkeit des
Mischgases in Frage stellen kann.
Eine eingehendere Behandlung der sehr komplizierten Theorie
des Mischgasprozesses würde hier zu weit fuhren.
Wir haben schon früher erwähnt, daß der Mischgasprozeß
eigentlich darauf hinaus läuft, einen Teil des zu vergasenden
Kohlenstoffes mit Lnftsauerstoff, einen anderen aber mit dem Sauer-
stoff eines Oxydes (das Wasser) zu verbrennen. Dies geschieht auch
beispielsweise im Eisenhochofen (und in anderen Schachtöfen). Hier
wirkt neben dem Luftsauerstoff der Sauerstoff des Eisenoxydes auf
die Kohlen oxydierend, und zwar vorherrschend nach der Gleichung;
3 + Fe^Os = 2 Fe -(- 3 CO
obwohl auch die Reaktion
3 C -f 2 Fe^Oa = 4 Fe -}- 3 COj
nicht ausgeschlossen ist. Da diese Gase aus dem oberen Teile
der Schachtöfen, die man Gicht heißt, entweichen, werden sie
Gichtgase genannt.
Die normale Zusammensetzang der Hochofengichtgase schwankt
etwa zwischen folgenden Grenzen;
Mittel
Kohlensäure .... 5 — 16 Volumprozent 12 Volumprozent
Kohlenoxyd .... 20 —32 „ 24 „
Wasserstoff ... 0-1— 4-5 „ 2 „
Meftan 0-2— 2-6 „ 2 „
Stickstoff ..... 56 —63 „ 60 „
*) Infalge der unvermeidlichen WOrmeTerlaste wird es übrigeDS in praxi
nötig Bein, aaf ein Atom lu WaBaeigaa umzuwandelnden Kohlenstoff mehr als
zirei Atome KohlenatofF auf Luftgaa zu verarbeiten. In der Fraiis bat sich er-
geben, daG auf ein Volum Waaeergas drei bis fünf Volum Lnftgu erswngt wer-
dsD mUiBen.
^aovGoOt^lc
326 Mischgaa, Gichtgase und legenerierte VerbrenDUDga^ou.
Sie haben daher einen ziemlich hoben Heizwert. Ihr Wasserstoff-
gehalt stammt von der Luftfenchttgkeit, die durch die Kohlen
zerlegt wird, der Methangehalt dürfte, da man zur Beschickung
der Hochöfen Koke oder (seltener) Holzkohle verwendet, auf direkte
Synthese zurftckzuführen sein. Da — wie »choa erwähnt — hier ein
erheblicher Teil des in den Gichtgasen enthaltenen Sauerstoffes
nicht aus Luft, sondern aus den Erzen stammt, müssen dieselben
bedeutend weniger Stickstoff enthalten als das Luff^as; daß sie
auch noch Kohlensäure enthalten, wird einerseits durch die Gleich-
gewichtsverhältnisse (in den kälteren Partien des Hochofens zerfallt
ein Teil des Koblenoxydes nach der Gleichung 2 CO = CO^ -|- C),
anderseits durch den Beduktionsvorgang (3 CO -|- FejOj = 3 COj -|-
-(- 2 Fe) erklärt.
Ebenso, wie man den Sauerstoff des Wassers oder der Metall-
oxyde zur teilweisen Oxydation von Kohlenstoff benutzt, kann man
atich den Sauerstoff der Kohlensäure zur Verbrennung von Kohlen-
stoff anwenden :
C+C0, = 2C0.
Man kann dies bewerkstelligen, indem man kohlensäurereiche Gase
durch eine Schicht glühender Kahlen streichen läßt, und bezeichnet
den Vorgang als Regeneration. Als solche zu regenerierende
Gase empfehlen sich die Gase von Kalküfen, Verbrennungsgase und
die eben besprochenen Gichtgase. Namentlich letztere scheinen
wegen ihres niederen Stickstoffgehaltes hiezu besonders geeignet
Würde es uns gelingen, auf diese Weise den ganzen Kohlen-
sänregehalt eines Gichtgases der oben gegebenen mittleren Zu-
sammensetzung zu Kohlenoxyd zu reduzieren, so erhielte man ein
Gas von folgender Zusammensetzung
60
53" 58 Volumprozent
„ . , , 24 + 2 X 12 .
Kohlenoxyd =; ' ^ — = 4
1-78 „
dessen Brennwert natilrlich bedeutend höher wäre, als der des
ursprünglichen Gichtgases.
Wie sieht es nun mit dem Wärmebedarf für die fragliche
Umsetzung aus?
Der Vorgang:
COa-f C=2C0
^aovGoOt^lc
Miachgas, Oichtf^ase and regenerierte VeibrennuDffagaae. 327
ist mit einem Wärmeabgange von 97600 — 2 X 26100 = — 45400 cal.
verbunden. Wollen wir denselben, wie früher beim Mischgase, durch
den Prozeß
C + = CO 4- 2H00 cal.
hereinbringen, so müssen wir auf je 1 Mol in den Gasen ent-
45 '4
haltene Kohlensäure ^ oder nahezu 2 Atome Kohlenstoff in Luft-
gas verwandeln. Wir kommen also so ziemlieh auf dieselben Ver-
hältnisse wie beim Wassergas (und werden also auch, wie dort, in
Wirklichkeit statt 2 Molen 3 bis 5 Mole Kohlenstoff zu Kohlen-
oxyd verbrennen müssen). Gehen wir von der Voraussetzung aus,
daß wir auf 1 Mol CO^ je 2 Mole CO durch direkte Verbrennung
gewinnen müssen, so erhalten wir folgende theoretische Zusammen-
setzung des regenerierten Gichtgases :
fin -I- 4ii' 1 A
Stickstoff = T; Y = 58-06 Volumprozent
Kohlenoxyd = ^*+^ j^ ^^ = 3974
1-81
Methan =
110
In Wirklichkeit wird man aber wegen der unvermeidlichen
Wärmeverluste, wie schon erwähnt, eine noch größere Menge von
Kohle mit Luft verbrennen müssen. Wären dies pro Mol zu re-
duzierende Kohlensäure 3 Grammatome Kohlenstoff, so erhielte man
ein Gas von folgender theoretischer Zusammensetzung :
Stickstoff — T^ ■ ^ . . 5921 Volumprozent
IT w ,24+36 + 24 „„.„
Kohlenoxyd ' ' = . . 3893 „
Wasserstoff ~~- = . . 093 „
In Wirklichkeit wäre dieses Ergebnis jedoch nur bei genügend
hoher Vergasungstemperatur zu erreichen, da andernfalls unrege-
nerierte Kohlensäure zurückbleiben müßte.
Zur praktischen Verwendung ist diese Methode nicht gelangt.
^aovGoOt^lc
328 Apparats sat tsohniiehen Q«wiiinanK von Heiiguen.
Übnngsthemen :
Darstellung von Mischgas in ähnlicher Weise, wie bei den
vorhergehenden beiden Übungen.
Einwirkung von Luft und Kohlensäure auf eine Schicht
glühender Kohlen.
XXm. Kapitel.
Apparate znr tecbniscben Gewinnung von Heizgasen.
(Generatorenanlagen.)
Die Apparate, deren man sich zur technischen Gewinnung
von Heizgasen bedient, nennt man Gasgeneratoren, oder kurz
Generatoren (franzöafech gazogene, englisch producer);
daneben kommt auch noch die Bezeichnung Gaserzeuger, oder
(nach Wedding's Vorschlag) Gaser vor. Es sind dies im all-
gemeinen mit feuerfestem Material ausgekleidete Hohlräume, die
mit Kohlen (beziehungsweise mit Holz oder Torf) gefüllt werden,
und durch welche Verbrennungsluft, oder Dampf, oder gleich-
zeitig Luft und Dampf meist in der Bichtung von unten nach auf-
wärts passiert.
Hat man ea mit Generatoren zur Erzeugung von Luftgaa za
tun, so kann die Bewegung der Gasmassen im Generator entweder
bloß durch Zug (also mittels einer Esse) oder durch Druck
(mittels eines Gebläses) bewerkstelligt werden. Man unter-
scheidet daher Zug- und Gebläse-Generatoren. Letztere
müssen natürlich unten geschlossen sein.
Wir wollen zunächst die Generatoren für die Luftgaser-
zeugung besprechen.
Die Luftgasgeneratoren sind offenbar ursprünglich aus
den Treppenrostfeuerungen (siehe später) entstanden, und waren
anfangs unmittelbar an den Ofen angebaut, für welchen sie das
Heizgas liefern sollten (Halbgasfeuerungen), Diese Ent-
wicklung zeigt sich deutlieh an den folgenden Typen :
Fig, 94, Generator von Bogtius. Der Generatorranm
G ist gegen die Feuerung zu durch eine vertikale, gegen außen zu
aber durch eine geneigte Mauer begrenzt, welch letztere als Rutsch-
fläche für die chargierten Kohlen dient. Die Füllöffnung a kann
mittels des Schiebers s s geschlossen werden. Die geneigte Vorder-
wand wird von einer Eisenarmierung b getr^en. In derselben ist
^aovGoOt^lc
Apparute eot tecIiniBcheD OewiDnDHg von Heizgasen. 339
eine SchürÖfTnang angebracht, durch welche Luft in den Generator
treten kann. Nach unten ist der Generatorraum G vom Aschen-
^1 A durch den schiefen Rost r r getrennt. Die in der Rück-
wand wie in der Cieneratordecke angebrachten Kanäle c gestatten
ein Vorwärmen der zur Feuerung tretenden Verbrennungsluft.
Fig. 95—96. Doppel-
generatorvonBoStius.
Derselbe ist aus dem vorigen
dadurch entstanden, daß zwei
Generatoren mit den Rück-
wänden aneinander gestolSen
und die Zwischenwand weg-
gelassen wurde. Hiedurch
wird nicht nur Mauerwerk
erspart, sondern auch die
Wärmestrahlung an derPi ück-
wand vermieden, wobei frei-
lich (übrigens zum Vorteile
des Generatorbetriebes) auf
das Vorwärmen der Verbren-
nungsluft an dieser Stelle
verzichtet werden mußte.
Die Luftkanäle sind daher
hier in die Seitenwände
verlegt. Aus naheliegenden ^ _.. ' „ ....
» jjLf Gasgenerator Ton Boetius.
Gründen wurde der schiele
Rost durch einen Planrost ersetzt. R ist der Rost, c sind die Luft-
kanäle.
Geräumiger als die Vorigen sind die Bicheroux-Generar
toren (Fig. 97 und 98), die entweder mit Treppenrost T und
Fig. 96.
Doppelgenerator i
^aovGoOt^lc
Apparate zur techaiscben Oewinoimg von Heizgasen.
schiefem Rost R, oder mit einem Planrost t abgeschlossen sind, f ist
die FallÖffnung, Sie sind gleichfalls gewöhnlieh unmittelbar an
die Feuerung angebaut.
Seht verbreitet sind die Schachtgeneratoten YOn Wilhelm
und Ffiediieh Siemens. Sie werden getrennt von dem mit
den Gasen zu heizenden Ofen erbaut. Um Wärmevetluste möglichst
zu vermeiden und auch an Mauetwetk zu sparen, werden sie oft
Fig. 99. SiemeDB-GeiiBTatareii.
in die Erde gebaut, und mehrere in Reihen nebeneinander oder im
Viereck aneinander geschlossen, Fig. 99 und 100 zeigen eine Anlage
der letzteren Art im Aufriß und Grundriß. Erstere Figur zeigt zwei
mit der Rückwand aneinander stoßende Generatoren (I und II) im
Vertikalschnitt. Unten sind dieselben mittels eines Treppenrostes T
und eines schiefen Rostes R abgeschlossen. Der Grundriß zeigt die
vier Generatoren I, II, III und IV ins Viereck gestellt, f sind die
^aovGoOt^lc
Apparate zur tachaischen GeiriiinDiig Tun Heizgasen.
331
FQlIschächt«, deren 2 für je einen Generator vorhanden sind, a sind
Schürlocher, die mit einem Deckel oder Pfropf verschlossen werden
können. Alle vier Generatoren haben einen gemeinsamen Gasabzug.
Die Rfickwand der Generatoren ist hier schief angeordnet, damit
die Loft nicht längs derselben, wo sie — wenn sie vertikal stünde —
Fig. 100. Siemena-Geueratoreii.
infolge der lockeren Lage der Kohlen den geringsten Widerstand
fände, aufsteigen kann. Die Haupt-Zugrichtung ist hier, wie in allen
übrigen Figuren, durch Pfeile ange-
deutet.
Eine eigentümliche Einrichtung
besitzen die Füllschächte (in
F^. 101 im Detail dargestellt). Sie
haben in der Mitte eine Klappe, die
durch einen mit Gegengewicht ver-
sehenenHebelsarmverschlosBen gehal-
ten wird. Überdies sind sie oben mit
einem übergreifenden Deckel ver-
schlossen, dessen Rand in einer mit
Sand oder Ton gefüllten Rinne ruht, wodurch gasdichter Verschluß
Fi; 101
FUllichttcht mit Klappe
^aovGoOt^lc
S32 Apparate sar techaiscben Geirinnnng von Hwzgisen.
erzielt wird. Um den Generator mit frischer Kohle zu beschicken,
entfernt man diesen Deckel und füllt die Kohlen auf die geschlos-
sene Klappe in den FUllschacht. Nun wird der Deckel itufgesetzt
und die Klappe gesenkt, wodurch die Kohlen in den Generator-
raum stürzen. Hiedurch werden Gasausströmungen während des
Beschicken s vermieden.
Um die Schütthöhe der Kohlen (die ja hier in der Richtung
der Pfeile zu messen ist) zu vergrößern, hat man den Füllschacht
an manchen Orten (z. B. in Neuberg)^mehr gegen die Mittendes
^aovGoOt^lc
AppKrftte EDT teebniBcbeo GeniDunng von Tlrnzpuen, 333
Generators gerückt (Fig. 102). Zur Verhinderung des Aufeteigens
von Luft an der (hier vertikalen) Hinterwand des Generators hat
letzterer hier einen Absatz erhalten. Unten ist der Generator durch
einen Treppenrost und einen Planrost abgeschlossen. Um endlich
dort, wo mehrere Generatoren in einen gemeinsamen Gaskanal
münden, jeden einzelnen derselben nach Bedarf (wegen Reparaturen,
etc.) ausschalten zu können, dienen Ventile (wie V in Fig. 102)
oder Schieber. Der Aschenfall ist hier überdies vertieft, um Wasser
aufzunehmen, das durch den heißen Rostdurchfall verdampft wird,
und so die Qualität des Generatorgases verbessert (Mischgas).
Im vorigen Beispiele waren vier Siemens-Generatoren so an-
geordnet, daß je zwei neben-, und zwei gegeneinander gestellt
waren. Läßt man bei letzteren die Zwischenwand weg, so erhält
man Doppelgeneratoren (Fig. 103), die entweder einzeln, oder
in Reihen nebeneinander angeordnet werden können.
Fig. 104. Fig. 105.
Alte Schachtgeaeratoren tod Donawiti.
Diese Doppelgeneratoren, von denen wir schon früher ein
Beispiel kennen lernten, bilden den Übergang zu den sogenannten
Schacbtgeneratoren.
Solche für Braunkohlen geeignete Schachtgeneratoren sind
beispielsweise die älteren Donawitzer (Fig. 104 und 105). Die
Absetzung des Schachtmauerwerkes (a) ist erforderlich, um die
Luft am Aufsteigen längs den Wänden zu yerhindem.
Andere Typen solcher Schachtgeneratoren sind folgende:
Der Gasgenerator von Kolsva in Schweden {Fig. 106), bei
welchem wir zuerst eine andere Art von Füll Schacht- Verschluß —
^aovGoOt^lc
334
Apparate edf techniBcben Gewiniiaiig von H^zgasen.
den sogenannten Parry'schen Trichter (p) — kennen lernen.
Derselbe hat statt der Klappe einen senkbaren Konus.
Die verschiedenen Gasgeneratoren von Odelstjerna, u, zw.
a) für Steinkohlen (Fig. 107). Derselbe erweitert sich
nach unten, um das Äbwärtsrutschen der Kohlen zu erleichtern.
1 Odelstjen
Vig. 108.
Generator füi Torf, Hol« nud i
Odelstjerna.
Um aber dennoch das
Aufsteigen der Lnft längs
den Wänden zu verhindern,
hat er am unteren Ende des
Schachtes einen scharfen Ab-
satz angeordnet. Der untere
Abschluß des Generators
wird durch zwei Treppen-
roste T gebildet. Der Gene-
ratorquerschnitt ist kreis-
förmig. Der Füllschacht hat
den Parry'schen Trich-
terverschluß.
b) Für Torf, Holz
undSägeapäneCFig.lOS).
Hier muß der Schacht bedeu-
tend weiter und die Schütt-
hohe größer gehalten werden,
als bei Steinkohlen. Den
nach Abschluß bildet entweder ein
Planrost, oder auch ein
^aovGoOt^lc
Apparate aar technischen Oewinnnng von Heizgasen. 335
Treppenroet, Diese Generatoren werden gewöhnlich für Gebläse-
wind eingerichtet, und dann müssen sie unten durch gut schließende
Türen (T) dicht geschlossen sein.
Eine eigentümliche Form hat der nur für Unterwind einge-
richtet« Steinkohlengenerator von Tholander (Fig. 109). Diese
Konstruktion beabsichtigt die wirksame Schütthöhe der Kohlen
(d, i. die Wegstrecke, längs welcher die Primärluft mit den
glühenden Kohlen in Berührung tritt, ab) trotz des Aufgichtens
bezw. Niederbrennens der Kohlen im Generator konstant zu halten.
Es ist hier kein Rost vorhanden, sondern die Kohlen liegen auf
einer festen Unterlage (c d). f ist der Füllschacht mit Triehter-
verschluß, w w der Windkanal, G der Generatorsehacht, s s sind
Schüröffnungen, und TT Türen zur Entfernung der Asche.
Fig. 109. Generator von Tholanaer.
Wie schon aus Vorstehendem ersichtlich, macht man die Quer-
schnitte der Schachtgeneratoren sowohl rechteckig als rund. Bei
einzeln stehenden Schachigeneratoren ist der kreisförmige Quer-
schnitt nicht allein wegen des gleichmäßigeren Ganges, sondern,
u. zw. hauptsächlich deshalb vorzuziehen, weil sie zufolge der
kleineren strahlenden Oberfläche geringere Wärmeverluste erleiden.
Man schließt dieselben unten entweder mit einem Planrost (wie
bei jenen von Odelstjerna für Torf, Holz, etc.) oder mit einem
Trichter- oder Kege.l-Rost (Fig. 110, 111 und 112).
^aovGoOt^lc
336
Apponte sar technUehen Oewinnnnj^ von Heizgasen.
Weniger günstig ist der Abschluß mit zwei Treppenroaten und
einem Planrost (Fig. 113).
Planroste lassen sich Oberhaupt nur für grobstäckiges Brenn-
material verwenden, weil feinkörniges (Feingries) zwischen den
Eostatäben durchfällt. Für derartiges Brennmaterial müssen Trep-
penroate benützt werden. Sehr zweckmäJlig sind in vielen Fällen
die ebenen Treppenroste von v. Lichtenfels, bei denen
die Ausnützung des natürlichen Böschungswinkels in trefTlicher
Weife auf einen Planrost übertragen ist (Fig. 114).
Fig. 110, Triohterrost.
Tig. 111. Eegelrost
Läßt man noch überdies die Roststäbe I, 3 und 5 feststehen,
während sich 2 und 4 langsam in einer zur Zeichenebene senk-
rechten Richtung hin und
her bewegen, so wird
hiedurch auch noch die
Arbeit des Rostputzen s
auf ein Minimum redu-
ziert, indem die Asche,
wenn sie nicht zn sehr
zusammenbackt, größten-
teils von selbst durch den
Rost fällt.
hbare Kegelroste,
die
Fig. 112. KegelroBt,
Zu demselben Zwecke dienen d
namentlich wenn die Kegelachse gegen die Drehungsachse
^aovGoOt^lc
Appftr&te inr teehnüchen Qewiimiuig von Heizgas
337
mit der Generatorachse zasammenfäUt — etwas verschoben ist
(Fig. 115, 116), Dieser exzentrische Kegelrost kann auf einer
kreisförmigen Bodenplatte aufmontiert sein, die auf einer Kugeirinne
läuft, Ist diese Platte außen gezahnt,
so kann der Antrieb mittels einer
Schraubenspindel erfolgen.
Überdies hat man in Genera-
toren mit kreisförmigem Querschnitt
hin und wieder auch recht kom-
plizierte. Kuhrvotrichtungen
angebracht.
Bei Gebläsegeneratoren kann
man aber auch ganz ohne Rost aus-
kommen, wie wir schon früher beim
Generator von Tholander gesehen
haben. Dies geschieht immer dann,
wenn man es mit einem stark
backenden Brennmaterial zu tun bat,
in welchem Falle oft nichts anderes
übrig bleibt, als dem Brennstoffe ge-
eigneteZuschlägezu geben, um so die
Asche in leicht schmelzbare Schlacke
zu verwandeln, die von Zeit zu Zeit aus dem Generator abgelassen .
(abgestochen) werden kann. Als Beispiel möge der Generator
von A, Sailler dienen (Fig. 117), f ist der Füllschacht mit
Parry'schem Trichter, ss sind Schürlöcher, WW die Windleitung,
aa Ahstichöffnungen.
Fig. 118.
GeoeratorsbBchlaB mit Treppea-
nnd Planroat.
Fig. H*,
LicbtanfsIs'BchBT Plan-Treppsnroat.
Zum Verschluß der SchÜrlÖeber dienen Deckel, Pfropfen und
ähnliches. Da jedoch die während des Schürens entweichenden
Generatorgase die Arbeiter stark belästigen, haben Hof mann
(in Witkowitz) und Stäche eine ebenso zweckmäßige als geniale
"Vorrichtung konstruiert, die diese Gasausströmung völlig verhindert.
Oberhalb des Schürloches ist ein dasselbe schlangenförmig um-
Jflptntt, Ohara. Ttebuologi* d. Bnergien. I. SS
^aovGoOt^lc
338 Apparate mr techniacheo OewinnaiiK Ton Hebgasea,
Bebendes Dampfrolir gelegt, dfis gegen innen zu gelocht ist. Beim
Offnen der Schürlöcher öffnet sich auch gleichzeitig ein Ventil, so
daß der Dampf in die Schlinge strömt und bei den erwähnten
Bohrungen ausbläst. Diese Dampfstrahlen nun verhindern das Aus-
treten von Gas während des Schärens so gut wie gänzlich, so daß
diese Operation oder jede Belästigung der Arbeiter vorgenommen
werden kann.
Die Nachteile, welche fOr den Betrieb der Gasgeneratoren
durch die zeitweise Neubeschickung mit frischem Brennstoffe da-
Fig. 116. Fig. 117.
Drefabater exzentrischer Ke^ltosl. QebUsegenerator mit Scblackenabatich nach
A. Stuller.
durch entstehen, daß der Generator einerseits abgekühlt wird und
daß anderseits die Gase in der ersten Zeit nach der Neube-
schickung mit Produkten der trockenen Destillation weit stärker
beladen sind als spät«r, also ungleiche Zusammensetzung und
Brennwerte besitzen, haben zu Versuchen geführt, die trockene
^aovGoOt^lc
Appante euc teohattchMi Geviimiuig tob HelEgMen. 339
Destillation von der Vergasung tu trennen. Derartige Vorschläge
wurden gemacht von Minary, von Brook und Wilson, von
Kleemann, C, Neese, Gröbe-Lührmann, Wilhelm
Schmiedhammer, Fr. Toldt, etc. Alle diese Generatoren
sind jedoch siemlich kompliziert, und die Gleichmäßigkeit des
Gases läßt sich weit einfacher dadurch erzielen, daß man viele
Generatoren gleichzeitig in Betrieb hat, von denen jeder natürlich
in einer anderen ßetriebephase steht.
Die Erzeugung von Mischgas erfolgt bei Zuggeneratoren
einfach in der Art, daß man unter dem Roste ein Wasserbassin
anbringt. Durch die strahlende Wärme des Rostes und die durch-
fallende heiße Asche verdampft Wasser und wird mit der Luft in
den Generator geführt.
Fi(
Dampfttrshlgebla^e i „ „
Bei Geblasegeneratoren wird entweder Wind und Dampf ge-
sondert in eigenen Leitungen unter den Rost geführt, was den
Vorteil hat, daß man die von beiden eintretenden Mengen regu-
lieren kann, oder man bedient sich eines Dampfstrahlgebläses,
das die Luft mitsaugt (Fig. 118).
Hin und wieder hat man die Kondensation der in den
Generatorgasen enthaltenen Destillationsprodukte durch Kühlung,
Waschen der Gase, oder durch Einspritzen von Wasser zu er-
reichen gesucht. Da hiebei jedoch schon durch die Abkühlung der
Gase beträchtliche Wärmemengen verloren werden, anderseits
aber auch der Brennwert der kondensierten Deatillationsprodukte
den Gasen entzogen wird, ist man hievon fast überall abge-
gangen. Es geschieht nur mehr dort, wo der Wassergehalt der
Gase sonst ein allzu hober wäre.
^aovGoOt^lc
340 Apparate tat techniHhen Qewinnaiig tob Heizpaaeit.
Die Apparate zur Erzeugung von reinem Wassergas werden
später (unter Beleuchtung) besprochen werden.
Übungstbemen.
Unter Voraussetzung eines bestimmten Wärmebedarfes pro
Stunde und eines Brennstoffes von gegebener Zusammensetzung
und Gasgiebigkeit ist eine Generatoren anläge zu entwerfen. Hiebei
können noch verschiedene Nebenumstände (Grundriß des verfüg-
baren Baumes, bequeme Zufuhr der Kohlen zu den Generatoren,
die Notwendigkeit von Reservegeneratoren, Rücksichtnahme auf
Kohlendepots, etc.) in Betracht gezogen werden.
Eine bestehende Zuggeneratorenanlage ist für Unterwind oder
zur Mischgaserzeugung umzugestalten.
Eine bestehende Generatorenanlage {z. B. eine Reihe neben-
einanderstehender einfacher Siemens-Generatoren) ist so zu er-
weitern, daß sie die doppelte Gasmenge zu liefern im stände ist,
etc., etc.
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